XXXII. Leere

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Jimin P.o.V

"Also... Möchtest du mir erzählen, warum du völlig aufgelöst in meinem Büro aufgetaucht bist? Wen soll ich verprügeln?", scherzend blickte Namjoon zu mir, während wir uns in seinem Auto auf den Weg zu ihm machten. Ich kicherte sanft, doch alleine der Gedanke an Yoongi trieb mir erneut Tränen der Wut, Trauer und Eifersucht in die Augen. "Nein... Ich möchte nicht darüber reden, Joonie...", murmelte ich leise und erneut flog meine Hand zu meiner Brust. Komisch. Ich spürte mein Herz immer noch schlagen, dabei war ich mir so sicher, dass es zerbrochen war.

"Na gut, ganz wie du willst, Jiminnie. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst!", beruhigend lächelnd blickte Namjoon von der Straße zu mir und hob eine Hand, um mir beschwichtigend über das Knie zu streichen. Sofort schossen mir noch mehr Tränen in die Augen und rannen meine Wange hinunter. Womit hatte ich nur so gute Freunde verdient? "Ich weiß. Danke, dass du immer für mich da bist, Namjoonie", schluchzte ich trocken und sah aus großen, mitleidserregenden Augen zu meinem langjährigen Freund. Namjoon nickte, immer noch leicht lächelnd, doch ich hatte das Gefühl, seine Mundwinkel schmerzhaft nach unten sacken zu sehen. 

Einige Zeit saßen wir schweigend nebeneinander. Namjoon konzentrierte sich auf die Straße, während ich versuchte unter all dem Schmerz und der Trauer noch irgendeine andere Emotion auszumachen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich nur so naiv sein, zu glauben, dass der absolut perfekte Min Yoongi mich, einen widerwertigen, armen Barkeeper lieben könnte?! Meine Augen brannten immer noch, doch ich spürte die Tränen mittlerweile nicht mehr. Mein Körper schien komplett taub geworden zu sein. Anstelle von Panik aufgrund dieses komischen Gefühls, hörten meine Gefühle komplett auf. Die Trauer wurde zu einem dumpfen, schmerzhaften Pochen, bis sie verklang.

Doch sie hinterließ weder Freude noch sonst etwas.

Nur Leere.

Mein Körper schien nur noch eine ausgehölte Hülle zu sein. Ich dachte, meine Tränen versiegen zu spüren, doch ich war mir nicht sicher. War ich etwa tot? Versuchsweise kniff ich mir in den Handrücken. Ich spürte ein dumpfes Pochen. Wie durch eine dicke Watte-Schicht. Wenigstens wusste ich jetzt, dass ich noch nicht tot war. Ich schloss meine Augen. Nichts. Keine Emotionen, keine Gedanken nur ein weit entferntes Pochen, das wahrscheinlich einmal mein Herz war. Jetzt war es nur noch ein unförmiger Klumpen der mich gerade so am Leben hielt. Das erste Mal in meinem Leben verstand ich den Ausdruck 'Ein gebrochenes Herz haben'. Obwohl, zerrissen und dann verbrannt, den Schmerz eher beschrieb.

Ich blickte aus dem Fenster. Wir waren angekommen. 

Namjoon sah besorgt zu mir. "Du kannst in meinem Zimmer schlafen, Jimin. Du siehst müde aus", er hing seine Jacke auf. Ich nickte leicht. Ich stand neben ihm im Flur. Wann war ich aus dem Auto gestiegen? "Schlaf gut, Jiminnie", Joonie fuhr mir sorgenvoll übers Haar. Schlaf. Eine kleine Auszeit dieser stummen Leere in mir. "Du auch...", krächzte ich leise und öffnete die dritte Tür rechts, welche in sein Schlafzimmer führte. Ich schmiss mich mitsamt meiner Klamotten aufs Bett und starrte die Decke an. Wann hatte Yoongi seine Gefühle für Izumi wohl realisiert? Als wir noch zusammen waren? Oder schon vorher? War ich nur der Köder gewesen, um die Wasserfrau eifersüchtig zu machen? Wobei... Wer würde schon auf so etwas wie mich eifersüchtig werden? Ich spürte, wie Nässe von meinen brennenden Augen in mein Haar tropfte, doch ich fühlte nichts. Ich schloss die Augen. 

Hoffentlich würde ich noch länger bei Joonie bleiben können.

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Etwas raschelte. Murrend drehte ich mich zur Seite. Ich hörte jemanden leise Fluchen. Verwirrt runzelte ich die Stirn und blinzelte leicht. Mondlicht erhellte das Zimmer, in welchem ich geschlafen hatte. Irritiert blickte ich um mich. Wo war ich? "Es tut mir so leid, Jiminnie", wisperte jemand. Erschrocken blickte ich hoch, entspannte jedoch augenblicklich, als ich vor mir dir große Gestalt von Namjoon aufragen sah. "Namjoon?", schlaftrunken richtete ich mich etwas auf. Was tat ihm leid? "Er... Er hat Kyungmin und Mom... Er foltert sie, Jimin! Ich... Ich muss das tun!" Weinte er etwa? "Joonie? Was passiert hier?!", jetzt etwas wacher und sichtlich benommen kroch ich nach hinten im Bett. Namjoon machte mir Angst!

