Kapitel 8

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Doch gerade als sie Schreien wollte, bekam sie keinen Ton mehr heraus.
Ihre Stimme war auf sonderliche Weise auf einmal weg. Das passierte ihr öfters, wenn sie sich erschrak.

Vor ihr stand eine ältere Frau, welche wie eine Putzfrau aus Filmen angezogen war.
Die Reinigungskraft hing gerade ein großes, weißes Brautkleid, welches viel Tüll besaß, an einen Schrank.

„Ich bin Olga, deine Bedienstete.", quasselte sie los.
Sofort bemerkte sie den Akzent der Frau, welcher sie eindeutig darauf hinwies, dass diese eine Russin war.
Erst jetzt wurde sie auf die Worte von Olga aufmerksam. Sie hatte eine Bedienstete? Wow!
Sofort find sie an zu kichern. Vielleicht war ja alles doch nicht so schlimm wie sie dachte?
Einen Moment lang fühlte sie sich wie in einem Film!
Doch als sie Olgas vorwurfsvollen Blick sah, hörte sie sofort auf zu kichern.
Obwohl sie die Frau jetzt schon mochte, zog sie sich erstmal etwas anderes an, damit die fremde Frau sie nicht im Handtuch sehen musste.

„Wo bin ich hier?", stellte sie die erste Frage, die ihr einfiel.
„Ich darf keine Fragen beantworten, sagte der Chef.", antwortete Olga, mit einem so russischen Akzent, dass man sie kaum verstand.

Olga band ihr eine Augenbinde um und ging mit ihr hinaus, der kleine Spaziergang dauerte um die 5 Minuten, wobei Olga um einiges vorsichtiger war als die Männer bisher.
Sie öffnete eine Tür und zog ihr die Augenbinde ab. Dann schloss Olga die Tür wieder hinter sich und ließ sie somit alleine in diesem Raum.
Ihre Augen mussten sich erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen, doch nach einiger Zeit merkte sie, dass das hier ein Kinosaal war. Sie setzte sich also in eine Sessel und sofort begann ein Minifilm. Darin sah man den Mann, wie er überall suchte, alles durchkam, nur um seine Traumfrau zu finden. 

Nebenbei sprach auch noch jemand: „Ich weiß, du hast dir deinen Antrag anders vorgestellt, aber draußen ist es zu gefährlich und deshalb ist das hier die beste Alternative. 
Ich suche dich jetzt seit Jahren okay? Du warst alles was ich seit Jahren wollte und nun bist du endlich bei mir. Für mich ist es endlich soweit, doch mir ist klar, dass das hier für dich ungewohnt ist. Du hast Angst und kennst mich nicht, doch ich liebe dich okay? 
Ich gebe dir alle Zeit der Welt die du brauchst um zu begreifen, dass ich dein Traummann sein werde. Doch wir heiraten bald, nur damit du mich nicht mehr verlässt.
Ich habe große Angst, dass ich das verliere, was mir am meisten bedeutet und das bist nun mal du." Nun weinte sie, sowas hatte sie noch nie zuvor gehört.
„Also, bitte tu mir den Gefallen und mach mich zum glücklichsten Mann der Welt, in dem du mich heiratest."
Sie sprach auf und suchte ihn. An die Tür gelehnt stand er da und lächelte sie an.
Und sie konnte nicht anders, als zu ihm zu rennen, ihn stürmisch zu küssen und zu schreien:   „JA! Ich will!"

Doch bald schon wurde sie wieder auf ihr Zimmer gebracht, wo ihre Bedienstete schon auf sie wartete. Olga guckte auf die Uhr und seufzte.
„In 3 Stunden ist Ihre Hochzeit! Wir müssen uns beeilen!"
Und so fingen die beiden mit den Vorbereitungen an.

Nach 3 Stunden sah sie nun eindeutig nicht mehr wie eine Gefangene, sondern eher wie eine Prinzessin aus.
Ihre Figur sah in dem Brautkleid fantastisch aus und ihre Haare waren so voluminös und edel, wie noch nie zuvor.
Ihr gefiel das, was sie im Spiegel sah einseitig besser, als die dreckige Frau von vorhin.

Früher hätte sie nie gedacht, dass sie wie eine Prinzessin aussehen konnte.
Wie andere Mädchen auch hatte sie immer Selbstzweifel an sich gehabt und war Schönheitsidealen hinterhergerannt, welche nicht gesund waren.
Doch mit der Zeit hatte auch sie gelernt mit ihrem Körper zufrieden zu sein und sich selbst so zu Lieben, wie man es von anderen erwartete.

Doch als es nun darum ging zu heiraten, bekam sie wieder Muffensausen.
Sie war noch viel zu jung, um sich an einen Mann zu binden! Abgesehen davon, dass sie gar nicht wollte.
Sie hatte sich ihre Hochzeit immer vor ihrem Auge ganz bestimmt vorgestellt.

Überall weis, in einer kleinen Kirche heiraten.
Ihr Vater tauchte noch im letzten Augenblick auf und führte sie zum Altar nach vorne zu ihrem Seelenverwandten.
Ihre Mutter saß ganz vorne mit ihrem neuen Freund und weinte wie ein Schlosshund, weil sie so glücklich war, dass ihre Tochter nun heiraten würde.

Doch die Träume konnte sie nun wegschmeißen.
Sie würde jetzt so heiraten, wie es der Mistkerl wollte.

Trotzdem gingen sie der Tür heraus, in einen anderen, größeren Raum.
Und natürlich vergaßen die Wachen die Augenbinde nicht.
Sie hatte an einen kleinen, schäbigen Raum gedacht. Nichts romantisches.

Doch dieser Raum sprengte all ihre Vorstellungen.
Überall standen angezündete Kerzen und sogar Rosenblätter waren verstreut worden.
Ihr Herz ging auf.
Ihre Hochzeit sollte also doch nicht so schlimm werden, wie sie gedacht hatte.

Gerade als sie sich nochmal den Raum anschaute, ging die Tür am anderen Ende des Raumes auf.
Und da stand er nun.

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