Überraschung

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Erneut klingelte ich an der Tür, schon das fünfte Mal versuchte ich es. Endlich hörte ich Schritte von innen und im nächsten Moment war sie geöffnet. Der Kopf von Hunk lugte heraus, wie die letzten paar Tage auch immer. „Hunk, endlich." „K-Keith?" „Tu nicht so erstaunt." „Aber ich hatte dir doch erklärt, dass es nicht geht." „Ich habe aber die Schnauze gestrichen voll", schrie ich schon fast. „Aber..", weiter kam er nicht, denn ich unterbrach ihn. „Nein! Kein aber! Ich möchte endlich in MEIN Haus. Seit Tagen darf ich es nicht mehr betreten. Du hast mir den Schlüssel abgenommen, dafür deinen gegeben und ein paar Sachen von mir hingelegt. Was soll das denn?" „Ich kann es dir nicht erklären, sagen, was auch immer. Lance muss das." „LANCE?! Verarsch mich. Mein angeblicher Freund antwortet mir seitdem nicht mehr! Also was will ich von ihm hören?" Seit fünf Tagen darf ich mein eigenes Haus nicht mehr betreten. Mein ach so liebevoller Freund lässt sich nicht mehr blicken, geschweige bekomme ich ein Lebenszeichen von ihm. Alles was ich immer wieder gesagt bekomme war „geh weh." „warte." „Lance muss das erklären." und das von Hunk, meinem besten Freund. Ich habe keine Lust mehr auf dieses Schauspiel. Meine ganzen Arbeitskollegen hatten das bereits mitbekommen, dass ich von Zuhause raus geschmissen worden war. Sie machten sich entweder lustig oder schenkten mir Mitleid und das brauchte ich so gar nicht. Wie konnte das passieren? War mein Leben wirklich so aus den Fugen geraten? Hatte ich irgendwas übersehen? Vor sechs Jahren war ich mit Lance in dieses Haus eingezogen und auch ich stand als offizieller Besitzer im Vertrag. Ich zahlte die Miete für mich und meinen Freund, den ich seit 20 Jahren kenn und seit 8 Jahren zusammen war. Und was tat er? Er hatte mich kurz vor meinem 30 Geburtstag aus dem Haus geschmissen. Es war Freitag und als ich Sonntag von meiner Geschäftsreise kam, wurde ich urplötzlich aus dem Haus geschmissen. Hunk hatte mich gleich in Empfang genommen, dabei schnappte er sich schnell meine Hausschlüssel aus der Schale, drückte seine in meine Hände und schob mich aus dem Haus. Ein kurzes „Schlaf bei mir Zuhause" kam von ihm und weiter nichts. Ich erreichte auch seitdem den Blauäugigen nicht mehr. Das Beste dabei war, dass morgen Abend hier meine Feier sein sollte. Wie sollte eine Party ohne dem eigentlichen Hauptgast funktionieren? Ich stellte mir Fragen, die ich niemals selbst glauben würde. Lance würde mich niemals betrügen und dann wäre auch Hunk total falsch. Ich hatte auch schon überlegt, ob ihm etwas zugestoßen sei und deshalb sich vor mir schämte, aber wir kannten einfach alles von einander. Es gab so viele unangenehme Momente, da konnte nichts mehr toppen. Außerdem hatten wir uns immer alles erzählt, also lag es auch nicht daran. Hatte er vielleicht in der Zeit, als ich weg war, etwas getan was er bereute und wollte mir aus dem Grund nicht unter die Augen treten? Oh Gott, ich weiß es nicht. Mein sonst so dominanter Freund kam jetzt wie der absolute Feigling vor. Selbst im Beruf hatte er den besseren Part. Zwar war ich ein erfolgreicher Geschäftsmann, der ab und zu mal in das Ausland musste. Jedoch arbeitete ich nur für eine Ingenieurfirma und konnte meistens von Zuhause beziehungsweise vom Büro aus arbeiten. Aber er war der Leiter eines total erfolgreichen Autohauses. Am Anfang war er normaler Mitarbeiter, bis sein Chef ihn als Nachfolger wählte. Überall war sein Geschäft auf der Welt verteilt, daher konnte er auch einige Sprachen. Viele hatten sofort gedacht er müsste auf Weltreisen gehen und fragten daher, wie wir das mit unserer Beziehung anstellen wollten. Aber sein Vorgesetzter hatte sehr gute Arbeit geleistet und so war in jedem Land ein stellvertretender Leiter, die zwei bis drei Mal im Jahr ein Meeting hatten. Sonst saß er im Ortskundigen Autohaus und machte Papierkram. Auch dort war ich schon gewesen, doch die Sekretärin meinte, dass er sich für ein paar Tage frei genommen hatte. Es war also alles geplant gewesen! Also was konnte so schreckliches sein? Die ganze Zeit zerbrach ich mir darüber den Kopf. „Bitte Keith, warte noch etwas. Mach dir nicht zu viele Gedanken. Geh einfach wieder zu mir." „Hunk!" „Keith! Geh einfach! Bitte", flehend sah er mich an. „Ok, aber wenn ich in paar Tagen immer noch nicht herein darf, rufe ich die Polizei. Haben wir uns verstanden? Du kannst das auch gerne meinem Freund, oder soll ich ihn vielleicht Ex-Freund nennen, sagen." „Sag sowas nicht und ich verspreche dir, dass bis dorthin wieder alles beim Alten ist." Und so war ich gegangen mit einem total vollem Kopf.

Klance Oneshots/KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now