Das Grab

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Ich saß auf dem Fensterbrett an der Wand gelehnt, als Shiro zu mir kam. „Na, Lance. Dafür das wir uns lange nicht mehr gesehen haben bist du unnormal ruhig. Ist etwas passiert?" „Hey, sorry." „Alles gut, aber jetzt erzähl einmal, was passiert ist." „Ich fühl mich einsam." „Wieso?" Betrübt sah ich aus dem Fenster auf die Stadt hinab. Wir feierten Shiro's Ankunft. Er war für ein bis zwei Jahre nach Australien geflogen. Heute ist er mit mehr Erfahrung, vielen Erzählungen und Bildern nach Hause gekommen. Vorher hatte er sich noch eine Wohnung gesucht. Diese lag in einem Hochhaus, dadurch konnte man Nachts perfekt auf eine bunt beleuchtete Stadt sehen. Zusätzlich hatte er seinen Freund Adam mitgenommen, der ab jetzt bei ihm leben wird. „Jeder hat seine Familie in der Nähe, außer ich. Ich vermisse sie so unheimlich. Zusätzlich läuft es auf der Arbeit total schlecht. Wir haben einen neuen Abteilungsleiter bekommen und dieser ist total unfreundlich. Außerdem hatte ich seit paar Wochen eine Frau mit dem Namen Daisy gedatet. Sie war wunderschön, witzig, freundlich und charmant, jedoch erwidert sie niemals meine Gefühle. Ich hatte mich nicht direkt in sie verliebt, ich hätte mir lediglich etwas mehr vorstellen können. Sie hatte mir stattdessen einen Korb gegeben. Und so ging es mir in letzter Zeit oft. Ich wünsche mir doch einfach nur einen Partner, eine Familie." Aufmunternd klopfte der Ältere auf meine Schulter. „Ach, dass wird schon. Du kannst doch deine Familie besuchen. Die Arbeit wird wieder besser, versprochen. Und bei deiner Partnersuche kann ich dir nicht helfen. Aber wie wäre es damit, wenn du einmal nach einer Person suchst, die du brauchst, nicht willst. Oftmals ist der wichtigste Mensch schon bei einem, verstehst du?" „Aber Allura und Pidge haben einen Freund." Leicht schüttelte er den Kopf. „Denk einmal über meine Worte nach." Damit verschwand er zu den anderen. Shay, Allura und Pidge saßen am Tisch mit einen Glas Sekt und redeten über, naja, halt über Frauensachen. Die Jungs saßen stattdessen mit einem Bier auf der Couch und spielten Schafkopf miteinander. Coran kommentierte alles, als Matt und Adam wohl das wichtigste Duell der nächsten Zeit ausfochten. Shiro gesellte sich wieder zu ihnen, während Keith zu mir herüber schielte. Irgendwas sagte er zu dem Gastgeber, der kurz darauf einen traurigen Blick auf mich warf. Ich seufzte und drehte meinen Kopf wieder auf den Nachthimmel. So schön es auch war, dass die Stadt im Dunkeln in den wunderschönsten Farben aufleuchtet, so schade war es auch das man die Sterne nicht richtig sehen konnte. Bei so einer klaren Nacht würde ich in die Natur gehen, auf eine Wiese, die Außerhalb der Stadt liegt. Dabei waren meine Gedanken bei meiner verstorbenen Familie und einer noch nicht gefunden Liebe. Es klang vielleicht etwas verzweifelt und übertrieben, aber wenn man ein Familienmensch war und seit sieben Jahren keine mehr besaß war das schon hart. Es vergingen locker zwei bis drei Stunden bis sich der Schwarzhaarige zu mir gesellte. Er hatte mir in dieser Zeit etwas zum Trinken und ein wenig Knabberzeug hingestellt. Nun waren auch schon einige gegangen. „Adam und Shiro würden langsam schlafen gehen. Du sowie ich sollten auch langsam nach Hause gehen." Zuhause, was und wo war das? Nicht in meiner eigentlichen Wohnung. „O-ok." Schnell zog ich mir meine Jacke und Schuhe an. Wir verabschiedeten uns und waren gerade auf den Gehsteig angelangt. „Lance?" „Ja, Mullet?" „Soll ich dich begleiten? Wollen wir dabei auch ein wenig durch den Park gehen?" Leicht musste ich lächeln, dann nickte ich. Er wusste eben was ich manchmal brauchte und dafür liebte ich ihn... Ja, Mullet war wohl stur, ruhig und relativ eigensinnig, jedoch auch total freundlich, Verständnisvoll und vieles mehr. Einige würden versuchen alles Nachzufragen und eine Lösung dafür zu finden. Er hatte mir stattdessen bisher immer zugehört und im Notfall mich nur in Arm gehalten. Teilweise war er wirklich meine einzige Stütze. Wieso ich mich damals so sehr von meiner Sturheit leiten ließ und deshalb mit ihm das streiten anfing weiß ich bis heute nicht. Fußball hatte uns zu Rivalen gemacht und im Nachhinein waren wir unzertrennlich. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, wie sich seine rauen Hände mit meinen verschränkten. Sie gaben mir Wärme, Sicherheit und Geborgenheit. Nur er gab mir dies, keine andere Person. Ich liebte ihn wirklich, jedoch würde er meine Gefühle nicht erwidern, dafür hatte er Harry. Harry... ein Name, der so oft in einem Gespräch fiel, aber ich hatte ihn nie persönlich kennen gelernt. Auch wenn ich den Namen auf dem Handy aufblitzen sah konnte ich die Nachricht nur als ein Herz entziffern. Daher dachte ich, dass es sein fester Freund war. Trotzdem hatte er mir manchmal so zärtliche Berührungen und Momente geschenkt, dass es komisch war. So als würde er ihn betrügen und das mit mir. „Denkst du wieder an deine Familie?" „Ja. Ich will sie wieder sehen." „Sicher?" „Ja, sicher zu 100%." „Würdest du es sicherlich schaffen zu diesem Grab zu gehen? Du warst seit sechs Jahren nicht mehr dort. Und du weißt, dass der Unfallverursacher sich noch immer um dieses Grab kümmert, dass heißt du könntest ihm begegnen." „Ich weiß, jedoch muss ich hin. Es kann nicht immer so weiter gehen. Ich möchte auch wieder Bilder von Ihnen aufstellen." Im Augenwinkel sah ich, wie Keith mir einen zweifelnden Blick zu warf. Daher drückte ich seine Hand stärker. „Mullet, fährst du mit mir dort hin? Stellst du mit mir die Bilder auf? Versprichst du mir, dass du dabei die ganze Zeit bei mir bleibst?" „I-ich weiß nicht." „Warum nicht?" „Naja, Harry hatte gemeint, dass du es alleine durch stehen solltest." Ich verzog mein Gesicht wütend und ließ seine Hand los. „Was hat er schon wieder damit zu tun?" „E-er hatte es nur gemeint. Ich wollte einfach seinen Rat befolgen." „Dein Ernst? Ich brauch dich dabei, alleine schaff ich das nicht. Harry kann dabei so viel sagen, wie er will", meine Stimme wurde am Ende hin immer lauter. „Lance, was ist, wenn ich einmal nicht mehr da bin? Dann musst du es auch alleine machen." Tränen stiegen mir in die Augen. Als ob er mich alleine lassen wollte bei einer der wichtigsten Schritte meines Lebens?! „Dann bleib doch bei deinem blöden Harry! Ich schaff das alleine, aber wenn ich nicht wieder komm, dann such nicht nach mir. Sowas wie dich brauch ich dann nicht mehr. Du weißt ganz genau, wie viel mir das bedeutet und jetzt willst du mich einfach alleine lassen? Jedes verdammte Mal warst du dabei und auf einmal nicht mehr, wegen Harry? Er muss ja ein toller fester Freund sein." Und mit diesen Worten lief ich davon. Jedoch merkte ich, wie er mir hinterher lief. „Er ist nicht mein fester Freund! Er ist ein Arbeitskollege, der Psychologie studiert, aber dann die Branche gewechselt hat. Wie kommst du darauf, dass ich mit ihm zusammen sei?" „Die Herznachrichten, dass ständige Gerede von ihm. Du willst sicher etwas von ihm." „Nein! Er ist lediglich ein guter Freund und der Verlobte von Nanny, Alluras Cousine." Jetzt ging mir ein Licht auf. Daher fiel der Name so oft in Gesprächen. „Aber warum die Herzen?" Ich blieb stehen, drehte mich um und blickte direkt in seine Augen. Diese leuchtete belustigst auf. „Er hat eine kleine Tochter aus seiner vorherigen Ehe mitgebracht und die ist oft an seinem Handy. Sie findet mich toll und will mit mir schreiben." Mein Mund verzog sich zu einem Oh. Danach musste auch ich ein wenig lachen. „Tschuldigung, jedoch ändert das nichts daran, dass du mich einfach alleine lassen willst." „Es war nur ein Gedanke, natürlich werde ich mit dir gehen. Lance, ich könnte dich niemals alleine lassen und verlassen. Ich brauche dich und du mich. Komm her." Er breitete seine Arme aus, in die ich mich sofort kuschelte. Leicht schmiegte ich mich an seine Brust und er drückte mich näher an sich. Genießerisch zog ich seinen Duft tief ein und ließ mich innerlich komplett fallen. Seine Arme, diese Geborgenheit und Sicherheit. Ich will nichts mehr anderes. Er gab mir einen kurzen Kuss auf meine Haare und flüsterte: „Ich liebe dich doch, du Dummkopf." „Ich dich auch, Mullet." Eine Zeitlang standen wir so dort, danach gingen wir zu mir nach Hause und dort blieb er auch. Denn gleich am nächsten Tag fuhr er mit mir in meine Heimatstadt. Urlaub hatten wir uns im Voraus schon genommen, da es eigentlich für Shiro geplant war, aber er verstand es und wünschte uns viel Glück.

Klance Oneshots/KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt