42

2K 61 2
                                    

Ist das wieder nur ein Traum? Steht er wirklich gerade vor mir? Ich kann meine Augen nicht von ihm entfernen. Wie er vor mir steht. Stylisch wie immer, mit seiner Sonnenbrille, seiner Saint Laurent Jacke, seiner schwarzen engen Jeans, von denen er mehrere Exemplare hat. Allein sein Anblick löst bei mir alt bekannte Gefühle aus.

Wir blicken uns in die Augen für mehrere Minuten, ohne ein Wort zu sagen. Seine smaragdgrünen Augen strahlen Hoffnung aus. Ich sehe an seiner Brust, dass sein Atem sehr schnell geht. Auch meiner hat sich in den letzten Minuten um vieles verschnellert.
Plötzlich höre ich mich harsch sagen: "Was tust du hier?"
Harry scheint genauso überrascht zu sein wie ich. Er braucht ein paar Sekunden, bevor er mir antwortet. Er kommt ein paar Schritte auf mich zu. Vor unsere Haustür ist eine Stufe. Am Ende der Stufe bleibt er stehen. Somit ist er ein bisschen kleiner als ich und sieht zu mir nach oben in die Augen. Er öffnet seinen Mund, doch schließt in wieder. Er blickt kurz nach unten, und atmet tief ein.
"Laura es ... ähm ...", er fährt sich mit der Hand durch die Haare. Er blickt mir wieder tief in die Augen, bevor die Worte: "Es tut mir leid.", seinen Mund verlassen.

Ich kann nicht mehr. Ich bin kurz davor vor ihm zusammenzubrechen.
"Es tut dir leid? Was genau? Dass du mit mir in Vancouver in diesen zwei, drei Tagen nur gespielt hast, oder dass du dich Wochen lang danach nicht mehr gemeldet hast? Weißt du wie sich das anfühlt? Du hast mich in den letzten Wochen so sehr verletzt? Wieso hast du dich nicht gemeldet? Wieso? Und wieso bist du jetzt hier?!", zum Ende hin wird meine Stimmer immer zerbrechlicher. Die ersten Tränen verlassen schon meine Augen. Ich fange schon wieder an zu zittern. Dazu presse ich meine Fingernägel schon wieder so tief in meine Handflächen, wo meine alten Wunden schon wieder gut verheilt sind.

Harry merkt anscheinend wie sehr er meine Gefühle verletzt hat. Er blickt mir die ganze Zeit über in die Augen.
"Laura ... ich ... ich wollte das nicht ... nie ... das letzte was ich möchte ist dich zu verletzten, das musst du mir glauben. Sobald ich Zeit hatte, bin ich zurück nach Vancouver gereist, aber du hast ein paar Stunden zuvor das Hotel verlassen und bist nach Hause gereist. Ich wollte dir keine SMS oder sonstiges schicken, aus dem einfachen Grund, du bist mir viel mehr wert als eine mickrige SMS. Ich weiß bis jetzt nicht genau was damals in Vancouver passiert ist aber, du hast mir den Kopf verdreht. Du bist die Person nach der ich Jahre gesucht hab. Wenn du bei mir bist, dann vergesse ich Kummer und Sorgen, denn du bist bei mir. Du gibst mir Sicherheit, Geborgenheit. Ich habe das Gefühl mit dir über alles reden zu können. Das hört sich so bescheuert an, weil ich all diese Gefühle hatte als wir uns gerade mal ein paar Stunden kannten. Ich hatte wirklich noch nie solche Gefühle für irgendjemanden. Es war wahrscheinlich ziemlich egoistisch von mir mich nicht bei dir zu melden, aber ich musste erst mal selber damit klar werden. Kennst du das Gefühl, wenn man auf etwas so lange wartet und es dann wirklich eintrifft, dann ist man überfordert und das war definitiv bei mir der Fall. Es tut mir so unglaublich leid Laura, aber ich will uns eine Chance geben, bitte. Ich will nicht etwas aufgeben, dass noch nicht mal richtig begonnen hat. Lass uns zusammen die tollsten Sachen erleben, lass uns unser Leben teilen. Ich will dich an meiner Seite. Nur dich. Bitte, verzeih mir und komm zu mir zurück ... ".

