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Noch nie war Arion so früh aufgewacht. Normalerweise hatte Svea ihn immer geweckt, wenn sie ihm morgens das Frühstück gebracht hatte, aber heute wartete er auf sie. Und er wartete lange, denn er war wirklich unfassbar früh wach.

Aber seine Gedanken ließen ihn nicht schlafen. Sie kreisten um gestern Abend und ließen ihn an nichts anderes mehr denken. Der Kuss mit Svea...

Ständig erinnerte er sich, wie sich ihre weichen Lippen sich auf seinen angefühlt haben. Wie er durch ihr Haar gestreichelt hatte. Als sie gestern Abend gegangen war, musste er sich erst einmal über die Lippen fahren, um sich zu vergewissern, dass das wirklich passiert war.

Doch es war passiert. Svea hatte ihn geküsst. Und er hatte den Kuss erwidert. Es war ein unglaubliches Gefühl, das er jetzt immer noch spürte. Ein unwirkliches Hochgefühl, das ihn ganz aufgeregt machte. Aufgeregt, Svea wiederzusehen. Hatte sie genauso empfunden wie er? Hatte sie auch kaum geschlafen, weil sie sich immer wieder den Kuss vorgestellt hatte?

Für ihn war es etwas ganz Besonderes gewesen. Nicht nur, weil es überraschend kam und er Svea wirklich gern hatte. Es war etwas Besonderes, weil es etwas ganz Neues war. Es war sein erster Kuss gewesen.

Nun wusste er nur nicht, wie er reagieren sollte, wenn er Svea gleich sah. Er konnte sie schließlich nicht darauf ansprechen, oder? So etwas machte man doch nicht. Aber wie sollte er sich verhalten? Am besten tat er so, als ob nichts gewesen wäre. Svea musste ja nicht wissen, dass es sein erster Kuss war. Er tat einfach ganz locker. Benahm sich ihr gegenüber so wie immer. Sie hatte ihn als erstes geküsst, also sollte sie zuerst auf ihn zu kommen.

Hibbelig setzte er sich aufrecht hin. Eigentlich war das gar nicht möglich, so gerade und steif saß er schon im Bett. Aber jede Position war nicht gut, mal zwickte ihn etwas, dann lag die Decke nicht richtig.

Jetzt beruhige dich mal, versuchte Arion sich zu sagen. Doch es half nichts. Seine Nervosität stieg von Minute zu Minute, in der er sich vorstellte, dass sie gleich durch diese Tür kam.

Er lächelte. So zur Übung. Wenn Svea das Zimmer betrat, wollte er sie mit einem strahlenden Lächeln begrüßen. Er lächelte die Türe an, alleine ins leere Zimmer. Irgendwann schmerzten seine Backen. Da bemerkte er, wie bescheuert er gerade aussehen musste. Wenn ihn jemand sehen könnte. Er hörte auf mit Lächeln und schüttelte den Kopf, ein bisschen verärgert über sich selbst. Er wollte sich doch normal verhalten. Was er hier veranstaltete, war alles andere als normal.

"Also wirklich. Stell dich doch nicht so blöd an.", sagte Arion laut vor sich hin. Er musste es laut sagen, sonst konnte er es sich selbst nicht glauben. "Es war doch nur ein Kuss. Es war nur ein -"

Da ging die Türe auf und Arion verstummte abrupt. Svea betrat mit gesenktem Kopf das Zimmer. Sie trug sein Frühstückstablett in den Händen. Nein, war das peinlich. Arion hoffte, dass sie nicht gehört hatte, wie er mit sich selbst geredet hatte. Er atmete schnell durch und blickte sie lächelnd an.

Doch Svea sah ihn nicht gleich an, sondern schloss erst die Tür, bevor sie zu ihm kam. Ihre Augen waren auf das Tablett konzentriert. Arion war verwirrt. Sie verhielt sich irgendwie merkwürdig, anders als sonst. Oder kam ihm das nur so vor?

"Guten Morgen.", sagte er trotzdem und strahlte sie an.

"Morgen.", gab Svea knapp zurück. Arion legte den Kopf schief. Spätestens jetzt war ihm klar, dass Svea etwas auf dem Herzen lag.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er verwirrt. Er wollte nicht, dass es ihr schlecht ging. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Was, wenn sie wegen gestern Abend so bedrückt war? Hatte ihr der Kuss doch nicht gefallen?

"Ja, was soll sein?", erwiderte Svea und brachte nur ein klägliches Lächeln zustande.

"Du wirkst abwesend." Arions Stimme klang nun auch belegt. "Du kannst es mir ruhig sagen."

Erwachen des FrühlingsWhere stories live. Discover now