Kapitel 18 - Pläne für die Ferien

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Einige Tage waren ins Land gezogen und die Schneedecke schien kein Stückchen dünner zu werden. Hin und wieder rieselten kleine Flocken von den großen, grauen Wolken zu Hogwarts hinab, aber ansonsten veränderte sich hier nichts. Die peitschende Weide hatte ihre Äste eingerollt um sich zu wärmen und schüttelte hin und wieder den Schnee ab, der auf ihr liegen geblieben war. Das Schloss selbst war dazu natürlich nicht in der Lage, weshalb es hin und wieder unfreiwillig einige Schüler unter den kleinen Schneelawinen, welche von den Dächern kamen, begrub. Die letzten Tage vor den Weihnachtsferien waren für die Schüler immer besonders schön, die große Halle war schon feierlich geschmückt und sogar Weihnachtsbäume wurden in den Gemeinschaftsräumen aufgestellt. Von der Küche aus roch es den ganzen Tag nach Plätzchen, welche die Hauselfen von Hogwarts in Massen produzierten und hin und wieder sogar den Schülern vorbeibrachten. Doch keineswegs würde Susette den Geruch von Zimt, Marzipan und Zuckerglasur gegen den Geruch der vielen brodelnden Tränke eintauschen, doch auch diesen vermisste sie im Moment ein wenig. Snape gab ihr im Moment nur Okklumentik Unterricht, sicherlich konnte diese Kunst ihr auch im Leben helfen, aber sie interessierte sich einfach mehr für die vielen Zutaten die Snape in seinem Büro lagerte und war deshalb auch hin und wieder mal nicht ganz bei der Sache. Doch Snape lies immer ‚Legilimens' über seine Lippen kommen und drang in Susettes Gedanken ein. Sie versuchte mit aller Kraft gegen diesen Zauber anzukommen, aber bis vor einigen Stunden hatte sie kaum Erfolge erzielt. Snape unterbrach den Zauber natürlich sobald er merkte, dass er durch ihre Erinnerungen stöbern konnte, aber so einiges bekam er trotzdem mit. Jedes mal sah Susette peinlich berührt auf den Boden, sie wusste nicht wie viel man mit diesem Zauberspruch sehen konnte, aber Snape war ein Meister dieser Kunst – er würde sicherlich ihr ganzes Leben durchleuchten können. Professor Snape sagte jedoch kein einziges Wort dazu und versuchte stets die Bilder, die er bekam, nicht zu erfassen. Sicher, er sah eine Menge. Aber es ging ihm um den Unterricht, nicht um Susettes Erinnerungen.

Diese Erinnerungen hatte Susette allerdings vor Augen, während sie in einem der großen, glaslosen Fenster des Eulenturms saß. Sie sah an den Horizont, Mystral hatte sich dabei auf ihre Schultern gesetzt und schmiegte sich an ihren Kopf. Er war sicher kein Leichtgewicht und hatte eine ganz schöne Kraft, die man kaum bei einem Uhu vermutete. Aber er verstand auch, wenn es dem Mädchen schlecht zu gehen schien und war dementsprechend vorsichtig. Schritte waren auf der morschen Treppe zur Eulerei zu hören, doch Susette nahm sie kaum war. Ihr Blick war weiter auf den Punkt gerichtet, an dem die weiße Schneelandschaft mit dem grauen Himmel verschmolz. „Hier bist du also." sagte eine bekannte Stimme und endlich drehte Susette ihren Kopf so weit, dass sie Draco erkennen konnte. Eigentlich hatte sie gehofft hier von niemandem gefunden zu werden, aber der Slytherin kannte diesen Ort schließlich nur zu gut. Immerhin war sie hier vor Daphnes, wenn auch lieb gemeinten, verbalen Wasserfällen sicher. Denn einen solchen brauchte sie im Moment bestimmt nicht. Als Susette nichts antwortete, bemerkte Draco ihre Verfassung. „Geht es dir gut?" fragte er und kam ein Stückchen näher, sodass er seine Arme auf die Steine stützen konnte, auf denen Susette saß. „Nicht wirklich." sagte Susette. Sie hatte den jungen Malfoy eine Weile nicht gesehen, alleine weil Snapes Unterricht nicht nur mehr geworden war, sondern auch noch belastender. Durch die ganze Magie, die auf ihren Geist angewandt wurde, bekam sie Kopfschmerzen und ging, sobald es der abendliche Unterricht nun mal zu lies, früh ins Bett. Und beim Essen war jeder mit seinen Freunden beschäftigt, beziehungsweise seinen Leibwächtern, wie man bei Draco sagen musste. Außerdem hatten sie noch nicht wirklich geklärt, was sie nun waren. Generell darüber geredet, was zwischen ihnen passiert war. Vielleicht war das für Draco ja alltäglich, aber für sie sicher nicht. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um über all dies zu sprechen, das merkte selbst er. Draco sah sie fragend an, eine unterschwellige Geste, dass sie sich doch bitte erklären sollte. „Mystral ist wieder hier." sagte Susette und Draco zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Ist das nicht gut?" fragte er dann. „Ohne Brief." erwiderte Susette. „Ich habe meiner Mutter ein paar Briefe geschrieben und sie hat kein einziges Mal geantwortet." erläuterte Susette. „Sie wird sicher nur Stress haben, meintest du nicht sie ist Lehrerin in Beauxbatons? Dann hat sie sicher eine Menge zu tun." versuchte Draco sie irgendwie zu beruhigen. „Natürlich, mir würde es gar nichts ausmachen, wenn sie einfach nicht zurückschreiben würde, wenn da nicht die Sache mit unserem Haus wäre." Susette seufzte. „Unser Haus steht auf dem Grundstück von Beauxbatons, ein bisschen außerhalb, aber es gehört dazu. Und da ich dort verwiesen wurde, komme ich ohne befugte Begleitung auch nicht mehr hinein. Also entweder meine Mutter holt mich ab, oder ich darf die Ferien auf Hogwarts verbringen." sagte Susette nun, während Mystral ein leises, trauriges ‚Huhu' ausstieß. „Einige Schüler verbringen ihre Ferien auf Hogwarts, vor allem wenn man wie Potter keine Eltern hat." Draco musste über seine Erwähnung von Potter ein wenig schmunzeln. „Dieses Jahr nicht." kam es jedoch von dem Mädchen zurück, in dessen blondem Haar einige Schneeflocken funkelten, die wohl durch den Wind dorthin getragen worden waren. „Snape lässt meinen Unterricht in den Ferien ausfallen, weil er nicht da sein wird. Und er hat auch erzählt, dass Dumbledore das Schloss sichern will. Die Lehrer werden viel zu tun haben, Schüler sollten möglichst nicht im Weg stehen." erzählte sie. „Man kann zwar auf Hogwarts bleiben, aber wer gehen kann, sollte dies auch." Draco sah auf den Stein herab und seufzte. Er hasste sich fast schon selbst dafür, aber er konnte nicht anders als ihr zu helfen. Er musste es nur seinem Vater erklären und das würde eine schwierige Aufgabe werden. „Ich kann dich mit ins Manor nehmen. Es ist zwar nicht dein französisches Häuschen inmitten von Blumengärten und geflügelten Pferden, aber es ist auf jeden Fall besser als diese dreckige Schule." sagte er dann und sah zu ihr hoch. „Wirklich?" fragte Susette nach, dieses Angebot schien untypisch für einen Malfoy. „Ja. Du wirst wohl auf meinen Vater hören müssen, was er sagt, ist Gesetz." fügte der weißblonde Junge noch hinzu, dem inzwischen auch eine kleine Windböe Schneeflocken in die Haare und ins Gesicht geweht hatte. Passend für den Eisprinzen, wie Susette fand. „Danke, Draco. Das bedeutet mir viel." hauchte Susette leise, doch Draco verstand jedes Wort. „Erzähl es bloß nicht rum, wir sind schließlich kein Hotel!" kam dann doch noch ein Spruch hinterher, während er sich abwandte und ohne weitere Worte die Treppe wieder hinunter ging. Susette musste lächeln, das klang nun doch wieder viel mehr nach einem Malfoy.

Dumbledore saß in seinem Büro hinter seinem Schreibtisch. Mit einer Hand streichelte er seinen Phönix, welcher über den Tisch stiefelte. Er hatte zwar einen Platz im Büro, ein Ast auf dem er gerne saß, aber natürlich durfte er im ganzen Büro frei herumlaufen und -fliegen. Dumbledore war gerade fertig geworden mit einer Liste an Zaubern, mit denen er das Schloss sicherer machen wollte. Doch diese Zauber bedurften einige Experimente und vor allem auch die Hilfe der Professoren von Hogwarts, schließlich waren unter ihnen viele gute Zauberer und Hexen. Zusammen würden sie in den Ferien das Schloss sichern, dachte sich Dumbledore, und sie würden es sicher auch ohne ihn hervorragend auf die Reihe bekommen. Denn während er Fawkes über das glänzende, rote Gefieder strich, kam ihm eine Idee. Er stand auf und ging zum Denkarium hinüber. Er würde das Schloss, seine geliebte Zauberschule, vielleicht noch besser sichern können, wenn er sich noch ein Mal alle gespeicherten Szenen über den jungen Tom Riddle ansah. Eine nach der anderen Phiole des mächtigen Gedankenguts öffnete er und sah sich die Ereignisse an, Stunden vergingen, während Fawkes ein wenig beleidigt über die nicht mehr vorhandene Liebkosung auf seinen Ast hüpfte und begann sich zu putzen. Dumbledore hob den Kopf aus dem Denkarium und schnappte nach Luft, sein Bart war ganz nass und einzelne Tropfen fielen auf den Holzboden. Aufgeregt sah sich Dumbledore noch ein Mal an, was er da gerade gesehen hatte. Und wieder, und wieder. Doch bei dieser Szene fehlte etwas, etwas wichtiges. Das bedeutende Detail, nachdem der alte Mann gesucht hatte. Während er sich den Bart glattstrich und fast schon gehetzt zu seinem Schreibtisch hinüber lief, nur um sich einen Lakritzschnapper in den Mund zu stecken, fasste er einen Plan. Er würde einen ehemaligen Lehrer nach Hogwarts holen müssen um ihm Lord Voldemorts Geheimnis zu entlocken, das Geheimnis, welches das Denkarium nicht preis zu geben vermochte.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now