Kapitel 27

11 0 0
                                    


„Interessant.", murmelt der Alte. „Wie reden doch immer noch von der gleichen Person oder? Dieser Junge, der sich gegen alles aufgelehnt hat und hinter dem deshalb alle her waren?" Er setzt sich wieder auf seine Liege und verschränkt die Arme vor der Brust. „Also, was du so toll an ihm findest musst du mir mal erklären." Mitch umgreift die Gitterstäbe, als wolle er sie auseinanderbiegen. „Du hast keine Ahnung Harley. Du kennst ihn überhaupt nicht. Er hat mir das Leben gerettet, sogar schon mehrfach. Er ist mein bester Freund und verdient es nicht eingesperrt zu sein oder noch Schlimmeres. Nur weil er das Beste für alle Menschen will. Nur deshalb sind doch alle da oben gegen ihn. Weil sie denken, dass dann ihre tollen Positionen in Gefahr sind, wenn die Bürger wieder mehr Rechte bekommen." Der Alte sieht ihn nachdenklich an. „Dir scheint das ja ziemlich wichtig zu sein. Aber dann verrate mir mal, wie du hier rauskommen willst, um deinen Freund zu retten? Ich sitze hier nun schon seit 6 Jahren rum. Glaubst du nicht, dass ich nicht auch schon alle Wege versucht hätte um hier raus zu kommen?" Der Alte wirft Mitch einen fragenden Blick zu, doch der fängt nur an zu lächeln. „Das werden wir ja noch sehen."

Vor 15 Jahren

„Verkauft" Der Moderator jubelt erfreut. „Verkauft an unseren werten Herrn hier vorne." Der Schwarzgekleidete zieht Mitch wieder auf die Beine. „Das ist nur ein Streifschuss, Kleiner. Das wird schnell wieder." Mitch funkelt ihn böse an. Gelassen erwidert der Mann seinen Blick aus kalten grauen Augen. „Abmarsch Kleiner!" Er hebt das Ende der Kette hoch und geht auf einen schwarzen Wagen zu. Sieht sehr teuer aus. Dieser Mann muss aus einem der inneren Bezirke kommen. Hier draußen gibt es eigentlich keine Autos. „Indigo" Ein großgewachsener Mann mit einer kleinen Brille kommt ihnen entgegen.  „Ja mein Herr?" Er stößt ihm Mitch entgegen. „Halt ihn bitte kurz fest. Ich möchte diese klirrenden Ketten nicht in einem Auto haben, die nerven nur. Aber wenn der Kleine wieder abhauen will, wird der Moderator ihn sofort erschießen." Er wirft einen kurzen Blick über die Schulter zu dem Moderator, der immer noch auf der Bühne steht und sich feiern lässt. „Die Pistole scheint bei dem Kerl ja sehr locker zu sitzen." Er sieht Mitch warnend an. „Stillhalten Kleiner! Diesen Blick in deinen Augen kenne ich. Aber lass mir dir sagen, dass dich das alles nur noch tiefer in die Scheiße reiten wird, was du dir da gerade ausmalst." Klirrend fallen die Ketten zu Boden. „Und jetzt einsteigen. Ich habe keine Lust noch Länger in diesem Loch hier zu bleiben." Der Mann namens Indigo stößt Mitch auf die Rückbank des Wagens und verriegelt der Tür.

Laut stotternd setzt sich das Auto in Bewegung. „Wie heißt du?", fragt der Mann in Schwarz. Durch den Rückspiegel beobachtet er Mitch, doch der guckt nur finster aus dem Fenster. Indigo flucht bei jeder Pfütze, die er auf der schlammigen Straße durchfahren muss. „Das Auto bekommt man doch nie wieder sauber.", zischt er leise. Sie fahren an der Farm von Mitchs Familie vorbei. „LASSEN SIE MICH SOFORT RAUS!", schreit Mitch und rüttelt wie wild an der Tür. Der Schwarzgekleidete hebt ruhig die Hand. „Halte bitte kurz an Indigo.", sagt er. Indigo fährt an den Straßenrand und stellt den Motor aus. Der Schwarzgekleidete blickt in den Rückspiegel und beobachtet Mitch dabei, wie dieser nun verzweifelt versucht das Fenster einzuschlagen. „Wohnt deine Familie hier?", fragt er. Mitch hält inne. „Ja", antwortet er nach einiger Zeit. Der Mann mustert das Wohnhaus, das aussieht, als würde der nächste starke Wind es wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Auf der morschen kleinen Veranda davor sitzen zwei kleine weinende Mädchen, die von Mitchs Vater dicht an sich gedrückt werden. „Er hat versucht sie zu retten.", sagt der Schwarzgekleidete ruhig. „Woher wollen Sie das denn wissen? Lassen sie mich jetzt endlich hier raus!" „Das geht nicht Kleiner! Wann verstehst du das denn endlich? Du bringst sie dadurch nur in Schwierigkeiten. Flüchtige Sklaven dürfen sofort erschossen werden und so auch die, die ihnen Zuflucht gewähren. Ich glaube ja, dass dein Vater, mit dem Geld, was er für dich bekommen hat, deine kleinen Schwestern da ernähren will. Der Winter soll hier doch sehr hart gewesen sein. Bestimmt sind deshalb hier auch viele Menschen ums Leben gekommen. Dein Vater hatte wahrscheinlich keine andere Wahl mehr." Mitch starrt schweigend aus dem Fenster. Auch seinem Vater laufen Tränen übers Gesicht und er drückt seine beiden Töchter noch ein Stück näher an sich, als könnte er sie so vor all dem Leid der Welt abschirmen. „Mitch" „Was?", fragt der Schwarzgekleidete. „Mitch, das ist mein Name." Der Mann nickt ihm über den Rückspiegel kurz zu. „Schön dich kennenzulernen Mitch." Er wirft Indigo einen kurzen Blick zu. „Fahr bitte weiter!", sagt er. Dann dreht er sich um und reicht Mitch die Hand. „Mein Name ist Harley."

System errorحيث تعيش القصص. اكتشف الآن