Kapitel 22 - Feuerwhisky

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Es war Abend geworden, langsam schob sich die Sonne hinter den Horizont und entfaltete dabei unglaublich schöne Farben am Himmel. Susette saß auf ihrem Bett und las in einem Buch über magische Tierwesen. Auch wenn es nicht das interessanteste Thema war, Susette war sich sicher das Wissen gebrauchen zu könne. Vor allem den Teil über die Drachen wollte sie lesen, so war sie doch inzwischen zu Teilen selbst einer. Tief in ihren Gedanken versunken, hörte sie erst gar nicht, wie die Tür aufging. „Guten Abend." sagte Draco, als er durch die Tür geschlüpft kam. Susette sah endlich vom Buch auf und lächelte. „Was machst du denn hier?" fragte sie ihn, während er mit großen Schritten durch den Raum ging und sich in einen nahegelegenen Sessel fallen lies. „Es dauert noch bis der Besuch da ist und ich habe diese Schönheit hier in der Küche mitgehen lassen." sagte er und holte hinter seinem Rücken eine Flasche Feuerwhisky hervor. „Eine gute Wahl." sagte Susette nur, doch wollte ihr Buch nicht aus der Hand legen. „Was liest du?" fragte der Slytherin, fast schon ein wenig beleidigt, dass das Mädchen nicht gleich in Freude ausbrach. So eine Flasche Whisky machte sonst jeden glücklich. „Über Drachen..." murmelte Susette nur. „Sag mal, wie sehe ich als Drache aus?" fragte sie ihn dann und Draco kam zu ihr hinüber und setzte sich neben sie aufs Bett. Er gab ihr die Flasche, welche Susette direkt öffnete und einen großzügigen Schluck von dem alkoholhaltigen Getränk nahm, und nahm stattdessen das Buch in die Hände. Kurz blätterte er darin herum, dann hatte er schon ein gutes Vergleichsbild gefunden. „So in etwa, würde ich sagen." Er zeigte auf das Bild eines Peruanischen Viperzahns, mit seinem charakteristischen Muster auf den Schuppen. „Interessant, ich habe mich viel größer und unbeweglicher in Erinnerung. Es hat sich alles so unwirklich und einfach nur riesig angefühlt." überlegte Susette. Draco merkte, dass sie wohl viel Nachgedacht hatte und auch ein wenig sentimental geworden war. „Na los, gib mir auch was ab!" knurrte er spielerisch und entriss Susette die Flasche, nur um selbst davon zu trinken. Während er die Flasche an seinen Mund setzte, bemerkte er einen Schatten draußen am Fenster. Es war eine Eule, sicher Mystral, Susettes Uhu. Er war es tatsächlich, doch auch Draco erkannte, dass er wieder ohne Brief gekommen war. Er saß nun einfach draußen vor dem Fenster, schien interessiert ins Innere des Hauses zu sehe und tapste auf dem Stein herum. Susette war drauf und dran in seine Richtung zu sehen und Draco hatte das dringende Bedürfnis, dass sie dies nicht tat. Er wusste, sie würde traurig werden. Kein Wunder, sie hatte eine halbe Ewigkeit nichts mehr von ihrer Familie gehört. Und aus einem ihm fremden Grund, wollte er nicht, dass sie traurig war. Er wollte sie so, wie er sie kennen gelernt hatte: fröhlich und schlagfertig, immer mit einem Spruch auf den Lippen. Er setzte die Flasche ab und stellte sie auf den Beistelltisch neben dem Bett. Von dem seltsamen Gefühl überwältigt, welches ihn dazu anhielt sie nicht zum Fenster blicken zu lassen, nahm er ihr auch das Buch aus der Hand und legte es neben die Whiskyflasche. „Ich bin nicht hier damit du nur das Buch anstarrst." flüsterte er fast schon und bestätigte damit das Vorurteil eines arroganten Slytherins, aber wer verkörperte dies auch besser als Draco Malfoy. Susette musste grinsen, irgendwie brachte sie der hellblonde Junge immer wieder zum schmunzeln. Auch wenn sie genug Punkte an ihm auszusetzen hatte, die guten Eigenschaften die sie in ihm erkannte überlagerten diese soweit, dass das Mädchen sie kaum mehr wahrnahm. „Warum bist du denn hier?" fragte sie ihn dann und biss sich auf die Lippe. Draco Malfoy gab ihr keine Antwort darauf sondern zog nur wissend einen Mundwinkel nach oben, bevor er sie küsste.

Susette wachte auf, das ganze Zimmer war dunkel und von draußen kam auch kein Licht mehr hinein. Das Mädchen lies mit Hilfe ihres Zauberstabs eine kleine Lichtquelle erscheinen und schickte sie an die Zimmerdecke, sodass sie kurz etwas erkennen konnte. Draco war, so wie der Inhalt der Flasche Feuerwhiskey, verschwunden. Susette musste dennoch lächeln, wurde das nun zur Normalität? Doch als sie auf die Uhr sah, bemerkte sie, dass sie kaum geschlafen hatte. Dennoch war sie nun hellwach, vor allem weil sich vor ihren Augen alles drehte. Draco und sie hatten die Flasche zusammen getrunken, doch sie hatte schon dabei das Gefühl gehabt, dass sie deutlich weniger Alkohol vertrug als der junge Malfoy. Sie trank sonst gelegentlich mal ein Butterbier mit Freunden, hin und wieder auch ein paar mehr. Allerdings hatte es in den letzten Monaten auf Hogwarts keine Ausflüge nach Hogsmead gegeben, es war also schon eine Weile her, dass sie etwas getrunken hatte. Und dieser Feuerwhisky war stark, bemerkte Susette. Sie stand auf, in diesem Zustand konnte sie nicht mehr schlafen. Sie seufzte, sie kannte einen guten Kräutertrank, der einen Kater am nächsten Morgen verhinderte. Er half wirklich gut, sie hatte ihn öfter mal für eine Zimmergenossin auf Beauxbatons brauen müssen, die sie allerdings nicht als Freundin bezeichnen würde. Aber sie hatte ihr jedes Mal aufs Neue Leid getan, wenn sie sturzbetrunken von einem Ausflug in das Nachbardorf wiedergekommen war. Es war ein einfacher Trank, man konnte ihn fast schon aus Kräutern brauen, die jeder Haushalt auch zum magischen Kochen verwendete. Vielleicht war es keine gute Idee, doch Susette beschloss sich diese Kräuter zu beschaffen. Sie hatte natürlich ihre Sachen für die Schule mitgenommen, dabei war auch ihr eigener Kessel. Sie würde also nur etwas Wasser und die wenigen Kräuter brauchen, dachte sie und war schon aus der Tür. In der Dunkelheit wirkte Malfoy Manor noch gespenstischer als ohnehin schon. Susette spürte nur den teuren Teppich unter ihren nackten Füßen und irgendwo stand ein Fenster einen Spalt breit offen, sodass ein kleiner Windstoß ihre verwuschelten Haare noch ein bisschen mehr durcheinander brachte. Je näher sie der Treppe kam, desto lauter wurden einige Stimmen, die sie von unten hörte. Sie konnte nicht verstehen, was diese Stimmen sagten, aber es waren auf jeden Fall ein paar verschiedene. Das war sicher der Besuch, denn Mr. Und Mrs. Malfoy angekündigt hatten. Susette war nicht dumm, sich dachte sich schon, dass es die Todesser sein würden und vielleicht, ganz vielleicht, war auch Lord Voldemort unter ihnen. Aber um ehrlich zu sein interessiert sich das Mädchen nicht dafür. Sie zog schon ihr Leben lang ihr eigenes Ding durch, sich einer Organisation oder einem Club anzuschließen würde ihre eigene Freiheit einschränken. Und auch wenn sie schon immer einen Platz in einem Quidditch-Team haben wollte, wusste sie insgeheim, dass es nicht gut gehen würde. Trotzdem – sollten die Todesser machen was sie wollten, sie brauchte wirklich nur ihren Trank, damit sie morgen nicht aussah wie eine Leiche und genau wie eine solche durch das edle Haus der Malfoys schlurfen würde. Langsam stieg sie die Treppe hinunter und bog direkt ab zur Küche. Draco hatte ihr am Nachmittag das Haus noch gänzlich gezeigt, beinahe jeden Raum. Aber nur beinahe, denn ein solch riesiges Haus besaß seine Geheimnisse, die musste man ihm einfach lassen. Die Tür zum Salon stand einen Spalt breit offen, deshalb konnte man auch die Stimmen vernehmen. Doch mehr als den Lichtschein nahm Susette nicht wahr, ehe sie sich an der Wand entlang zur Küche schlich. Die Tür machte zum Glück keine Geräusche, bevor sie in den großen dunklen Raum trat. ‚Lumos' flüsterte sie leise und ein Licht erschien am Ende ihres Zauberstabs, so konnte sie alles gute erkennen. Es wäre eine Schande, wenn sie auch nur eine der vielen an der Decke hängenden Pfannen berühren würde, sie sahen alle so aus, als gäben sie bei dem kleinsten Hauch metallene Töne von sich. Oder wenn sie gegen das Regal mit den vielen Flaschen stoßen würde, es wäre eine Katastrophe. Schnell war sie bei einem kleinen Schrank angekommen, in dem nur Gewürze und Kräuter gelagert wurden. Etwas Ingwer, eine ganz kleine Priese Greifenklauenpulver und einige Lenkpflaumen waren schnell gefunden. „Miss Argent?" fragte auf ein Mal eine Stimme hinter ihr und als sie sich herumdrehte, brauchte sie etwas um eine Gestalt zu erkennen. Denn sie war kleiner als sie und Susette musste erst ihren licht-erzeugenden Zauberstab senken um Alesa zu erkennen. Diese rieb sich verschlafen die Augen und sah das Mädchen mit ihren großen Augen an, als realisiert sie die Situation noch gar nicht. „Alesa, es tut mir sehr leid." begann Susette leise. „Bitte erzähl niemandem hiervon, ja?" fragte sie dann noch flüsternd. „Ich muss meinem Meister alles sagen." flüsterte die kleine Hauselfen nur zerknirscht. „Und wenn er gar nicht explizit fragt?" Susette hatte Hoffnung in das Wesen, sie hoffte inständig darauf, dass Alesa es ihr durchgehen lies. Sie hatte wirklich keine Lust sich vor den Malfoys rechtfertigen zu müssen. Die Hauselfe seufzte. „Was ist denn das?" fragte sie dann und sah in Susettes Hand, die immer noch die Kräuter festhielt. „Ich brauche einen Stärkungstrank... ich wollte mir nur diese wenigen Zutaten nehmen. Es tut mir leid, ich wollte sie nicht stehlen." flüsterte Susette und bemühte sich leise zu klingen, wobei ihr auch der Sinn ihrer Erklärung nicht mehr ganz logisch erschien. Schließlich hatte sie die Zutaten ja doch gestohlen. Alesa verschränkte nun ihre kleinen Arme vor der, mit Leinenlumpen bedeckten Brust, und sah das Mädchen mit verkniffenen Augen an. „Da will man friedlich schlafen und wird Nachts von einem Dieb überrascht." murmelte sie nur und Susette hatte die böse Vorahnung, es sich mit der Hauselfe verscherzt zu haben. Doch ihr Blick fiel auf einen großen Schrank hinter ihr, dessen unterste, große und schwere Schublade ein Stückchen offen stand. Die Schublade war mit ein paar Fetzen Stoff ausgelegt, doch mehr befand sich darin nicht. „Warte...schläfst du etwa in dieser Schublade?" fragte Susette ungläubig, als es ihr auffiel. Alesa nickte nur, sie schien immer noch zu überlegen, was sie nun mit der ‚Verbrecherin' anstellen sollte. Eigentlich mochte die Hauselfe das Mädchen, sie war die einzige in diesem Haushalt, die ihr je ein Lächeln geschenkt hatte oder ihr in einem Gespräch keine Befehle erteilt hatte. Natürlich war es ihre Aufgabe den Malfoys zu dienen und sie würde dies auch mit Freude bis an ihr Lebensende tun, aber ein wenig Dankbarkeit war eine nette Abwechslung gewesen. „Brauchst du keine Decke?" fragte Susette dann weiter. „Ich kann dir gerne meinen Pullover dalassen, du musst doch frieren..." überlegte das Slytherinmädchen laut. Sie hatte ihr Kleid nach der Führung von Draco ausgezogen und war in ein Shirt unter einem bequemen Pulli und eine Jogginghose geschlüpft, die perfekten Schlafsachen für eine kalte Winternacht. „Ein Pullover?" Alesa bekam große Augen. „Nein, nein, bloß nicht!" stammelt sie und sah blitzschnell zu den anderen Schubladen und Schränken, in denen sie wusste, dass ihre Kollegen schliefen. Sie wollte auf keinen Fall ihre Anstellung verlieren und als ehrlose, freie Hauselfe gelten. „Ich werde es Mr. Und Mrs. Malfoy nicht sagen, solange sie nicht danach fragen. Aber jetzt gehen Sie besser, und lassen Sie auf keinen Fall ihren Pullover da!" Alesa hatte ihre Augen noch weiter aufgerissen und ging langsam rückwärts zu ihrer Schublade, die Hände beschwichtigend erhoben. „Danke." flüsterte Susette nur, die kleine Hauselfe zu befreien war gar nicht ihre Absicht gewesen, doch es war nun wirklich besser, wenn sie ging.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt