Kapitel 11

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„Und noch mal Drei!"

Jean klatscht animierend in die Hände. Er drillt uns bereits den ganzen Morgen und mittlerweile habe ich echt keine Kraft mehr. Auch Timo, Konrad und Luki sehen müde aus. Niemals hätte ich gedacht, dass ich diese drei Energiebündel mal so ausgepowert erleben würde. Ich werfe Ihnen einen aufmunternden Blick zu. „Gleich haben wir's geschafft.", keuche ich. So anstrengend diese Trainingseinheiten mit Jean auch sein mögen, etwas Beruhigendes hat das Ganze hier dennoch. Dieses Training nehme ich als Indiz dafür, dass alle wieder zu ihren normalen Aufgaben und Pflichten zurückgekehrt sind.

Seitdem es Al wieder besser geht, ist auch Luna wieder öfter auf Patrouille und hat ihrem Aufklärungstrupp befohlen noch aufmerksamer zu sein als sonst. Der scheinbare, wieder eingetretene "Normalzustand" ist eben doch nur scheinbar. Deshalb trainiert uns Jean jetzt wie ein Besessener, damit wir im Notfall noch schneller reagieren können.

Auch Mitch ist wieder vermehrt unterwegs, "Dinge erledigen", wie er es selbst nennt. Al wird von Phil allerdings immer noch im Lager festgehalten und hat seine Rolle als Anführer vorübergehend an Mitch und Taju abtreten. Deshalb sitzt er jetzt gelangweilt vor dem Krankenzelt und betrachtet eine Gruppe spielender Kinder, die lachend eine leere Dose hin und her kicken.

„Hey du, nicht träumen!" Jean boxt mir kameradschaftlich gegen die Schulter. Er lächelt. „Wir brauchen eindeutig einen Namen für dich." „Einen Namen?" Ich sehe ihn unsicher an. Luki, Konrad und Timo springen an meine Seite. „Ja, einen Namen.", bestätigt Jean amüsiert grinsend. Die Kleinen gucken ihn mit großen Augen an. „Ein Name? Können wir einen vorschlagen?" „Wie wäre es denn mit 'Der Zerstörer'?" Timo fuchtelt mysteriös mit den Händen durch die Luft. „Das klingt doch mega stark oder?" Konrad und Luki sehen ihn skeptisch an. „Also ich weiß nicht so recht.", antwortet Luki grübelnd. „'Der Zerstörer'? In meinen Ohren klingt das eher wie ein Möchtegern Wrestler.", scherzt Jean neben mir und funkelt Timo schelmisch an. „Hey! Pass auf mit wem du dich anlegst! Immerhin bin ich der Stärkste, Schnellste und Schlauste des ganzen Aufklärungstrupps.", sagt Timo. „Nein, das bist du nicht.", entgegnet Luki trocken. „Von den hier Anwesenden wäre das wohl eher Jean." Timo baut sich vor Jean auf und hüpft ein paarmal auf und ab. „Das werden wir ja sehen!" Er wirft Jean einen herausfordernden Blick zu. Jean fängt an zu lachen. „Ok Kleiner. Dann komm doch her, wenn du dich traust." Timo stürzt sich mit lautem Geheul auf ihn. Doch Jean weicht ihm gekonnt aus. Er nimmt Timo in den Schwitzkasten und wuschelt ihm durch die Haare. Damit kann man Timo am besten ärgern. Doch Timo hat auch seinen Spaß an der Rauferei und so lassen sich beide lachend auf Boden fallen.

„Zero" Beim Klang der Stimme drehe ich mich erstaunt um. Luna steht hinter mir und lächelt freundlich. „Ich finde Zero passt zu dir. Eine Null." Eine Null, denke ich, für sowas hält sie mich also? Ich will schon protestieren, da sagt sie: „Eine Null ist eine ganz besondere Zahl. Sie fällt aus allen Mustern, gehört nicht zu den positiven, aber auch nicht zu negativen Zahlen. Sie ist unabhängig von allen, aber eben doch eine Zahl, wie die Anderen. Das passt doch zu einem Error." Ich sehe sie erstaunt an. „Zero klingt auf jeden Fall hundertmal cooler als 'Der Zerstörer'.", sagt Luki hinter mir und äfft dabei Timos mysteriöse Handbewegungen nach, die er vorher bei seinem Namensvorschlag getan hat." „Hey, 'Der Zerstörer' klingt cool.", sagt Timo und stützt seine Arme schmollend in die Seite. „Und?" Luna sieht mich erwartungsvoll an. „Gefällt er dir?" „Was gefällt mir?", frage ich sie erstaunt. Luna schüttelt lächelnd den Kopf. „Na der Namen du Hirni.", raunt mir Jean zu. „Achso ja ... also ... der Name ...", stottere ich vor mich her. Meine Augen suchen kurz die Höhlenwand ab, als ob ich dort eine Antwort auf Ihre Frage finden würde. Ich höre Jean hinter mir kichern. 

„Ja", sage ich schließlich, nachdem mich wieder gefasst habe und Luna eine gefühlte Ewigkeit nur stumm angestarrt habe. „Zero gefällt mir." Luna lächelt. Ich bilde mir ein eine Spur von Erleichterung in ihrem Blick zu erkennen. „Gut, na dann, Zero. Man sieht sich." Sie winkt uns kurz zum Abschied und geht dann wieder. Ich blicke ihr nach. Jean mustert mich amüsiert. Dann boxt er mir freundschaftlich in die Seite. „Hey, du wirst ja ganz rot Z   E   R   O." „Was? Wie?" Jean grinst mich breit an. „Du stehst auf unsere rote Hexe!" „Hey, was, NEIN!" Ich weiche überfordert zurück. „Zero steht auf Luna! Zero steht auf Luna!" Luki, Konrad und Timo springen lachend um mich herum. Ich drehe mich hilflos im Kreis. Und als ob das nicht reicht, hat Luna uns auch noch aus der Ferne beobachtet und verschwindet nun amüsiert lächelnd im Krankenzelt.

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