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Seit einer Woche aß ich nichts mehr.

Seit einer Woche war ich in diesem Zimmer gefangen.

Seit einer Woche konnte ich nicht mehr an etwas anderes denken.

Vor einer Woche wurde Matteo erschossen und ist jetzt wahrscheinlich tot. Wie ein Albtraum wiederholte sich die Szenen in meinem Kopf, als Matteos Augen sich schlossen, während ich von ihm weggezerrt wurde.

Die Tür ging plötzlich auf und ein Dienstmädchen kam herein. Sie legte das Tablett mit dem Essen auf den Tisch und sah das andere Tablett, welches noch auf dem Tisch lag und komplett unberührt war, bemitleidend an. Ohne ein Wort zu sagen nahm sie das Tablett und ging raus. Ich seufzte und sah wieder aus dem Fenster raus. James brachte mich in eine Villa, irgendwo im nirgendwo. Die Gegend war eher ruhig und abgeschottet.

Apropos James.

Er versuchte manchmal mit mir Kontakt aufzubauen, versuchte mit mir zu reden aber ich ignorierte ihn einfach.

Dass ich ihn nicht beachtete, fand er ganz und gar nicht gut. Es kränkte ihn tatsächlich. Aber was dachte er sich bitte? Dass ich ihn nachdem er Matteo vor meinen Augen erschossen hat, plötzlich mögen werde?! Ich verstehe sowieso nicht, wieso er so an mir hing.

„Das reicht mir jetzt!"

Ein wütender James kam ins Zimmer gestürmt, woraufhin mein Kopf zu ihm schoss. Doch uninteressiert drehte ich mein Kopf wieder weg zum Fenster und beachtete ihn wiedermal nicht.

„Du wirst irgendwann sterben wenn du weiter nichts isst."

Er kam aggressiv auf mich zu und drehte mit seiner Hand mein Kopf zu ihn. Da ich auf der Fensterbank saß, musste ich zu ihm hochschauen.

„Vielleicht ist es besser so. Dann bin ich dich endlich los.", sagte ich bitter, woraufhin er tief einatmete und mich wieder losließ.

„So ist es also...", sagte er leise, wobei seine Miene immer kälter wurde.

„Du willst also sterben. Na dann..."

Er griff gewaltsam nach meinem Arm und zog mich hoch. Er zerrte mich daraufhin aus dem Zimmer.
Sein Griff war so fest, dass es schon höllisch weh tat. Ein Keuchen entkam mir und ich versuchte mich daran zu hindern noch mehr Schwäche zu zeigen.

„Du wirst noch mehr leiden, meine Schöne.", sagte er wütend, während er mich in den Keller führte. Er machte eine große Tür aus Stahl auf und schmiss mich unsanft in das Zimmer, wodurch ich hinfiel.

„Jetzt bist du mich los!", schrie er laut, woraufhin er die Tür zuschlug und diese daraufhin noch verschloss. Ich schloss für eine kurze Sekunde meine Augen und versuchte meine Atmung wieder zu kontrollieren.

Als ich mich langsam beruhigen konnte, blickte ich mich in diesem kalten Raum um und konnte nicht fassen, wo mich dieser Bastard gesteckt hatte. Dieser Raum wurde nur von einer Lampe leicht beleuchtet. Eine alte, kaputte Matratze lag auf dem Boden und in der Ecke stand es eine Toilette.

Kleine Tänen kamen mir langsam aber sicher hoch.

Wie gern würde ich jetzt stark sein.

Aber das kann und bin ich nicht. Ich kann nur an Matteos bewusstlosen Körper denken. Wie er da hilflos lag und ich nichts dagegen tun konnte.

Was wenn er tot ist?
Was wenn ich ihn nie wieder sehen werde?
Was wenn ich für immer in diesem Raum bleiben muss?

Ich war einfach zu schwach.

———

Wie lange ich in diesem Raum war, nahm ich einfach nach einiger Zeit nicht mehr wahr. Ich saß auf der alten Matratze, tagelang, weinend und gebrochen.

Ich trauerte um Matteo.

Plötzlich wurde die schwere Tür wieder aufgemacht. Das helle Licht von draußen blendete mich, wobei ich meine Augen vor Schmerzen zusammen kneifen musste. Ich versuchte mich mit meiner Hand vor dem Licht zu schützen.

Als sich meine Augen an das Licht langsam gewöhnten, betrachtete ich die hereintretende Person näher. Er war ein großer Mann und ungefähr in meinem Alter. Wahrscheinlich arbeitete er für James.

,,Scheiße...", hörte ich ihn flüstern, wobei er mir großen Augen zu mir runterblickte. Schnell kniete er sich zu mir runter und nahm meine kalten Hände vorsichtig in seine. Erschrocken zuckte ich leicht zusammen und zog meine Hände sofort von seiner weg.

„Hör mir ganz genau zu, Clara. Ich bring dich von hier raus.", sagte er leise und blickte mich mit seinen Augen warm an.

,,Wer bist du?", fragte ich verwirrt und versuchte ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen.

,,Vertrau mir einfach."

,,Wieso sollte ich?", fragte ich ihn skeptisch, wobei er leicht aufseufzte.

Wer war dieser Mann und wieso wollte er mir helfen?

"Ich bin ein enger Freund von Matteo."

Als er Matteo erwähnte, weiteten sich meine Augen.

Ob er die Wahrheit sagte?

"Ich tu so als ob ich ein Verbündeter von James wäre aber ich bin nur hier weil ich das Mädchen von meinem Bruder retten will. Du wirst von hier rauskommen. Das verspreche ich dir!"

Mit diesem Satz verschwand er wieder durch die Tür und ließ mich mit so vielen offenen Fragen zurück.

MATTEOWhere stories live. Discover now