Kapitel 21 - Zu Tisch

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Doch lange hatten sie nicht Zeit sich diesen wundersamen Raum anzusehen, den ein leises Klingeln hallte mit einem Mal durch das Manor. Es war nicht aufdringlich, eher wie ein Windspiel, und es hielt einige Sekunden an. Eine schöne Melodie, fand Susette, doch sie wusste nicht, was es bedeuten sollte. „Das Zeichen für das Mittagessen." erklärte Draco es ihr. „Wir waren wohl länger hier als gedacht." murmelte er dann noch leise, nachdem er die Steinwand hinter den Beiden wieder verschloss und mit großen Schritten aus der Bibliothek ging. Susette ging ihm nach. Unten, im Erdgeschoss, befand sich ein großer Speisesaal mit einem langen Tisch darin. Der hölzerne Boden passte gut zu der eher schlichten Einrichtung dieses Raumes, auch wenn das Mobiliar natürlich hochwertig war. Als Susette und Draco den Raum betraten, saßen Lucius und seine Frau schon am Tisch. Narzissa stand höflich auf und reichte Susette die Hand. Sie war groß und hübsch, hatte blondes und braunes Haar und leuchtende blaue Augen. Ihr Gesicht war eher zierlich, wies aber deutliche markante Gesichtszüge auf. „Guten Tag, Miss Argent. Schön, Sie endlich in unserem Haus willkommen heißen zu dürfen. Ich bin Narzissa Malfoy, Dracos Mutter." sagte sie und ihre Stimme klang warum und weich, sie wusste wie man höfliche Konversation betrieb. „Ich freue mich Sie kennen zu lernen, es ist mir eine Ehre in Ihrem wirklich schönen Haus wohnen zu dürfen." entgegnete Susette und Narzissa lächelte noch ein wenig breiter, als ihr höfliches, aufgesetztes Lächeln. Das Slytherinmädchen schien die richtigen Worte gewählt zu haben. „Setzen Sie sich doch, die Hauselfen sollten das Essen gleich bringen." sagte sie dann und setzte sich wieder auf ihren Platz neben ihren Mann. Dieser hatte Susette und Draco nur huldvoll zugenickt, für ihn reichte dies komplett aus. Und dennoch wirkte er kein bisschen unverschämt sondern viel mehr elegant. Wie Narzissa es gesagt hatte, setzte sich Susette dem Ehepaar gegenüber und auch Draco nahm nun Platz. Das Gedeck vor ihnen war fein verziert und Susette fand es viel zu schön, um es zu benutzen. Sie war immer wieder überrascht von dem Luxus, in dem Draco aufgewachsen war. Es erklärte zumindest seine leichte Arroganz.

Tatsächlich brachten einige Hauselfen das Essen hinein, kaum hatten sie sich gesetzt. Auf den ebenfalls verzierten Tellern brachten diese Honigglasierten Lachs mit einer reichlichen Auswahl an Beilagen hinein. Susette erkannte Alesa, die ihr schüchtern zulächelte, während sie eine Karaffe Elfenwein in den Raum trug und Narzissa als auch Lucius einschenkte. Eine andere Hauselfe brachte eine große Flasche Kürbissaft herein, damit war der Tisch reichlich gedeckt und die Hauselfen trippelten aus dem Speisesaal. „Miss Argent, wie ich gehört habe, haben sie einen französischen Namen, wie kommt es, dass sie nach Hogwarts gehen und nicht nach Beauxbatons?" fragte Narzissa nun, nachdem sie das vor ihr aufgetischte Essen probiert hatte. „Nennen Sie mich doch Susette." erwiderte die Angesprochene sofort. Ihr Nachname hatte zwar einen hübschen Klang, aber da ihre Mutter Lehrerin war, wurde diese immer mit dem Nachnamen angesprochen. Susette war nicht ihre Mutter, das wollte sie zum Ausdruck bringen. Narzissa nahm es als eine Höflichkeit wahr und nickte huldvoll. „Sie haben Recht, meine Familie kommt aus Frankreich und ich bin auch fünf Jahre in Beauxbatons zur Schule gegangen. Dumbledore hat mir allerdings einen Schulwechsel erlaubt." berichtete Susette zwischen zwei Bissen des köstlichen Lachses. Bei dem Wort ‚Schulwechsel' musste Draco grinsen, doch bekam sofort einen vernichtenden Blick von Susette zugeworfen. „Ein Schulwechsel?" fragte nun auch Lucius nach. „So weit ich weiß hat es bis jetzt keinen Schulwechsel in der Geschichte der Zauberschulen gegeben." „Sie ist nun mal die Erste." mischte sich Draco nun ein. Lucius sah seinen Sohn durchdringend an, als suchte er mit den Augen nach etwas, das Draco verbargt. „Das stimmt. Beauxbatons konnte meine Interessen nicht wirklich fördern." sagte Susette schnell um die Situation zu entschärfen und die Konversation wieder auf ein höfliches Niveau zu bringen. Narzissa nickte und trank einen Schluck ihres Elfenweins, der nur zu gut duftete. „Ich nehme an, Draco hat dir schon das Manor gezeigt?" fragte sie dann um das Thema zu wechseln. Das Gespräch über Susettes Schulwechsel war kein gutes Thema für einen Small-Talk, das hatte die elegant gekleidete Frau ziemlich schnell gemerkt. Ihr Ehemann misstraute dem Mädchen ein wenig und auch die stetige Konfliktbereitschaft, die zwischen Lucius und Draco in der Luft lag, war nicht besonders förderlich für eine Unterhaltung. Ihr Mann und ihr Sohn waren nun mal beide aufbrausend, auch wenn sie dies kaum durch die Fassade des perfekten Gentlemans durchscheinen ließen. Doch sie war clever genug um die Blicke, die sie sich zuwarfen, nicht ausarten zu lassen. Im Grunde standen sie doch auf der selben Seite, sie waren schließlich eine Familie.

„Nicht ganz, Mrs. Malfoy. Wir waren gerade in der Bibliothek, als wir zum Essen gerufen wurden. Übrigens ein hervorragender Zauber – natürlich ebenso wie der Lachs." sagte Susette und fragte sich innerlich, ob sie nicht zu dick aufgetragen hatte. Sie erkannte sich selbst kaum wieder, so höflich sprach sie nicht mal mit Lehrern, auch wenn es in Beauxbatons so manche alte Professorinnen verlangt hatten. Aber sie versuchte einen guten Eindruck zu hinterlassen, während Draco beinahe stumm am Esstisch saß. Seine Entscheidung, die er zu Treffen hatte, stand wohl noch im Raum. „Danke für das Kompliment, Susette." Narzissa schien ganz angetan von dem blonden Mädchen zu sein, das bemerkte auch Lucius mit einem Seitenblick. Seine Frau hatte eigentlich schon immer eine gute Menschenkenntnis gehabt, dennoch duldete er Dracos kleine Freundin gerade so im Haus. Es waren unpassende Zeiten, wie er fand, doch Narzissa hatte darauf bestanden sie erst kennen zu lernen und vor allem, sie nicht unhöflich hinauszuwerfen, wenn das Mädchen zu aufdringlich wurde. Aber das war keineswegs der Fall, die beiden Frauen pflegten eine Intensive Unterhaltung, die Lucius durch und durch beobachtete. „Es gibt viele Zauber, die das Manor zu dem machen, was sie sind." führte Narzissa das Gespräch weiter. „Du solltest dir unbedingt noch unsere Gartenanlage ansehen, sie ist mein ganzer Stolz." säuselte sie und trank ihren Wein aus. „Das werde ich, ich freue mich sehr darauf." entgegnete Susette lächelnd, auch wenn sie kaum Interesse am Garten haben würde. Sicherlich gab es dort einige seltene magische Pflanzen zu sehen, aber das war eher Daphnes Spezialgebiet. „Ich hoffe dennoch, ihr seid mit der Führung durch das Manor bis heute Abend fertig." mischte sich nun Lucius ein, der gerade noch seinen Mund mit einer Servierte betupft hatte, obwohl dort rein gar nichts zu erkennen gewesen war. „Wie schon erwähnt, bekommen wir heute Abend wichtigen Besuch und ich hätte gerne, dass du diese Besprechungen nicht störst." „Lucius!" zischte Narzissa, empört über die harte Ausdrucksweise ihres Mannes. „Nicht doch!" sagte Susette zu ihr. „Ich werde natürlich auf meinem Zimmer bleiben, ich möchte auf keinen Fall irgendwelche Umstände machen." Narzissa lächelte nun wieder, sie war sehr erfreut über Susettes gutes Benehmen, welches sie nicht erwartet hatte. Sie war fast schon entzückt über das Mädchen, das sie für sehr zuvorkommend und gut erzogen hielt. Wenn sie nur wüsste, weshalb Susette die Schule hatte wechseln müssen oder wie viel Ärger alleine sie mit Draco gehabt hatte, doch statt etwas zu sagen lächelte Susette nur übermäßig und hoffte, dass sie eine gute Show abgeliefert hatte.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now