Kapitel 17

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Ich liege unter einem Baum, habe die Arme hinter meinem Kopf verschränkt und schaue in den unendlich weiten Himmel. Es ist eine sternenklare Nacht. Nicht eine einzige Wolke lässt sich blicken. Einfach wunderschön, denke ich. Selbst die letzten Regenwolken, die sich vorhin noch drohend am Horizont zusammengeballt hatten, sind nun verschwunden. Vorhin habe ich kurz ein Auge zugetan, aber jetzt halten mich die vielen unbekannten Geräusche des Waldes wach. Ich höre das Laute Schmatzen eines Igels nicht weit von mir und Kreischen einer Eule in den hohen Baumwipfeln über uns.

Auf einmal schreckt Luna neben mir hoch. „Was ist los? Schlecht geträumt?" Ich sehe sie erstaunt an. „Psst. Halt die Klappe!" Sie legt ihr Ohr gegen den Boden. Ich beobachte sie verwirrt dabei. Dann springt sie auf und rüttelt hektisch an Al's Schulter. „Hey Al, wach auf! Es nähern sich Schritte." Sie blickt sich suchend zwischen den Schlafenden um. „Außerdem scheint Jean noch nicht zurückgekehrt zu sein." Al blickt hinüber zu Daisy. Die sitzt neben dem bewusstlosen Taju und grinst ihn triumphierend an. Al wendet sich wieder Luna zu. „Weck die anderen!" Dann fällt ein Lichtkegel auf uns. „Alle bleiben dort, wo sie sind, verstanden?" Mat stößt Timo, Luki und Konrad vor sich her. „Die Kleinen hier haben uns doch sonst ganz umsonst hierhergeführt." Ängstliches Gemurmel erhebt sich aus der Menge um Al. Sein Blick schweift zwischen Daisy und Mat hin und her. „Luna, er hat auf Jean geschossen.", Lukis Stimme zittert vor Angst. Ihm laufen Tränen über die Wangen. Die Menge verstummt schlagartig, als zwei Ermittler hinter Mat den bewusstlosen Jean auf der Lichtung fallen lassen. „Er hätte gleich die B10- Munition verwendet sollen. Dann hätten wir ihn hier nicht die ganze Zeit mit uns mitschleppen müssen.", flüstern sie. Mat wirft ihnen einen kurzen Blick zu, dass sie gefälligst leise sein sollen. Wie ich Jean da so auf dem Boden liegen sehe, glaube ich mein Herz würde stillstehen. Wie konnten die uns so schnell finden? Ich sehe Luna an. Sie hebt langsam den Kopf. „Wie bitte?", ihre Stimme zittert vor Wut und ihre Augen sprühen wilde Funken. „LUNA NICHT!" Al stürzt nach vorne und greift nach ihrem Arm. Doch Luna reißt sich los und rennt auf Mat zu, doch der grinst nur böse. „Das war ein Fehler." Er zieht seine Waffe und schießt auf Luna. „NEIN!" Al springt auf. „Das hätte ich schon beim letzten Mal tun sollen.", sagt Mat gelassen, dann wendet er sich, böse grinsend, Al zu. „Und nun zu dir." Al blickt ihn erstarrt an. Die Waffe richten sich auf ihn. „Bei dem Jungen habe ich nur O01- Munition verwendet, damit diese Plagen hier nicht einen Nervenzusammenbruch erleiden. Aber das gerade war B10-Munition. Du weißt, was das heißt oder? Und genau das Gleiche wirst auch du gleich erfahren. Also, noch einmal B10 Munition für dich. Hoffentlich wirkt sie dann diesmal auch richtig." 

„Drück ab und ich sorge dafür, dass du niemals einen Fuß in die O-F-U-A setzten wirst." Mat blickt erstarrt zum gegenüberliegenden Ende der Lichtung. Roy lehnt lässig an einem Baum und mustert Mat mit seinen kalten schwarzen Augen. „Dein Job ist hiermit beendet, also hau ab und nimm deine Leute gleich mit! Ab jetzt übernimmt die O-F-U-A. Und gegen ihn..." Er deutet auf Al. „... liegt, nach wie vor, kein Tötungsbefehl vor. Also steck dir deine B10 Munition sonst wo hin." Roy tritt ein paar Schritte auf die Lichtung. „JETZT SOFORT!!!", brüllt er. „ODER HÖRST DU ETWA SCHWER?" Mat mustert Roy feindselig. Doch dann dreht er sich um und verschwindet. SEINE Männer lassen Timo, Luki und Konrad los, die sich sofort um den am Boden liegenden Jean sammeln. „Wie habt ihr uns gefunden?" Al wendet sich nun Roy zu. Roy lächelt ihn grimmig an. Dann zuckt er gespielt ahnungslos mit den Schultern. „Das war doch ganz einfach." Daisy tritt an seine Seite. „Zero musste doch nur den Schalter betätigen." Sie lächelt mich an. Al dreht sich zu mir um. Ich sehe ihn erstarrt an. „Das das ... das stimmt nicht. Ich habe den Schalter nicht betätigt. Ich habe ihn gar nicht mehr." „Und wer hat ihn dann betätigt?" Daisy blickt sich in der Menge um. Al starrt sie wütend an. „Vielleicht hast du ja auch einfach deine Position an ihn weitergegeben.", sagt er. Daisy setzt einen verletzten Blick auf. „Al, also wirklich, wie denkst du denn von mir?" Dann fängt sie laut an zu lachen. „Schon klar.", sagt sie schließlich, als sie sich wieder beruhigt hat. Sie bleibt Nase an Nase vor Al stehen. „Das hätte ich die ganze Zeit schon tun können, aber sind wir mal ehrlich. Wo bliebe denn da der Spaß" Sie setzt ihren Weg fort. „Also, wenn ich es nicht war und es unser kleiner Error dort drüben auch nicht gewesen sein will, wer war es dann? Wer war es nur? Wer war es nur?" Sie schleicht langsam um die Gruppe herum. Timo wirft Al einen kurzen Blick zu. „Tut mir leid Al. Wir wussten nicht wofür der Knopf ist. Wir waren neugierig und dann ..." Al legt ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. ,,Schon gut Timo, alles in Ordnung.", antwortet er ruhig und lächelt ihm kurz zu. „Na, dann." Daisy hebt triumphierend die Hände in die Luft. „Da hast du ja deinen Verräter gefunden Al." Sie legt ihm die Hände auf die Schulter. Al weicht von ihr zurück. „Lass mich in Ruhe! Du bist doch an allem schuld! Ich hätte dich schon von Anfang an auffliegen lassen können. Im Nachhinein frage ich mich, warum ich das nicht einfach getan habe." Er senkt seinen Blick. Dann lächelt er. „Ach Ky, wie oft willst du mich denn noch in Schwierigkeiten bringen?", murmelt er leise. Daisy mustert ihn ernst. „Ok, mir reichts." Sie grinst Al siegessicher an. „Das wars für dich." Sie stößt ihn ein paar Meter nach hinten. Al sieht sie misstrauisch an. Daisy lächelt nur. „Ich hatte viel Zeit, während ihr alle geschlafen habt." Dann hebt sie ihre Hand. „Hochziehen!" Rund um Al zieht sich ein großes Netz in die Luft, das bisher unter einen dicken Laubschicht auf dem Boden nicht zu erkennen war. Jetzt baumelt Al zwei Meter über dem Boden. „Du blöde Kuh Daisy. Wäre Ky nicht gewesen, könntest du jetzt gar nicht hier sein. Vergiss das nicht, klar?" „Aber er ist tot!", sagt Daisy kalt. Al funkelt sie wütend an. „Und damit verfällt auch dein Schutzstatus jetzt endgültig! Nur aufgrund von Kys Bitte habe ich nichts gegen dich unternommen. Er hatte dir vertraut! Wenn ich hier rauskomme, mach ich dich fertig! Das schwöre ich dir!" Ich sehe Al erstarrt an. Daisy ignoriert ihn und kommt auf mich zu. „Soll er sich doch erstmal ein bisschen austoben. Dann leistet er weniger Widerstand." Sie klopft mir auf die Schulter. Ich blicke weiter zu Al. Er hat aufgehört zu zappeln und hängt erschöpft in den Seilen. Daisys Augen leuchten triumphierend. „Schade, eigentlich hatte ich auf etwas mehr Gegenwehr gehofft. Das sorgt für mehr Spaß.", sie fängt an zu grinsen. „Spaß?", frage ich sie erstarrt. „Ist das alles hier nur ein Spiel für dich?" Daisy wird ernst. „Das Leben ist grausam Kleiner! Wenn man nicht ab und zu selber für Spaß sorgt, ist sie nur trostlos und traurig!"

„MITCH! LOS PLAN 3DELTA! MACH SCHON!", schreit Al laut. Mitch fängt an zu lächeln und nickt langsam. Dann zieht er eine kleine Kugel aus seiner Tasche. Roys Augen weiten sich augenblicklich. „Rauchgranate", schreit er laut. Mitch lässt die Granate betont langsam fallen. Sie platzt auf dem harten Waldboden auf und in Windeseile verteilt sich ein dichter Rauch auf der ganzen Lichtung. Mitch packt mich am Arm. „Nimm Luna und flieh! LOS!" Er stößt mich unsanft vorwärts. Ich greife mir die bewusstlose Luna und suche mir blind einen Weg durch den Rauch.

Auf der Lichtung verfliegt der Nebel langsam wieder. „Holt ihn runter!" Roy ist an Daisys Seite getreten. Al schlägt mit seinem Netz dumpf auf dem Boden auf. „Aua!", stöhnt er. „Halt sofort deine Klappe." Daisy zielt mit ihrer Taserwaffe auf ihn. „Waffe runter Daisy! Sofort!" Widerwillig lässt Daisy ihre Waffe sinken. „Und du, liegen bleiben! Verstanden?" Roy mustert Al kurz. Der fängt an zu lachen. Roy sieht ihn irritiert an. „Hast du eine Ahnung in welcher Lage du dich gerade befindest?" Daisy geht währenddessen auf Mitch zu. „Abmarsch", sagt sie streng. Mitch lehnt lächelnd an einem Baum. „Nicht wirklich der Erfolg, den du dir ausgemalt hast oder? Wollen wir wetten, dass du vor denen da oben groß angegeben wolltest, was du hier heute erreicht hast? Du hast es vielleicht geschafft uns zu fangen, aber der Error ist euch entwischt und den werdet ihr nie wieder bekommen!" „Ganz genau!" Al liegt immer noch lachend am Boden. „Ihr von der OFUA seid doch hinter den Errors her. Du hast es vielleicht geschafft Ky zu erschießen, aber Zero bekommst du nicht. Ist das klar?" „Hast du zu viel Rauch eingeatmet?", fragt Roy trocken. Al hört auf zu lachen und funkelt ihn an. Dann befreit er sich aus dem Netz und steht langsam wieder auf.

Roy stellt sich vor ihn und mustert Al. „Ach Bruder, du hättest damals auf mich hören sollen. Dann wäre diese Situation gar nicht erst entstanden." Al setzt einen irritierten Blick auf. „Bildest du dir ein, du hättest eine Ahnung was ich gerade denke? Hättest du mich damals nicht zurück gelassen..." „Darüber können wir ein andermal streiten. Also, angesichts deiner aktuellen Lage rate ich dir, dass du aufgibst und dich freiwillig mitnehmen lässt. Alles andere würde nur noch mehr Opfer fordern. Außerdem ist deine Verhaftung schon längst überflüssig. Bitte Leiste keinen weiteren Widerstand, ok? Die Forschungsabteilung hat unsere Munition weiterentwickelt. Jetzt sind sie wieder stark genug, um auch jemanden, wie dich, zu besiegen. Das kannst du mir glauben."

Al lächelt und kniet sich langsam hin. Roy sieht sich zufrieden um. „Ok, Zugriff Männer, den hier zum Hochsicherheitsgefängnis." Er deutet auf Al. „Alle anderen verhaften und auf die regulären Gefängnisse aufteilen. Es gibt einen Tötungsbefehl für alle, die sich wehren oder fliehen wollen. Der Rest von euch verfolgt den Error und das Mädchen. Wir sind hier an der Grenze der Safezone, also kreist sie ein."


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