Every time I see you, I die a little more

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Izzy

 
Ich bekomme kaum mit, dass wir den Club verlassen haben, mal ganz davon abgesehen, dass ich durch die Tränenfluten sowieso nichts sehen würde. Am liebsten würde ich umdrehen und zu ihr zurück rennen, sie an die Wand drücken und küssen bis keine von uns mehr weiß wer und wo sie gerade ist. Als mir das bewusst wird, breche ich zusammen. Ginny lässt mich langsam auf den Bordstein sinken und schlingt ihre Arme um mich. Bis jetzt habe ich immer jeden belächelt, der mir gesagt hat, dass Liebe weh tun kann, ich will das nicht, zumindest nicht wenn der Schmerz nicht abebbt. Zum gefühlt 154tausendsten Mal frage ich mich, wie mir das passieren konnte. Warum SIE, warum nicht die Kassiererin aus dem Supermarkt oder Marnie oder wer auch immer? Ginny reißt mich aus meinen trüben Gedanken indem sie mich hoch zieht und hinter sich her zum Taxi. Sie steigt ein und ich will gerade auch einsteigen, als die Tür vor meiner Nase zu geschlagen wird. Im nächsten Moment werde ich herum gezogen und Hände legen sich auf meine Wangen. Überrascht, Brooke zu sehen, lasse ich mich in einen zärtlichen Kuss ziehen, von dem ich mir wünsche, dass er nie endet. Als wir uns gelöst haben und ich ihr noch einen traurigen Blick zugeworfen habe, steige ich in das Taxi, dass sofort los fährt. Ich starre starr geradeaus und Ginny haut mir ihren Ellenbogen in die Seite, was mich dazu veranlasst, sie anzusehen obwohl ich sie nicht wirklich wahrnehme. Brookes 'ich liebe dich auch Izzy' hallt immer noch in mir nach und ein sanftes Lächeln lässt meine Mundwinkel nach oben gehen. Ich weiß, dass Ginny jetzt eine Aussage von mir erwartet, aber ich kann ihr diese nicht geben. Als wir an meiner Wohnung angekommen sind, will sie mit aussteigen, aber ich halte sie auf. Ich brauche jetzt Zeit für mich um das ganze erst mal zu verarbeiten.
 
In meiner Wohnung angekommen, schließe ich die Tür und lasse mich dann an ihr hinunter sinken. Ihr Blick nach unserem Kuss gerade lässt mich nicht los. Wütend schlage ich gegen die Wand hinter mir und mir kommt wieder der Song, der vorhin im Taxi im Radio gespielt wurde in den Sinn.
 
Why can't you hold me in the street?
Why can't I kiss you on the dance floor?
I wish that it could be like that
Why can't we be like that?
'Cause I'm yours
 
Ich will….was will ich eigentlich? Eigentlich ist es ganz einfach, ich will das einzige, was ich nicht haben kann, SIE! Müde rapple ich mich auf und gehe ins Bett, wo ich mein Handy nehme und Brooke noch kurz eine Mitteilung schreibe, dass sich auch durch mein Geständnis nichts zwischen uns geändert hat.
 
