Kapitel 4

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Nachdem sie ihn gemustert hatte, sprach er sie an und es raubte ihr schlichtweg den Atem.

»Komm zu mir, wunderschöne Frau.«
Seine Stimme war sehr tief und hatte eine hypnotisierende Wirkung auf sie, also trat sie Schritt für Schritt näher , ohne ihm dabei nochmals in die Augen zu sehen.
Es erschrak sie etwas, dass nicht nur seine Augen, sondern auch seine Stimme solch einen Effekt auf sie hatte.

Natürlich empfand sie Angst, weil sie nicht wusste, was auf sie zukommen würde.
Außerdem hatte sie großen Hunger.
In der 'Kammer', wie sie sie schon in Gedanken nannte, hatte sie kaum etwas zu Essen bekommen.
Nur eine Schiebe Brot am Tag und etwas Wasser.
An guten Tagen ließen die Wärter 1,5 Scheiben springen.
15 Tage ohne etwas richtiges zu Essen, waren für sie sehr schlimm, denn sonst aß sie viel zu viel, was man ihr auch leider ansah.
Nur sie empfand so, wenn sie in den Spiegel sah, alle Anderen sagten, dass sie eine gute Figur hatte.
Immer wieder wurde ihr gesagt, dass Männer nicht auf Hungerhaken standen, doch das Leben hatte ihr bisher anderes gezeigt.
Doch vielleicht hatte sie dadurch jetzt mal etwas abgenommen. Ein paar Kilos eben.
Genau in diesem Moment knurrte ihr Magen, als würde er zustimmen wollen.
Sie wurde rot, denn das war ihr nun wirklich peinlich. Jetzt wirkte sie auf ihn wie ein Vielfraß!

Ihre Feministin in ihr hätte sie am Liebsten geschlagen, denn seit wann machte es ihr etwas aus, was Männer von ihr dachten? 

Erst jetzt bemerkte sie hinter dem Thron noch eine Person, es war eindeutig eine weibliche Silhouette.
Nach mehrmaligen hinsehen, erkannte sie ihre Entführerin hinter ihm.
Die Frau, die sie geschlagen und beleidigt hatte.
Was machte die denn hier?
Waren die beiden etwa ein Paar?
Sie merkte leichte Eifersucht in sich hochsteigen, die sie aber schnell wieder herunter schluckte.
Er gehörte ihr nicht, also hatte sie auch keinen Anspruch auf ihn.
Sie kannte ihn ja kaum! Solche absurden Gedanken hatte sie sonst nie. 

»Was wollen Sie von mir?«, fragte sie zögerlich, aber eindeutig nicht ängstlich.
Ihre Stimme war noch sehr rauchig, da die Frauen in der Kammer nicht reden durften.
Sie wollte dem geheimnisvollen, mächtig wirkenden Mann eindeutig nicht zeigen, wer hier der Schwächere war, auch wenn es für Beide eindeutig klar schien.

»Ich möchte dich gerne kennen lernen. Ich suche dich jetzt schon seit längerer Zeit und muss sagen, du gefällst mir wirklich sehr. Ich habe dich also beobachten lassen.«, sagte der gut aussehende Mann.
Sie hatte schon gemerkt, dass sie in den Tagen vor der Entführung stark gestalkt wurde, doch dachte damals, dass es nur Einbildung wäre.
Es jetzt nochmal zu hören, war schon um einiges krasser.

Es war eine klein Genugtuung zuhören, dass er sie kennen lernen wollte, also war die Frau doch nicht sein Freundin.

»Und wie ich höre, hast du Hunger, also lass uns doch etwas essen gehen.«

Er stand auf und ging durch eine Tür, die verborgen und unauffällig am Rande des Raumes lag. Als er nach kurzer Zeit nicht wieder kam, entschied sie einfach, ihm zu folgen.
Die Frau bleib in dem anderen Raum.

Nach einem letzten Blick in den goldenen Raum, schritt sie durch die Tür.
Wahrscheinlich in ihr Verderben.
Denn auch wenn er ein wildfremder Mann war, hatte sie einfach zu großen Hunger, um das Angebot ausschlagen zu können.

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