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Völlig gerädert erwachte Arion aus seinem Schlaf. Wobei Schlaf nicht unbedingt nicht das beste Wort war, um das zu beschreiben, mit dem sich Arion die letzten Stunden gequält hatte. Der Schneesturm hatte geheult und gepfiffen, getobt und es hatte so viel geschneit, dass Arion schon dachte, die Decke der Hütte würde einbrechen und ihn unter sich begraben.
Er konnte einfach nicht einschlafen. Das war nicht gerade förderlich, schließlich hatte er seine Reise erst wieder angetreten und hatte noch einen beachtlichen Weg vor sich. Müde hatte er sich hin und her gewälzt und Sammy dabei nicht selten unabsichtlich in den Bauch getreten. Das Tier hatte zwar gemurrt, aber sonst unberührt weiter geschlafen. Wie unfair.

Seine Gedanken dagegen wollten einfach nicht zur Ruhe kommen. Warum, brauchte er eigentlich nicht zu erwähnen. Er konnte nichts dafür. Er war verliebt und hatte Liebeskummer, da war es nur klar, dass er an nichts anderes als an Svea dachte.

Zusätzlich war es nach wenigen Stunden dann auch noch hell geworden, sodass Arion sich seine Mütze übers Gesicht ziehen musste, um das Licht auszuschließen. Erst, als der Sturm sich langsam beruhigte und abschwächte, war es Arion möglich gewesen, die Augen zu schließen und für wenige Stunden abzuschalten. Dann war es Sammy gewesen, der ihm einen Tritt verpasste. Er war aufgestanden und trat nun unruhig auf der Stelle herum.

Stöhnend setzte Arion sich auf und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und durch die Haare, während er sich dabei die Mütze vom Kopf strich.

"Sammy, warum jetzt? Ich war gerade eingeschlafen.", murrte er. Sammy schnaubte. In Arions Augen hörte es sich an wie "Selber schuld". Aus einem kindlichen Impuls, der mit Sicherheit der Müdigkeit geschuldet war, streckte Arion Sammy die Zunge raus. Dann rappelte er sich auf und schlüpfte in seine Stiefel.

Er konnte nicht verhindern, herzhaft zu gähnen. Er gab sich und Sammy was zu essen, nahm noch einen Schluck aus seinem Wasserschlauch, bevor er ihn auf den Rücken band und öffnete dann langsam die Tür der Hütte.

Er musste vorsichtig sein, schließlich könnte ihm gleich eine ganze Ladung Schnee entgegen kommen. Doch der Schnee stand glücklicherweise nicht so hoch, wie Arion vermutet hatte. Der Wind musste den Schnee weggeweht haben. Es war kalt, natürlich, aber der Himmel war blau und der Sturm schien sich gänzlich verzogen zu haben. Er schätzte die Tageszeit auf Nachmittag, denn noch war die Sonne zu sehen, bevor sie sich langsam gen Horizont neigte. Arion trat aus der Hütte und sah sich die Umgebung an. Auf dem Dach der Hütte lag mindestens ein Meter Schnee, es war wirklich ein Wunder, dass das Dach gehalten hatte. Nach kurzer Orientierung fand Arion auch den Gipfel des Kaltberges wieder. Das war das einzige, was er über den Baumspitzen erkennen konnte.

Er lächelte zufrieden. Er musste gestern doch mehr Strecke geschafft haben, als er dachte. Der Kaltberg war nicht mehr fern. Wenn er sich beeilte und wenig Pausen machte, konnte er den Fuß des Berges vielleicht bis Einbruch der Nacht erreichen.

"Na los Sammy, komm raus, wir müssen weiter."

Etwas eleganter als gestern noch hievte, schleifte und zog Arion den Schlitten wieder zur Tür hinaus in den Schnee. Das Rentier schaute kurz uninteressiert zu, bevor es sich abwandte und wegtrottete.

"Danke für deine Hilfe!", knurrte Arion leise in seinen Schal. Als er sich wieder aufrichtete, stand Sammy schon einige Meter entfernt und wurde von dem Baum verdeckt, weshalb Arion ihn nicht sofort entdeckte.

"SAMMY!?", rief Arion kurz panisch, atmete aber erleichtert auf, als er das bekannte Schnauben hörte und sein Geweih erkannte. Kopfschüttelnd bahnte er sich seinen Weg zu Sammy.

"Bei Odin, Sammy, du kannst doch nicht einfach weg-", begann er zu schimpfen, doch dann stockte er. Mit Schrecken sah er auf das, wovor Sammy stand.

Erwachen des FrühlingsWhere stories live. Discover now