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"Hast du mir überhaupt zugehört?!", fragte Arion verärgert.

"Wie sah sie aus?", überging Jarmil ihn einfach.
Arion wurde sauer. Jarmil schien es nicht zu kümmern, dass Balder tot und der Frühling verloren war. Ihn musste der Winter ja auch nicht stören, er hatte hier sein warmes Kloster. Und genau das war das Unfaire daran. Warum durfte Jarmil im Warmen leben und alle anderen mussten frieren. Er lebte und in seiner perfekten kleinen Welt und war zufrieden damit.

"Wie sah sie aus?!", fragte Jarmil erneut und stand auf. Er starrte Arion mit seinen strahlenden grünen Augen an. Arion warf die Arme in die Luft.

"Ich hab keine Ahnung. Sie... sah erwachsen aus, hatte aber trotzdem einige Falten. Und dunkle Haare."

"Und wo genau hast du sie gefunden?", hakte Jarmil nach und kam Arion noch näher. Dieser atmete ergeben aus.

"Es war kurz bevor ich hier ankam. Ich hatte die Nacht davor in einer kleinen Holzhütte verbracht, weil ein Schneesturm aufkam. Am nächsten Morgen habe ich die Frau gefunden. Sie war wie eingefroren, im Eis eingeschlossen. Es tat mir so leid, dass sie einfach erfroren ist, da habe ich ein kleines Grab gebaut."

"Führe mich zu ihr.", forderte Jarmil. Ihn schien die ganze Geschichte von Arion eigentlich gar nicht zu interessieren. Nur ein Interesse an dieser Frau schien er gefressen zu haben.

"Sie ist tot, Jarmil. Außerdem weiß ich nicht, ob ich die Hütte wiederfinden kann."

"Egal. Hol deine Sachen, wir gehen sofort los." Jarmil drehte sich auf dem Absatz herum und wollte die Kapelle verlassen. Jetzt reichte es aber. Genug war genug.

"Stop!", rief Arion laut. "Jarmil, hör auf, mir Anweisungen ohne Begründung zu geben. Was ist mit dieser Frau? Warum willst du da plötzlich hin?"

Jarmil war stehen geblieben, von Arion abgewandt. Er schien zu überlegen, ob er Arion etwas erzählen sollte oder nicht.

Schließlich drehte er sich um.

"Diese Frau könnte... meine Mutter sein."

"Was?!" Das war ja verrückt. Lächerlich. Was dachte Jarmil nur? Aber er wirkte voll überzeugt. Wenn er das glaubte, wollte Arion aber auch die Geschichte dahinter kennen. Er würde sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegen, bevor Jarmil ihm nicht ein bisschen mehr Information gegeben hatte. Das sagte er ihm auch.

Jarmil seufzte gehetzt, als hätte er keine Zeit für so einen Unsinn. Arion aber ließ sich demonstrativ auf der Kirchenbank wieder und sah ihn abwartend an.

"Also..., du musst wissen...ich kenne meine Mutter nicht. Habe sie nie kennengelernt. Ich bin bei den Schwestern des Klosters aufgewachsen." Jarmil gab sich geschlagen. Arion glaubte, dass das der bisher längste Satz gewesen war, den Jarmil zu ihm gesagt hatte. Es machte aber keinen Sinn. Wenn er seine Mutter nicht kannte, woher wollte er dann wissen, dass diese Frau sie sein könnte?

"Ich träume manchmal von einer Frau. Ich denke, dass sie meine Mutter ist. Als ich jünger war, habe ich immer nach ihr gefragt. Die Schwestern haben mir erzählt, dass sie fortgehen musste. Und nie zurückkam. Aber jetzt erzählst du von einer Hütte, nicht weit von hier, und einer Frau."

"Einer toten Frau.", warf Arion erneut ein.

"Nicht unbedingt."

"Was soll das denn heißen?"

Jarmil ging nicht auf seine Frage ein. "Dann habe ich sie wenigstens gesehen und kann sie angemessen beerdigen."

"Jarmil-"

"Arion, bitte. Ich will da hin. Nur, um zu sehen, ob diese Frau die Frau aus meinen Träumen ist."

>>>T<<<

Erwachen des FrühlingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt