Kapitel 3 - Die Sache mit der Pfefferminze

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Der Klassenraum für Zaubertränke befand sich ebenfalls im Kellergewölbe, es war also kein all zu weiter Weg. Die Regale an den Seiten des Raumes waren vollgepackt mit Gläsern, in denen die unterschiedlichsten Flüssigkeiten gelagert wurden. Jede Farbe und jede Konsistenz war vertreten. Susette war begeistert, sie liebte das Fach Zaubertränke, ebenso wie manch andere Fächer. Aber Zaubertränke hatten es ihr besonders angetan. Als Madam Dumont, ihre ehemalige Lehrerin für Zaubertränke an der Beauxbatons Akademie, ihren Schülern den Liebestrank Amortentia vorgeführt hatte, hatte er für Susette nach dem Gemisch an Gerüchen gerochen, den man nur in einem solchen Klassenzimmer für Zaubertränke vorfinden konnte. Hier vermischten sich die herben, süßen und samtigen Gerüche verschiedenster Zutaten zu einer großen Masse. Doch auf diesen himmlischen Duft konnte Susette gar nicht erst eingehen, denn erst jetzt fiel ihr auf, dass sie offensichtlich zu spät waren. „Schön, dass du auch noch kommst, Draco." sagte ein schwarzhaariger Mann in einem langen, schwarzen Mantel. Seine ebenso schwarzen Augen wirkten undurchdringlich, was einem direkt Respekt vor ihm verlieh. Die Schüler des Kurses, die aufgereiht vor ihrem Lehrer standen, sahen Draco und Susette ein wenig ängstlich an. Sie hatten Angst vor einem Wutausbruch von Snape, welcher gar nicht so weit hergeholt sein könnte. Doch gegen die Erwartungen von Susette widersprach Draco seinem Lehrer. „Ich habe Miss Argent die Zeit gelassen sich umzuziehen, bevor ich sie zu ihrer Unterrichtsstunde begleite." sagte Draco eindringlich. „Ich bitte daher um Entschuldigung für unsere Verspätung." Snape schien Draco mit seinem Blick zu durchbohren, sagte jedoch nichts und lies seinen Blick zu Susette gleiten. Er musterte das Mädchen, das war also der Neuankömmling von dem Dumbledore gesprochen hatte. Genau wie alle anderen Lehrer war er über das Mädchen informiert worden, über ihr Versagen auf Beauxbatons. Natürlich teilte er Dumbledores Meinung nicht, ein solches Mädchen auf Hogwarts aufzunehmen, doch nun war er mehr als überrascht sie in seinem Unterricht zu sehen. Er würde sich wohl noch ein Mal die Akte dieser Susette Argent ansehen müssen, ein ‚Ohne gleichen' war selbst auf der französischen Zauberschule nicht leicht zu kriegen. „Willkommen in Hogwarts, Miss Argent." sagte er dann nur und zog jede einzelne Silbe lang. „Ich hoffe Sie haben ihr Buch ‚Zaubertränke für Fortgeschrittene' dabei." fügte er dann noch hinzu und wandte sich wieder zu seiner Klasse um den Unterricht fortzuführen, ohne auf die beiden Slytherins zu warten. Ein paar der Schüler warfen Draco und Susette missbilligende Blicke zu, für jeden Schüler eines anderen Hauses hätte es sofort Punktabzug gegeben. Susette stellte sich in die Reihe der Schüler, ebenso wie Draco es tat. Sie hoffte inständig, dass der Mann etwas von seinem Fach verstand, sie wollte sich ihr Lieblingsfach schließlich nicht von einem unverschämten Lehrer versauen lassen.

„Darf ich mir etwas von deiner Pfefferminze nehmen? Es gibt keine mehr und ich möchte Snape wirklich nicht belästigen." fragte ein braunhaariges Mädchen, als die Schüler sich alle um die Tische stellten und begannen, den von Professor Snape geforderten Trank zu brauen. „Klar doch." sagte Susette und schob dem Mädchen ihre Schüssel mit Pfefferminz-zweigen entgegen. Das Mädchen lächelte sie an und nahm sich zwei heraus, Susette brauchte sie gar nicht. Snape hatte ihnen aufgetragen ein Euphorie-Elixier zu brauen. Dieses Elixier war zwar rasch zu brauen, wenn man jedoch bei den Zutaten nicht genau auf die Menge achtete, kam es zu unerwünschten Nebenwirkungen. Susette kannte dieses Elixier, um ehrlich zu sein verschlang sie jedes Buch über Zaubertränke, das sie nur in die Finger kriegen konnte und hatte selbst schon ein paar jener ausprobiert. Susette griff sich einen Pfefferminz-zweig und zupfte ihn klein, so konnte sie ihn besser dosieren. Langsam, ganz langsam, streute sie den Pfefferminz in ihren Trank und achtete genau darauf wie sich die Farbe veränderte. Immer wieder stoppte sie, beobachtete den Trank und gab dann etwas mehr Pfefferminz hinein. Als der Trank ein tiefes sonnengelb erreicht hatte, legte Susette den letzten kleinen Rest der Blätter wieder in die Schale zurück. Das Mädchen ihr gegenüber, eine Gryffindor, sah sich ihr treiben kurz an. Ihre pudeligen Haare und ihre leicht hervorragenden Schneidezähne lenkten kaum von ihrem grazilen Gesicht und der perfekten Haut ab. Sie war einen Naturschönheit, aber schien sich darauf nichts ein zu bilden. Mit hochgekrempelten Ärmeln folgte sie der Anweisung aus dem Buch genau. Doch Susette wusste, dass selbst in den Lehrbüchern Fehler vorhanden waren. Ein Zaubertrank war immer ein Rätsel, man musste langsam und vorsichtig vorgehen und versuchen die perfekten Mischverhältnisse heraus zu kriegen. Das war nicht immer einfach, oft bedurfte es ziemlich viel Übung und auch Susette waren schon so manche Zaubertränke daneben gegangen. Doch dieser hier hatte genau die richtige Farbe und Konsistenz und das nur, weil sie bei der Pfefferminzmenge so gut aufgepasst hatte. Sie rührte mit dem hölzernen Löffel noch sieben Mal in ihrem Trank herum, dann war er fertig. Als sie den Kopf wieder hob, sah sie wie Professor Snape sie durch den Raum beobachtete. Seinen stechenden Augen konnte man nicht ausweichen, doch sie schienen eher interessiert, statt gehässig zu wirken. „Bist du schon fertig?" fragte die bekannte Mädchenstimme und riss Susette aus ihren Gedanken, sie hatte versucht hinter Snapes starren Gesichtsausdruck zu sehen. „Ähm, ja... die Zeit ist ja auch schon fast um." entgegnete Susette und beachtete dabei gar nicht die Länge ihrer Sätze. „Ich bin übrigens Hermine Granger, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich habe dich hier noch nie gesehen..." sagte die Braunhaarige dann und wunderte sich wohl etwas. „Susette Argent. Ich komme aus Beauxbatons." stellte sich ihr blondes Gegenüber vor. Hermine nickte nur und war schon wieder bei ihrem Zaubertrank, dass ein neues Mädchen mitten im Schuljahr auf diese Schule gewechselt hatte, schob sie erst ein mal gedanklich beiseite. Sicher, es war seltsam, aber sie wollte keinen Tadel oder eine schlechte Note riskieren. Und diese Susette hatte Recht, Snape hatte ihnen nicht gerade lange Zeit für diesen Zaubertrank gegeben.

„Die Zeit ist um." sagte Snape monoton und ging durch die Tischreihen. „Miss Bones, das können Sie besser." wandte er den Blick an ein Hufflepuff-mädchen mit einem langen Zopf, welches beschämt zur Seite sah. „Mister Malfoy." Er blieb stehen und sah sich den Trank an, nahm dann einen Löffel um ein wenig des Zaubertrankes darauf zu balancieren. Er lies den Löffel wieder in den Zaubertrank fallen, zog unbeeindruckt die Augenbrauen hoch aber gab keinen Kommentar dazu ab. „Mister Potter, farblich nicht ansprechend." sagte er und Susettes Kopf schnellte herum. Tatsächlich stand er dort, der Junge der überlebt hatte. Mit seinen eisblauen Augen sah er den Lehrer leicht enttäuscht an. Susette kannte den Jungen aus seiner Geschichte, jeder in der Zaubererwelt hatte sie schon ein Mal gehört. Aber sie hatte einfach nicht daran gedacht, dass Harry Potter ja auch zur Schule gehen musste und in irgendeiner Stufe in Hogwarts war. Wenn sie jetzt genau darüber nachdachte, war er auch in ihrem Alter. Aber sie hatte sich einfach noch nicht mit ihm beschäftigt, als dass sie so etwas vorher gewusst hatte. „Mister Goldstein..." Snape ging weiter an den Tischen vorbei und verteilte erniedrigende Kommentare. Man hatte schon Glück wenn der Professor gar nichts sagte, denn aus seinem Mund kam kein einziges Lob. „Miss Granger." Snape war inzwischen bei ihrem Tisch angelangt und nahm auch ihren Trank genaustens unter die Lupe. Er nahm ebenfalls einen Löffel davon heraus und diesmal roch er daran. „Bei dieser beleidigend hohen Menge an Pfefferminz werden sie mehr Nebenwirkungen als Euphorie spüren, wenn sie den Trank trinken würden." sagte Snape dann und spuckte die Worte beinahe aus, bevor der den Löffel in den Kessel zurück fallen lies. Susette schmunzelte in sich hinein, diesen Fehler hatte sie nicht gemacht. Auch wenn sie Hermines Zaubertrank nicht so herunter gemacht hätte wie Snape es gerade getan hatte, würde man sicherlich ein leichtes Nasenkitzeln als Nebenwirkung bei ihrem Gebräu bekommen. „Miss..." „Argent." sagte Susette, als Snape sich an ihren Namen nicht gleich zu erinnern schien. Natürlich wusste Snape den Namen noch, doch er wollte dem Mädchen seine Gleichgültigkeit deutlich machen. Er sah den Trank einige Sekunden an, nahm in dann auch auf einen Löffel und roch daran, schwenkte ihn hin und her. Susette stand schon leicht der Schweiß auf der Stirn, es war als suchte er etwas, das er an diesem Trank negativ bewerten könnte. Und er war sicherlich in seinem Fach bewanderter als Susette, er würde sicher etwas finden. „Akzeptabel." sagte er dann nur und Susette atmete auf. „Zehn Punkte für Slytherin." sagte er dann noch und das Mädchen bemerkte, wie bei einigen Schülern aus ihrem Haus ein Lächeln auf dem Gesicht entstand. „War ja klar..." hörte sie hingegen eine bekannte Stimme murmeln, Hermine schien es ihr nicht zu gönnen. Eigentlich hatte Susette das Mädchen mit den verwuschelten Haaren recht nett gefunden, sie schien sich auch sehr für Zaubertränke zu interessieren. Zumindest hatte sie versucht ihren Trank perfekt werden zu lassen, leider mit Hilfe der Anleitung im Buch. Trotzdem, der Versuch hatte Susette beeindruckt. Nun jedoch stand die Hausrivalität zwischen ihnen und auch Susette fand es nicht weiter nötig sich mit dieser Person anzufreunden. Snape schien ein strenger und auf Perfektion bedachter Lehrer zu sein, auch wenn er Hauslehrer von Slytherin war würde er einer neuen Schülerin – vor allem einer, die von einer anderen Zauberschule geflogen war – keinesfalls Hauspunkte schenken. Sein kritischer Blick hatte ihr schon verraten, dass sie von ihm keinen angemessenen Umgang erwarten konnte.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt