15.

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Endlich gelangten wir wieder an die Oberfläche und ich war sogar froh, die wallende Hitze auf mich eindrücken zu spüren.
Wir liefen zurück zu dem Haus, von dem wir gekommen waren und betraten den Glastower.
„Verdammt, Leute! Geht es euch gut?",kam Newt uns in der Lobby entgegen gerannt. Ich wollte zu ihm, ihn umarmen und am liebsten nie wieder loslassen. Doch sobald ich mich von Minho und Brende los gerissen und ein paar Schritte gemacht hatte, durchzog mich ein furchtbarer Schmerz und ich knickte ein.
Newt kam rechtzeitig zu mir, um mich aufzufangen.
Erst schaute er mich an, dann Minho.
„Was ist passiert?"
„Sie hat sich den Fuß verstaucht, als sie aus der Decke gefallen ist."
„Aus der Decke?"
Keiner gab ihm eine Antwort, weshalb er mich im Brautstyle hochhob und davon trug.

Die plötzliche Bewegung löste eine Übelkeit in mir aus und mir wurde schwindelig. Alles drehte sich, verschwamm und schwarze Punkte tanzten in meiner Sicht.
Ich hatte keine Ahnung, wohin ich gebracht wurde. Mich überkam eine schrecklich starke Müdigkeit. Am liebsten wäre ich in den Armen des blonden Briten eingeschlafen, doch er hielt mich wach.
„He, nicht einschlafen.",flüsterte er sanft.
„Wir kümmern uns jetzt erstmal um deinen Fuß, okay?"
Ich nickte leicht, als ob ich eine andere Wahl gehabt hätte.

Langsam aber sicher dämmerte ich weg.

Als ich meine Augen wieder öffnete, fand ich mich auf einem Bett in einem der Zimmer wieder. Vor mir saßen Minho und Newt im Sesseln, den Rücken mir zugedreht.
Mein Knöchel war verbunden und tat nicht mehr so weh, wie zuvor. Gerade erträglich.

„...ist die Sache. Wir müssen darüber nachdenken.",sagte Newt zu dem Asiaten.
Minho hatte sich nach vorne gelehnt, die Unterarme auf den Knien aufgestützt und tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger auf die Lippe. Newt hingegen hatte sich zurück in den Sessel sinken lassen.
„Da gibt es eigentlich nichts zum nachdenken. Natürlich tun wir es!",widersprach Minho.
„Vielleicht sollten wir vorerst auf ihre Forderung eingehen...natürlich holen wir sie sofort wieder!",beteuerte Newt, als er sah, dass sich Minhos Muskeln anspannten.
„Nein. Das kann ich nicht zulassen."
„Also bitte. Wer ist hier ihr Freund? Ich oder du?",fragte Newt bedrohlich und richtete sich auf.
„Du, aber sie ist wie eine kleine Schwester für mich. Eine Schwester, die ich unter keinen Umständen ausliefern werde."
Newt ließ sich zurück sinken und starrte nach vorn.

Jetzt war wohl der Moment gekommen, in dem ich mich hätte bemerkbar machen müssen.
Aber ich tat es nicht.
„Newt, alles klar bei dir?",fragte Minho vorsichtig und legte eine Hand auf sein Bein, als er sah, dass er zitterte.
Doch der blonde schlug wütend die Hand weg und sprang auf: „Verdammt, ja!"
Ich zuckte zusammen von der Gewalt in seiner Stimme. Dies war nicht der Newt, den ich kannte. Und ich wusste Minho dachte das gleiche.

„I-Ich..." Er fuhr sich durch die Haare und atmete zitternd ein. „Das ist zu viel. Es tut mir leid." „Schon okay, Bro. Schon okay..."
Newt setzte sich wieder und seufzte: „Nein, ist es nicht. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht was mit mir los ist."
Minho presste die Lippen aufeinander und erhob sich.
„Wir tun es. Aber wir werden sie sofort wieder zurück holen. Ich trommle die anderen zusammen. Dann können wir besprechen wie's weiter geht."
Newt nickte fast unmerklich. Sein Gesicht hatte er in seinen Händen verborgen und rieb sich seine müden Augen.
Minho drehte sich in der Tür noch ein letztes Mal zu ihm um. Dann ging er Kopfschüttelnd.

Es dauerte ein paar Minuten, da stand Newt auf und kam auf mich zu. Schnell schloss ich die Augen und tat so, als würde ich schlafen.
Er ging neben mir in die Hocke und strich mir sanft das Haar aus dem Gesicht. Dann nahm er meine Hand und strich mit dem Daumen über ihren Rücken.
„He. Was machst du bloß immer, mh? Irgendwann kämpfst du noch alleine gegen den Rest der Welt, weil du uns alle schützen möchtest."
Er dachte ich würde schlafen. Ich ließ ihn in dem Glauben und hörte weiter zu.

„Aber das kannst du nicht. Du kannst nicht uns alle schützen. Wir werden alle gehen müssen. Die einen früher, die anderen später. Und glaub mir, du kannst es nicht ändern, egal wie sehr du dich bemühst. Also hör auf dich kaputt zu machen und seh zu, dass wenigstens du es schaffst. Okay?"
Er schluckte schwer und ich spürte, dass ihm etwas auf der Seele brannte, was er umbedingt loswerden wollte, es aber verdrängte.
„Bleib bei mir, ja?"
„Immer.",flüsterte ich sanft und drückte seine Hand.

„Du hast nicht geschlafen?" Es klang mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage.
Newt stand auf.
„Dann weiß du sicher, dass wir jetzt runter gehen und die schlechten Nachrichten verkünden."
Ich nickte.

Ich verließ langsam den Fahrstuhl. Was auch immer sie mit meinem Fuß angestellt hatten, er tat nicht mehr weh.
Die Lichter, ebenso wie Jorge und Brenda, standen in einem Halbkreis in der Lobby und schauten auf Newt, der vorne stand.

Als ich näher kam, wurde es schlagartig still. Alle drehten sich zu mir um.
Also hatte Newt schon von dem Plan erzählt. Dem Plan mich auszuliefern, im Gegenzug für Thomas und am Ende uns beide retten.
Meine Schritte hallten auf dem Mamorboden wider.
Ausnahmslos jeder Blick lag auf mir.
Ich stellte mich zu den anderen dazu, als wenn mir nicht klar wäre, dass sie mich vielleicht den Tod überlassen wollten.
Wollten sie ja auch nicht. Das war nur meine Theorie des Endergebnisses dieser Strapazen.

„Okay!" Newt klatschte einmal in die Hände.
„Ihr wisst Bescheid über den Plan. Und darüber, dass dies unsere letzte Hoffnung ist.
Wenn wir es nicht rechtzeitig zum sicheren Hafen schaffen, mit Thomas, werden wir sterben.
Doch leider ist das nicht die einzige schlechte Nachricht, die ich euch heute überbringe.....
Wie euch vielleicht aufgefallen ist...fehlt jemand..." Newt schluchzte leise auf, fing sich aber wieder.
„Er war ein sehr guter Freund und..."
Ich war nicht mehr in der Lage ihm zuzuhören.
Mein Blick suchte viel zu eifrig nach dem Fehlenden.
Ich überflog alle Gesichter. Doch mir schien so, als seien alle da.
Bis auf....Ich stoppte.
Nein. Das durfte nicht sein.
Das konnte...

„Winston ist von uns gegangen.",sprach Newt  meine schlimmste Vermutung laut aus.
„Er ist d-dem Brand zum O-Opfer gefallen."
„Nein!",hauchte ich nur für mich hörbar.
Es klang abgeschnürt. Erstickt. Dumpf.
Mir fehlte der Atem. Tränen brannten in meinen Augen.
„Nein..."
Ich schwankte gefährlich nach links.
Eine Träne lief über meine Wange. Und noch eine. So ging es weiter. Sie liefen still. In bündigen Tropfen.
Wieder einmal waren alle Blicke auf mich gerichtet und ich schwankte erneut gefährlich zur Seite.
Minho kam mir zu Hilfe geeilt und wollte mich stützten, aber ich schlug seine Hände weg.
„Nein.",sagte ich erst leise und dann lauter.
„Nein!" Ich stellte mich aufrecht hin.
„Lass mich. Bei Sonnenuntergang am westlichen Stadtrand haben sie gesagt?",fragte ich, obwohl ich es genau wusste und wischte mir mit meinem Ärmel eine Träne weg.
Ich wollte es hören. Ich wollte hören, wie ich es wieder gut machen konnte. Und zwar mit der Opferung für Thomas.
„Ja.",gab Newt leise von sich.
Er ahnte was ich vor hatte. Er wusste das ich mich schuldig an Winstons Tod fühlte.

Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief los.
„Mel?! Wo willst du hin? Wir haben noch keinen Plan!"
„Na und?!",wandte ich mich im gehen noch einmal um. „Spielen wir einfach mit! Spielen wir ihr perfides Spiel weiter!"
Somit verließ ich das Gebäude und ging zum westlichen Rand der Stadt, in der Hoffnung irgendwann wenigstens einen Teil wieder gut machen zu können, von dem was ich angerichtet hatte.
Oder es wenigstens besser zu machen....

Learn to Lose (Maze Runner ff Newt)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu