Kapitel 10 - Eine weitere klare Nacht

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Es waren einige mehrere Tage vergangen, inzwischen war es tiefster Herbst. Die Luft wurde immer kälter und es regnete hin und wieder, besonders sah man allerdings die Veränderung an der peitschenden Weide, die inzwischen nur noch die letzten rötlich-braunen Blätter trug und ansonsten völlig kahl war. Innerhalb Hogwarts hatte sich auch nur die Kälte verändert, die durch die Gemäuer kroch und immer wieder mit Zaubern zurück gehalten wurde, sodass es in jedem Raum kuschelig warm war. Susette hatte sich etwas eingelebt, sie kannte nun ihren Stundenplan besser und hatte auch das erste Wochenende auf Hogwarts gut überstanden. Sie hatte inzwischen auch schon Bekanntschaft mit den Trickstufen gemacht, bei denen sie froh war, Daphne an ihrer Seite gehabt zu haben. Ebenso die Geister Hogwarts hatte sie kennen gelernt, insbesondere natürlich den blutigen Baron und Peeves.

Der Mond kroch langsam über den Horizont, während es dämmerte und tauchte die ganze Schule in sein Licht. Obwohl es kein Vollmond mehr war, strahlte er so hell, als wäre es einer. Diese Nacht sollte eine dieser sternenklaren Herbstnächte werden, zwischen den trüben und grauen Tagen, welche nun häufiger vorkamen. Susette stieg langsam aus ihrem Bett und beachtete ihre Zimmernachbarinnen nicht zu wecken. Pansy lag zugedeckt in ihrem Bett, ihr Pony war ziemlich verwuschelt und ihr hämisches Grinsen aus dem Gesicht verschwunden. Daphne hatte sich ebenfalls schlafen gelegt, und während Pansy wie jeder normale Mensch aussah wenn sie schlief, ein wenig zerknautscht und an viele Kissen gedrückt, sah Daphne aus wie ein Engel. Ihre Haare waren selbst im Schlaf glatt und seiden und ihr Schlafanzug kein bisschen verrutscht. Doch Susette hielt sich nicht lange bei den beiden auf. Sie sah auf ihre magische Uhr und zückte ihren Zauberstab. „Amato, Animo, Animato, Animagus." flüsterte sie, als sie mit dem Zauberstab ihr Herz berührte – einen Zauberspruch, welchen sie jeden Morgen und jeden Abend durchführen musste. Und da war es wieder, dieses Gefühl, welches sie mit der Zeit bekommen hatte. Es war als würden zwei Herzen in ihrer Brust schlagen. Als sie es das erste Mal gefühlt hatte, hatten die Herzen noch nicht im selben Takt geschlagen, doch das Mädchen hatte das Gefühl, dass sie sich aneinander annäherten. Nach dem Zauber fühlte sie die beiden Herzen besonders stark pochen, als wäre sie aufgeregt vor einer Klausur und gerade frisch verliebt. Und sie wusste, dass sie so sicherlich nicht einschlafen konnte. Sonst hatte sie sich immer versucht zum Schlaf zu zwingen, welches dann nach einigen Stunden auch geklappt hatte. Aber nicht heute, dachte sie sich und zog sich schnell ihren Mantel über. Sie hatte einen guten Grund Mystral aufzusuchen, da sie ihrer Mutter einen Brief zukommen lassen wollte. Nicht nur, weil sie ihrer Mutter eine Freude machen wollte, sondern auch weil sie für Hogsmead eine Unterschrift benötigte, die sie noch einholen musste.

Während sie durch die Gänge schlich, immer weiter, bis zum siebten Stock hinauf, konnte sie kaum auf etwas anderes achten, als ihren Herzschlag. Er war für sie selbst laut zu hören und immer noch ein wenig aus dem Takt, was das Zuhören nicht gerade beruhigend machte. Susette sprach sicherheitshalber einen Unsichtbarkeitszauber, wenn auch einen ziemlich einfachen aus ihrem zweiten Schuljahr. Aber er gab ihr etwas Sicherheit, als sie über die sich bewegenden Treppen schlich und dabei gezielt die Trickstufen übersprang. Sie hatte wirklich Glück gehabt, dass sie bei ihrem geheimen Plan nicht auf eine solche getreten war, schließlich kannte sie diese zu dem Zeitpunkt noch nicht. Im Nachhinein kam Susette ihre Nacht-und-Nebel-Aktion ziemlich leichtsinnig vor, aber sie hatte ihr Ziel ja erreicht. Genau wie in dieser Nacht, wo sie ihren Unsichtbarkeitszauber auf der Treppe zur Eulerei entfernte und langsam die Stufen hinauf schritt. Sie erkannte schon wieder den typischen Geruch von Stroh und Vögeln, welcher ihr entgegen kam. Doch sie war nicht alleine im Eulenturm, als sie die letzte Stufe erklomm erkannte sie eine Gestalt, die dort oben stand. Auch diese hatte bemerkt, dass sie nun nicht mehr alleine war und drehte sich um. „Argent." sagte Draco, als er die honigblonden Haare der Slytherin erkannte. „Malfoy." gab sie in dem gleichen, monotonen Ton zurück, doch man erkannte ihre Ironie darin, denn sie lachte danach. „Nenn mich doch einfach mal Susette, meine Mutter ist diejenige, die mit Nachnamen angesprochen wird." sagte sie dann und stellte sich neben Draco. Er stand am Rand der Eulerei, vor einem der großen, glaslosen Fenster und sah hinaus. „Susette." Der Junge ging auf ihre Bitte ein, doch sprach ihren Namen ebenso gefühlslos eintönig aus wie eben ihren Nachnamen. Doch als sie sich zu ihm gesellte, erkannte sie ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. „Was machst du hier?" fragte sie denn ihn leise, fast wurden ihre Wörter vom Wind davon getragen. „Das gleiche könnte ich dich fragen." gab er nur zurück, doch sie hielt ihren Brief hoch und wandte sich kurz ab, damit ihr Uhu auf ihrem Arm landen konnte. Er war natürlich wieder sofort bei ihr und lies sich den Kopf kraulen. Susette flüsterte ihm etwas zu, bevor er den Brief in seinen kleinen Schnabel nahm und mit einigen großen Flügelschlägen in der Nacht verschwunden war. Draco hatte das Mädchen beobachtet und sah nun wieder an den Horizont, an dem der Mond nun schon ein Stückchen am Himmel stand. „Ich habe eine wichtige Entscheidung zu fällen." begann Draco dann, er schien die Machtspielchen komplett außen vor zu lassen und hatte auch seine Abneigung gegen sie etwas abgelegt. Wahrscheinlich hielt das nur bis zum nächsten morgen, bis er sie wieder mit ‚Argent' ansprach und den weit über ihr stehenden Vertrauensschüler raus hängen lies. „Um was geht es?" fragte Susette und verschränkte die Arme ein wenig um sich warm zu halten. Hier oben war die Luft noch kälter und die kühle Brise verstärkte dies nur. Draco sah ihr dies an. Er selbst trug noch seine normale Uniform unter seinem Mantel, wahrscheinlich hatte er sich gar nicht erst die Mühe gemacht ins Bett zu gehen. Er holte aus seiner Tasche ein, mit einer Mädchenschrift beschriebenes Pergament, knüllte es zusammen und deutete mit seinem Zauberstab darauf. Langsam schwebte es einige Zentimeter in der Luft und begann dann von innen heraus zu verbrennen. Diesen Zauber kannte Susette, den lernte man schon in den ersten Schuljahren. Dennoch fand sie es immer wieder schön anzusehen wie das kleine Feuer immer mehr von dem Papier verschlang, dabei fast wie ein Kamin Feuer knisterte. „Danke..." sagte Susette und hielt ihre Hände in die Nähe des Feuers, damit sich diese etwas aufheizten. Sie hatte die Frauenhandschrift auf dem Pergament natürlich gesehen, aber fand es unhöflich zu fragen, wenn er dieses Blatt nun eh verbrannte. Es schien ihm nicht wichtig zu sein. Obwohl Susette gar nicht mehr damit gerechnet hatte, antwortete er ihr auf die eben gestellte Frage. „Ich werde dich nicht mit meinen Problemen belästigen." sagte er und auch wenn die Wortwahl nach einer freundlichen Geste aussah, sein Ton war so scharf und kalt, dass Susette etwas zusammen zuckte. Sie hielt nun ihre Hände näher an das Feuer, welches inzwischen das ganze Papier vereinnahmt hatte, und tat so, als sei ihre Reaktion auf die Kälte zu schließen. Seine Aussage hatte so abweisend geklungen, dass Susette auch bei diesem Thema nicht weiter nachfragte. Es schien ihm sehr wichtig zu sein und die Tatsache, dass er sich entscheiden musste, nagte an ihm, das sah sie ihm genau an. Irgendwie fühlte sie sich ihm näher, als manch anderen Personen in Hogwarts. Daphne war wirklich ein freundliches Mädchen, aber sie war ein wenig überdreht und hibbelig, Susette verstand oft nur gerade so, was sie versuchte ihr zu sagen. Und ansonsten kannte sie hier nur den hellblonden Slytherin-Jungen, der ihr aber doch sehr ähnlich zu sein schien. Sie beide hatten offenbar Geheimnisse, die sie niemandem verrieten. Gut, Snape wusste von ihrem Geheimnis, aber er schien es ja nicht verraten zu wollen. Zumindest vorerst nicht.

Zwei Drachen (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now