XL. Augen

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Jimin P.o.V

Das Buch ging auf. Mein Atem stockte. Zaghaft betrachtete ich das Papier. Die allererste Seite war komplett schwarz, mit vielen weißen Flecken. Doch als ich etwas genauer hinsah, durch einen zusammengekniffenen Blick versuchte mehr zu erkennen, sah ich Augen. Und sie blinzelten. "Was-", der Rest des Satzes ging in einem ungläubigen Keuchen unter, als die Blicke sich auf mich richteten. Tausende gemalte Pupillen starrten mich an. Die Bilder waren so klein gemalt, dass man die Pupillen fast nicht erkennen konnte, doch ich spürte dass das Buch mich inspizierte. Einige Augen zwinkerten mir zu. Ich zuckte ängstlich zusammen und wollte das Buch von mir wegschmeißen, doch es schien an meinen Handflächen zu kleben. Nervös schüttelte ich die Arme, doch es ging nicht ab.

Also, tat ich das erste was mir in den Sinn kam.

Ich geriet in Panik.

"Yoongi! Dieses Buch sieht mich an!", schrie ich panisch und wedelte wie wild mit meinen Händen, an welchen das Papier hartnäckig hing. "Es lässt nicht los!", Panik flackerte in meinem Blick während ich brüllend die Hände gegen den Tisch klatschte. Alles was ich damit bezweckte, war dass meine Finger schmerzten. "Hey! Bleib ruhig!", bestimmt sah der Vampir mich an. Yoongi legte beruhigend seine kalten Finger um meine Handgelenke. "Ganz ruhig, Jiminnie! Das Buch wird dir nichts tun!", besorgt runzelte der Mann die Stirn und ließ zaghaft von meinen Gelenken ab, als ich diese nicht mehr gegen den Tisch haute. Ich nickte wenig überzeugt und blickte erneut auf die Seite. Die Augen inspizierten mich immer noch. Ich wollte ja gerne umblättern, aber da beide meiner Hände an dem alten Schinken hingen, konnte ich nichts anderes tun, als diese Seite anzustarren.

Dann schlossen sich die Augen.

Die gesamte Seite wurde pechschwarz, als ein Augenpaar nach dem anderen die Lider schloss. Ich sah nervös aufs Buch. Was würde jetzt passieren? Dann erschien ein weißer Schriftzug. Verwirrt entzifferte ich die verschnörkelte Schrift. "Park Jimin. Gottessohn. Hier um die magischen Wesen sowie die Menschen zu retten.", las ich leise vor. Das Buch wusste anscheinend, wer ich war. Irritiert hob ich den Blick und sah mich im Raum um, doch niemand aus dem Rat schien zu wissen, was ich zu tun hatte. "Was soll ich jetzt tun?", fragte ich unsicher und blickte zu Calu, welcher mir bis jetzt am meisten sagen konnte. Doch auch dieser hob bloß unbestimmt die schmalen Schultern. Ich wandte mich wieder an die schwarze Seite. Dann fing das Buch an hektisch zu blättern. Ich konnte nichts tun, als zusehen, wie verschiedene Seiten umgeblättert wurden.

Ich glaubte Bilder von Drachen zu sehen. Von spitzen Zähnen. Von Feuer und von Geistern, doch das Buch ließ mir keine Zeit, um mehr zu erkennen. Abrupt stoppte das hektische blättern. Die mir nun angewiesene Seite war knallrot. Ich spürte, dass ich meine Hand wieder vom Deckel lösen konnte. Sofort tat ich dies und legte das Buch vor mich auf den Tisch. Jeder starrte auf das Papier. Niemand sprach. Wir warteten alle geduldig, was passieren würde. 

Ich beobachtete, wie ich aus dem Buch kletterte. 

Ich japste erschrocken nach Luft. Aus den dunkelroten Seiten kroch eine winzige, blutrote Figur. Unverkennbar erkannte ich meine Gesichtszüge in dem... Was auch immer das war. Er sah neugierig zu mir hoch und deutete auf das Buch. Mein Blick löste sich zaghaft von der Figur, welche die Größe meines Zeigefingers hatte. Die Seite veränderte sich. Wurde weiß und eine schwarze Schrift erschien darauf. "Das Gotteskind ist unser aller Rettung. Die Freiheit naht, doch wir müssen schnell handeln!", las ich vor, während der Buch-Jimin sich auf die Kante des Papiers setzte. Die Schrift erlosch und auf der anderen Seite erschien der nächste Text. "Die Jäger besitzen eine mächtige Waffe. Das schwarze Schwert, welches nur von Göttern getragen werden kann." Ich stockte, als mein rotes, kleines Ebenbild aufsprang und ein schwarzes Schwert in den Händen hielt. Yoongi rückte vorsichtshalber näher an mich. 

"Dies führt jeden ins elende Verderben, stürzt Welten ins Chaos und kann jeden auslöschen." Papier-Jimin schwang das stecknadelgroße Schwert herum und stach auf imaginäre Feinde ein. "Doch nur der, der das Chaos bereits in sich trägt, ist fähig mit der Macht der Waffe umzugehen und sie für die Freiheit aller einzusetzen." Meine Figur ging auf die Knie und legte das Schwert vor das Buch. Aufmunternd blickte er zu mir und deutete dann mit dem Zeigefinger auf mich. "I-Ich?", deutete ich seine Geste. Zufrieden nickte die rote Gestalt. Yoongis Hand legte sich schützend auf mein Bein. Der Text erlosch erneut. Ich blickte schweigend auf das Buch, wartete, dass es mir sagte, wie ich meine Magie verwenden konnte, doch es kamen keine neuen Texte. Etwas zupfte an meinem Daumen.

Mein Blick fiel runter und ich erschrak, als mein Mini-Ich meinen Daumen in Richtung Buch zog. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Die Gestalt zeigte zu erst auf mich, dann auf das Buch, anschließend tat er, als würde er umblättern. "Ach so...", murmelte ich verstehend und blätterte eine Seite weiter. Dort stand bereits Text. Wahrscheinlich hatte das Buch gewartet, bis ich umblätterte. "Deine Magie kontrollierst du mit der Macht der Gedanken. Dir sind keine Grenzen gesetzt, denn so wie du selbst überirdisch bist, so ist auch deine Macht nicht in irdischen Maßen zu messen. Solange du denken kannst, kannst du zaubern. Aber sei gewarnt! Um zu zaubern braucht es Übung. Du musst genau sein, sonst kann alles nach hinten losgehen." 

Als ich an der Stelle ankam, fing mein Mini-Ich an sich über den Bauch zu fahren. Er sah gequält hoch und öffnete hungrig den Mund. "Ich glaube, der hat Hunger!", schlug Yoongi irritiert vor. Der rote Mensch nickte hektisch. Dann schloss er konzentriert die Augen und schwankte leicht. "Er zaubert!", gab ich beeindruckt von mir und beobachtete ihn. Auf einmal erschien vor ihm ein Laib Brot. Er wollte bereits zufrieden reinbeißen, als sich schwarze Maden aus dem roten Gebäck wanden. Angeekelt ließ er es fallen, wo es wieder verschwand. "Oh, er will mir verdeutlichen, dass ich genau sein soll mit meinen Wünschen. Er hat sich Brot gewünscht, doch nicht präzisiert, dass es zu essen sein soll...", die Gestalt nickte zufrieden und setzte sich wieder auf den Rand des Buches.

"Viel Glück, Park Jimin. Wir vertrauen in dich.", als der letzte Satz erschien, legte sich die Gestalt bäuchlings auf die Seite. Ein letztes Mal zwinkerte sie mir zu, da schloss sich das Buch mit einem lauten Knall.

Für einige Sekunden herrschte Stille. "Das heißt wir müssen jetzt auch noch diese Waffe finden?", meldete sich Hoseok leise und blickte missmutig zu mir. Yoongi nickte bestätigend. "Sieht ganz danach aus...", er fuhr sich seufzend übers Haar. "Dafür müssen wir jedoch zu erst einmal herausfinden, wo die Jäger überhaupt dran sind. Ihnen wird bestimmt gleich auffallen, dass Lucas nie zu ihnen gekommen ist.", meinte Jamiro und lehnte sich nach vorne. Chamatkar legte den Kopf schief, während er mich aus zusammengekniffenen Augen musterte. Ich gähnte leicht und beugte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht näher an Yoongi. Ich wollte schlafen. Und essen. 

"Na gut, vielleicht sollten wir morgen weiter darüber diskutieren... Unser Gott hier", der Zwilling deutete auf mich, vor allem auf meine blasse Haut und meine Augenringe, "sieht nämlich alles andere als göttlich aus." Ich grinste leicht und nickte zustimmend. "Ich glaub, ich gehe jetzt essen...", murrte ich leise und lehnte mich gegen Yoongis Schulter. Dieser fuhr mir sanft über den Arm. Er half mir umständlich aufzustehen und reichte mir eine Krücke, die andere nahm er selbst mit, da ich mich ja an ihm anlehnte. 

"Vielleicht solltest du nach dem Essen ein wenig Schlaf nachholen, Baby. Auch Götter müssen Pausen einlegen!"

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Das Abenteuer geht weiter... Wo wohl das Schwert versteckt ist? Wer weiß... Ich weiß es xD Naja, wie dem auch so, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und voten nicht vergessen! In Love, eure M&M's ;)

1285 Wörter



My Boss is a Vampire ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt