11.

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Der einzige Fels in der ganzen Wüste schützte mich zwar vor der Sonne, aber nicht vor den Gedanken, die mir durch den Kopf rauschten.

Ich hätte im Einkaufszentrum auch versuchen können, Thomas telepathisch zu rufen und er hätte mir früher Bescheid geben können, dass Wicked kommen würde.

Jetzt hatten wir zwei neue Leute dabei, auf deren Hilfe wir angewiesen waren. Es hatte sich herausgestellt, dass sie sich ziemlich gut auskannten und wüssten wo der Sicherehafen lag oder zumindest, wie man dorthin kam.
Sie haben ihre Hilfe angeboten und wir haben sie angenommen.
Der nächste Schritt sei, die Bergmenschen zu finden.
„Menschen in den Bergen?",hatte Newt gefragt. „Bergmenschen?"

Dann war da noch dieses Mädchen, von dem ich niemandem erzählt hatte. Sie stand dort. Darüber war ich mir ziemlich sicher. So etwas konnte ich mir unmöglich nur eingebildet haben.

Gedankenverloren zeichnete ich ein 11 in den heißen Sand. Unter mir raschelte etwas und Newt schlug die Augen auf. Verschlafen wischte er sich mit der Hand durchs Gesicht.
Er lehnte am Felsbrocken und ich hatte meinen Kopf in seinen Schoß gelegt.
Die anderen Lichter schliefen noch alle, während ich kaum zur Ruhe gekommen war.
Ich sah zu ihm auf und lächelte leicht.
„Was machst du da?"
„Nachdenken"
„Und über was?"
„Ich verstehe nicht, warum Wicked uns so etwas antun musste..",erklärte ich und stand auf, nur um mich neben ihn fallen zu lassen.

„Das versteht hier keiner",lächelte Newt mich an und strich mir eine Strähne hinters Ohr.
Ich runzelte die Stirn und nahm seine Hand in meine. Ich begutachtete die Handfläche und strich über seine raue Haut.
Sie kam mir so bekannt vor. Es klang seltsam, aber ich hatte das Gefühl vor nicht allzu langer Zeit eine ähnliche Form und Struktur gesehen zu haben.
„Aber ich weiß es.",flüsterte ich.
Jetzt war es Newt, der die Stirn runzelte und mir einen fragenden Blick zuwarf.
„Ich kann mich nur nicht daran erinnern...."

Nun verstand er.
„Dem nach wissen wir es alle."
„Ja"
Mit einem Seufzer stand ich auf.
„Ich glaub ich geh mir mal die Beine verdrehen."
Mein Freund erhob sich ebenfalls und ergriff gleich mein Hand.
Zusammen liefen wir die Düne hinauf, wobei unsere Füße immer ein Stück weit in den Sand einsanken.

Ich schaute auf meine Füße und blickte erst auf, als Newt plötzlich stehen blieb.
„Was..", doch da sah ich es schon selbst.
Eine gigantische Stadt. Zerfallene, aber auch noch halbwegs stabil aussehende Hochhäuser. Sand. Zerbrochene Fenster.
Dennoch Schatten spendend.

„Leute!",schrie ich, als ich in einem Affenzahn auf die Lichter zu rannte. Die meisten wachten durch mein Gebrüll auf. Nur mein Bruder nicht. Er hatte sich eine Ewigkeit mit Brenda unterhalten und schien sie echt toll zu finden,so dass er erst spät eingeschlafen war.
Ich kniete mich neben ihn und rüttelte an seinen Schultern.
„Thomas!"
Ich bekam ein Knurren zurück.
„Thomas!..Da ist eine Stadt!"
Bei meinem letzten Wort schoss er hoch und schaute mich ungläubig an.
„Was?!"
„Da ist eine Stadt. Sicher keine halbe Stunde entfernt."
„Wir..Wir müssen dahin!"
Er packte mich bei den Schultern und rüttelte mich. Ich nahm seine Hände weg und nickte.
„Ja"

Ich hatte Recht. Es dauerte keine halbe Stunde und schon standen wir zwischen den ersten Wolkenkratzern. Ein paar Gassen weiter vorn befand sich ein altes Hotel, welches in einem ausgesprochen guten Zustand war. Als wir durch die Drehtür, die den Eingang darstellte, gingen, wurde mir auch klar, wieso.

W.I.C.K.D
Privat Hotel

Natürlich war alles ausgestattet, wie ein Hochsicherheitstrakt. Keine Seuche konnte hier eindringen. Der einzige Grund, warum es leer war, war wahrscheinlich, dass alle Menschen ringsum starben oder komplett den Verstand verloren.

Wir betraten die Lobby des gläsernen Towers und wurden von einer schicken Einrichtung in schwarz, rot und dunkelbraun Tönen begrüßt.
An den verglasten Wänden standen Sessel, von denen man auf die Straße schauen konnte.
„Okay. Hört ihr mir mal alle kurz zu?",zog Thomas die Aufmerksamkeit auf sich.
„Wir werden den Rest des Tages hier drinnen verbringen und heute Nacht weiter ziehen.
Schlaft so viel ihr könnt. Sucht euch einfach eins von den Zimmern aus. Ich gehe jetzt mit Minho nach Essen suchen und ihr könnt es euch später in der Lobby abholen. Verstanden?"
Ich nickte, wie auch die anderen Lichter.

Dann betrat ich den Fahrstuhl und drückte die Taste des 6 Stocks. Im letzten Moment drängte sich der blonde Brite durch die Schiebetüren.
„Ich lass dich sicher nicht alleine.", meinte er und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.

Newt schaute mich von der Seite an. Ich blickte auch hin und wieder zu ihm. Und immer wenn sich unsere Blicke trafen, schauten wir verlegen geradeaus.
„Weißt du...",begann er leise und ich sah ihn an, doch sein Blick war starr nach vorn gerichtet. Nur an dem kleinen Grinsen in seinen Mundwinkeln erkannte ich seine Gefühlsregung.
„Wir waren lange nicht mehr alleine"
„Du hast recht. Und schon lange nicht mehr auf so kleinem Raum. Da geht einem schon viel durch den Kopf.",sagte ich bedacht und schaute ebenfalls nach vorn.
Ich spürte Newts Blick auf mir und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Oh, shit",stieß er aus und kurz darauf wurde ich gegen die Wand gedrückt und seine Lippen pressten sich auf meine. Einen kurzen Moment war ich zu überrascht um zu reagieren, doch erwiderte danach umso stärker. Ich legte meine Hände an Newts Wangen und küsste ihn innig. Doch er schob meine Hände weg und heftete sie über meinem Kopf an die Wand.
Seine Zunge bat um Einlass und ich gewährte ihm diesen. Mein Herz bebte in meiner Brust. Schon lange hatte ich keinen so heißen Kuss mehr erlebt. Es schien als würden wir die Zeit anhalten.
Der Fahrstuhl tat einen Ruck und Newt stolperte gegen mich. Kurz hielt er inne. „Sorry",kam ein Murmeln gegen meine Lippen. Als Antwort presste ich meine Hüften nur noch stärker gegen ihn und vereinte unsere Lippen erneut. Unser Atem füllte den Raum und ich spürte ein Gefühl in mir aufsteigen, welches ich noch nie zuvor gespürt hatte.
Es war Verlangen.
Verlangen nach mehr.
Das Licht der Anzeige wanderte von Stock zu Stock weiter und kam schließlich bei 6 an.
Die Türen öffneten sich mit einem Bling!  und wir lösten uns voneinander, als könnte uns jemand erwischen.

Schwer atmend standen wir da und schenkten uns einen schnellen Blick, bevor wir den Aufzug verließen und den Flur entlang gingen.
„Das hier?",fragte mich Newt und blieb vor einem Zimmer mit der Nummer 602 stehen.
„Wenn du magst.",nickte ich.
Er öffnete die Tür und hielt sie mir Gentlemanlike auf. „Eintreten die Dame.",lächelte er. „Danke der Herr.",bedankte ich mich hochnäsig mit stolz erhobenem Kinn und stolzierte an ihm vorbei.

Das Hotelzimmer war wirklich schön. Es war so dunkel eingerichtet wie die Lobby und wirkte sehr gemütlich, da alle Gardinen zugezogen waren und nur ein gedämmtes Licht brannte. Nebenan gab es noch ein Bad.
„Ich geh uns Mal etwas zum Essen holen",meinte Newt und ging.

Ich strich mir eine blonde Strähne hinters Ohr und setzte mich währenddessen aufs Bett.
Keine Ahnung was das eben war, aber es hatte sich gut angefühlt. Und es war einer dieser Momente, bei denen man gerne die Stopptaste drücken würde, um sie ewig zu erleben.
Dieser Kuss vorhin hatte mich alles vergessen lassen. Und wer wusste, wie viel Zeit uns noch bleiben würde, bis wir tot seien. Wir sollten jede freie Zeit nutzen, um genau solche Momente zu erschaffen.

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Learn to Lose (Maze Runner ff Newt)Where stories live. Discover now