Soulmate 4

839 44 11
                                    

Schon seit einer halben Ewigkeit liefen wir in diesem bescheuerten Wald herum und nirgendwo war ein Ende in Sicht. Überall nur Bäume in klein und groß, Büsche, Gras, Dreck, Moos und das zwitschern der Vögel. Leider hatten wir keine Armbanduhr mitgenommen und unsere Handys mussten wir abgeben. Bisher hatten wir auch noch keinen Hinweis gefunden. Natürlich denkt man jetzt das man doch einer anderer Gruppe hätte folgen können, doch leider hatte jeder eine andere Route und zusätzlich war der erste Hinweis für jeden anders, nur die darauf folgenden waren gleich. „Boah, Lance! Wo sind wir?" Die ganze Zeit über hatte ich die Karte, jedoch verlor ich den Überblick. Ich würde es bloß nie zugeben, schließlich kratze es an meinem Ego. „Da", dabei zeigte ich mit meinem Finger auf einen Punkt. „Nein, sonst würde man doch ganz leicht Wasser rauschen hören." Den in der Nähe meines Fingers war ein Fluss, der nicht klein aussah. „Ich bin mir zu 100% sicher!" „Lüg doch nicht so herum. Du hast keine Ahnung mehr wo wir sind." „Eben nicht. Ich hatte es dir gerade gezeigt." „Du Dummkopf, sonst wäre doch der Fluss zu hören!" „Eben nicht!" „Doch! Geb doch zu, wir haben uns verlaufen." „Nein!" Im Nachhinein murmelte er noch etwas, aber das verstand ich nicht. Er griff an eine Ecke der Karte und zog an ihr. „Gib her. Ich finde unseren momentanen Standpunkt schon." „Ich hab mich aber nicht verlaufen! Ich weiß ganz genau wo wir sind!" Er und ich zogen gleichzeitig kräftig an der Karte und schrien uns an, wer im Recht war und nicht. Bis ein lauter Riss zum Vorschein kam. „Oh nein", fluchte ich. „Man Lance, schau was du angerichtet hast!" „Ich? Willst du mich eigentlich verarschen? Wer hatte denn an der Karte gezogen!" „Du hättest sie mir doch einfach geben können, aber nein, du musstest dich auf stur stellen!" „Du könntest mir endlich einmal Vertrauen! Aber ich weiß ja, der feine Herr ist zu egoistisch um sich anderen Menschen anzuvertrauen!" „Also schiebst du mir jetzt die Schuld in die Schuhe?!" „Ja, wem denn sonst? Es ist weit und breit keiner hier!" „Boah, du bist so nervig!" Ich drückte ihm die fast in zwei geteilte Karte in die Hand und stellte mich mit verschränkten Armen hin. So ein Idiot. Mir die Schuld geben wollen, obwohl er gezogen hatte. Er war doch der Schuldige! Was läuft bei ihm eigentlich falsch? „Lance?" Ein genervtes grummeln kam von mir. „Lass uns in die Richtung gehen", dabei hielt er den Finger direkt vor meine Nase und zeigte vor mir gerade aus. Ohne ein Wort zu sagen lief ich einfach voran. „Willst du mich jetzt mit schweigen bestrafen?" Ich hielt ihm bloß den Mittelfinger hin, damit er verstand das ich sauer war. Von ihm kam ein genervtes seufzten.
Ich hatte ein wenig gebraucht bis ich mich beruhigt hatte, jedoch folgte ich ihm nun still und hatte ihm mein vollstes Vertrauen geschenkt. Irgendwo muss ein Anfang gemacht werden, damit man als Team arbeiten kann. Mein Herz hoffte dabei auf eine Freundschaft. Er hatte auf dem Weg auch nach meiner Jacke gefragt, da ihm kalt geworden war und ich mich beschwerte das ich schwitzte. Und er sah verdammt süß aus. Die Jacke war ihm eindeutig zu groß. Sie ging ihm über seinen Knackarsch, obwohl sie bei der Hüfte aufhören sollte. Seine Hände wurden von den Ärmeln bedeckt und daher schauten nur seine Finger heraus. Ich ertappte mich auch dabei, wie ich auf seinen Arsch starrte. Es war ihm auch peinlich gewesen, das zuzugeben, also das ihm kalt war, denn ich hatte ihn die ganze Zeit genervt. Schließlich bin ich nicht blind und merke doch, wenn jemand immer stärker zittert. Und wie seine Augen dabei funkelten als ich ihm meine Jacke umhing und dabei kurz zu drückte um zu signalisieren, dass er immer so etwas fragen könnte. Meine Gefühle spielten echt verrückt. Er war hübsch, süß und zugleich stur und mysteriös. Meine Gedanken drehten sich langsam nur noch um ihn. Dabei fragte ich mich, ob es denn wirklich Liebe auf den ersten Blick gab und weshalb wir eigentlich so viel stritten. Er war gemein und kalt, jedoch machte mein Herz einen Sprung bei seinen Augen oder warmen Worten. War er denn mein Soulmate? War er auf den ich mein Leben lang wartete? Am liebsten würde ich ihn sofort darauf ansprechen, aber was wäre wenn ich mich täuschen würde? Ich würde ein Korb bekommen und er würde mich auslachen. Das darf auf jeden Fall niemals passieren! Ich muss zu 100% sicher sein das er meiner ist. Jedoch, wie könnte ich das anstellen? Wie könnte ich das rausfinden? „Hey Lance, denkst du wi~" Plötzlich wurden Keiths Schritte hektischer und im nächsten Moment war er auf dem Boden gelandet. Er war über eine kleine Wurzel gestolpert. Sein Gesicht total überrascht und den Mund weit offen. Es sah so witzig aus, dass ich mir das Lachen echt nicht verkneifen konnte. Laut stark kam das Gelächter aus meinem Hals. Ich hielt mir den Bauch und sah Keith nur noch Tränen verschleiert an. „Haha... du bist... über eine.. kleine... Wurzel gestolpert. Haha, wie doof muss man sein!" Er verzog das Gesicht und sah mich Hass erfüllt an. „Nicht lustig, Mann!" Er stand auf und schlug mir sofort auf die Schulter. Ich wusch mir eine Träne weg und blickte auf den Schwarzhaarigen vor mir. Seine Kleidung war nass und dreckig geworden. Langsam bekam ich mich wieder und konnte saubere Sätze sprechen. „Bist du in eine Pfütze gefallen?" Sein Blick war auf den Boden gerichtet und peinlich berührt nickte er. „Man, so eine scheiße! Einmal achtet man auf dich und dann fällt man hin. Du bringst echt nur Unglück. Die Karte ist auch hin." „Waaas?" Ich interessierte mich gar nicht für die Beleidigung, sondern richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf die durchnässt Karte. Sie lag auf dem dreckigen Boden und zur Hälfte in der Pfütze, dabei saugte sie sich mit der Zeit mit Wasser voll. „Man Keith, pass doch demnächst besser auf!" Vorsichtig hob ich die vorher schon kaputte Karte hoch. Man konnte nur noch schwer etwas lesen, dabei bräuchten wir sie dringend. Wir hatten uns schon verlaufen, also wie sollten wir ohne sie wieder zurück finden? „Hättest du reagiert, hätte ich mich niemals umgedreht!" „Ach, jetzt soll ich schuld sein?" „Ja, du warst total in den Gedanken und hast auf meinen Rücken gestarrt! Erstens war das total unangenehm und zweitens wollte ich dich fragen, ob du glaubst das wir hier noch rechtzeitig heraus kommen!" „Ja, ist klar. Jetzt bin ich wieder schuld. Mensch, du hättest auch dein Tempo verlangsamen können, damit du neben mir läufst und dadurch hättest du mich antippen können!" „Das wäre der längere Weg gewesen!" „Boah! Du hättest einfach deine Augen aufmachen sollen!" „Du hättest mir mehr Aufmerksamkeit schenken können!" Innerlich kochte ich vor Wut. Warum sollte ICH jetzt an SEINEM Schlamassel schuld sein? Jedoch musste ich mich beruhigen. Er neigte anscheint zum Streit und möchte nicht so schnell etwas einsehen. Er ist definitiv ein totaler Sturkopf. Also blieb mir nichts anderes übrig, als das ich einen kühlen Kopf bewahre. „Ist doch egal. Lass uns eine Pause einlegen. Wir können in Ruhe etwas essen, damit wir zu neuen Kräften kommen und die Karte können wir über einen Ast hängen, damit diese wieder trocknet." „Eine Pause? Nein, wir müssen hier wieder rauskommen. Ich will nicht die ganze Nacht bleiben." „Das werden wir nicht, versprochen. Aber wir müssen uns auch etwas Ruhe gönnen. Schließlich brauchen wir viel Kraft und einen klaren Kopf, damit wir wieder lebend aus dem Wald kommen." „O-Ok, vielleicht hast du recht und zusätzlich kann meine Kleidung etwas trocknen." „Ich hab auch eine alte Jogginghose dabei, falls du sie anziehen möchtest." „Warum hast du-?" Durch mich wurde er unterbrochen, da ich bereits wusste, was er fragen wollte. „Sie ist sehr alt, dann hätte man sie im Notfall zerreißen und als Verband benutzen können." „Gute Idee." Wir gingen auf paar Baumstümpfe zu und ließen uns dort nieder. Die Karte war aufgehangen und ich suchte die Hose im Rucksack. Relativ schnell hatte ich sie und reichte sie ihm. „Hier, sie ist vielleicht etwas groß und ich werde mich umdrehen, damit du dich umziehen kannst." „Ja."
„Fertig." Ich drehte mich wieder zu ihm und ich lag mit meiner Vermutung richtig. Aber er hatte das Problem geschickt gelöst, da er sie unten an den Hosenbeinen hoch gekrempelt hatte. Sie stand ihm, dass musste ich wohl oder übel zugeben. „Deine Jacke ist auch ein wenig nass geworden." Er ließ sich auf einen weiteren Baumstumpf nieder und zupfte am Ärmel herum. „Ach, ist nicht schlimm. Warum hast du eigentlich keine dabei?" Ich nahm die oben gelegene Box heraus, machte sie auf und reichte Keith ein Sandwich. Er nahm es an und biss genüsslich herein. Mit vollem Mund sprach er: „Naja, eigentlich habe ich eine dabei, aber das ist eine sehr dünne Weste, daher wusste ich das sie nicht viel bringen würde." „Hä, wo ist sie?" „Ganz, ganz unten im Rucksack." Ich musste schmunzeln. Oft wollte er alles vorplanen und nach ihm müsste alles auf das kleinste Detail funktionieren, aber für sich selbst hatte er kein Auge.
Als die Karte getrocknet war konnte man wieder einiges entziffern, aber nicht alles. Wir sind ein schlechtes Team. Wir streiten die ganze Zeit, schieben die Schuld jeweils hin und her und kommen nie zu einem Punkt. Ich hatte ihn versprochen, das wir hier wieder lebend heraus kommen würden, aber könnte ich das einhalten? Was wäre wenn wir so lange im Wald sind bis es dunkel wird. Könnte ich ihm genügend Schutz bieten? Behutsam legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Weißt du, wir sollten einfach quer Beet ein laufen. Wir hatten uns eh verirrt, also wäre es nicht all zu schlimm." „Ok, kommen wir hier wieder heraus?" „Ich bin mir nicht sicher, aber du hast doch ein Plan aller Fälle, oder?" „Bisher nicht, aber mir wird bestimmt etwas einfallen." „Ok, dann lass uns losgehen. Ich habe auch den Kompass im Rucksack gefunden, den hatten wir komplett vergessen." „Oh mein Gott! Du bist ein Genie! So werden wir bestimmt zurück finden! Komm, wir brechen sofort auf!" Er zog an meiner Hand und freute sich, wie ein kleines Kind. Er holte schnell die Karte, während ich die Sachen im Rucksack verstaute. Wir diskutierten kurz in welche Richtung wir gehen sollten und machten uns dann auf den Weg.

Langsam begann die Sonne unter zu gehen und wir liefen an einem steilen Hang entlang. Wir hatten immer noch nicht zurück gefunden, stattdessen sind wir immer tiefer in den Wald. Und mir war klar, dass die Nacht nicht einfach werden würde. Ich wollte Keith nichts von meiner Vermutung sagen, anscheint hatte er es nicht so mit der Dunkelheit und der Nacht. Vielleicht wollte er auch nur nicht außen schlafen, so kam es jedenfalls herüber. „Lance, pass auf, es ist rutschig." Und im nächsten Moment rutschte ich tatsächlich aus. Ich schlitterte herunter und konnte mich gerade so noch an einem Ast festhalten, bevor ich in die totale Tiefe stürzte. „KEITH! HILFE!" Ich schrie mir die Seele aus dem Leib und hatte Angst. Unglaubliche Angst. Ich wollte nicht sterben, nicht jetzt. Nicht bevor ich allen Menschen, die ich liebte, alles sagen konnte was ich jemals wollte. Selbst Keith war dabei. Ich musste mir mitten in diesem dunklen und düsteren Wald eingestehen, dass ich mich in den Schwarzhaarigen verliebt hatte. Wir stritten zwar viel und oft in den letzten 24 Stunden, jedoch gefiel mir seine Ausstrahlung. So dumm wie es auch klingt, dass ich mich in ihn verliebt hatte, ich würde mir nichts anderes mehr wünschen. Ich wollte seine Vergangenheit kennen lernen, mit ihm all sein Leid teilen, ihn ein Lächeln auf den Mund zaubern, einfach so unglaublich viel. Mir liefen bereits ein paar Tränen entlang der Wangen, als ich eine starke Hand an meinem Handgelenk spürt. „Halt dich gut fest! Ich werde dich hoch ziehen!" „Du wirst das niemals mit einer Hand schaffen!" „Doch, das werde ich!" „Nein, ich bin zu schwer dafür!" „Halt die Klappe, du bist nicht schwer!" „Doch, hol Hilfe oder etwas das helfen könnte." „Damit dich deine Kraft verlässt und du in den Abgrund stürzt?" „Werde ich nicht!" „Vergiss es! Ich werde dich retten! Du kannst mich nicht alleine lassen sowie ich dich nicht. Ich brauch dich sowie du mich! Ich werde es schaffen, koste was es wolle!" Und so brachte er all seine Kraft auf und zog mich hoch. Ich klammerte mich mit meiner anderen Hand irgendwo fest und versuchte mich ebenfalls hoch zu hieven. Als ich endlich wieder festen Untergrund hatte umarmte ich Mullet sofort. Ich weinte bitterlich und ich merkte auch ein paar Tränen seiner Seit's. Er drückte seine Nägel mein T-shirt, als würde alles daran hängen. Dabei drückte ich ihn stärker und wollte ihn nie wieder loslassen. „Ich hatte solch eine Angst", fing ich an. „Ich auch, ich auch. Aber wir haben es geschafft. Du bist in Sicherheit." „J-Ja, danke. Du bist mein Retter." „Du brauchst dich nicht zu bedanken, das hätte jeder gemacht, außerdem brauche ich dich.". Das Letzte flüsterte er eher, so dass ich es kaum hörte. Aus dem Grund beließ ich es bei der Aussage und fragte nicht nach. Ich hatte nicht die Kraft für eine weitere Diskussion über Gefühle oder sonstigem. „Lance?" „Ja, Mullet?" „Es wird dunkel, lass uns eine Höhle aufsuchen und dort schlafen. Morgen werden wir sicher zurück finden." Dabei löste er sich von mir und sah mich mit leicht rot unterlaufenen Augen an. „Hört sich gut an." Und so machten wir uns auf die Suche nach einer Höhle.

Entschuldigung, dass jetzt erst etwas kommt. Ich habe dieses Kapitel jetzt auch auf die Schnelle geschrieben, daher kann es sein das viele Fehler vorhanden sind. Es tut mir echt leid. 🙈💕

Klance Oneshots/KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now