Kapitel 21 | Ein guter Zuhörer >> Harry

233 18 2
                                    

|Ein guter Zuhörer|

Harrys Pov

Da hatte ich mir einmal ein paar Tage freischaufeln können, war zu einer Freundin statt zu meiner Familie gefahren und dann passierte so etwas. Es machte mich kirre, in der selben Stadt, aber doch so weit weg von ihr zu sein. Mein Apartment war wirklich schön, aber nicht so toll wie das in L.A und alleine schon gar nicht. Summend verfrachtete ich die bestellten Chinesischen Nudeln in eine Schüssel, griff mir die beigelegten Holzstäbchen und machte es mir auf der Couch gemütlich. Should we just search romantic comedies on Netflix and then see what we find? Ich ging die Auswahl durch. Nichts, nichts und nochmal nichts. Wie wärs mit einem schlechten Horrorfilm? Ich kniete mich vor mein DVD Regal. Louis hatte mir doch mal vor ein paar Jahren einen ganzen Stapel 1£ Filme zum Geburtstag geschenkt. „Zombie Hunters", hörte sich nach Müll an. Perfekt. In diesem Moment klingelte es. Seufzend lehnte ich den Kopf in den Nacken. Wer war das denn jetzt?

Es war mein Bandkollege. Der brünette Sänger hatte seine Mütze tief ins Gesicht gezogen und lehnte lässig am Türrahmen. Seine Finger waren eiskalt als er mich mit einem Handschlag begrüßte und seine Lippen blau. „Man Payno, was hast du denn gemacht? Sag nicht du bist obdachlos!", witzelte ich. In Wirklichkeit war ich besorgt. „Lass mich erstmal rein Haz, mir ist saukalt." „Klar." Ich trat beiseite um meinen besten Freund Platz zu machen. Wir hatten uns wirklich lange nicht mehr gesehen. „Soll ich dir einen Tee machen?", fragte ich und sah dabei zu wie er seine Schuhe auszog und seine Jacke aufhängte. Genau wie Melina, schoss es mir durch den Kopf. „Das wäre nett." Ich lachte. „Was ist?", fragte Liam bibbernd. „Louis hätte die Augen verdreht und gesagt ich solle nicht so tun als wäre ich seine Mutter." Sofort verschwand mein Lachen. Liam schien meine Gedanken zu lesen. Er legte mir seine kühle Hand auf die Schulter. „Das ist uns allen sehr nah gegangen, Harry. Und Louis...er ist echt stark. Ich weiß nicht was ich tun würde wenn meine Mutter so früh an Krebs sterben würde." Ich schluckte. „Johanna war echt toll." Liam nickte.

Ich strafte die Schultern und schob die deprimierenden Gedanken beiseite. „So jetzt kümmern wir uns erstmal um dich." Wenige Momente später saß ich wieder auf der Couch, diesmal nicht allein sondern zusammen mit einen in mehreren Decken eingewickelten Liam. Der Braunhaarige nippte an seinem Tee, während ich ihn forschend musterte und meine chinesischen Nudeln aß. „Also Payno, wieso tauchst du halb erfroren bei mir auf?" „Eigentlich..." Mein Bandkollege ließ sich Zeit, was untypisch für ihn war. Während mir oft das zu langsame Sprechen nachgesagt wurde, war es bei ihm genau andersrum. „Eigentlich ist das eine ziemlich unspektakuläre Geschichte." „Mehr peinlich als spektakulär?", riet ich nach einem Blick in seine braunen Augen. Er grinste. „Richtig. In letzter Zeit mache ich mir sehr viele Gedanken über meine neue Single und manchmal muss ich draußen einfach den Kopf freikriegen. Das Problem: ich habe mich selber ausgesperrt." Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Dass so etwas Niall passiert, klar. Aber Liam Payne? Nein. „Warte, es kommt noch besser. Ich hatte weder mein Handy noch Geld bei mir. Na ja und dann ist mir eingefallen, dass du seit heute wieder in London bist und jetzt bin ich hier."

Der Film war so wie gedacht. Das „Finale" war so schlecht, dass wir es uns dreimal hintereinander ansehen und jedes Mal in einen Lachanfall ausbrachen. Als der Abspann lief, reckte Liam sich einmal und sagte ohne mich anzusehen: „Also Hazza, Gerücht ja oder nein?" Sofort wusste ich was er meinte. Bereits nach einem Jahr nach der Gründung von One Direction hatten wir das Spiel „Gerüchteküche" eingeführt. Wenn über irgendjemanden von uns ein neues, sensationelles Gerücht den Umlauf in den Medien machte, fragte man einfach besagte Frage und wusste Bescheid. So kam es zu weniger Missverständnissen zwischen uns. „Nein.", antwortete ich wahrheitsgemäß und lehnte mich zurück. Eigentlich beließen wir es auf einem „nein", doch der junge Engländer schien mich einfach zu gut zu kennen. „Da ist noch mehr, oder?", fragte er sanft. Ich hatte Angst gehabt, dass es zwischen den Jungs und mir anders werden würde, wenn wir uns nur noch selten sahen, doch Liam konnte immer noch so gut zuhören und wusste immer noch wann es mir gut oder schlecht ging. Ich konnte ihm immer noch voll und ganz vertrauen. Wie früher.

„Sie ist einfach wunderbar. Sie versteht mich, sie lässt sich nicht von meinen schlechten Seiten abschrecken, sie ist intelligent, sie ist lustig, sie ist hübsch sie...sie gibt mir das Gefühl ich selbst zu sein. Einfach nur Harry." „Und das Problem ist...",fragte der Braunhaarige. „Sie bekommt wegen mir Panikattacken, war wegen mir im Krankenhaus, ich möchte bei ihr sein, habe aber Angst sie noch mehr zu verletzen und sie hat einen Anderen geküsst, während ich dabei war, nachdem sie mich geküsst hat, aber ich kann einfach nicht lange sauer auf sie sein." Ich starrte an die Decke. „Das hört sich kompliziert an." Ich nickte. „Wie heißt sie?" „Melina." „Melina hat also eine Agoraphobie?" „Eine was?", fragte ich, meine Stimme schoss ungewollt eine Oktave höher und ich fixierte Liams braune Augen. „Das ist nur das Fachwort für die Angst vor Menschenmengen. Oft führt die Angst auf schlechte Erfahrungen mit vielen Menschen zurück, wenn man zum Beispiel in der Schule gemobbt wurde oder ähnliches." „Heißt das, dass sie die Agro- nein Argo-..." „Agoraphobie.", half Liam. „Also es könnte sein, dass gar nicht meine Fans sondern etwas anderes in ihrer Vergangenheit der Auslöser war?" „Ja, das ist möglich. Und jetzt Harry, erzähl mir alles."

Ich erzählte von unserer ersten Begegnung, unserem gemeinsamen Abend und seinem schrecklichen Ende, unserem Kuss in der Suite, meiner Rückkehr nach London, dem Streit und dem merkwürdigen Telefonat vorhin. Mein Bandkollege hörte aufmerksam zu und unterbrach mich kein einziges mal. Es tat gut alles jemanden zu erzählen. Das brachte Ordnung in meine Gedanken. „Ich würde vorschlagen...gib sie nicht auf, sag ihr was du fühlst und sei vorsichtig hier mit." Er legte sich die Hand auf das Herz. „Danke Liam, das bedeutet mir viel. Und apropos Melina...hast du nicht mal gesagt du brauchst noch Tänzerinnen für deinen ersten großen Auftritt mit deiner neuen Single?"

Wart ihr überrascht von Liams Auftauchen?

Denkt ihr Melinas Agoraphobie wurde von den Fans, oder einem Ereigniss in ihrer Vergangenheit ausgelöst?

Honey - Never lie || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt