Kapitel 14 - Erhitztes Gemüt

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Es war später als gedacht, als Susette aus dem Raum auf den kühlen Flur trat. Snape schloss hinter ihr mit einem gezischten Spruch die Tür ab, dann ging er an ihr vorbei, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Sie selbst schlug den Weg zum Gemeinschaftsraum ein, sie war ziemlich müde und wollte nur noch in ihr Bett. Beim Unterricht war ihr das gar nicht aufgefallen, doch nun legte sich eine gewisse Trägheit wie ein Mantel über sie. So bemerkte sie auch zu spät, wie Draco Malfoy hinter einer Ecke auf sei wartete und sie wutentbrannt am Arm packte. „Was soll das?" fragte sie den Slytherin, in seinen Augen flammte purer Zorn. „Was das soll? Das kannst du dir denken!" zischte er, lauter als es ihm lieb war. „Was fällt Snape ein mich ersetzen zu können, nur weil du dahergelaufen kommst!" sprach er weiter und hielt Susettes Hände mit einem Griff seiner Hand fest, wobei er in der anderen Hand seinen Zauberstab hielt und an ihren Hals legte. Sie wich zurück, doch spürte schnell nur noch die robuste Steinmauer hinter sich. „Ich habe gesagt ich brauche Zeit und die wird man mir gefälligst lassen!" sagte er, wobei er ihr den Zauberstab tiefer in die Haut drückte. Susette brachte nicht mehr als einen fragenden und verwirrten Blick zu Stande, als sie so bedroht wurde. Wovon sprach er nur? Was war in ihn gefahren? Draco war sonst so ein kühler und distanzierter Junge, doch jetzt tropfte ihm der Schweiß von den hellblonden Spitzen und sein Gesicht war in Panik verzerrt. „Weg da, Draco!" sagte in diesem Moment eine bedrohliche Stimme und ein in schwarz gehüllter Arm packte Dracos Hand, in welcher er den Zauberstab hielt, sodass dieser zu Boden fiel und er den jungen Mann ein gutes Stück von Susette wegbewegen konnte. „Was fällt dir eigentlich ein?" presste Susette hervor, strich sich kurz ihr Hemd glatt und verschwand auf einen deutlichen Blick von Snape. Er würde das schon klären, was auch immer in Draco gefahren war. Ein Glück war der Lehrer noch nicht sehr weit weg gewesen, denn Susette hoffte auf eine saftige Strafe für sein respektloses und schlicht und einfach verrücktes Verhalten.

Am nächsten Tag weckten einzelne Sonnenstrahlen Susette auf. Daphne hatte nach langem hin und her mit ihrer Zimmergenossin Pansy den großen Kerzenleuchter an ihrer Zimmerdecke verzaubert, sodass er sie morgens mit Sonnenlicht weckte. Susette fand diese Idee sehr gut, schließlich gab es in den Räumen der Slytherins keine andere Möglichkeit die Sonne zu sehen. Durch die Fenster sah man zwar in den, am Tag natürlich helleren, See, aber ansonsten gab es hier unten nur Kerzenlicht. Daphne sprang freudig aus dem Bett, sie war generell eine Frühaufsteherin und war froh, dass ihr Zauber geglückt war. Pansy dagegen drehte sich nur ein Mal um und schon waren ihre schwarzen Haare wieder unter der Decke verschwunden. Zum Glück war Samstag und sie hatten keinen Unterricht, beziehungsweise: Susettes Unterricht würde erst am Abend stattfinden. Mühsam quälte sie sich aus dem Bett und machte sich auf den Weg zum Badezimmer, während der Kronleuchter immer noch das Zimmer mit Licht durchflutete. Heute war zwar Wochenende, aber Dumbledore hatte schon wieder den Ausgang nach Hogsmead verboten. Für Susette war dies allerdings nicht ganz so schlimm, sie hatte immer noch keine Antwort von ihrer Mutter bekommen. Ohne eine Erlaubnis der Eltern oder eines Vormundes war es den Schülern nicht erlaubt in das Zaubererdorf zu gehen. Alleine mit den unteren Stufen in Hogwarts zu bleiben, während sich alle anderen in den vielen Lädchen Hogsmeads vergnügten, war bestimmt noch langweiliger als mit allen anderen hier zu bleiben. Doch das Verbot lies die allgemeine Anspannung in Hogwarts noch sichtbarer werden. Die Atmosphäre war düsterer geworden und das nicht nur, weil Dumbledore über erweiterter Schutzzauber nachdachte und auch schon mit Experimenten begonnen hatte, sondern auch bei den Schülern setzte sich bald schon ein ganz bestimmtes Gefühl durch: Ein Gefühl, als käme etwas auf Hogwarts zu, etwas das nichts Gutes verhieß. Auch die Schüler, die heimlich Sympathisanten Lord Voldemorts waren, hatten dieses Gefühl, als würde sich ein Sturm zusammenbrauen.

Dennoch verdrängten viele Schüler dieses Gefühl und versuchten ihren Alltag weiter zu bestreiten. Als Susette frisch geduscht aus dem Badezimmer kam, war der Gemeinschaftsraum stark bevölkert. Daphne hatte sich schon auf den Weg zu dem Gewächshäusern gemacht, da sie nach ihren magischen Pflanzen sehen wollte. Das braunhaarige, quirlige Mädchen war in allen Fächern durchschnittlich begabt, so hatte es Susette aufgenommen. Dennoch arbeite sie fleißig mit und verbrachte auch viel Zeit in der Bibliothek. Besonders schien ihr aber der Unterricht in Kräuterkunde zu gefallen, denn mit der Zeit verbrachte sie immer mehr ihrer Freizeit in den Gewächshäusern. Susette selbst hatte in diesem Fach relativ schlechte ZAGs bekommen und durfte es somit auch nicht weiter belegen. Sie hatte sich allerdings wirklich nicht gerne mit Alraunen oder anderen biestigen Gewächsen zu tun, ihr lag da schon eher ihre Verwendung in den verschiedensten Zaubertränken.

Da Daphne schon weg war und im Gemeinschaftsraum viel zu viele Schüler herumlungerten, machte sich Susette auf den Weg durch das Schloss. Sie wusste noch nicht wo sie hin wollte, vielleicht trugen sie ihre Füße ja zur Bibliothek, zum Eulenturm oder zur Küche? Ein Spaziergang allgemein würde ihr gut tun, besonders die frische Luft. Dies war ein weiterer Nachteil der unterirdischen Räumlichkeiten. Es war immer ein wenig muffig, schließlich konnte man nicht einfach so ein Fenster aufmachen. Susette, die sich statt ihrer Uniform Freizeitkleidung in Form eines schwarzen, einfachen Pullovers und einer fein gewebten, magischen Hose angezogen hatte, lief durch die Flure. Bald schon lief sie über über einen überdachten Übergang, von dem man jedoch über Hogwarts sehen konnte. Zwischen zwei Türmen gelegen, konnte man den Innenhof sehen, allerdings kaum so weit, wie vom Eulenturm aus. Hier oben atmete Susette tief ein und stellte sich ans Geländer. Es war eisig kalt, doch zum Glück war ihr Pullover auch verzaubert und spendete so viel Wärme, wie sie brauchte. Trotzdem fühlte sie den Wind in ihrem Gesicht und sah hinauf in die Wolken. Der Himmel war grau und eintönig, man konnte kaum einen Unterschied zu den Steinmauern erkennen. Susettes Blick senkte sich wieder, hier oben war es ziemlich still, nur hin und wieder lief ein Schüler an ihr vorbei und von unten, aus dem Hof, drangen auch nur selten einige Wortfetzen nach oben. „Guten Morgen..." hörte Susette nur hinter sich und verdrehte auffällig die Augen, als sie die Stimme erkannte und sich demonstrativ umdrehte. „Ob der Morgen jetzt noch gut ist, weiß ich wirklich nicht." sagte sie und sah dem großen Slytherin in seine hellgrauen Augen. Er strich sich mit einer Hand durch die Haare und sagte erst ein Mal gar nichts, bevor Susette sich wieder umdrehte und mit verschränkten Armen auf das Geländer stützte. „Hat Snape dich geschickt?" fragte sie dann, doch sah ihn nicht ein Mal an. „Sollst du dich entschuldigen?" Draco versuchte sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen und strecke sich extra ein Stück. „Nein, Snape hat mich nicht geschickt." begann er. „Und außerdem steht ein Malfoy immer zu seinen Taten." sagte er und atmete tief durch. „Aber ich wollte dir sagen, dass ich überreagiert habe und alles was ich gesagt habe falsch war." Susette hörte an seinem Tonfall, dass dieser Satz ihn viel Überwindung gekostet hatte. Es war fast schon eine Entschuldigung gewesen. „Das stimmt." sagte das blonde Mädchen und lächelte leicht. „Aber ich weiß nicht mal, warum du mich angegriffen hast." „Du verbringst viel Zeit mit Snape, es ist als gibt er dir aus irgendeinem Grund Privatunterricht..." sagte er. „Bist du eifersüchtig?" lachte Susette auf. „Nein, natürlich nicht!" nun musste auch Draco grinsen. „Den Grund darf ich dir einfach nicht sagen." Susette seufzte. „Also wie immer wenn wir uns unterhalten." Sie sah nach unten. Im Hof spielten einige Erstklässler fangen und es war ganz witzig ihnen zuzusehen, wie sie sich gegenseitig Stolperzauber zu schleuderten oder Schneebälle warfen. „Warum gibt Snape dir denn Unterricht?" fragte Draco nun, er stand immer noch schräg hinter Susette, wie er sich am Anfang des Gesprächs positioniert hatte. „Das darf ich dir wiederum nicht verraten." Susette grinste gefällig, offenbar lies auch ihn die Lüftung des Geheimnisses des jeweils anderen nicht los. „Ich erzähl dir meins, wenn du mir deines erzählst." sagte Susette und drehte sich auf der Stelle um. Doch sie legte ihren triumphierenden Blick sofort ab, als sie bemerkte, wie nah Draco hinter ihr gestanden hatte – und nun direkt vor ihr stand. Er war so nah, dass sie seinen Atem im Gesicht spüren konnte, als er auf sie hinuntersah. Seine, offensichtlich frisch gewaschenen, Haare waren leicht verwuschelt und kaum zurecht gemacht und statt seiner Uniform trug er nur ein weißes Hemd zu einer Anzughose. Eigentlich wollte er lauthals lachen, dachte sie wirklich ein Malfoy wäre so naiv? Doch stattdessen herrschte Ruhe zwischen den Beiden, denn Draco konnte erst seinen Blick von ihren dunkelbraunen, fast schwarzen Augen abwenden, als nach einigen Sekunden der erste Schnee vom Himmel fiel. Erst eine Flocke, dann eine zweite, und innerhalb kürzester Zeit war ein ganzer Schneesturm draus geworden, der nur so um Hogwarts fegte.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt