XVIII. Verschwunden

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Jimin P.o.V

Leise tapste ich in die Küche. "Yoongi?"  Wie erwartet erhielt ich keine Antwort. Ich rieb mir über meine Augen, welche seit zwei Tagen wieder von Augenringen geziert wurden und checkte mein Handy. Keine Nachricht. Weder von Yoongi noch von Tae, Hoseok oder Kookie. Seufzend setzte ich mich auf einen Stuhl neben der Kücheninsel und trank einen großen Schluck aus einem meiner Energiedrinks. Als die Dose leer war stand ich auf, schlurfte zu dem Mülleimer und schmiss sie hinein, dabei fiel mir auf, dass sich leere Dosen darin schon anfingen zu stapeln. Erneut checkte ich mein Handy. Immer noch keine Neuigkeiten.

Yoongi war mittlerweile seit zwei Tagen verschwunden, seit unserem Kuss hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Kookie sagte mir, er sei sicherlich nur verwirrt und erschrocken gewesen und deshalb weggelaufen, doch das glaubte ich meinem besten Freund nicht. Kookie war nämlich nicht hier gewesen, als wir uns geküsst hatten, er hatte die Panik in Yoongis Augen nicht gesehen. Erneut traten mir Tränen in die gereizten Augen. Ich schniefte kurz und legte den Kopf in den Nacken. Tief atmete ich durch. Im Moment suchten sowohl Taehyung wie auch Hoseok nach ihrem vermissten Freund. Als ich ihnen erzählt hatte, dass er weggerannt war, hatten die beiden sofort ihre Hilfe angeboten und angefangen ihn überall zu suchen.

Träge stand ich auf, als mein Blick zur Uhr mir verriet, dass ich in einer halben Stunde am Set sein sollte. Ich schlüpfte in meinen neu erworbenen roten Mantel, welcher die Kälte tatsächlich weghielt und öffnete die Tür. Sofort traf mich der eisige Wind des Winters im Gesicht und zwang mich dazu, die Augen zuzukneifen. Seit Yoongi nicht mehr hier war, musste ich jeden Tag zu Fuß in die Firma rennen. Im eisigen Wind. Um acht Uhr morgens. Im Winter schien die Sonne erst ab halb neun Uhr.

Ich durchquerte tapfer den dunklen nur von Sternen beschienenen Pfad bis zur Straße und setzte dort meinen Weg fort. Die Kälte zog an meinen Haaren, prickelte in meinem Gesicht und versuchte durch meine Klamotten zu mir zu gelangen. Wie in Trance überquerte ich die Straße, bog nach links ab und schritt weiter durch die Nacht. Noch eine Straße weiter, dann wäre ich angekommen. Ich versuchte mir selbst Mut zuzureden und zog den Mantel enger um meinen frierenden Körper. Ich fühlte mich ausgelaugt, müde und dreckig. Alles was ich noch wollte war duschen, schlafen und nie wieder aufstehen. Seit zwei Tagen hatte ich nicht mehr schlafen können.

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"Da ist ja mein Lieblingsmodel, wie geht es dir heute?", grinsend umarmte mich Hoseok, als ich endlich mir fast 10 Minuten Verspätung am Set auftauchte. Er schlang seine Arme um meinen dünnen Körper und stützte das Kinn auf meinem Haarschopf. In den letzten Tagen hatte sich der Fotograf rührend um mich gekümmert und versucht aufzumuntern. "Hey", murmelte ich leise und schmiegte mich an die starken Arme meines Gegenübers. Ich suchte verzweifelt und kniff die Augen zusammen, doch ich fand es nicht. Das Gefühl, welches ich immer dann bekam, wenn Yoongi mich umarmte. Das glückliche Gefühl, purer Sicherheit und Vertrauen.

"Mir geht es gut", log ich lahm und entzog mich aus seiner Umklammerung. "Irgendein Zeichen von Yoongi?", hakte ich müde nach und fuhr mir durch meinen Haarschopf. Hoseok's Blick lag besorgt auf mir. "Nein, tut mir leid.", er strich mir aufmunternd übers Haar und grinste leicht. "Mach dir keine Sorgen, ihm geht es gut! Yoongi ist robust, so schnell kriegt ihn nichts kaputt." Scherzend ließ der Fotograf von mir ab und setzte sich auf einen Klappstuhl, welcher einige Meter vor der weißen Leinwand stand, gegen welche ich immer fotografiert wurde. "Also, heute musst du nur drei verschiedene Outfits tragen, in zwei bis drei Stunden könntest du also eigentlich schon fertig sein, wenn wir uns beeilen!"

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"Das wars für heute, du darfst jetzt gehen, Jimin", lächelnd erschien Hoseok hinter seiner Kamera und winkte mir grinsend zu, während ich dankend in die Umkleide verschwand um mich umzuziehen. Müde schlüpfte ich in meine normalen Klamotten und verließ laut gähnend den Raum. Meine Füße trugen mich dabei fast automatisch in den vierten Stock. Vor Yoongis Büro kam ich schließlich zum stehen. Leise klopfte ich an die Tür, wozu ich mich erst überreden musste, da Yoongi klopfen normalerweise  verabscheute. Aber der war ja nicht da. "Komm rein!", erklang wie erwartet kurz darauf Tae's Stimme. Augenblicklich senkte ich den Kopf trübsinnig. Ein Teil von mir hatte erwartet, Yoongi's Stimme zu hören. 