"Es tut mir wirklich leid, Jimin. Du hast etwas besseres verdient. Ich wollte das nicht", schluchzte er. Ich glaubte im faden Mondlicht Tränen blitzen zu sehen, da rannte er auf einmal zu mir und hielt mir ein Stück Stoff vor den Mund und die Nase. Panisch fing ich an zu strampeln und versuchte den Größeren von mir runter zu drücken. Ich krallte mich an seinen Arm und fing wie wild an zu strampeln und um mich zu schlagen. Doch Namjoon war viel stärker als ich. Mühelos hielt er mich nach unten gedrückt. "Hng...", erstickt röchelte ich und versuchte tief Luft zu nehmen.

Ein süßlicher Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus. Ich spürte, wie meine Gelenke langsam erschlafften. Die Angst wurde wieder zu einem nebensächlichen Pochen, während ich schläfrig die Augen schloss und zurück in mein Kissen sank. Meine Hand rutschte von Joonie's Arm, fiel mit einem dumpfen Knall auf die Matratze und blieb dort reglos liegen. Immer noch hielt mein Freund das Tuch gegen meinen Mund gepresst.

Das Letzte was ich mitbekam, waren Namjoon's Tränen, welche auf mein Gesicht tropften.

xxxxx

Namjoon's P.o.V

"Wo... Wo sind sie jetzt?", nervös blickte ich hoch zu dem Boss, welcher den ohnmächtigen Jimin in seinen Armen hielt und verträumt grinste. Seine Augen fielen hasslodernd auf mich, als würde er jetzt erst bemerken, dass ich noch da war. "Wer? Etwa deine schwächliche Familie? Die ist tot." Er wandte sich wieder an Jiminnie, strich ihm über den Kopf und grinste siegessicher. Kalte Wut ergriff mich, während die Luft mit einem Schlag aus meinen Lungen entwisch. "Sie... Sie sind was?" Ich hauchte mehr, als dass ich wirklich sprach, doch der Boss schien mich zu verstehen. Genervt blickte er hoch und seufzte tief. "Hab ich doch eben gesagt! Sie sind tot! Deine Schwester ist vor drei Tagen gestorben, deine Mutter schon vor fast zwei Wochen, tja, so ist das Leben halt-"

Schreiend warf ich mich auf ihn. "DU VERFICKTES ARSCHLOCH! VERRECK IN DER HÖLLE, BASTARD!", starke Arme zogen mich nach hinten, weg von dem Mann, welcher meine Familie umgebracht hatte. "Ich brauche ihn nicht mehr, ihr könnt ihn entsorgen." Ich spuckte ihm ins Gesicht. Unbeeindruckt hob der Boss eine Hand und wischte sich die schmierigen Schlieren von der Fratze. "Macht es qualvoll." Damit wurde ich aus dem Raum gezogen. Eisiger Hass, brennende Wut und purer Hunger nach Rache nährten sich dabei an mir. Die beiden Wachen zogen mich aus seinem Büro, während ich aus Leibeskräften Schrie, um mich schlug und schimpfte. Als wir auf die Straße traten, welche so früh am Morgen noch nicht belebt war, sah ich meine Chance kommen. "ICH WERDE DICH UMBRINGEN!", brüllte ich und zog so heftig an meiner linken Hand, dass der Wache leicht taumelte.

Mehr brauchte ich nicht.

Mei Fuß sauste nach vorne, traf den blonden Wachen in der Kniekehle, so dass dieser zusammensackte. Ehe er realisierte, was gerade passierte, trat ich ihm so fest gegen die Nase, dass ich einen Knochen splittern hörte. Ich zerrte an meiner rechten Hand, sodass der braunhaarige Wächter in meine Richtung fiel. Ein Knie versenkte ich so tief in seinen Eiern, dass er die nächsten Jahre einem Kinderwunsch nicht mehr nachgehen könnte, während ich zeitgleich seinen Kopf gegen die Wand klatschte. Ich hörte etwas ekelhaft schmatzen, doch darauf konzentrierte ich mich gar nicht, denn ich war bereits dabei so schnell wie möglich um mein Leben zu rennen. Ich wusste dass noch mehr Wachen kommen würden. Schnaufend sprintete ich etliche Straßen entlang mit einem einzigen Ziel vor Augen. Einer Person, die mir helfen könnte.

Min Yoongi.

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Drama, Baby! Ja, ich liebe ein wenig Action in meinen Storys :P Viel Spaß noch und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1310 Wörter


My Boss is a Vampire ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt