Wach bleiben!

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"Stiles..."
Meine Name hallte als Echo in meinem Schädel wieder.
In der Stimme fand sich eine unglaubliche Dringlichkeit wieder, aber warum?
Es war doch so schön ruhig und friedlich hier.
"Stiles, wach auf!"
Was sollte das? Warum ließ man mich nicht in frieden?
Die Stimme wurde durch ein Rütteln an Etwas ersetzt.
An was wurde da gerüttelt?
Ich fühlte mich seltsam schwerelos, als hätte mein Ich seine Konturen verloren. Alles war weis, weis und dann schwarz und wieder zurück. Wie in Licht und Schatten getaucht und das zur selben Zeit. Ich wusste nicht wo ich anfing und wo ich aufhörte, aber es machte mir nichts aus. Eigentlich machte mir Nichts etwas aus.
"Stiles du musst wach werden, Scott bringt mich um!"
Scott? Irgendwas regte sich in Mir. Das Licht Schatten Gebilde schien zu verrutschen, als wäre ein Riss hindurch gezogen. Eine Art Sog zog mich nach unten, aber ich hatte das Gefühl, dass das die falsche Richtung war.
"Du stirbst nicht! Nicht so! Verdammt Stiles, was hast du dir nur gedacht?"
Ja was hatte ich eigentlich gedacht? Ich musste auftauchen, diese Stimme schien so verzweifelt und etwas sagte mir, dass das für mich nicht Okay war. Ich wusste allerdings nicht wie ich an die Oberfläche kommen sollte.
"STILES, DU MACHST DEINE AUGEN AUF! JETZT"
Meine Gestalt kam zurück zu mir, die Stimme wurde durch ein lautes Piepsen ersetzt, ähnlich dem einer Sendesuchlaufschleife. Mit dem Piepsen kam der Schmerz.
Ich war ein einziger Schmerz, ich schmeckte Blut. Ich war mir absolut nicht mehr sicher, ob das Nichts nicht doch besser war.
Jetzt konnte ich das Rütteln zuordnen, Jemand schüttelte mich.
Alles kam zurück, das Monster, der Kampf und meine eigene unbestreitbare Dummheit.
Ich stöhnte auf.
"Ohh... Ich bin zu alt für diesen Scheiß."
Ich verschluckte mich an meinem eigenen Blut und krümmte mich in einem Hustenanfall.
Eine Enge in meiner Brust hinderte mich daran vernünftig zu Atmen. Es rasselte ekelhaft in meiner Lunge.
"Mach deine Augen auf, mach einfach deine Augen auf."
Ich tat es und blickte in ein Paar grüne Augen, die hektisch über mein Gesicht wanderten.
Derek atmete erleichtert aus.
"Du bist wach, Gott sei dank! Das gibt mir die Chance dich eigenhändig umzubringen."
Ich versuchte mich an einem verächtlichen Schnauben, keine gute Idee. Ein neuer Hustenanfall übermannte mich.
"Ich freu mich auch dich zu sehen, Derek" brachte ich unter immenser Anstrengung hervor.
"Nicht reden!" befahl er ernst.
Um mich schien es nicht so gut zu stehen, der Werwolf war in einen hektischen Modus verfallen.
"Ich muss gucken wo er dich erwischt hat. Das wird weh tun."
Noch schlimmer konnte es ja nicht werden...
Derek tastete meine Arme ab. Oh fuck es konnte Schlimmer werden!
Ich war mir sicher, dass mein Arm diesen Winkel nicht zu Stande bringen sollte.
"Deine Schulter ist ausgekugelt, aber die Masse an Blut macht mir mehr sorgen." Derek suchte meinen Oberkörper mit seinen Augen ab. Von meinem Shirt war nicht mehr viel übrig.
"Ich glaube meine Brust sollte nicht so viele offene Stellen haben." Ich konnte mir diesen Kommentar einfach nicht verkneifen.
"Kannst du vielleicht einfach mal die Klappe halten?"
Ich schüttelte mit dem Kopf.
Derek schnaufte genervt und schüttelte ebenfalls seinen Kopf.
"Was hast du dir dabei gedacht? Kannst du nicht einmal in deinem Leben eine einfache Anweisung befolgen?"
Er war wütend, aber das war nicht alles. Er war panisch, Derek wurde nicht leicht panisch. Er hatte immer alles unter Kontrolle.
"Sollte ich dich einfach sterben lassen?" Derek hob seine Augenbrauen und sah mich abschätzig an.
"Du weißt aber schon das ich die Fähigkeit besitze zu heilen?"
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass selbst ein Werwolf, ohne Kopf nicht mehr heilt!"
Das sprechen kostete mich unglaublich viel Kraft und davon hatte ich sowieso nicht mehr viel übrig. Derek schien das auch zu merken und hörte auf mit mir zu diskutieren.
"Wir müssen dich in ein Krankenhaus schaffen, damit sie dich wieder zusammenflicken können."
Ich konnte sehen wie es in seinem Kopf arbeitete. Er sah sich um und schien eine Entschluss zu fassen.
Schwer ausatmend richtete er seinen Blick wieder auf mich.
"Wo sind deine Autoschlüssel?"
Ich versuchte mich auf seine Stimme zu konzentrieren, aber meine Gedanken konnten sich nicht mehr richtig fokussieren, der Schmerz überschattete einfach alles.
Ich biss die Zähne zusammen und kniff meine Augen zu.
"Stiles, die Schlüssel!"
Derek ging langsam die Geduld aus. Ich versuchte auf meine linke Hosentasche zu zeigen und hoffte, dass er die winzige Bewegung wahrnahm.
"Streck dein Bein, damit ich dran komme."
Ich tat was er sagte und ein stechender Schmerz zog sich durch mein Becken.
Mir entwich ein leiser Schrei, der ebenfalls Schmerzen verursachte.
Dereks Hand glitt vorsichtig in meine Tasche und fischte den Schlüssel meines Jeeps heraus.
"Ich fahre, falls es dir nichts ausmacht."
Jetzt war es an mir ihn abschätzig anzuschauen. Wollte er witzig sein? Derek war der Begriff Humor nicht bekannt und genau Heute, wollte er damit beginnen sich neue Charaktereigenschaften anzueignen?
Er zuckte nur mit den Schultern und presste seine Lippen aufeinander.
"Okay, ich muss dich irgendwie in dieses Auto bekommen und das wird weh tun, wirklich weh! Du musst versuchen wach zu bleiben."
Ich nickte leicht, mehr war Gerade nicht möglich.
Derek stand auf und öffnete die Beifahrertür meines Wagens, dann kam er mit schnellen Schritten zurück.
"Okay, ich werde dich jetzt anheben, versuch dich mit dem gesunden Arm an mir fest zu halten."
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte wahnsinnig Angst vor dem Schmerz.
Derek nahm mein Gesicht in seine Hände und zwang mich Ihn anzusehen. Sein Blick war ernst.
"Stiles, wir müssen dich jetzt sofort hier weg bringen. Ich kann dein Blut riechen und das ist eindeutig zu viel Blut. Du schaffst das. Ich versuche so vorsichtig wie möglich zu sein." Seine Stimme war fest und er strahlte Entschlossenheit aus.
Ich hielt die Luft an und nickte.
Derek nahm seine Hände von meinem Gesicht und strich mir leicht über die Haare.
"Es tut mir leid Stiles, so hätte dieser Abend niemals enden dürfen. Ich hätte auf dich aufpassen sollen."
Seine Stimme triefte nur so vor Reue und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Ich wollte Ihm sagen, dass es nicht seine Schuld war, aber ich konnte nicht.
Ich Griff nach seiner Hand und drückte sie leicht. Er sah zu meiner Hand und dann in meine Augen. Ich versuchte Ihm mit meinem Blick zu verstehen zu geben, dass er keine Schuld hatte.
Er öffnete leicht den Mund um etwas zu sagen, aber dann schüttelte er nur den Kopf.
"Ich zähle jetzt bis 3, dann nehme ich dich hoch. Versuch es auszuhalten... 1..2...3"
Ich schrie wie am Spieß, aber versuchte wach zu bleiben. Ich spürte das die Bewusstlosigkeit wieder an mir zerrte.
"Sieh mich an, Stiles. Sieh mich an."
Ich tat was Derek mir sagte, öffnete die Augen und konzentrierte mich auf sein Gesicht. Jedes Detail versuchte ich mir in den Verstand zu brennen.
Die grünen Augen, die immer noch vom Schock gezeichnet waren. Sie waren mit blauen Sprenkeln durchzogen, die ich nie zuvor bemerkt hatte.
Ich wanderte mit meinem Blick zu seinem dichten schwarzen Bart, wie konnte man nur so einen so perfekten Bartwuchs haben, ich war mir nicht mal sicher, ob ich mir einen Bart wachsen lassen könnte, ohne wie ein tot gefahrenes Tier auszusehen.
Jeder Schritt den Derek ging, ließ mich zusammenzucken. Es tat einfach alles weh, als wäre ich eine einzige Wunde.
Ich versuchte meine ganze Kraft dafür zu nutzen mich auf dieses Gesicht zu konzentrieren.
Derek hatte einen wirklich schönen Mund, mit proportional gut zu einander passenden Lippen.
Ich hätte schwören können, dass sie unfassbar weich waren.
Der Mann war mit guten Genen gesegnet.
Mir war bewusst, dass Derek genau wusste, dass ich ihn anstarrte wie ein liebeskranker Teenager, aber er kommentierte es nicht.
Ich würde es später einfach auf das herannahende Delirium schieben.
Derek drehte sich vor dem Auto ein Stück, um einen Winkel zu finden, in dem er mich so schmerzlos wie möglich in das Auto setzten konnte.
Es gab Keinen, dass war mir klar. Es war trotzdem nett, dass er es versuchte.
Er ließ mich vorsichtig auf den Sitz gleiten, die Schmerzen drohten wieder mich mit sich in die Leere zu ziehen.
Derek kniete sich vor mich und hob meinen Kopf leicht an.
"Hör zu Stiles, egal was passiert, du wirst Wach bleiben! Du wirst bei mir bleiben und du wirst diese Nacht überleben!"
Es drehte sich alles.
Derek griff nach meiner Hand und drückte sie leicht.
"Wir schaffen das Stiles!"
Seinen Optimismus hätte ich auch gerne gehabt.
Derek schnallte mich an und schwang sich in einem Affenzahn auf den Fahrersitz. Er steckte die Schlüssel in die Zündung und versicherte sich mit einem Seitenblick das ich wach war.
Unsere Blicke begegneten sich und ich sah Sorge in seinen Augen. Sorge und irgendwas Anderes. Da war Wärme in seinem Blick, die dort normalerweise keinen Platz hatte.
Ich lächelte vorsichtig, was wohl eher einer Grimasse gleich kam.
Derek startete das Auto und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.

You still believe I don't care? (a Sterek Fanfiction)Where stories live. Discover now