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Genau elf Tage später stand Arion erneut im Schnee vor dem Eingang zu den Höhlen der Skadi. Komplett angezogen, in voller Montur, ohne Stock und mit Sammy und seinem Schlitten. Er war wieder gesund und konnte wieder komplett gehen. Keine Schmerzen mehr und auch Sammy war wieder voll einsatzfähig. Für die beiden war es nun an der Zeit weiterzuziehen.

Dass Thjorven dies gefiel, war nicht schwer zu erkennen. Sie lächelte zum ersten Mal in der ganzen Zeit, seit Arion hier war. Ihr Gesicht hatte einen zufriedenen Ausdruck, während sie, die Arme vor der Brust verschränkt, neben Arion stand.

"Thjorven, ich danke dir nochmal von Herzen, dass ihr mich und Sammy aufgenommen und gepflegt habt. Ohne euch hätten wir das wahrscheinlich nicht überlebt. Vielen Dank für eure Herzlichkeit und Fürsorge."

Sie konnte es gut gebrauchen, wenn man ihr ein wenig Honig um den Mund schmierte, fand Arion. Auch wenn das, was er sagte nicht so ganz stimmte. Dankbar war er, aber mit Herzlichkeit war er hier sicher nicht begrüßt worden. Von Svea jetzt mal abgesehen.

Nach der Nacht im Schnee, war Arion glücklicher als je zuvor. Auch Svea hatte permanent gute Laune, mit der sie Arion ansteckte. Nachdem Arion den Schritt gewagt und sie geküsst hatte, konnten sie beide kaum damit aufhören. Auch in den Tagen danach fiel es ihnen schwer, die Finger voneinander zu lassen. Jeden Morgen begrüßte Svea Arion mit einem Kuss, den er nur zu gerne erwiderte. Natürlich geschah das alles heimlich, schließlich sollten die anderen Mädchen der Skadi nichts von alle dem mitbekommen.

Svea plante schon, was sie alles mitnehmen musste, wenn sie Arion begleiten wollte und er unterstützte sie, wenn sie etwas vergessen hatte. Arion freute sich, dass Svea ihn begleiten wollte. Trotzdem hatte er sie noch mehrere Male gefragt, ob sie sich ihrer Entscheidung sicher war. Jedes Mal hatte sie energisch mit dem Kopf genickt.

Arion hatte in diesen Tagen auch das Gehen ohne Stock wieder gelernt. Seine Verletzungen waren weitestgehend verheilt, er hatte keine Schmerzen mehr. Alles, was ihm zurückbleiben würde, waren bissartige Narben an Arm und Bein. Doch damit konnte er leben. Wichtig war jetzt nur, endlich aufbrechen zu können und den Frühling zurück zu bringen.

"Das haben wir gern gemacht.", erwiderte Thjorven und log damit genau so, wie er es gerade getan hatte. Natürlich hatte Svea Thjorven nichts von ihrem Plan erzählt, vermutlich hätte diese sie sonst in ein Loch gesperrt und nicht mehr raus gelassen. Über diese Vorstellung hatten Svea und Arion beide herzlich lachen müssen. Thjorven wusste nur, dass Arion auf sie wartete, weil sie ihm noch Proviant bringen musste.

Arion drehte sich um, um nach Sammy zu sehen, der einige Schritte entfernt stand und seelenruhig an einem Baumstamm knabberte. Es war schon kurz vor der Dämmerung. Arion wollte seinen Plan fortsetzen, nachts zu laufen und tagsüber zu schlafen. So war es am sichersten.

Als der Blättervorhang vor dem Eingang der Höhle raschelte, drehte Arion sich freudig um. Doch es war nicht Svea, sondern Lara. Überrascht schaute er sie an. Mit ihr hatte er eigentlich nicht gerechnet.

"Lara, was tust du hier?", fragte Thjorven mit ihrer herrischen Stimme, die sie immer anwendete, wenn ein Mädchen nicht das tat, was sie wollte.

"Ich wollte Arion noch etwas geben." Schon drehte sie sich ihm zu. Er registrierte etwas in ihrer Hand, das auf den ersten Blick aussah, wie ein Brief.

"Arion, könntest du das mitnehmen und meinen Eltern geben, wenn du heimkommst?" Sie streckte es ihm entgegen. Ihre Finger zitterten leicht. Arion nahm ihn.

"Mir gefällt es hier sehr gut. Ich habe viele Freundinnen gewonnen und möchte die Töchter der Skadi nicht verlassen. Noch nicht. Ich habe meine Gründe alle hier niedergeschrieben. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du ihn meinen Eltern übergeben könntest."

Erwachen des FrühlingsWhere stories live. Discover now