Kapitel 17 - Der Grund warum

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Es dauerte einige Sekunden bis Susette realisiert hatte was passiert war, und in welcher Situation sie sich immer noch befand. Ihr war heiß geworden und ihr Herz, beziehungsweise ihre Herzen, schlugen so schnell, sie dachte sie würden zerspringen. In Dracos Blick nahm sie etwas fragendes wahr und ihr Körper konnte gar nicht anders als diese Frage mit ‚Ja' zu beantworten, denn nun war sie es, die ihre Arme um den Oberkörper des Jungen schlag und ihn küsste. Wilder, fordernder. Der weißblonde Junge ging natürlich sofort drauf ein und zeigte deutlich wer die Zügel in der Hand hielt, in dem sie gegen die Steinmauer hinter ihr drückte. Die Steine waren kühl, doch dies glich nur zu gut die Hitze aus, welche zwischen den Beiden entstanden war. Susette hatte ihre Arme um Dracos Hals gelegt, während Draco mit den Händen unter ihre Bluse glitt. Als er jedoch merke, wo sie sich immer noch befanden, wanderte er mit seinen Händen zu ihrer Hüfte und hob sie mit einem Ruck hoch, sodass sie ihre Beine um den Slytherin schlingen musste und ihre Körpermitten sich gefährlich nahe waren. Dem eher dünnen, wenn auch großen, Jungen sah man seine Stärke kaum an, dennoch trug er das blonde Mädchen mit Leichtigkeit in eines der nicht belegten Schlafzimmer.

Es war morgen und Susette wurde von einer gewissen Geräuschkulisse geweckt, denn die ganzen Schüler machten sich bereits zum Unterricht fertig. Sofort sprang Susette aus dem Bett und realisierte erst jetzt, wo sie überhaupt war. Das hier war nicht ihr Zimmer, keine Sonnenstrahlen von der Zimmerdecke aus, keine Daphne, die schon längst bereit für das Frühstück war und keine Pansy, die hoch erhobenen Hauptes ins Bad der Vertrauensschüler ging. Hier war Susette ganz alleine, niemand war in diesem Zimmer, nur von draußen kam eben das typische Stimmengewirr herein. Jetzt, da ihr Kopf etwas klarer wurde, erinnerte sie sich auch an die gestrige Nacht und sah schnell auf die andere Seite des Bettes, doch Draco war schon gegangen. Typisch für ihn, dachte sich Susette und begann die Kleidungsstücke einzusammeln, die im Zimmer verteilt waren. Ein wenig genervt, dass Draco sie nicht geweckt hatte, war sie schon, aber sie hatte im Moment andere Sorgen. Denn wenn die Stimmen schon so laut waren, dann begaben sich alle Schüler gerade in die große Halle zum Essen, und sie musste sich noch dafür fertig machen.

Natürlich viel zu spät kam Susette beim Frühstück an, setzte sich schnell neben Daphne und erntete von Pansy nur einen abwertenden Blick zusammen mit einer hochgezogenen Augenbraue. Erst jetzt sah sie Draco, der, anders als sie, frisch und munter am Tisch saß und gerade einen Pfannkuchen zerschnitt. Susette selbst hatte ihre Uniform von gestern an, noch nasse Haare vom Duschen und ungeschminkt wirkte ihre Haut noch ein wenig blasser. „Gut geschlafen?" fragte Draco sie mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Susette wollte gerade etwas erwidern, zwinkerte ihm dann aber doch nur leicht zu, bevor Daphne bereits aufgegessen hatte und in einen Wortschwall über eine besondere Wurzel verfiel, die sie gezüchtet hatte. Draco musste ebenfalls den Blick abwenden, denn Pansy hatte ihren Teller stehen lassen und sich zwischen Crabbe und den hellblonden Jungen auf die Bank gequetscht, nur um mit einem „Oh, Draco, ich muss dir unbedingt etwas erzählen..." die wohl spannendste Geschichte von ganz Hogwarts zu beginnen.

Der Unterricht war lang und ermüdend gewesen, daher wollte Susette nichts lieber als den kalten Steinwänden zu entkommen und sich im Gemeinschaftsraum der Slytherins vor den warmen Kamin setzen. Ihre Hausaufgaben hatte sie zum Glück schon in einer langweiligen Stunde Geschichte der Zauberei erledigt, da Professor Binns mal wieder nur mit seinem Tafelanschrieb beschäftigt gewesen war. Sie würde also den ganzen Nachmittag frei haben, dachte sie. Ein Lächeln zeigte sich in ihrem Gesicht, als sie durch die unterirdischen Gänge schritt. Doch bevor sie auch nur in die Nähe des gesicherten Durchgangs kam, stellte sich ihr eine große Gestalt in den Weg. Erst realisierte sie gar nicht, wer diese Person war, im schummerigen Kerzenlicht war nur seine Größe zu erkennen. „Miss Argent, ich muss Sie bitten den Unterricht heute früher zu beginnen." sagte eine ölige Stimme und da erkannte Susette ihren Lehrer. „Sicher, Sir." sagte sie nur und verkniff sich einen Seufzer. Der Unterricht bei Snape brachte ihr so viel mehr als der Unterricht der anderen Lehrer, aber manchmal raubte er auch einfach nur ihre Freizeit. Dennoch lief sie dem Professor für Zaubertränke und Verteidigung gegen die Schwarzen Künste hinterher, doch sie gingen an dem üblichen Unterrichtsraum vorbei. Snape bemerkte ihre Unsicherheit. „Ich werde sie heute eine ganz besondere Fähigkeit lehren, die nichts mit Zaubertränken oder dergleichen zu tun hat." sagte er und öffnete die Tür zu seinem Büro. Es war eher klein, ein Schreibtisch und zwei samtene Sessel standen darin, ansonsten waren alle Wände mit Regalen ausgekleidet, in denen verschiedenste Tränke vor sich hin blubberten oder interessant aussehende Artefakte gelagert waren. Susette brauchte einen Moment um alles, was es in diesem Raum gab, zu erfassen, es sah beinahe aus wie in einem Wimmelbild, welches sie in Muggel-Spielwarenläden gesehen hatte. „Okklumentik." sagte Snape gut hörbar und riss Susette aus ihren Gedanken. „Was meinen Sie, Sir?" fragte Susette nach, sie wusste natürlich was Okklumentik war, aber fragte sich, warum der Professor dies nun erwähnte. „Die magische Kunst seine Gedanken und Gefühle vor anderen abzuschirmen." sagte er. „Und wie soll mir das bei meinen Zaubertränken oder Verwandlungen helfen?" fragte sie, schließlich hatte das Mädchen Snape ihre Ziele mehr als deutlich erläutert. Sie wollte die Beste Hexe der Braukunst und Verwandlung sein, was hatte nun diese Fähigkeit damit zu tun? Sollte sie sich nicht lieber auf etwas wichtigeres konzentrieren? „Diese Kunst kann Ihnen bei allem möglichen behilflich sein, Miss Argent. Sie sollen kein Meister der Okklumentik werden, aber ich denke, ein wenig Unterricht darin wird ihnen nicht schaden." sagte er und lies sich auf den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen. Er hatte schon mal einem Schüler privaten Okklumentik-Unterricht gegeben, um genau zu sein, Harry Potter persönlich. Letztes Jahr hatte Dumbledore ihm die spezielle Anweisung gegeben diesen Schüler in der Kunst zu unterrichten, doch es hatte mehr schlecht als recht geklappt. Natürlich hatte er Harry schützen wollen, aber das negative Gefühl, das er bekam wenn er den Sohn von James und Lily sah, hatte nicht besonders zu seiner Laune beigetragen. Er hatte immer gemischte Gefühle, wenn er Harry sah. Hass, Liebe, Verzweiflung – all diese Empfindungen brauten sich in ihm zu einer verwirrenden Masse zusammen. Doch bei Susette würde es sicher besser laufen. Irgendetwas in ihr erinnerte den Mann an Lily, aber es war nicht ihr Aussehen und auch nicht ihre, manchmal etwas zu freche, Art. Vielleicht war es ihre Standhaftigkeit und ihr Wissenshunger, er wusste es nicht. Aber es verursachte in ihm nicht einen solchen explosiven Emotions-Cocktail wie bei Potter, sondern beruhigte in schon fast ein wenig und lies ihn die sonst so stressige Zeit ein wenig vergessen. Und vielleicht war es auch genau dieses Gefühl, das ihn veranlasste, Susette immer weitere Fähigkeiten beizubringen. Er wusste, dass sie der Drache aus der Prophezeiung war. Und er wusste auch, dass laut dieser Prophezeiung Susette sterben würde. Mehr konnte er aus dem Kauderwelsch der verrückten Professor Trelawney noch nicht lesen, aber es reichte für sein Handeln aus. Wenn er sie nur genug seines Wissens lehrte, dann würde sie vielleicht dem Tod entkommen. Er würde sie dadurch retten können und Snape hätte das Gefühl, nicht alles in seinem Leben falsch gemacht zu haben. Er hatte immer versucht Lily zu schützen, egal ob in Hogwarts oder in ihrem eigenen Haus, am 31. Oktober 1981. Und nun klammerte er sich an die wenigen Stücke von Lily, die nicht mit den Erinnerungen an James vermischt waren, um auch diese zu schützen.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now