Im wahrsten Sinne des Wortes

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Yoongi P.o.V

Nervös trat Jimin in das große, modern eingerichtete Esszimmer. Mein Blick glitt prüfend über ihn. Er hatte sich Kleider von mir geliehen, welche ihm etwas zu groß schienen. Er trug einen meiner dickeren weißen Hoodies und dazu eine enge schwarze Hose, welche ihm etwas unter die nackten Fußsohlen rutschte. Der Pullover versteckte fast vollständig seine Hände, man sah nur noch einzelne Fingerspitzen untern hervorlugen und die linke Schulter lag entblößt hervor, da der Stoff verrutscht war. Jimin hatte den Blick gesenkt und spielte mit dem Saum des Pullovers, während er sich zeitgleich einige wirr abstehenden Haare hinters Ohr strich. 

Er sah regelrecht zum anbeißen aus.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

"Setz dich doch, Jimin", höflich rückte ich den Stuhl gegenüber von mir hervor, so dass sich der leicht rot werdende Junge hinsetzen konnte. Ich wartete hinter dem Stuhl, bis er saß und schob ihn etwas näher an den Tisch. Dabei wehte mir erneut der Duft von Zimt und Regen entgegen. Ich atmete zaghaft ein und versuchte mir den Geruch einzuprägen. "Danke, Sir", murmelte mein Gast beschämt. Ich nickte bloß lächelnd und schritt wieder zu meinem Platz. "Bitte, nenn mich einfach Yoongi, immerhin sind wir ungefähr im gleichen Alter, Sir klingt so alt! Und duze mich ruhig", witzelte ich und grinste ihn charmant an. Naja, der Teil mit dem Alter war vielleicht ein wenig gelogen... Ich hörte ihn kurz zittrig einatmen, ehe er zustimmend nickte. "Ganz wie du willst, Si- Yoongi!"

"Also", ich servierte ihm die gebratenen Kartoffeln und legte ihm ein Stück Fleisch auf den Teller, "Wie sieht es aus? Wann willst du anfangen für meine Firma zu arbeiten?" Jimin blickte erstaunt hoch, als wäre er überrascht, dass ich ihm eine eigene Wahl ließ. "Ähm... So bald wie  möglich! Aber, was genau ist denn meine Arbeit bei dir?", verwirrt runzelte er die Stirn und umgriff sachte die Gabel mit seinen langen, schmalen Fingern. (A/N: Das is ne fantasy FF, lass mich.) Ich lehnte mich entspannt zurück und nahm einen Schluck des Weins in meinem Glas. Der Alkohol brannte etwas in meiner Kehle, doch sonst konnte ich keinen Geschmack ausmachen. Schon vor Jahren hatte ich jegliche Geschmacksnerven verloren. Ich seufzte leise und stellte die rote Flüssigkeit wieder ab. 

"Du würdest bei uns für verschiedene Kataloge und Werbungen modeln, vielleicht auch noch hier und da für andere Unternehmen posieren, wenn wir mit anderen Firmen oder Sponsoren zusammenarbeiten." Jimin nickte leicht, dabei fielen ihm die schwarzen Strähnen ins Gesicht. Ehe er reagieren konnte, hatte ich bereits die Hand ausgestreckt und die Haare zurück hinter sein Ohr gebracht. Jimin schluckte leicht und ich sah wie sich eine sanfte Gänsehaut über seinen Nacken zog, als meine eisigen Finger gedankenverloren über seine weiche Wange glitten. Ich zog die Hand zurück und lächelte entwaffnend, als ich bemerkte, wie er tief ausatmete. "Lass es dir schmecken!"

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Stöhnend legte Jimin den Kopf in den Nacken. Die dicken Lippen waren um das Besteck geschlossen und seine Augenlider flatterten genießerisch. "Hast du das gekocht?", fragte er zwischen zwei hastigen Gabeln, welcher er sich in Rekord tempo in den Mund schaufelte. Ich nickte bestätigend, konnte dabei nicht anders als sanft zu lachen, aufgrund des Funkeln in seinen Augen. Er wirkte etwas ausgeschlafener, erholter. Zudem kam es mir vor, als wäre es das erste Mal in Jahren, dass er sich tatsächlich richtig ernährte, so wir er das Essen runterschlang. Aber das hatte Jungkook uns schon vor Jahren erzählt, dass Jimin sich überhaupt nicht um sich selbst kümmerte. "Das ist wirklich gut, Yoongi!"

"Kommen wir zu meiner vorherigen Frage zurück, kannst du vielleicht nächste Woche anfangen zu arbeiten?", fragte ich lächelnd, schob dabei das gebratene Gemüse auf meinem Teller von einer Seite zur anderen, hoffte dass ihm entging, dass ich nichts aß. Der Schwarzhaarige blickte nickend hoch, mit vollgestopften Backen. Er erinnerte an einen kleinen Hamster. "Erst nächste Woche? Klar...", er schien kurz zu überlegen, "Ja, das passt." "Sehr gut, also nächsten Montag um 9 Uhr morgens im Büro, okay?", erkundigte ich mich zufrieden und schnitt ein Stück Fleisch ab, nur um es wieder neben das Gemüse zu legen. Jimin schien kurz innezuhalten. "Im... Im Büro außerhalb der Stadt?", hakte er etwas nervös nach. Ich nickte bestätigend "Ja."

"Oh... ähm... Ja, das wird schon gehen", murmelte er und schien angestrengt über etwas nach zu denken. Verwundert legte ich den Kopf schief. "Warum? Gibt es ein Problem?" Mein Gegenüber schien sich nicht sicher zu sein, ob er etwas sagen sollte, oder lieber nicht. "Ich... Also das Büro ist schon ziemlich weit hinter der Stadt und... also ich wohne eher in der Mitte, dann werde ich mir wahrscheinlich eine Wohnung hier in der Gegend suchen müssen, sonst wird es schwieriger zur Arbeit zu kommen...", nuschelte er und versuchte Blickkontakt mit mir zu vermeiden. Ich nickte verstehend. "Ja, das wäre wahrscheinlich praktischer." Ich dachte kurz nach. "Aber bis nächsten Montag hast du wahrscheinlich keine Wohnung gefunden, nehme ich an." Er nickte zögerlich.

"Hmm...", grübelnd strich ich mir über mein Haar. Ich könnte ihm anbieten, hier her zu mir zu ziehen, aber das wäre vielleicht zu gefährlich. Er könnte etwas herausfinden... Andererseits könnte ich auch besser auf ihn Acht geben, ihn beschützen... Doch was wenn er sah, wie ich trank oder wenn er mich erwischte, während ich noch verwandelt war? Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie traumatisch es für ihn sein würde, mich als Vampir zu sehen... Sollte ich das Risiko wirklich eingehen? Oder ich könnte ihm auch erklären, dass ich ein Vampir bin, aber dann würde er wahrscheinlich komplett ausflippen. Nein, das musste noch warten. Es wäre wahrscheinlich besser, ihn einfach fürs erste im Unwissenden zu belassen. Aber dann war er noch verletzlicher, wenn er nicht wusste was für eine Bedeutung er hat, gab er vielleicht nicht so gut auf sich acht. Er war aber so wichtig für uns! Ich atmete tief durch.

"Wie wäre es, wenn du fürs erste bei mir wohnst?" Jimin klappt der Mund auf und er riss die Augen auf. "H-Hier? Wie... dein Mitbewohner?" Ich schmunzelte leicht. "Genau, du wirst mein Mitbewohner!" Der Schwarzhaarige ließ die Gabel auf den halb aufgegessenen Teller gleiten und schluckte unwohl. "Ich... Also, ich will dir nicht zur Last fallen, außerdem kennst du mich doch gar nicht richtig..." 

Ich weiß wahrscheinlich mehr über dich, als du selbst, Park Jimin

"Dann lernen wir uns halt kennen, nicht wahr?" Gedankenverloren griff ich nach meiner Serviette und fing an kleine Schnipsel davon abzurupfen. Das war eine große Verantwortung. Wenn er herausfände, dass ich ein Vampir bin... Das absolute Chaos würde ausbrechen.

"Ich... Du hast wahrscheinlich recht, aber...", er grübelte und biss dabei auf seine Lippe. "Nicht", ich strich ihm sanft über den Mundwinkel, löste damit die Lippe aus seinen Zähnen, sein warmer Atem streifte meinen Daumen und schickte kribbelnde Gänsehaut über meinen Rücken. "Denk an deine Verletzung, Jimin", hauchte ich sanft und nahm die Hand wieder von seinem Gesicht. Jimin hing der Mund leicht offen und die Augen folgten mir. "I-Ist gut, danke...", er hob zaghaft die Hand und strich sich einmal prüfend über die Wunde. "Ich nehme dein Angebot an...", er blickte unsicher zu mir, "Ich ziehe zu dir!"

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Endlich nach langen Tagen ein neues Kapitel! Leider bin ich gerade mitten in der Prüfungszeit deshalb kann ich nicht mehr so regelmäßig hochladen... Viel Spaß noch, eure M&M's ;)

1225 Wörter



My Boss is a Vampire ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt