XXXVIII. Buch

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Yoongi P.o.V.

Mein Blick klebte an der sich sanft hebenden Brust des Menschen. Obwohl... Ob er ein Mensch war, stand mittlerweile auch in Frage. Liebevoll strich ich dem viel zu blassen Jungen über den Kopf und blinzelte einige Tränen weg. "Bitte, wach auf, Baby... Es tut mir so schrecklich leid...", ein Schluchzen entwand sich meiner Kehle. Es klopfte an der Tür. Sofort straffte ich mich und wisch mir über das eingefallene Gesicht. "Ja?", ich räusperte mich, als nur ein Krächzen meine Lippen verließ. Dr. Asklepios betrat den Raum. Der Zauberer hatte sich das schulterlange schwarze Haar in einen kleinen Zopf gebunden. Einige Strähnen hingen jedoch wirr über seinem jungen, blassen Gesicht. Der Arzt war gerade mal 23 Jahre alt, der jüngste Arzt der Praxis. Soweit ich mitbekommen hatte, war der Zauberer ein Genie und hatte mehrere Klassen übersprungen. Er schob sich die riesen Hornbrille etwas höher, auf der schmalen Nase und musterte Jimin aus zusammengekniffenen blauen Augen. 

"Sein Zustand verbessert sich drastisch. Obwohl er kein Blut bekommt, scheint sein Körper im Nu weitere Blutkörperchen zu bilden!", erstaunt lehnte der Junge sich über mein Baby. Er nahm seine Hand und befühlte den Puls. Augenblicklich knurrte ich tief und verengte die Augen, während ich die Zähne fletschte. Dr. Asklepios zuckte zusammen ehe er nervös kichernd etwas Abstand dem Jungen gegenüber nahm. Ich musterte ihn genauer. Feindlich grollte ich. Könnte er eine Bedrohung für mich oder -viel wichtiger- Jiminnie sein? Mein Blick glitt an dem Mann hinauf. Er checkte derweilen ungestört die Werte des immer noch ohnmächtigen Jungen. Als er dann seinen Pullover unter dem Arztkittel in die Hose steckte, umgab ihn die Aura eines verpeilten Professors. Nein. Ich schnaubte leicht. Nie im Leben war dieser Zauberer eine Bedrohung für mein Baby. Schon gar nicht, wo wir doch davon ausgingen, dass Jimin Lucas ohne Waffen oder Hilfsmittel umgebracht hatte...

Der Arzt verließ schweigend den Raum, als ich wieder sanft meine Finger mit Jimins verflochte. Erneut schweiften meine Gedanken zu dem Tod des Entführers. Nicht nur Jimin war entführt worden. Auch Gwydyon, ein junger Zauberer und der Bruder von Mira, Chamatkars Freundin, war mitgeschleppt worden. Der dickliche Rothaarige hatte uns unter Tränen erzählt, dass Jimin Lucas in die Augen gesehen hatte und dieser dann auf einmal einfach tot umgekippt war. Wir wussten immer noch nicht, wie er das angestellt haben sollte. Außerdem stand der junge Zauberer so unter Stress, dass er vielleicht auch einfach alles durcheinander gebracht hatte. Die anderen des Rats versuchten gerade das Rätsel um Jimin und Lucas zu lösen. Die Mission war jedoch nur halbwegs erfolgreich gewesen. Wir hatten Jimin bekommen, und das Buch, welches Lucas dabei hatte. 

Doch das Buch war nicht zu öffnen.

Jeder von uns hatte es schon probiert, doch der alte Schinken ließ sich einfach nicht aufkriegen! Ich wusste noch, als ich meinen Vampir das aller erste Mal beschworen hatte. Das Buch hatte einfach auf einmal auf meinem schmalen, damals sehr dreckigen Bett gelegen. Und ich bekam es geöffnet. Ohne jegliche Probleme. Ich konnte zwar nicht lesen, aber das musste ich gar nicht. Das Buch hatte nämlich mit mir gesprochen. Mir gesagt, was ich tun musste, um zu überleben... Doch jetzt... Es schien als hätte das Papier seinen eigenen Willen und er wolle sich uns einfach nicht zeigen. Mittlerweile hatten wir den Rat erneut berufen, wir trafen uns gestern in einem leer stehenden Raum des Krankenhauses. Also, die anderen. Ich blieb bei Jimin. 

Das Papier jedoch verweigerte weiterhin den Zugriff.

Dabei hatten wir schon fast alles versucht. Die Elfen hatten versucht mit dem Papier zu reden, eine besondere Gabe der Elfen war es nämlich, mit der Natur zu kommunizieren und Papier war streng genommen immer noch ein Baum. Doch es schien nicht zu antworten. Hoseok und Taehyung hatten versucht es in ihrer Vampirform aufzureißen, doch das Buch war stärker gewesen. Die Wahrsager probierten irgendwie eine Seite des Buches mit ihrem inneren Auge zu erhaschen, doch als Kookie -welcher kein sehr begabter Wahrsager war- fast zusammenklappte, Metis Nasenbluten bekam und Thoth Kopfschmerzen, hörten sie auch auf. Chamatkar und Jamiro nahmen sich vor mit Magie die Seiten zu öffnen, doch auch das misslang gänzlich. 

My Boss is a Vampire ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt