Kapitel 7 - Das Geheimnis

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Tatsächlich war Susettes letzte Stunde erst am Nachmittag und so konnte sie erst danach zu Snape in den Unterrichtsraum kommen. Sofort stieg ihr wieder dieser betörende Geruch in die Nase, der große Mann schien etwas zu brauen. Es roch stark nach Salamanderblut und ein wenig nach Greifenklauenpulver, Snape schien wohl einen Stärkungstrank für eine tiefere Klasse vorzubereiten. „Miss Argent, schön, dass Sie kommen konnten." sagte er und legte eine weitere Zutat aus seiner Hand wieder auf den Tisch und drehte sich zu dem Mädchen um. Sie hatte eine Entschuldigung auf den Lippen, hätte ganze Sätze über die nicht enden wollende Doppelstunde Geschichte der Zauberei herausbringen können. Aber sie tat es nicht, sie erinnerte sich an ihren Plan. Es war der letzte Tag, sie würde sich nur noch ein bisschen zusammen reißen müssen, denn ab morgen konnte sie wieder jedem gepflegt die Meinung sagen und zwar mit so vielen Worten wie sie wollte. Snape kam einige Schritte auf das schweigende Mädchen zu. Die meisten Schüler plapperten nun darauf los und wurden von dem Lehrer direkt unterbrochen, doch dieses Verhalten konnte er bei ihr nicht auffinden. Dennoch wirkte sie kein wenig schüchtern, sie stand aufrecht dort, die hübsche Nase ein wenig gereckt und wirkte anmutig und standhaft. Letzteres war keine Eigenschaft, die jeder Schüler in Snapes Angesicht hervorbrachte, und das wusste er nur zu gut. Langsam schritt er um das Mädchen herum. „Ich habe Ihre Akte gelesen, Miss Argent." sagte er dann mit seiner charakteristischen Stimme. „Sie haben den Unterricht geschwänzt, sich nachts aus Beauxbatons geschlichen und Eigentum der Schule gestohlen." Snapes Stimme hatte immer die gleiche Lautstärke, auch wenn er die Worte geschickt länger zog. Seine Aufzählung klang wie eine Anklage und mit dieser gefährlich klingenden Stimme, wirkten selbst diese Worte, die Susette doch so oft in den letzten Tagen gehört hatte, noch ein Mal schlimmer. Doch Susette blieb still, eine Antwort war nicht zwingend notwendig. „Vor allem...bestimmte Zutaten." sagte Snape nun und blieb nach seiner Umrundung vor dem Mädchen stehen. Sie stand aufrecht wie vorher, kein Zweifel war zu sehen. Snape konnte sich sehr gut in andere Personen hineindenken, Legilimentik anwenden zu müssen. Und bei ihr erkannte er einen fortwährenden Stolz, eine gewisse Würde und dennoch den nötigen Respekt vor ihm. Eine interessante Mischung für einen Schüler, gestand er sich ein. Langsam griff er ihren Kiefer, wobei das Mädchen ihm weiter in die schwarzen Augen sah. Sie tat dies ohne, dass der hochgewachsene Mann eine Regung in ihrem Gesicht feststellen konnte. Dass sie seinem Blick so lange stand hielt, verwunderte ihn beinahe. Doch er wusste nicht, was sich hinter Susettes Fassade wirklich abspielte. Denn das blonde Mädchen hielt dem nur stand, weil sie wusste, gleich könnte sie alles verlieren. Alles, worauf sie Monate lang hingearbeitet hatte, wofür sie einen Schulwechsel und viel Schweigen in Kauf genommen hatte. Sie war schon ein Mal gescheitert, aber diesmal könnte es schwerwiegendere Folgen haben. Snapes griff war kräftig, doch er tat ihr nicht weh. Auch nicht dann als er einen Daumen an ihr Kinn legte und diesen leicht nach unten drücke, sodass sie ihren Mund öffnen musste. Sie tat dies auch, schließlich hatte sie keine andere Chance als ihrem Lehrer ihr Geheimnis zu offenbaren.

Snape sah in den Mund des Mädchens und als sie freiwillig ihre Zunge ein wenig beiseite schob, erkannte der Lehrer die unverkennbaren Umriss eines Alraunenblattes. Keine Sekunde später entkam Susette auch schon durch ein einfaches Schließen ihres Mundes Snapes Griff, wonach dieser seine Hand sinken lies. „Sie haben sich also der schwierigen Aufgabe gestellt ein Animagus zu werden." bemerkte Snape. „Eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit." fügte er dann nach einer kurzen Pause hinzu. „Das ist mir bewusst." sagte Susette dann, ihre Stimme klang leise, auf Snapes Abstand zu ihr angepasst, aber auch sehr bestimmt. „Warum, wenn ich das fragen darf, Miss Argent?" fragte der Lehrer nun und diesmal spuckte er ihren Namen nicht mehr aus, sondern lies ihn in seinem üblichen Redefluss mitschwingen. „Ich möchte die Kunst der Zaubertränke und die Kunst der Verwandlung perfektionieren." sagte Susette. „Laut unseren Lehrbüchern ist der Weg zu einer Animagus-Form eine Mischung aus Beidem. Es wird Geschick in der Braukunst als auch später in der Verwandlung benötigt." sagte Susette dann und brach ab, sie klang schon fast wie Hermine, die etwas auswendig gelernt hatte. Aber es war nun mal so, Susette war schon immer sehr ehrgeizig gewesen und hatte diesen Vorgang der Verwandlung als Herausforderung gesehen. Und sie würde alles daran setzten es zu schaffen, das hatte sie sich vorgenommen. „Der richtig hergestellte Trank für eine Animagus-Verwandlung ist in der Tat ein Beweis für herausragendes Wissen in diesem Fach." sagte Snape und stimmte dem Mädchen damit zu. Ihm gefielen die Beweggründe des Mädchens, die Perfektion der Zaubertränke stand auch in seinem Leben inzwischen im Vordergrund. „Es gibt jedoch Tränke, die von einer wirklichen Begabung zeugen, wenn sie perfekt gebraut werden." sprach der Lehrer weiter. „Die Erlernung und richtige Anwendung dieser Tränke, wäre die Perfektion des Faches Zaubertränke. Meist sind es schwarzmagische Tränke..." „Worauf wollen Sie hinaus?" fragte Susette nur, die gänzlich schwarzen Augen des Zauberers verbargen stetig, worauf er wirklich hinaus wollte. „Ich kann sie dich lehren, wenn du möchtest." Enthüllte Snape nun seine Absichten. „Sehr gerne!" antwortete Susette sofort, wirkte dabei allerdings kaum so freudig wie sie in Wirklichkeit war. Wer hätte gedacht, dass gerade Snape ihr helfen würde? „Wir werden sehen." sagte Snape jedoch und trat einen Schritt zurück. „Wollen wir hoffen, dass diese Nacht nicht wolkenverhangen ist. Einen Diebstahl meiner Zutaten würde ich nämlich umgehend melden." sagte Snape, nickte kurz und wandte sich dann wieder seinem Stärkungstrank zu. Susette hatte gerade noch Zeit ebenfalls zu Nicken, dann hatte der große Mann sich auch schon abgewandt. Langsam ging sie rückwärts aus dem Raum hinaus. Mit diesem Angebot seitens Snape hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Zu seinem Wesen passte es viel mehr, direkt zu Dumbledore zu laufen und ihn in Kenntnis zu setzen. Die Verwandlung in einen Animagus war nicht verboten, aber auch nicht besonders gerne gesehen, zumindest bei den Scheiternden. Der ganze Prozess nahm viel Zeit in Anspruch und man sollte sich schließlich lieber auf seinen Unterricht konzentrieren, als sich später, wo möglich noch als nicht registrierter Animagus, den Augen der Aufsichtspersonen entziehen zu können. Susette glaubte es immer noch nicht wirklich, als sie den Weg zum Slytherin Gemeinschaftsraum einschlug. Sie hatte noch einige Erledigungen zu tätigen, bevor heute Nacht der Vollmond am Himmel stand. Nachts hatte sie dann nämlich andere Dinge als Hausaufgaben zu tun.

Es war Nacht, Susette hatte mit Daphne tatsächlich noch eine Schachtel Bertie Botts Bohnen geleert und sich ein wenig von Hogwarts erzählen lassen. Einige Orte wollte das braunhaarige Mädchen mit den ebenso braunen Augen ihrer neuen Freundin noch zeigen, besonders von Hogsmead schwärmte sie sehr. Es würde sicher bald wieder ein Wochenende kommen, an dem die Schüler ins Dorf durften und Daphne freute sich schon darauf mit Susette Zonkos Scherzartikelladen oder den Honigtopf zu besuchen. Spät Abends, nachdem auch Pansy nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem angeblich unglaublich luxuriösen Badezimmer der Vertrauensschüler gekommen war, hatten sie sich alle in ihre Betten gelegt. Daphne und Susette hatten der schwarzhaarigen Vertrauensschülerin noch einen fragwürdigen Blick zugeworfen, schließlich war es ein gutes Stück von besagtem Badezimmer bis zu ihrem Schlafraum, wodurch sie auch noch den Gemeinschaftsraum durchqueren hatte müssen. Und um diese Zeit wimmelte es dort von Schülern, die abends noch am Kamin saßen, die letzten Hausaufgaben erledigten oder Karten spielten. Doch Pansy tat dies nur mit einem gleichgültigen Blick ab, seit sich Daphne am gestrigen Mittagstisch auf das Mädchen gestürzt und so zugetextet hatte, wusste sie schon was sie für eine war. Sie schien ruhig zu sein, fast schon unauffällig, wäre sie nicht so hübsch. Aber weder eine Gefahr, noch eine Möglichkeit ihren Status zu festigen – also war Susette ihr ganz einfach egal. Für Susette gab es kein besseres Verhalten ihrerseits, denn sie mochte die eingebildete Slytherin nicht. Es war besser wenn sie sich aus dem Weg gehen würden, besonders nach dieser Nacht, nach der Susette wie gewohnt austeilen konnte.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now