"Hey, ich wollte nur kurz reinsehen um zu fragen ob du irgendetwas neues von Yoongi weißt?", ich hob sachte den Kopf und stockte kurz. Was machte Kookie denn hier? "Oh, hey Kookie! Was tust du denn hier? Du hast mir gar nicht erzählt, dass du heute auch modelst." Jungkook grinste nervös und stand auf, um mich fest an sich zu drücken. "Nein, ich musste nur schnell etwas mit Taehyung klären, ich bin sofort wieder weg!", damit verließ er den Raum, wobei er noch einmal aufmunternd meine Hand drückte. Taehyung saß an Stelle von Yoongi in dem Bürostuhl hinter dem Tresen. Er seufzte leicht und rieb sich über den Nasenknorpel. "Nein, tut mir leid. Hör mal, Jimin, es wäre vielleicht gut, wenn du dir morgen frei nimmst und versuchst etwas zu schlafen, ja? Wir machen uns Sorgen um dich."

Ich senkte augenblicklich schuldbewusst den Kopf. "Entschuldigung...", murmelte ich schuldbewusst und kratzte mich unwohl am Nacken. Sie sollten sich keine Sorgen um mich machen, sie sorgten sich schon genug um Yoongis verschwinden. Seufzend schüttelte Taehyung den roten Haarschopf. "Du sollst dich doch nicht entschuldigen, Jimin. Versuch einfach ein wenig zu entspannen, ja? Yoongi kommt zurück", versuchte er mir einzureden. Ich nickte bloß, wenig überzeugt. "Sieh mich an", sachte hob ich das Kinn und hoffte, dass ihm meine bebende Unterlippe nicht auffiel. Tae sah mich fest an und lehnte sich etwas nach vorne. "Ich verspreche dir, wir werden Yoongi finden."

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Meine Augen fielen mir fast zu, als ich die Tür zu meinem Huas aufschloss. Ich gähnte laut und fuhr mir erschöpft über meine geränderten Augen. Schlafen. Ich wollte so unbedingt schlafen. Leider war ich mir jedoch schon fast sicher, dass ich erst dann wieder in Ruhe schlafen konnte, wenn mein Mitbewohner beschloss zurück zu kommen. Keine Ahnung, wann das sein sollte. Mein Blick fiel auf mein Handy. Erst 12 Uhr. Ich seufzte frustriert und spürte erneut Tränen in meinen Augen prickeln. Ich wollte das Yoongi zurückkam. Ein tiefes, trauerndes Schluchzen entwand sich aus meiner Kehle und riss einige Tränen mit sich. Zitternd sank ich zu Boden und umklammerte meine Knie. 

In der Küche stöhnte jemand.

Augenblicklich sprang ich auf. Was zur Hölle. Jemand war hier. Panik wollte sich bereits in mir festsetzen, als mir auf einmal etwas auffiel. Yoongi.

"Yoongi?", rief ich mittlerweile total aufgelöst und sprintete so schnell ich konnte in die Küche. "Yoongi?! Bist du das?!", schrie ich laut und rannte nervös durch den Eingang, welcher ins Esszimmer führte. Dort lag jemand auf dem Teppich.

Mit dem Gesicht im Boden, lag dort ein zuckender weißhaariger Mann. Yoongi. "Oh mein Gott! Yoongi, was ist passiert?!", schrie ich vor Erleichterung und gleichermaßen Panik, als mein Mitbewohner nicht auf mich reagierte. Er zuckte wie wild, schüttelte den Kopf und stöhnte gequält. "Scheiße... Hörst du mich?! Antworte mir, wenn du mich hörst!" Es kam keine Antwort, nur noch mehr schreiende Laute, welche sich schmerzhaft aus seiner Kehle wandten. Ich sank neben ihm auf die Knie und rollte ihn ächzend auf den Rücken, sodass er wieder ordentlich Luft bekam. "Ich rufe Taehyung! Alles wird gut!", weinend wählte ich die Nummer des Rothaarigen und legte das Handy auf Lautsprecher neben mich.

Fluchend und weinend strich ich dem kalten Mann die Haare aus der Stirn. Die Augen waren geschlossen. Ich beugte mich näher an ihn und versuchte zu hören ob er noch atmete. Ich hielt still und senkte mein Ohr an seinen Mund.

Er atmete nicht.

"Hier spricht Kim Taehyung, was gibt's?" Panisch fing ich an laut zu schluchzen, als mein Mitbewohner immer hektischer zuckte und brüllte. "Tae! Komm sofort! Yoongi... Er..." Ich schüttelte an seinen Schultern. Fuck! 

Er riss die Augen auf.

"Hallo?! Jimin?! Bist du noch da? Antworte, bitte!!", erklang es krächzend aus dem Telefon, doch ich antwortete nicht, starrte bloß dem Jungen vor mir in die Augen.

Und dann schrie ich.

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Was Jimin wohl gesehen hat? Ich glaube das wissen wir alle, aber tut wenigstens überrascht, bitte xD Bis dann eure M&M's ;)

1400 Wörter

My Boss is a Vampire ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt