37

1.9K 57 4
                                    

27. Juli 2015, Vancouver

Wo bin Ich? Mein Kopf hämmert. Unter mir ist es hart. Und es ist still. Ich versuche meine Augen zu öffnen, schaffe es aber nicht. Ich will mich bewegen, aber auch das funktioniert nicht. Wieso habe ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Mach die Augen auf verdammt! Ich werde leicht panisch. Ich spüre ein scharfes Ziehen in meiner Handinnenfläche. Ich will meine Hände ansehen, aber nichts davon funktioniert. Wieso kann ich mich nicht bewegen? Ahh! Langsam atmen, du musst dich beruhige Laura ... So einen Anfall hatte ich seit meiner Jugend nicht mehr.

Die Panik ist langsam verflogen. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, denn ich habe mein Zeitgefühl komplett verloren. Langsam spüre ich, wie ich aus meiner Starre aufwache. Ich öffne meine Augen und stelle fest, dass mein Zimmer dunkel ist. Ich liege auf dem Boden, zusammengekauert wie ein Embryo. Ganz langsam und vorsichtig, versuche ich mich zu bewegen. Und es funktioniert begleitet von leisen schmerzhaften stöhnen. Langsam setzte ich mich auf. Alles dreht sich. Ich warte noch kurz, bevor ich mich richtig aufrichte. Dabei stütze ich mich mit meiner Handfläche auf dem Boden ab und bereue es sofort wieder. Ein tiefer Schmerz macht sich breit und ich stöhne laut auf. Benommen gehe ich auf mein Bett zu und setzte mich an die Kante. Ich schalte das Nachttischlicht ein, um dann festzustellen, dass an mir überall Blut klebt. Vor allem meine Handflächen. Was zur Hölle ist passiert. Ich stehe vorsichtig auf und nehme mir ein Glas Wasser. Ich richte meinen Blick auf mein Handy und sehe, dass es 1 Uhr nachts ist. Ich gehe ins Bad, um mir das Blut von meiner Haut zu waschen. Unter dem Blut kommen tiefe Wunden in meiner Handfläche zum Vorschein. Was ist nur passiert? Ich kann mich an nichts mehr erinnern.

Mir wird alles klar, als ich Hautreste unter meinen Fingernagel erkennen kann. Ich habe mir das selbst angetan ... Ich verbinde mir meine Hände. Ich gehe zurück zu meinem Bett. Werfe meine dreckige Kleidung einfach nebens Bett und lege mich nackt unter die Decke. Ich bin so erschöpft. Ich checke nochmal mein Handy, ob ich auch wirklich den Wecker gestellt habe und falle dann in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

Mein Wecker reist mich aus meinem ruhigen Schlaf. Als ich meine Augen aufschlage, geht es mir schon viel besser. Das einzige was an letzte Nacht erinnert, sind die verbundenen Wunden an meinen Händen. Letzte Nacht, stand ich komplett neben mir. Ich stehe auf und nehme erstmal eine erfrischende Dusche. Ich ziehe mir einen grauen Pullover und eine schwarze Leggings an. Die restlichen Sachen aus meinem Badezimmer und meinem Schlafzimmer packe ich in meinen Koffer und mache mich dann auf den Weg zum Frühstück. Um zehn Uhr vormittags, treffe ich mich mit meinen Gasteltern im Restaurant. In dem Restaurant, in dem ich Harry kennengelernt habe. Harry. Er hat sich auch heute nicht gemeldet. Ich sollte ihn endlich vergessen. Harry war ein Teil meiner Geschichte hier in Vancouver, er wird aber leider kein Teil meiner Zukunft sein. Das muss ich endlich akzeptieren. Ich kann daran nichts ändern so gerne ich das auch möchte.

Im Restaurant angekommen sehe ich Sarah und Markus schon an einem gedeckten Tisch sitzen. Beide in ihrem perfekt gestylten Businesskostümen. Zur Begrüßung umarmen ich die beiden. Wir setzten uns und unterhalten uns durchgehend über alles Mögliche. Über meine Zeit hier, über meine Zukunft aber auch über die Zukunft von Sarah und Markus und ihren Kindern. Mittlerweile ist es halb zwölf und ich muss zum Flughafen. Markus Chauffeur wird mich zum Flughafen bringen. Ein Angestellter aus dem Hotel, holt die Koffer aus meinem Zimmer. In der Zeit verabschiede ich mich lange von Sarah und Markus. Auch Sarah hat Tränen in den Augen.
"Hier, das ist für dich. Vielen lieben Dank, was du die letzten Monate alles für uns getan hast. Du wirst für immer ein Teil unserer Familie sein. Du hast bei uns vieles ins positive verändert. Du kannst wirklich stolz auf dich sein. Wir wünschen dir nur das Beste für deine Zukunft! Pass auf dich auf.", mit nassen Wangen umarmt sie mich ganz fest. Sie drückt mir ein eingepacktes Geschenk in die Hand. Sie gibt mir noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich auch Markus umarme. Auch er wünscht mir alles Gute. Mit verheultem Gesicht drehe ich mich um und setzte mich in die Limousine.

Die Fahrt bis zum Flughafen, dauert nicht lange. Alles um mich herum passiert wie automatisch. Wie gesteuert, steige ich aus dem Wagen aus. Der Chauffeur hilft mir mit meinem Gepäck. Am Check-In klärt er alles, ich stehe nur daneben. Monoton verabschieden wir uns, nachdem er mir einen guten Flug wünscht und ich gehe durch die Sicherheitskontrolle zu dem richtigen Gate. Auch dort muss ich nicht lange warten, und so finde ich mich direkt im Flieger, auf dem Rollfeld.

Menschen mit Nahtoderfahrungen, erzählen immer, dass sie ihr Leben, wie in einem Film, an ihnen vorbeilaufen sehen. Genauso geht es mir auch. Ich bin nicht gerade dabei zu sterben, aber alle Ereignisse aus den letzten Monaten rasen vor meinen inneren Augen vorbei. Von dem ersten Treffen mit den Kids, Geburtstage, Partys, meine Freunde, kleine lustige, aber wertvolle Momente mit den Kids. Einfach alles. Auch das Konzert. Wie wir auf der Bühne waren und in das Meer voller Menschen geblickt haben. Und natürlich auch Harry. Genau in dem Moment, in dem der Flieger abhebt, sehe ich seine wunderschönen glühenden grünen Augen direkt vor mir, als er mit mir geschlafen hat. In meinem Zimmer. Die Gefühle, die gerade in mir sind, sind unbeschreiblich. Jedes Mal, wenn ich fliege und der Flieger abhebt, macht sich ein extremes Kribbeln und eine gewisse Nervosität in mir breit. Heute ist dieses Gefühl um einiges extremer, weil ich Harrys Augen vor meinen habe. Es fühlt sich so echt und nah an. Ich würde gerade alles tun, damit er neben sein kann. Ich in seinen Armen. Damit ich endlich wieder seinen Duft riechen kann. Damit ich endlich wieder seine Stimme, direkt neben meinem Ohr haben kann. Harry ich vermisse dich! Wo bist du nur?

Harrys P.o.v.

Wir hatten gestern Abend ein Konzert Minneapolis, und jetzt sitze ich im Flieger nach Vancouver. Es hat lange gedauert, Sam davon zu überzeugen, mich nach Vancouver fliegen zu lassen, weil wir morgen, am 28. Juli ein Konzert in einer anderen Stadt in der USA haben. Aber ich halte es nicht mehr aus. Ich muss Laura wiedersehen. Ich will sie spüren, riechen, anfassen können. In den letzten Tagen habe ich gemerkt, auch wie sehr ich versucht habe dies zu verdrängen, wie sehr ich sie mag und die Zeit mit ihr verbringen will. Sie gibt mir genau das Gefühl, nachdem ich schon mein ganzes Leben suche. Der Grund wieso ich Frauen date. Laura ist der Grund. Laura ist das Ziel meiner Suche. Laura ist besonders. Seit dem ersten Mal als ich sie gesehen habe. Sie ist unbeschreiblich schön, klug, freundlich. Sie ist einfach alles. Sie ist perfekt. Das alles will ich ihr sagen. Nicht übers Handy, sondern in ihr Gesicht. Ich will ihre Reaktion sehen können. Und sie küssen, fühlen.

In Vancouver angekommen, schnappe ich mir mein Handgebäck und meine Gitarre. Ich verlasse zusammen mit meinem Bodyguard den Flughafen. Wir machen uns auf den Weg zu Lauras Hotel. Ich werde langsam nervös. Gleich werde ich sie wiedersehen. Wie wird sie wohl reagieren?

Love Is Never Ever Simple (Harry Styles - Deutsche Version)Where stories live. Discover now