25.

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Yoongi's PoV.:

Zugegeben machte der kleine Ausflug mit Namjoon unheimlich viel Spaß. Das Gefühl gegen Mr. Park's Regeln verstoßen zu haben und völlig orientierungslos auf einer einsamen Straße in Richtung Stadt zu laufen war ein aufregendes Gefühl. In meinem langweiligen Teenagerleben hatte ich so etwas schon lange nicht mehr gehabt.

„Sieh mal“, riss mich plötzlich die Stimme des Jüngeren aus den Gedanken, „Da hinten scheint ein Licht“. Ich sah auf und tatsächlich war in der Ferne ein schwaches Licht durch die Bäume hindurch leuchten zu sehen.
„Sieht aus wie die Tankstelle von der du vorhin gesprochen hast“, meinte ich und beschleunigte meine Schritte etwas. „Komm“, Namjoon nahm mich bei der Hand und rannte schließlich los. Ich versuchte so gut es ging mit ihm mitzuhalten, bis wir schließlich atemlos bei genannter Tankstelle ankamen. Ohne die Autos und Menschen sah sie etwas verwahrlost aus, doch der ältere Herr, den man durch die großen Fenster hinter der Kasse stehen sehen konnte, versicherte uns das die Tankstelle geöffnet war.

Namjoon führte mich sofort ins warme Innere und lies meine Hand dann los. „Merkwürdig wieder unter der Zivilisation zu sein“, kicherte er mir leise zu und steuerte dann eines der vielen Regale an. Er hatte recht, es war merkwürdig. Ich vermisste es sogar ein bisschen; die laute Großstadt. Dabei hatte sie mich vor einer Woche noch genervt, weil die vielen Geräusche und der Gestank von Abgasen ständig in der Luft hing.

Wir streunten eine ganze Weile lang einfach nur durch den Laden. Schwärmten darüber, wie gerne wir jetzt Chips, oder Ramen essen wollten und überlegten uns vor der Süßigkeiten Abteilung ernsthaft, ob wir einfach eine der Gummibären Tüten klauen sollten. Doch natürlich taten wir das nicht.
„So asozial sind wir dann doch nicht“, hatte Namjoon gesagt und war in die Richtung der Kühlregale gegangen. „Ein Bier wäre jetzt auch nicht schlecht“, murmelte ich verträumt, während ich ihm hinterher ging. „Zu teuer“, sagte Namjoon und zog mich gleich weiter. Traurig blickte ich dem Alkohol nach. Ich hatte schon lange keinen mehr gehabt. Das letzte Mal vor 1 ½ Wochen und da in diesem Sozialcamp kein Alkohol erlaubt war, hatte ich auch keinen mitnehmen können.

„Wir können uns nicht Mal ein Brötchen kaufen“, seufzte Namjoon, der bereits einen Blick in die kleine Bäckerei geworfen hatte. „Super. Und was machen wir jetzt?“, hakte ich enttäuscht nach. Mein Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Hier muss es ja irgendwas geben was unter 70 Cent kostet“, sagte er und sah sich um.
„Für unter 70 Cent werdet ihr hier nichts finden“, unterbrach uns plötzlich der alte Mann hinter der Kasse, „Höchstens eine Packung Wunderkerzen“. Völlig perplex starrten wir beide zu dem Mann rüber. Dieser griff über die Kasse hinweg in eines der Regale und zog die genannte Packung heraus. „Wunderkerzen…?“, murmelte ich verwirrt. Drehte der alte Herr uns gerade ernsthaft Wunderkerzen an? „Die nehmen wir!“, platzte es erfreut aus Namjoon heraus und er trat an die Kasse heran, legte seine Münzen auf den Tisch. „Im ernst jetzt?“, unverständlich sah ich ihn an, „Wir haben nicht mal Silvester oder einen anderen Grund zum Feiern“.
„Ist doch egal. Wunderkerzen sind schön“, antwortete Namjoon mir, wobei er gleichgültig mit den Schultern zuckte.

Stumm sah ich dabei zu wie er die Packung an sich nahm und die 20 Cent Rückgeld von dem Mann annahm. Dann verabschiedeten wir uns und liefen wieder raus auf die Straße. Zufrieden mit seinem Kauf, hielt der Schwarzhaarige seine Wunderkerzen hoch. „Du hast nicht zufällig ein Feuerzeug dabei, oder?“, grinste er mich allwissend an. „Zufälligerweise schon“, murrte ich und fischte das kleine blaue Etwas aus meiner Jackentasche heraus. „Wusste ich es doch. Als Raucher hast du sicherlich in jeder Tasche eins“, grinste Namjoon. Da hatte er sogar Recht. Ich besaß wirklich viele Feuerzeuge und nahm immer eins mit, wenn ich das Haus verließ.

Während wir wieder langsam zurück zum Camp schlenderten, öffnete Namjoon die verkommene Packung und zog zwei Wunderkerzen heraus. Eine gab er mir, die andere behielt er für sich. Dann nahm er sich mein Feuerzeug und zündete seine Wunderkerze an. Als die goldgelben Funken zu sprühen begannen, hielt er sie schnell gegen meine, damit auch meine Kerze leuchtete.
Fasziniert von dem kleinen Funkenwunder blieb ich stehen und betrachtete es näher. Namjoon tat es mir nach und hockte sich nach einer Weile sogar hin. Ich gesellte mich gleich neben ihn.

„Siehst du, sie sind schön“, sagte er mit einer ruhigen Stimme. Ich nickte zustimmend: „Ich glaube ich hatte schon seit 5 Jahren keine Wunderkerze mehr in der Hand“.
Überrascht drehte der Jüngere seinen Kopf in meine Richtung. „Wieso das denn nicht?“, fragte er dann nach. Ich zuckte mit den Schultern. „Wir haben Wunderkerzen immer nur an Silvester gekauft, doch die letzten Jahre haben wir Silvester nicht mehr gefeiert“.
„Und wieso habt ihr kein Silvester gefeiert? Das ist doch ein Muss für jede Familie…“ – „Naja, das ist kompliziert“.

Mittlerweile war meine Wunderkerze schon bei der Hälfte ihrer Brennschicht angekommen. „Du kannst es mir ruhig sagen“, meinte der Jüngere nach kurzem Schweigen, woraufhin ich schwer seufzte. „Es ist nur so, dass meine Eltern und ich nicht das beste Verhältnis zueinander haben. Als sie herausgefunden haben das ich Schwul bin, ging alles drunter und drüber. Weißt du, die beiden sind sehr Gläubig und wollten meine sexuelle Orientierung nicht annehmen“. Ich redete nicht oft darüber. Und schon gar nicht mit Menschen die ich erst seit einer Woche kannte und nach einer weiteren Woche nie wiedersehen würde. Doch es fühlte sich gut an darüber zu sprechen.

„Verstehe… Meine Mutter war auch erst etwas stur, als sie es bei mir herausgefunden hat. Doch mit der Zeit hat sie es akzeptiert. Vielleicht passiert das bei deinen Eltern ja auch noch“, mutmaßte Namjoon. Ein ironisches Lachen entfloh meiner Kehle. „Wohl eher nicht. Die beiden würden sich lieber vom Dach werfen, als ihren Schwulen Sohn zu akzeptieren“.
„Sag sowas nicht“, murmelte er entrüstet. „Ist doch aber so“, nuschelte ich kleinlaut und sah dabei zu, wie die Funken meiner Wunderkerze immer kleiner wurden, bis sie schließlich erloschen. Ich warf den kahlen Stahldraht auf den Boden und hievte mich wieder hoch. Namjoon tat es mir gleich. Seine Wunderkerze war mittlerweile auch ausgegangen. Doch er holte gleich die nächsten beiden heraus, gab eine wieder mir und die andere behielt er für sich. Nachdem er sie angemacht hatte, setzten wir dann schweigend unseren Weg zum Camp fort.

Ernste Gespräche zwischen den beiden Turteltauben O.o
Ich habe gerade übrigens das erste Kapitel meiner Yoonmin FF hochgeladen. Wer also Lust hat, kann gerne mal vorbeischauen :3

Social Camp // NamGiWhere stories live. Discover now