Kapitel 1 - Ankunft in Hogwarts

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Es war ein stürmischer Tag, die dunklen Wolken am Himmel bauten sich immer höher auf und bald schon goss es wie aus Eimern. Trotz dessen tauchte am Horizont schon bald eine Kutsche auf, eine ziemlich kleine, wenn man genau hinsah. Sie wurde gerade mal von zwei geflügelten Pferden gezogen und nicht wie die Kutschen, die man sonst nur aus Beauxbatons kannte, von zwölf dieser wunderschönen Wesen. Die Abraxaner landeten im Hof der Zauberschule, ebenso die Kutsche, die sie hinter sich herzogen. Einige Schüler stoben auseinander um dem Gefährt noch weiteren Platz zu verschaffen, auch wenn dies gar nicht nötig gewesen wäre. Die Tür der fein gearbeiteten Kutsche ging aus und eine blonde Frau trat heraus. Sie trug ein hübsches Kostüm aus hellblauem Stoff, welcher typisch für eine ganz gewisse Zauberschule war. Hinter ihr kam aus der Kutsche ein Mädchen, ebenfalls hübsch und mit den selben feinen Gesichtszügen wie ihre Mutter. Ihre chronisch leicht gerötete Nase hob sie allerdings von ihrer beinahe makellosen Mutter ab. „Bitte, Susette, du hast hier eine zweite Chance bekommen und solltest sie nutzen." sagte die große blonde Frau und strich noch ein Mal die einfache Kleidung ihrer Tochter glatt. Der schwarze Blazer stand dem Mädchen unglaublich schlecht und lies sie eher darin versinken. „Natürlich, Maman..." sagte diese leise, als sie ihren großen, speckigen Lederkoffer von ihrer Mutter entgegen nahm. Er war nur dank eines Zaubers so leicht, dass das zierliche Mädchen ihn tragen konnte. „Chérie, du weißt genau wie wichtig eine gute Ausbildung ist!" sagte die blonde Frau noch ein Mal eindringlich und Susette nickte. Dann küsste ihre Mutter sie noch ein Mal auf die Stirn. „Pass auf dich auf." sagte sie leise und stieg wieder in die Kutsche. Die Abraxaner schnaubten und scharrten mit den Hufen, bis sie endlich mit einigen Sprüngen wieder in die Lüfte stiegen. Susette sah ihrer Mutter nach, sie wusste wie enttäuscht diese gewesen war, als ihre eigene Tochter – zudem die Tochter einer Lehrerin an Beauxbatons – von genau dieser Schule geflogen war. Seitdem hatte sie diesen Gesichtsausdruck, der ein ganz klein wenig von ihrer Schönheit ablenkte. Susette seufzte, als sie sich unter den Blicken anderer Schüler in Bewegung setzte. Die Landung der Kutsche mit den geflügelten Pferden war sicher nun das Hauptgesprächsthema in Hogwarts, doch Susette gab zu, dass die wunderschönen Tiere sehr beeindruckend sein konnten, wenn man sie nicht jeden Tag auf dem Schulgelände zu sehen bekam.

Susette durchschritt die große Eingangstür und sah sich um. „Sie müssen Miss Argent sein." sagte in diesem Moment eine gehässig klingende Stimme und ein etwas buckeliger, alter Mann mit langen, schmuddeligen Haaren an den Seiten seiner Glatze sah das Mädchen wissend an. „Die bin ich." sagte Susette nur und versuchte ein Lächeln. Doch dem Mann schien dies egal zu sein, er nahm ihr nur ruckartig den Koffer ab. „Professor Dumbledore möchte Sie in seinem Büro sehen." sagte er und ging ohne Susette auch nur weiter anzusehen einfach los. Sie ging hinterher, hoffte jedoch den Schulleiter bald zu treffen. Sie wollte auf keinen Fall weiter alleine bei diesem komischen Kerl bleiben. Susette versuchte sich den Weg zu merken, doch Hogwarts schien riesig zu sein. Sicher, Beauxbatons war auch eine große Schule, aber es schien dort alles geordneter zu sein. An Dumbledores Bürotür klopfte der hagere Mann ein Mal, dann schwang auch schon die große Tür auf. Dumbledore saß an seinem Schreibtisch und legte gerade den Zauberstab nieder, welchen er für das Aufschwingen der Tür gebraucht hatte. „Willkommen Miss Argent, ich habe Sie schon erwartet." sagte er in einem ruhigen und freundlichen Ton. „Wir hatten bei diesem Wetter einige Schwierigkeiten mit der Kutsche, es tut mir sehr leid zu spät zu kommen." sagte Susette und verkniff sich weiteres Gerede. Sie durfte nicht viel sprechen, mahnte sie sich selbst. „Setzen Sie sich doch." sagte er und gab dem seltsamen Mann mit einer Handbewegung zu verstehen, nicht in den Raum zu kommen, kurz bevor die Tür wieder zu schwang. Susette setzte sich auf einen bequemen Stuhl vor dem Schreibtisch des alten Mannes. Sein Büro sah anders aus als sie es erwartet hatte, allerdings würde zu Dumbledore auch kein steriles, einfaches Zimmer passen. Das hatte sie schon bemerkt, auch wenn der Schulleiter und sie sich erst ein Mal getroffen hatten. Es war noch nicht lange her, als Susette frisch der Schule verwiesen worden war. Dumbledore hatte sie und ihre Mutter zu Hause besucht und ihnen ein Angebot gemacht, welches er noch keinem Schüler zuvor gemacht hatte. Er bat Susette die magische Ausbildung auf Hogwarts weiter zu führen, offensichtlich sah er großes Potential in ihr. Doch schon bei diesem Treffen hatte das Mädchen sein Wesen begriffen, er war ganz anders als ihre vorherige Schulleiterin Madam Maxine. „Wir müssen noch einige Vorbereitungen treffen, schließlich ist ein Schulwechsel keine einfache Sache." sagte er freundlich und Susette fiel auf, dass er Schulwechsel sagte. Madam Maxine würde dies ganz anders bezeichnen. Die Aufnahme einer von der Schule geflogenen Schülerin, respektlos gegenüber Beauxbatons. Aber Dumbledore war charismatisch, die Beziehungen zu der französischen Zauberschule würden darunter bestimmt nicht sonderlich leiden. Sie nickte auf Dumbledores Worte hin nur, wortkarg wie sie in dieser Zeit nun mal war.

„Dein letztes Zeugnis brauche ich noch, um zu sehen ob du für deine Fächer auch zugelassen bist. Manche Lehrer wollen nur ‚Ohne gleichen' in ihrem Kurs haben..." sagte er und schob seine Brille ein Stück weiter auf seine Nase. „Genau..." murmelte Susette und kramte ihr Zeugnis heraus. „Es wäre so eine Verschwendung, dich nicht weiter zu unterrichten." gab Dumbledore zu und das Mädchen wurde sogar noch etwas rot, bedankte sich dann leise. „Kommen wir nun zum lustigen Teil." sagte der alte Mann nun, legte das Zeugnis auf einen großen Stapel Papier und beachtete es nicht weiter. Er stand auf um zum Regal zu gehen und aus einem der obersten Fächer einen alten Hut zu nehmen. „Ich hätte nicht gedacht, einmal mitten im Jahr gebraucht zu werden!" sagte der Hut, er schien das ganze Gespräch mit angehört zu haben. Susette wunderte sich schon gar nicht mehr, sie war schließlich damit aufgewachsen, in jeder Sekunde ihres Lebens von etwas magischem überrascht werden zu können. „Dieser Hut teilt dich in dein Haus ein. Dein Haus wird wie deine Familie sein, für die nächsten zwei Jahre zumindest." sagte Dumbledore schmunzelnd und setzte dem Mädchen den Hut auf. „Interessant, Interessant." kam es aus dem Hut, seine dumpfe Stimme passte irgendwie zu einem alten Stück Leder. „Ich muss gar nicht lange überlegen, Slytherin!" sagte der Hut und lies sich leicht von Dumbledore in das Regal zurück legen. „Eine ausgezeichnete Wahl, hätte von mir sein können." sagte der alte Mann und grinste dem Hut zu, der ihm vom Regalbrett aus zuzwinkerte. Susette hätte gerne einige Fragen gestellt, wäre im Zimmer herumgelaufen und hätte jeden einzelnen Gegenstand erforscht. Doch dabei würde sie viel sprechen müssen, daher lies sie es. Eine verpasste Gelegenheit, dachte sie, doch sie erinnerte sich schnell wieder an ihren Grund für diese Komplikationen. „Noch einen Lakritzschnapper?" fragte Dumbledore, ging zu einer kleinen Schale und nahm sich selbst einen. „Nein, danke." sagte Susette nur und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr, welche ihr immer wieder ins Gesicht fiel. „Ich bin auf Diät." sagte sie dann noch, sie hatte das Bedürfnis sich erklären zu müssen. Dumbledore lachte auf. „Ihr jungen Dinger wisst einfach nicht was gut für euch ist." Dann setzte er sich wieder auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch. „Wir sind fertig, versuchen Sie an der nächsten Unterrichtsstunde teil zu nehmen, Miss Argent." sagte er und spielte dabei auf den Grund ihres Rausschmisses an. Formell hieß es dort ‚massive Unterrichtsversäumnisse', ‚respektloses Verhalten' und ‚Diebstahl'. Wobei letzteres natürlich am schwerwiegendsten war. Über diese Beschreibung war Dumbledore jedoch ziemlich verwundert, selbst als er das Mädchen zu Hause besucht hatte wirkte es eher ruhig. Selbst wenn es temperamentvoll war, wie Madam Maxime es ihm freundlich umschrieben hatte, dann hatte sie sich sehr gut unter Kontrolle. Doch er konnte verstehen was die Schulleiterin der französischen Zauberschule meinte, irgendetwas stimmte nicht mit diesem Mädchen. Diese seltsame Mischung aus Ruhe, ihrer Art dennoch bestimmt zu sprechen und dem Blitzen in den Augen, welches verriet, dass sie doch eigentlich viel mehr zu sagen hatte als sie aussprach waren gefährlich. Und jetzt auch noch Slytherin. Doch der alte Mann wusste, dass er keinen Fehler begangen hatte, als er dieses Mädchen nach Hogwarts geholt hatte. Es war sein Bauchgefühl, welches ihm dies verriet. Und Dumbledore hatte gelernt, im Zweifelsfall immer auf sein Bauchgefühl zu hören.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now