Kapitel 6

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»Und wie lautet diese?«, fragte  ihr zukünftiger und fremder Ehemann sie nun neugierig.
In seiner Stimme war Misstrauen zu hören.

»Ihr müsst alle restlichen Frauen gehen lassen, die noch unten im Keller sind. 
Sie sind unschuldig und ihnen soll nichts passieren!«, erklärte sie ihre Gedanken.
Eine soziale Ader hatte sie schon immer, also war es ein leichtes für sie, nun zuerst an die Anderen zu denken.

Aber wie irreal war diese ganze Situation eigentlich?
Erst wurde sie entführt, dann gefangen gehalten und am Ende alles nur für einen Heiratsantrag?

Doch nun hatte sie genickt. Es war zu spät für einen Rückzieher.
Das alles verstörte sie sehr. Durfte sie nicht mit ihrem Verlobten reden? Wohin wurde sie gebracht? Wann war die Hochzeit? Wurde sie wieder nach unten gebracht?
Verspätet fiel ihr aber noch etwas Wichtiges ein: 

»Ich habe noch eine Bedingung, ich möchte von dir einen richtigen Antrag.«
Sie hatte sich gerade entschieden, ihren Verlobten zu Duzen, dieses Recht besaß sie ja wohl noch.
Er überlegte nicht mal und behauptete dann grinsend: »Prinzessin, was denkst du denn von mir?
Natürlich bekommst du einen romantischen Antrag! Der ist sowieso schon lange geplant!«

Die beiden aßen fertig und dann wurde sie aus dem Raum geführt.

Vorher sagte der mysteriöse Mann nur noch: »Behandelt meine Verlobte gut, ihr wisst was sonst mit euch passiert.«

Und wer war diese Frau, die sie entführte hatte?

Sie hatte wirklich viele Fragen, wozu sie auch nur allzu gerne die Antworten hätte.
Doch eine dieser Fragen klärte sich schnell. Sie wurde nämlich, natürlich mit einer Augenbinde um, durch das riesige Gebäude geführt.
Der Weg fühlte sich lang an, fast so als wären sie wandern.

Sofort musste sie an den letzten Wandertag mit ihrer Mutter denken, diese liebte nämlich das Wandern, doch sie nicht. Sie hatte sich immer geweigert. So war das letzte Mal, dann doch schon eine Weile her.

Erinnerungen blitzten vor ihrem geistigen Auge auf.

Rückblick
»Mach doch mal schneller!«, schrie ihre Mutter gerade als sie einen großen Berg hochkletterten.
Sie schwitzte so sehr, für sie war das alles wirklich eine große Zumutung, denn sie war nicht gerade sportlich. Im Gegensatz zu dem Rest ihrer Familie war sie einfach breiter gebaut und nicht so ein klappriges Skelett wie ihre Verwandtschaft.

Das hatte sie eben von ihrem blöden Vater geerbt.
Genau der Vater, welcher abhaute, während ihre Mutter mit ihr schwanger war.
Seitdem hatte er sich nie mehr gemeldet.
Schmerz regte sich in ihr, doch sie verdrängte ihn, wie jedes Mal.

Das Alles erfülle sie mit einer traurigen Laune. Also beschloss sie, wenn sie ihre Mutter je wiedersehen würde, dann müsste sie sich auf jeden Fall sowas gefallen lassen, wie wandern.
Das hatte sie verdient.

Doch viel Zeit blieb ihr nicht diese Stimmung auszuleben, denn die Männer hielten an.
Ihr wurde die Augenbinde vorsichtig abgetan.
Diese Kerle konnten also auch sanft sein.
Ein Befehl ihres Chefs reichte. Das war interessant.
Nun standen sie vor einer hölzernen Tür.

Als die Tür aufschwang war sie überrascht. Kein Verließ, sondern ein gemütlicher Raum mit Bett, Sofa und sogar einem Fernseher wartete auf sie. Ganz hübsch eingerichtet war es auf jeden Fall, wodurch man sich gleich wie Zuhause fühlte.
So hätte sie ihre Wohnung auf jeden Fall auch eingerichtet, würde sie nicht in einer WG wohnen.

Die Männer wollten gerade die Tür hinter ihr zuschließen, da sagte einer noch mit einem dreckigen Grinsen: »Ach so, deine Hochzeit ist morgen. Mach dich bereit«, und verließ einfach den Raum.

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