Auch Harrys Blick wird immer trauriger und es scheint, als würde die Hoffnung in seinen Augen von Sekunde zu Sekunde verfliegen. Ich stehe mit komplett nassen Wangen vor ihm. Passiert das gerade wirklich alles? Harry will mich an seiner Seite, nur mich! Ich kann nichts mehr zurückhalten. Ich fange richtig zu weinen an. Mit schnellen Schritten liege ich eng in Harrys Armen. Er scheint überrascht zu sein, aber lässt sofort seine Tasche los und umschließt mich ganz fest. Ich habe solange auf diesen Moment gewartet. Mein Kopf ist an seinem Hals. Er riecht so gut wie immer und so vertraut. Ich spüre wie er einen Kuss auf meinem Haaransatz setzt. Mein Körper ist voll mit Gänsehaut. Ich habe dieses Gefühl so vermisst. Ich habe es so vermisst von ihm gehalten zu werden. Meine Tränen lassen nach und ich bin gerade überglücklich. Ich ziehe mich zurück, um ihm ins Gesicht zu blicken zu. Ich lege meine Hände zärtlich an seine Wangen. Mit meinem Daumen streiche ich leicht über sie, dabei wische ich einzelne Tränen weg. Harry fängt an zu grinsen, so dass seine Grübchen unter meinen Daumen sichtbar werden. Meine Augen fixieren diese. Harry umfasst liebevoll meinen Nacken mit seiner Hand. Ich kann die kalten Ringe auf meiner Haut fühlen. Ich blicke in seine Augen, die meine Lippen betrachten. Harry lehnt sich leicht nach vorne. Ich komme ihm entgegen. Unsere Lippen treffen sich und alles ist vergessen was mir Kummer bereitet hat die letzten Wochen. Alles was im Moment zählt, sind Harry und ich. Ich fühle mich gerade vollkommen. Ich könnte nicht glücklicher sein. Wir brauchen beide Sauerstoff, daher beenden wir den Kuss.
"Komm mit, wir bringen deine Sachen rein und dann essen wir was. Du musst bestimmt hungrig sein.", unromantischer kann man diese Szene nicht beenden, aber ich bin wirklich hungrig und das Essen ist bestimmt schon fertig.

Wir bringen erst Harrys Sachen in mein Zimmer und dann gehen wir runter in die Küche. Meine Familie sitzt schon am Esstisch und füllen sich die Teller mit Essen.
"Ähm Leute, das ist Harry. Er ist aus England, aber ich habe ihn in Vancouver kennengelernt und er ist zurzeit in Deutschland zu Besuch. Ich hoffe es ist kein Problem, dass er für ein paar Tage hier bleibt?"
Meine Stiefmama kommt zu uns her und gibt Harry die Hand: "Freut mich dich kennenzulernen, du bist hier herzlich willkommen. Setzt euch. Nehmt euch einen Teller und bedient euch. Wollt ihr etwas trinken?"
Mein Papa dagegen wirft Harry und mir immer wieder prüfende Blicke zu. Harry geht vor mich und stellt sich bei meinem Papa und meinen Stiefbrüdern vor. Ich kann meine Augen von Papa nicht nehmen, ich habe Angst auf seine Reaktion. Er beobachtet uns nur stumm und das durchgehend. Ihm passt es nicht, dass ich männlichen Besuch habe von einem sehr attraktiven jungen Mann. Bevor ich hier unnötig Stress provoziere stelle ich Harry nur als einen Bekannten vor. Ich hoffe für Harry ist das kein Problem. Allerdings weiß ich selbst nicht was das jetzt zwischen uns ist, das müssen wir erst noch klären bevor ich das groß preisgebe. Das Abendessen vergeht. Wir unterhalten uns viel und meine Familie scheint Harry sehr zu mögen. Allerdings integriert sich mein Vater in das Gespräch überhaupt nicht und mustert uns über seinen Teller weiterhin.
Immer wieder während des Essens, legt Harry seine Hand auf mein Knie und malt zärtlich kleine Kreise. Eine kleine Geste, die aber riesen Gefühle in mir auslöst.

Love Is Never Ever Simple (Harry Styles - Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt