Kapitel 20

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Jongin pov.

Seufzend sperrte ich die Tür zu Kyungsoos Wohnung auf. Gefühlte Ewigkeiten war ich hier nicht mehr gewesen und doch kam mir alles noch gruselig vertraut vor. Sonnenlicht fiel durch die Fenster, zwischen den Vorhängen hervor, weshalb ich die schon entstandene Staubschicht deutlich auf dem Boden, aber auch in der Luft sehen konnte. Sonst sah die Wohnung normal aus. Sein Verschwinden war schließlich von ihm nicht geplant gewesen. Ein kleiner Berg von Post hatte sich in seinem Postkasten schon angesammelt. Viele Briefe von Freunden und vermutlich Familie, die sich wunderten, wo Kyungsoo geblieben war. Telefonisch war er ja auch nicht mehr erreichbar. Würden sie nur wissen.

Eine Weile sah ich in die stille Wohnung. Das war alles meine Schuld, dass Kyungsoo hier nicht mehr leben konnte und ganz deswegen plagten mich wieder die berechtigten Schuldgefühle. Und dann hätte ich vor seinen Augen auch noch einen Menschen getötet- wäre die Pistole normal geladen worden. Selbst würde ich Soo aus den Fängen dieses Mörders befreien können, mich würde es nicht wundern, wenn er mich über alles hassen würde. Neben der Schuldgefühle machte sich auch Schmerz breit- etwas, was ich nicht dachte, was ich wegen eines Menschen so schnell fühlen würde. Frustriert raufte ich mir die Haare und ging in sein Schlafzimmer. Von meinen Gefühlen sollte ich mich jetzt eindeutig nicht ablenken lassen!

Zuerst durchsuchte ich seinen Schreibtisch nach seinen Kontakten, fand letztendlich ein schwarzes Büchlein mit vielen Nummern. Es dauerte jedoch nicht lange den Leuten zu schreiben, da die meisten Nummern keine Privatpersonen waren. Und Kontakte hatte er wohl nicht viele. Aber vielleicht fand ich in seiner Wohnung etwas, was mir helfen würde, ihn von dort zu befreien.

Den ganzen Tag beschäftigte ich mit mit seiner Wohnung, räumte Zeug in Kisten. Um ehrlich zu sein vieles hatte ich nicht vor, zu meinem Boss zu bringen. Ein paar sachen würde ich bei mir in der Wohnung lassen, falls Kyungsoo dann bei mir sein sollte. Gefunden hatte ich bis jetzt nichts. Es war schwierig etwas zu finden, wenn man nicht wusste, nach was spezifisch man Ausschau halten sollte. Und somit fand ich letztendlich nichts, was mir bei der Rettung von Kyungsoo helfen könnte.

Im Auto, auf der Fahrt zur Organisation, spielten die ganzen Gedanken in meinem Kopf verrückt und die Leute in der Organisation wohl auch. Von einem hatte ich erfahren, als ich mich mit zwei Kartons auf den Weg zu dem Büro meines Chefs machte, dass Kyungsoo wohl einfach so geträumt hatte, saß nicht gesteuert werden konnte. Hoffentlich irgendetwas Gutes.

Mit neu geschöpfter Hoffnung klopfte ich. "Jongin, du bist wieder da. Irgendetwas interessantes gefunden?", fragte er mich und machte sich gleich gar nicht die Mühe, irgendwie zu lächeln. "Nein, er hat nicht wirklich viel, das war alles", sagte ich und stellte die Kartons auf den Boden vor dem Schreibtisch. Schon mach ein paar weiteren Minuten sollte ich nach Hause fahren, was ich letztendlich auch tat.

Wieder im Auto klingelte mein Handy, es war ein Freund von mir, Yixing. "Sag mal lebst du eigentlich noch?", wurde ich auch von ihm sehr freundlich begrüßt. Schnell machte ich auf Lautsprecher und konzentrierte mich auf den Verkehr. "Ja tu ich", schmunzelte ich. "Nur viel Arbeit in letzter Zeit. Wie geht's eigentlich bei dir so, viele Verbrechen aufklären?" Yixing war ja Polizist. "Ja, letztens wurde ein Mann tot in seiner Wohnung gefunden. Aber zurück zu den schönen Themen, hast du mal wieder Zeit? Wir haben ewig nichts mehr gemacht."

Und somit kam es, dass ich eineinhalb Stunden später mit ihm in einer Bar saß und ein Bier trank. Hoffentlich könnte ich dann wenigstens für eine kurze Zeit Kyungsoo vergessen.
Und wieder dachte ich an ihn, bis ein weiteres Bier vor meine Nase geschoben wurde. "Was ist los mit dir? Du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst Jongin."
Ich konnte es ihm nicht erzählen. Oder doch? Er war doch Polizist, vielleicht könnte er mir ja helfen?
"Ich sags dir, wenn wir zu dir nach Hause fahren." Wer wusste, wie verwanzt meine Wohnung doch war, musste ich eh mal komplett bereinigen lassen, sollte Kyungsoo dann zu mir kommen.

"Du willst mir also sagen, dass du diesen Kyungsoo ausgeliefert hast?", fragte mein Freund mit großen Augen nach, als ich ihm die ganze Geschichte, von vorne bis hinten erzählt hatte. Schuldig sah ich ihn an und nickte, sah dann auf meine Hände, die ich in meinem Schoß verschränkt hatte.
"Du bist ein wirklich Idiot", seufzte er und kratzte sich am Kinn, sah mich dann prüfend an. "Aber okay, ich helfe dir deinen Liebsten zu befreien." Sobald er das gesagt hatte, viel ich ihm sehr oft 'Danke' sagend um den Hals. Yixing war wirklich der beste. Das Liebsten ignorierte ich einfach.

Ich hoffte, dass der Plan, den wir über die nächsten drei Tage ausgearbeitet hatten, auch funktionieren würde. Meine erste Aufgabe: Erfahren, wo der Schlüssel zu Kyungsoos Zimmer war und wo dieses sich überhaupt befand. Aber ehrlich gesagt was das wirklich nicht schwer, besonders wenn man demjenigen ein bisschen Geld zusteckte. Aber wie sollte ich bitte den Schlüssel bekommen? Er war gut geschützt in dem Schreibtisch meines Chefs. Der Plan war gar nicht mal so kompliziert und ich war etwas erstaunt, wie einfach er war. Schlüssel bekommen, Kyungsoo befreien, Boss würde durch Yixing abgelenkt werden und dann raus mit ihm. Ob die Durchsetzung auch so einfach war wie es klang, würden wir noch herausfinden.

Noch etwas sehr nützliches hatte ich herausgefunden. Mein Boss war am nächsten Tag wieder den Tag irgendwo unterwegs. Und das würde ich ausnutzen, um zu Kyungsoo gelangen. Als ich in meinem Bett lag, musste ich leise Lachen, da die ganzen Leute in der Organisation, besonders die nicht wirklich hochgestellt waren, verdammt bestechlich waren. Trotzdem trauerte ich meinen 130.000 Won hinterher, nur damit ich Kyungsoo an dem Tag Essen bringen konnte. Und dass niemand petzte, denn dann würde ich schnell fliegen.

Kyungsoo saß mit dem Rücken zur Tür liegend auf seinem Bett, achtete mir keine Aufmerksamkeit.
"Soo?", fragte ich leise und ging näher zu dem Bett, weshalb er aufschreckte und mich überrascht ansah.
"Jongin? Was machst du hier?", fragte er und sah dann verwirrt auf das Essen, welches ich bei der nächsten Möglichkeit abstellte und vor dem Bett in die Hocke ging.

"Es tut mir alles so leid Soo", fing ich an und nahm seine Hand, die er -zum Glück- nicht wegzog. "Ich bringe dich hier raus, du musst nur Geduld haben." Als ich wieder Aufstand, stand auch er auf. "Wann Jongin? Wann hat das alles ein Ende?", fragte er und mit Entsetzen bemerkte ich, wie Tränen ihm in seine Augen stiegen. "Bald, ich verspreche es dir", sagte ich sanft und legte meine Hand auf seine Wange. Mit großen Augen sah er zu mir auf, wieso war er auch so klein?

So kitschig es auch klang- als wir uns so stumm in die Augen sahen, schien für mich die Welt stehen zu bleiben. Ohne dass ich es wirklich bemerkte kamen wir uns näher, bis ich seine weichen Lippen auf meinen spüren konnte.
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Kapitel von jiminslostearring

Wenn Träume wahr werden (Kaisoo FF)Where stories live. Discover now