Kapitel 1

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Langsam öffne ich meine Augen. Das grelle Licht einer kalten weißen Neonlampe blendet mich. Langsam richte ich mich in meinem Bett auf. 

„Wo bin ich?", frage ich mich. Mein Blick schweift durch das Zimmer. Es hat weiße kalte Wände und riecht stark nach Desinfektionsmittel. In meinem Kopf dreht sich alles. „Ein Krankenzimmer?"

Müde lege ich mich zurück in das Bett und versuche meine Augen vor dem grellen Licht abzuschirmen. „Wie bin ich nur hierhergekommen?"

Die Tür des Zimmers öffnet sich und eine Krankenschwester betritt denn Raum. Sie trägt einen kurzen weißen Kittel über einer hellgrünen Uniform. Ihre blonden Haare trägt sie in einem schulterlangen Bob, um den Hals baumelt eine Lesebrille an einer Kette aus kleinen blauen Perlen. „Ach!", sie setzt ein breites Grinsen auf und präsentiert dabei ihre perfekt gemachten Zähne. „Sind Sie also endlich aufgewacht?" Sie sieht mich an, als würde sie irgendeine Reaktion von mir erwarten. Ein Jubelschrei oder ähnliches. Doch ich blicke sie nur skeptisch an. „Können Sie mir vielleicht sagen, wie ich hierhergekommen bin?" Auf dieser Frage reagiert sie nur wieder mit einem perfekten Lächeln.

„Ich werde nun einen Arzt holen.", sagt sie, dreht sich um und verlässt den Raum. Ich schließe die Augen und versuche meine Gedanken zuordnen. Warum bin ich in einem Krankenhaus? Wie bin ich hier gelandet? Ich versuche mich krampfhaft an irgendetwas zu erinnern. Doch zu meinem Entsetzen finde ich Nichts. Nichts fällt mir ein. Mein Kopf scheint wie leergefegt. Nur ein Wort sehe ich vor meinem geistigen Auge.

>Ego<

Was hat das zu bedeuten? Ich rufe das Wort in meinen Gedanken. Fixiere es, in der Angst auch noch das letzte bisschen Erinnerung zu verlieren. Wenn es überhaupt eine ist.

In diesem Moment betritt ein Arzt das Zimmer. Er trägt einen, bis obenhin zugeknöpften Kittel, welcher ihm bis über die Knie reicht. Ich mustere ihn eindringlich. Seine Größe würde ich mindestens auf 2 Meter schätzen. Er musste sich etwas bücken als er durch die Tür kam. Könnten also auch noch etwas mehr. Er hat kurze graue Haare, die an den Seiten bereits das eine oder andere graue Haar erahnen lassen. Er trägt eine Brille mit sehr dicken Gläsern, welche seine ausdruckslosen Augen, wie eine Lupe, vergrößern. In seiner Hand hält er ein Tablet. Er wischt ein paarmal mit dem Finger darüber, dann blickt er mich durch seine Brille von oben bis unten an.

„Können Sie sich an irgendetwas erinnern?" Er blickt mir in die Augen. Scheinbar habe ich sein Interesse geweckt, denn seine gerade noch so ausdruckslosen Augen sind augenblicklich so stechend geworden, dass ein Augenkontakt mit ihm kaum noch möglich ist.

Ich lege meine Hände in den Schoß und fixiere mit meinen Augen eine Steckdose an der gegenüberliegenden Wand. Noch einmal versuche ich in meinem Kopf irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, aber hier herrscht immer noch Leere. Nach einer Ewigkeit des Nachdenkens schaue ich erschüttert zu Boden. Egal wie viel ich auch nachdenke, ich kann mich einfach an nichts mehr erinnern.

Der Arzt mustert mich immer noch. „Können Sie sich an irgendetwas erinnern? Irgendetwas?", wiederholt er seine Frage noch einmal. Ich schüttele langsam den Kopf. Doch damit scheint sich der Arzt nicht so schnell zufrieden zu geben.

„Wissen Sie noch wo Sie herkommen? Ihren Namen?", stochert er weiter.

„Ego", antworte ich schließlich zögernd. „Das ist das Einzige, woran ich mich erinnern kann." Ich sehe dem Arzt in die Augen und es brechen alle Fragen geradezu aus mir heraus. „Was bedeutet das? Was heißt Ego? Ist das mein Name? Was ist mit mir passiert? Warum kann ich mich an nichts mehr erinnern?" Ich springe aus meinem Bett und stelle mich dem Arzt gegenüber.

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