Kapitel 4 - Neue Bekanntschaften und alte Lügen

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Susette saß in der großen Halle, gleich würde das Mittagessen beginnen. Zuvor hatte sie nach Zaubertränke noch eine Stunde Verwandlung bei Professor McGonagall gehabt. Die Hauslehrerin war eine gerechte und freundliche Lehrerin, die sehr offen mit ihrem Animagus-dasein umging. Dies bewunderte Susette an der alten, aber stets gut gekleideten Frau, denn die Animagus Verwandlung war eine sehr schwierige Prozedur. Man musste ein guter Zauberer der Verwandlung und der Zaubertränke sein, um dies zu vollziehen. Das wusste Susette sehr gut und daher brachte sie Professor McGonagall allen möglichen Respekt entgegen. Zum Glück kamen in den letzten beiden Schuljahren nur Verwandlungen von Menschen im Lehrplan vor und sie hatten in dieser Stunde nur nur die Theorie im Buch ‚Lehrbuch der Verwandlung für Fortgeschrittene' nachgelesen. Susette besaß zwar eine Eule, die sie auch für Verwandlungen zum Unterricht hätte mitbringen können, aber Mystral war doch eher eine temperamentvolle, starrsinnige Eule. Zudem lies Susette sie frei fliegen, sie erwartete grade mal die Post von ihr zu bekommen. Eine Eule in einem Käfig zu halten und im Schlafzimmer neben sich stehen zu haben hielt sie für falsch, ein Vogel musste frei sein und fliegen können. Daher wusste Susette nicht mal wo sich Mystral gerade herumtrieb, natürlich hatte er mitbekommen, dass sie nun in Hogwarts wohnte. Er war sogar eine Weile neben den fliegenden Pferden her geflogen, doch dann hatte sich sein Kurs etwas geändert, als Hogwarts in Sicht kam. Sicher saß er im Eulenturm und machte Bekanntschaft mit den englischen Eulen, bei dem Gedanken schmunzelte Susette. „Susette Argent?" fragte nun schon wieder jemand nach ihrem Namen, wie so oft an diesem Tag. „Ja?" sie blickte auf und sah in das runde Gesicht eines Mädchens mit schwarzen Haaren und einem Pony. „Pansy Parkinson." stellte sich das Mädchen vor. „Ah ja, Draco hat dich erwähnt." sagte Susette und lächelte, doch Pansys aufgesetztes Lächeln war falsch. „Natürlich." sagte sie nur und setzte sich Gegenüber des Neuankömmlings auf die Bank. „Ich muss dir hoffentlich nicht sagen, dass das Haus über allem steht." sagte sie dann und musterte die blonde Schönheit mit ihren dunkelbraunen Augen. „Ich denke das hat sie schon verinnerlicht." sagte in diesem Moment eine helle Stimme und ein grinsendes Mädchen mit hellbraunen Haaren setzte sich neben Susette auf die Bank. „Aus zufälliger Quelle weiß ich, dass sie in ihrer ersten Stunde gleich zehn Hauspunkte für Slytherin geholt hat." sprach sie dann weiter und sah nun auch endlich Susette selbst an. „Daphne Greengrass, schön dich kennen zu lernen. Ich hatte gehofft, dass das dritte Bett in unserem Zimmer nicht für immer leer bleibt." sprach sie dann weiter und gab Susette auch noch höflich die Hand. Pansy grummelte nur etwas und verschränkte die Arme. „Du bist doch nur sauer weil du jetzt nicht mehr dein ganzes Chaos auf diesem Bett verteilen kannst." erwiderte Daphne auf Pansys abweisende Körpersprache, doch diese beachtete sie gar nicht mehr und tat so als würde sie irgendetwas interessantes am Tisch der Gryffindores entdeckt haben. „Lass dich von ihr nicht einschüchtern." sagte Daphne dann zu Susette und drehte ihren Kopf so schnell herum, dass ihre karamellfarbenen Haare herumflogen. „Auch wenn sie Vertrauensschülerin ist, sie hat eigentlich an jedem etwas auszusetzen." „Ich pass auf mich auf, danke." sagte Susette lachend und schenkte dem anderen Mädchen ein Lächeln. Mit einem Mal erschienen große Teller auf den langen Tischen in denen das Mittagessen serviert wurde. Es gab alles was das Herz begehrte, vor allem viele duftende Suppen, Nudelgerichte und schmackhaft aussehendes Fleisch. Susettes Herz zog sich ein Stück zusammen, bei dem Gedanken gleich einfach in ein Stückchen Hähnchenkeule zu beißen. Doch das würde sie nicht, sie riss sich zusammen und sah dabei zu wie Daphne, Pansy und auch die anderen Slytherins am Tisch sich die Teller randvoll mit Essen schaufelten. „Isst du nichts?" fragte Daphne, während sie selbst gerade eine Gabel Spagetti im Mund hatte. „Ich bin auf Diät." sagte Susette wieder, die Ausrede glaubte sie selbst kaum. Dann kramte sie unter ihrem Umhang ein Fläschchen hervor, indem eine bräunlich-grüne Flüssigkeit zu erkennen war. „Das ist ein Nährstofftrank, er ersetzt eine Mahlzeit..." begann das blonde Mädchen, doch merkte, dass sie ihre Geschichte gar nicht weiter ausbauen musste. „Ach deshalb sind die Mädchen auf Beauxbatons alle so dünn..." murmelte Daphne und stopfte sich gleich eine weitere Gabel in den Mund. Susette hasste diese Ausrede, schließlich verdeutlichte es das Klischee der Beauxbatons-Mädchen, die alle dem Schönheitswahn verfallen schienen. Es gab dort nicht wenige Mädchen die wirklich auf Diät waren, trotz ihrer Traumkörper oder die sich ihre Haare magisch blond färbten, nur um nicht negativ im Bild der Schule aufzufallen. Sicher, es gab auch braunhaarige, schwarzhaarige oder rothaarige Schülerinnen dort, aber die Haarfarbe blond war dort außergewöhnlich oft vertreten. Susettes Haare waren von Natur aus Blond, sie glänzten zwar nicht ganz so golden wie die einiger anderer Mädchen, aber sie hatten eine schöne Honigfarbe und Susette war voll und ganz damit zufrieden. Daher war es für sie noch unangenehmer, die Lüge einer Diät vorzutäuschen, wenn man doch eigentlich mit seinem Körper zufrieden war. Und auch nicht das Bild vermitteln wollte, dass Mädchen mit ihrer Figur zu dick waren. Sie seufzte leise in sich hinein, bevor sie den ekelhaft schmeckenden Trank in einem Schluck hinunterschlang und darauf achtete, dass sich ihre Zunge nicht bewegte. Sie hatte sich schon fast an das säuerliche Aroma des selbst gebrauten Nährstofftranks gewöhnt, dennoch lief ihr jedes Mal ein leichtes Schauern über den Rücken, wenn sie ihrem Gaumen dies antun musste. Sie sah sich rasch um, ob sie jemand beobachtet hatte oder mit einem fragenden Blick hinüber starrte, doch es war mal wieder eine Person, die sie aus der Ferne mit durchdringenden Augen ansah: Professor Snape.

Es war später Abend, Susette hatte bereits ausgepackt, ihre Kleider ordentlich in den freien Schrank gehängt, die Schulsachen geordnet verstaut und eine kleine, verschlossene Kiste mit besonderem Inhalt unter dem Bett versteckt. Daphne hatte ihr bei der Kleidung geholfen, hatte sich dann aber schon Schlafen gelegt. Es war wohl ein anstrengender Tag gewesen, ihr Kater Mortimer war entlaufen und sie hatte gefürchtet, er wäre im verbotenen Wald verschwunden. Doch zum Glück hatte eine der Hauselfen ihn in der Küche entdeckt und natürlich auf höflichste Weise zu seiner Besitzerin zurück gebracht. Pansy kam erst später, sie war wohl im Gemeinschaftsraum gewesen und richtete kein einziges Wort an die anderen beiden Mädchen, bevor sie sich schlafen legte. Auch Susette war nun irgendwann ins Bett gegangen, doch sie konnte nicht schlafen. Es gelang ihr einfach nicht die Augen geschlossen zu halten und letztendlich, nach einiger Zeit der Langeweile, beschloss sie aufzustehen. Sie hatte sich die von Dumbledore extra aufgeschriebenen Regeln natürlich durchgelesen, auch die Regel, die Schülern verbot, sich nach 21 Uhr außerhalb ihrer Häuser aufzuhalten. Aber das hatte sie in Beauxbatons auch nicht abgehalten. Leise stieg sie aus dem Bett, warf sich nur ihren zur Uniform gehörenden Mantel über den Schlafanzug, ein grünes Top mit einer silbernen, kurzen Hose und stieg in ihre Schuhe. Daphne und Pansy schliefen tief und fest und so gelang es aus dem Raum zu huschen. Gerade wollte sie auch die Steinmauer öffnen, als eine bekannte Stimme die Stille der Nacht durchbrach. „Wohin des Wegs?" fragte Draco Malfoy und stellte sich dem Mädchen in den Weg. Diese seufzte, der Vertrauensschüler hatte ihr gerade noch gefehlt. So wie sie Draco an diesem Tag kennen gelernt hatte, würde sie nur einen Spruch abbekommen und dann konnte sie sich wieder in ihr mehr oder weniger weiches Bett legen. „Ich bin auf dem Weg zum Eulenturm." sagte sie. „Und bevor du fragst, ja ich habe das Regelwerk gelesen." Schon wieder fragte sie sich im Nachhinein, warum Draco es schaffte ihr so viele Sätze zu entlocken. Er lächelte nur. „Du willst wohl auch von der zweiten Schule fliegen." In seinem kalkweißen Gesicht zeichnete sich ein belustigtes Lächeln ab. „Woher weißt du das?" fragte Susette, diese Information hatte sie ihm bestimmt nicht verraten. „Ich habe nachgeforscht." bekam sie nur als Antwort zurück. „Hast ganz schön viel angestellt." sagte er, als sie schwieg. „Ich bedauere nur mich erwischen lassen zu haben." konterte Susette und sah dem großen Jungen direkt in die hellgrauen Augen, auch wenn sie dafür den Kopf leicht heben musste. Das Lächeln auf Dracos Gesicht wurde etwas breiter. „Ich wundere mich über die Auswahl des sprechenden Hutes kein bisschen." sagte er dann und ging einen Schritt zur Seite. Auch wenn er Vertrauensschüler war und solch ein Verhalten eigentlich nicht dulden durfte, so bekleidete er doch dieses Amt eher wegen seinen vielen Vorteilen und nicht wegen seiner Ordnungsliebe oder Regelkonformität. Und dieses neue Mädchen gefiel ihm, nicht auf eine romantische Weise, aber sie hatte immer einen weiteren Spruch auf den Lippen und schien genau die Eigenschaften zu haben, die ein guter Slytherin brauchte. Und gute Slytherins waren rar, so gab es doch immer noch muggelstämmige Zauberer in den Reihen des Hauses und er kannte auch genug Schüler, die er selbst in ein unbedeutendes Haus wie Hufflepuff eingeordnet hätte. „Weißt du denn wie du zu Eulenturm kommst?" fragte er dann, als das blonde Mädchen einfach an ihm vorbei gehen wollte. „Ich denke schon, Dumbledore hat mir einen Plan vom Schloss gegeben." antwortete Susette und zog fragend eine Augenbraue leicht nach oben. Wollte er sie hier für dumm verkaufen? Sie war neu hier, sie durfte sich noch in den Gängen verirren. Doch Draco hatte die Frage ernst gemeint, es sollte kein neckender Spruch gewesen sein. „Sicher, aber du weißt bestimmt nicht wo Filch seine Runden zieht und welche Lehrer die Gänge kontrollieren, bevor sie selbst schlafen gehen." sagte Draco, triumphierend über sein Wissen. Als Susette wieder nur schwieg, öffnete er statt ihr die Steinmauer. „Ich bring dich hin." sagte er dann in einem bestimmten, aber würdevollen Ton und nun war er es, der einfach an dem Mädchen vorbei schritt, so wie sie es eben vorgehabt hatte. Erst wunderte sich Susette, warum gerade dieser Junge ihr half, lief ihm dann aber schnell hinterher, bevor sie ihn aus den Augen verlieren konnte.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt