Kapitel 16

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Kyungsoos pov.

Wutentbrannt hatte dieser Psycho mein neues Zimmer verlassen. Die Papierfetzen hatte er natürlich mitgenommen. Schließlich sollte ich ja nicht auf die Idee kommen weiter seinen Namen auf die Fetzen zu schreiben. Wie ein Häufchen elend saß ich da und sah ihm nach. Jongin und ich waren noch nicht lange von einander getrennt und doch kommt es mir vor als sei es eine Ewigkeit. Doch was meinte er damit, dass ich ohne ihn gar nicht hier wäre? Hatte er also doch mit all dem hier etwas zu tun. Deshalb auch die ganzen Entschuldigungen. Glauben konnte und wollte ich es aber nicht. Er war immer so lieb und fürsorglich gewesen. Frustriert vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Warum ich? Soll ich nun den Rest meines erbärmlichen Lebens hier verbringen? Ich ging auf mein Bett zu und kauerte mich auf ihm zusammen. Liege ich nun jeden Tag hier und warte einfach darauf, dass ich sterben werde? Das wollte ich nicht! Nachdem ich Jongin kennengelernt habe, habe ich gemerkt wie schön das Leben nur sein kann, auch wenn ich das niemals vor ihm zugeben würde. Auch wenn es nicht viel war, was wir gemacht haben. Er war immer so penetrant und nervig. Und doch wollte ich ihn nicht los werden. Zumindest jetzt nicht mehr. Man merkt erst wie wichtig jemand einem sein kann, wenn er nicht mehr da ist.

"Hier, dein Essen", sagte einer der Mitarbeiter des Psychos unfreundlich. Lieblos stellte er es auf den Tisch, wobei etwas daneben ging. "Ach, ich soll dir übrigens ausrichten, dass du ja alles auf essen sollst." Und weg war er wieder. Ich sah mir die Portion an. Das wird bei der Menge schwer. Das reicht locker für drei Personen. Wollen die mich mästen? Brav wie ich mittlerweile geworden war begann ich zu essen. Doch mehr als die Hälfte schaffte ich nicht. Träge blickte ich auf das Essen. Mit Mühe und Not versuchte ich meine Augen offen zu halten. Ich schreckte kurz darauf auf, als jemand das Zimmer betrat "Und hast du endlich mal dein Essen auf?", pampte mich der Wärter an, der soeben den Raum betreten hatte. Ich schüttelte den Kopf. "Ich schaffe nichts mehr, wirklich", beteuerte ich. Ich wollte nicht wegen so etwas bestraft werden. Der Wärter leckte sich jedoch über die Lippen. Anscheinend hatte er Hunger. "Möchten sie etwas abhaben? Es wäre eine Schande, wenn es weg geschmissen werden würde." Er schien zu zögern. Ich stand auf und zog einen Stuhl, der zuvor in der Ecke stand zu dem Tisch und deutete ihm, dass er sich doch setzten solle. Und tatsächlich setzte er sich. Er machte sich zunächst einen sehr mageren Teller fertig, jedoch nahm ich ihm diesen aus der Hand und füllte ihn. Seine Augen verfolgten aufmerksam das Geschehen. "So und aufessen", gab ich von mir und der Wärter fing an zu Essen. Ich beobachtete ihn währenddessen. Er schlang das Essen nur so herunter. Wie lange hatte er denn bitte nichts mehr gegessen? Und vor allem warum? Fragen bildeten sich in meinem Kopf. Ein Husten unterbrach jedoch meine Gedanken. Schnell reichte ich ihm mein Glas, damit er etwas trinken konnte. "Nicht so hastig", meinte ich fürsorglich. "Tut mir leid, aber ich habe seit zwei Tagen nichts mehr richtig zu essen bekommen", nuschelte er. Ich verstand jedes Wort. Meine Augen wurden groß. "Dann lass es dir schmecken." Er nickte und begann weiter zu essen. Mein Blick richtete sich auf die Wand hinter ihm. Ob Jongin hier auch immer genug zu essen bekommen hat ? Was macht er eigentlich gerade? Geht es ihm gut? Denkt er vielleicht auch an mich? Vermisst er mich auch so sehr wie ich ihn? Ich schüttelte meinen Kopf und begann mir die Schläfen zu massieren. Ich sollte definitiv weniger denken. "Alles okay bei dir?", fragte mich der Wärter mit einem verwirrten Blick. Ich nickt. "Natürlich ist nichts in Ordnung. Ich werde gefangen gehalten von so einem Dreckspsycho, zu Jongin wurde mir der Kontakt verboten und nett behandelt werde ich hier ja nicht gerade."
"A-aber ich habe doch nichts gemacht", sagte der Wärter kleinlaut. Hatte ich das gerade etwa laut gesagt? Mh, scheint so. "Das war auch nicht gegen dich gerichtet", sagte ich. "Also stimmt es, dass du und Jongin euch doch sehr Nahe steht?", fragte er nun. Perplex nickte ich. "Ja schon, also er hat sich zu einem guten Freund entpuppt, den ich von nun an ja aus heiterem Himmel nicht mehr sehen darf", beschwerte ich mich. Der Wärter fing an zu grinsen. "Dann hat er seinen Auftrag ja nicht ganz erfüllt", murmelte er. Anscheinend galten die Worte nicht mir, doch verstand sie sehr gut. "Welchen Auftrag?", fragte ich etwas neugierig. "Hatte er es dir nicht gesagt?", stellte er mir als Gegenfrage. Ich schüttelte lediglich den Kopf. "Na ja, er hatte den Auftrag dich hier hin zu bringen", sagte er leise. Ich um griff mit meiner Hand die Armlehne des Stuhls. Deshalb hatte er sich immer wieder entschuldigt. Er war an dieser scheiß Situation Schuld. Wegen ihm war ich nun bei diesem Psycho. "Also war alles nur ein Spiel", gab ich trocken von mir. "Nein, so darfst du es nicht sehen", schritt er sofort ein. "Wie dann?" Kurz überlegte er bevor er sprach: "Anfangs, wo er dich noch nicht kannte, war es vielleicht ein Spiel, aber glaub mir, du bist im sehr ans Herz gewachsen." Ich meine ihn noch etwas murmeln gehört zu haben wie vielleicht zu sehr, aber sicher war ich mir nicht. Eine Weile saßen wir dort und schwiegen uns an. "Ich muss glaube ich mal langsam wieder an meine Arbeit", brach der Wärter die Stille und stand auf. "Danke für das Essen", sagte er noch und verließ mein Zimmer. Wieder war ich alleine.

Den restlichen Tag verbrachte ich im Bett und starrte die Decke an. Vielleicht könnte ich ja das Zimmer hier etwas verschönern mit Farbe? Obwohl, ich denke nicht, Fass der Psycho das als eine gute Idee ansehen würde. Am Abend bekam ich wieder etwas zu essen, doch viel aß ich nicht, da ich noch satt vom Mittagessen war. Kurz nachdem ich mit dem Essen fertig war, kam dieser Psycho wieder und erkundete sich nach meinem Wohlbefinden. Ich sagte nur, dass es langweilig sein, doch sonst alles okay. Er nickte und meinte dass es auch langsam Zeit zum schlafen wäre. Ich befolgte seinen Rat und zog meine Decke über den Körper. Schnell schlief ich ein. Eigentlich kein Wunder bei dem ganzen Essen heute.

Ich sah nur, wie ich auf einen Stuhl gefesselt war. Vor mir erstreckte sich eine große Fensterfront. Dahinter befand sich ein weißer Raum. Ich zerrte an den Fesseln, doch lösen taten sie sich nicht. Auf einmal betrat jemand den Raum. Es war dieser Psycho. "Warum bin ich hier?" Freundlich klang meine Stimme nicht wirklich. "Das wirst du gleich sehen." Ich hatte ein ungutes Gefühl. Kein Wunder bei so einem Menschen. Na ja, Mensch konnte man diesen Psycho ja nicht nennen. "Guck mal nach vorne", meinte der Psycho auf einmal. Ohne zu zögern richtete ich meine Blick nach vorne. Der Wärter, der mein Essen auf gegessen hatte war auf einmal da. Nur war er nicht alleine. Ein weiterer Mann war bei ihm. Dieser holte plötzlich mit einem Messer aus seiner Jackentasche und stach es dem Wärter von hinten in die Brust. Sofort sackte der Wärter zu Boden. Der zuvor weiße Boden färbte sich rot. Auch die Wände waren nicht mehr überall weiß. Kleine rote Punkte zierten sie nun. Ich konnte nicht fassen was da gerade passiert war. Da war einer, der mich nicht wie Dreck behandelte und dieser musste sterben. Kleine Tränen begannen mir die Wange hinab zu laufen. "Kyungsoo", hörte ich die Stimme des Psychos, "du musst nicht weinen. Hättest du ihm nicht dein Essen gegeben, dann wäre er jetzt noch am leben", sagte er mit einem gespielt mitfühlenden Ton. "Woher-", setzte ich an. "Ich sehe alles", antwortete er auf meine nicht ausgesprochene Frage. Ich sah wieder zu dem Wärter. Es war meine Schuld! Wieso habe ihm es auch nur angeboten? Jetzt wo ich etwas Hoffnung geschöpft hatte, endlich wieder mit jemanden reden zu können, der mich nicht wie Dreck behandelte, verließ dieser mich auch wieder. Jongin, mein ganzer Körper schrie nach ihm. Er soll hier sein. Er soll mich in den Arm nehmen. Nun fing ich an bitterlich zu weinen. "D-du bist ein M-monster." Er lachte nur humorlos auf. "Pass besser auf was du sagst oder es passieren noch viel schlimmere Dinge."

Ich schreckte hoch. Mein Atem ging schnell. Schweiß spürte ich auf meiner Stirn. Er wird sterben und ich kann rein gar nichts mehr für ihn tun.
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Kapitel von mir

Wenn Träume wahr werden (Kaisoo FF)Where stories live. Discover now