Irgendwann gegen Sechs schlafe ich ein und werde fluchend um Acht wieder wach, weil jemand Sturm klingelt. Ich bin versucht, mir einfach das Kissen über den Kopf zu halten und das Klingeln zu ignorieren, aber so klingelt nur eine Person, die ich kenne und die wird nicht aufhören, bis ich die Tür öffne. Als ich zur Tür schlurfe, vermeide ich es in den Flurspiegel zu sehen, vermutlich würde ich schreiend vor meinem Anblick weg rennen. Ich öffne die Tür, halte sie aber fest, damit niemand an mir vorbei rein huschen kann. Niemand ist in dem Fall Tess und die hat mir gerade noch gefehlt, wo ich mich eigentlich lieber in meinem Bett verkriechen würde, mir den ganzen Tag Liebesschnulzen reinziehen und die Augen aus dem Kopf heulen will. "Hallo Schatz, kann ich rein kommen?" lächelt Tess mich an. Ich lasse die Tür los, wenn ich sie nicht rein lassen würde, würde sie einen Aufstand im Flur machen und immerhin wohne ich nicht alleine im Haus und ich will mit Sicherheit keinen Stress mit den Nachbarn. Sie setzt sich selbstbewusst auf die Couch und klopft mit ihrer Hand neben sich, was ich aber ignoriere und mich auf den Hocker auf der anderen Seite vom Tisch setze. "Was willst du?" frage ich sie. "Ach Schatz, ich finde du hast jetzt lange genug geschmollt, schließlich habe ich der kleinen Bitch nur gezeigt, wo sie hin gehört." Ich muss mich zwingen ruhig zu bleiben, ich würde sie am liebsten gerade zum Ausgang prügeln, anscheinend hat ihr die Abreibung, die ich ihr verpasst habe, noch nicht gereicht, aber ich will sie auch nicht auf die Idee bringen, dass mir was an Brooke liegt also beherrsche ich mich. "Was an 'es ist aus' hast du nicht verstanden? Ich will dich nicht mehr sehen!" zische ich ihr zu. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, es gab Zeiten, wo ich da weich geworden bin, da ich diese Gefühlsduselei nicht ertragen kann, aber die Zeiten sind vorbei. "Können wir es nicht noch mal miteinander versuchen?" fragt sie weinerlich. "Nein, es gibt jemand neuen in meinem Leben, ich möchte, dass du jetzt gehst" antworte ich ausdruckslos. "Etwa die keine Bitch, die ich aufgemischt habe?" fragt sie wütend. "Nein, jemand anderes, was dich aber eigentlich nichts mehr angeht. GEH JETZT!" Die letzten Worte schreie ich regelrecht, lange kann ich mich nicht mehr beherrschen. Tatsächlich steht sie auf und geht zur Tür, wo sie versucht, mich zu einem Kuss zu sich ran zu ziehen, aber ich weiche aus, nutze ihren Schwung und schiebe sie vor die Tür, die ich dann aufatmend hinter ihr schließe. Ich hoffe, dass sie es jetzt endgültig kapiert hat und mich in Ruhe lässt. Wie konnte ich nur je auf die Idee kommen, dass eine Beziehung mit ihr gut für mich ist. Na ja, shit happens.
 
Ich gehe in die Küche und werfe den Kaffeevollautomaten an. Was wäre ich nur ohne Kaffee? Vermutlich eine lebende Leiche. Während ich warte, dass der Kaffee durchläuft, klingelt es erneut. Verdammt, was ist denn heute los? Ich will einfach nur alleine sein und an Brooke denken, aber das scheine ich heute vergessen zu können. Seufzend gehe ich zur Tür und öffne einer verwirrten Ginny die Tür. "Äh sag mal, war das gerade Tess, die an mir vorbei gerauscht ist? Ich hoffe, es ist nicht das, was ich denke." Ich grinse sie schief an. "Ich weiß zwar nicht, was du gedacht hast, aber sie stand vorhin vor meiner Tür und hat mich angebettelt wieder mit ihr zusammen zu kommen. Warum steht ihr eigentlich alle heute direkt vor meiner Wohnungstür?" "Die Haustür ist auf, irgendjemand scheint ein- oder auszuziehen. Mir fällt wieder ein, einen entsprechenden Zettel im Briefkasten gehabt zu haben und ich zucke nur mit den Schultern bevor ich vor ihr her wieder in die Küche gehe. Wortlos reiche ich ihr den bereits rausgelassenen Kaffee und mache mir einen neuen. Mit dem Kaffee setzen wir uns beide an die Theke vor der Kücheninsel. Unter ihrem forschenden Blick werde ich unruhig. Sie merkt anscheinend, dass ich nicht mit dem Reden anfangen werde und seufzt. "Wie geht’s dir Süße?" fragt sie vorsichtig. Ich rolle nur mit den Augen, aber das scheint ihr für den Moment als Antwort zu genügen. Sie nimmt die Tassen und zieht mich dann ins Wohnzimmer, wo wir beide uns auf der Couch nieder lassen. Sie steht noch mal auf, geht ins Bad und kommt mit einer Packung Kosmetiktücher wieder. Dann geht sie zur Vitrine und holt eine Flasche Wein und zwei Gläser raus, greift nach dem Telefon und ordert Pizza für uns. Als sie mit den Vorbereitungen fertig ist, schnappt sie sich einen Film aus dem Regal, legt ihn ein und kommt dann zurück zur Couch, wo sie mit der Fernbedienung den DVD Spieler anschaltet. Ich stöhne auf als ich sehe, welchen Film sie ausgewählt hat, ausgerechnet 'I can´t think straight'. Eigentlich sollte ich froh sein, dass sie nicht 'Loving Annabelle' genommen hat, das könnte ich jetzt wirklich nicht ertragen.
 
Stunden später sind die Pizza Kartons und die Packung Kosmetik Tücher leer und ich bin voll. Ich habe Ginny in den letzten Stunden die Ohren darüber vollgeheult wie ungerecht das Leben ist und sie hat die ganze Zeit geduldig zugehört. Jetzt zieht sie mich hoch und bringt mich ins Bett, ich folge ihr widerstandslos. Als ich liege und sich alles dreht wälze ich mich unruhig hin und her bis ich endlich die Position gefunden habe, wo das Karussell, was sich in meinem Kopf dreht, zum Stillstand kommt. Ich schließe meine Augen und falle fast sofort in einen komatösen Zustand, aus dem mich der Wecker am nächsten Morgen unsanft raus holt. Ich schleppe mich ins Bad und erschrecke mich vor meinem Anblick, als ich einen vorsichtigen Blick in den Spiegel riskiere. Plötzlich schießt mir ein Gedanke in den Kopf, heute sehe ich sie wieder. Ich will nicht, dass sie mich so sieht, also gehe ich erst unter die Dusche, föhne mir die Haare, creme mich dann ein und gehe dann in meinen begehbaren Kleiderschrank, wo ich überlege, was ich anziehen will. Ich entscheide mich für einen schwarzen Rock, der eine Hand breit über meinen Knien endet, eine rote Bluse, an der ich die obersten Knöpfe offen lasse, Nylon Strümpfe und rote High Heels. Zufrieden mit meinem Outfit gehe ich zurück ins Bad, wo ich mich sorgfältig schminke. Zum Glück bekomme ich die Augenringe weg, die alles ruiniert hätten. Ich betone die Augen leicht und lege dann einen dunkelroten Lippenstift auf. Zum Schluss kümmere ich mich noch um meine Haare. Ich fasse sie zu einem strengen Dutt zusammen, wobei ich einzelne Strähnen raus zupfe, so dass es so aussieht, als hätte gerade eine Hand darin gewühlt. Da ich extrem viel Zeit mit meinem Aussehen verschwendet habe, verzichte ich auf einen Kaffee und fahre direkt zur Schule. Als ich über den Parkplatz gehe, bemerke ich ein mattschwarzes Bike, was ich hier noch nie zuvor gesehen habe. Ich eile kurz ins Lehrerzimmer und bin schon drauf und dran, mir noch eine Tasse Kaffee zu nehmen, als mir einfällt, dass ich jetzt meinen Leistungskurs habe, woraufhin ich sofort umdrehe und zu dem entsprechenden Raum haste. Bevor ich die Klinke runter drücke, atme ich noch einmal kurz durch. Wie üblich schlage ich die Tür hinter mir zu, was alle dazu veranlasst, sich zu ihren Plätzen zu begeben und ihre Arbeitsmaterialien raus zu nehmen, sofern das noch nicht geschehen ist. Ich werfe einen Blick durch den Raum und zwinge mich dazu, mit meinen Augen nicht an Brooke hängen zu bleiben. Fuck, will sie mich umbringen? Sie sieht heute absolut atemberaubend aus und ich ertappe mich bei dem Gedanken daran, was ich jetzt am liebsten mit ihr anstellen würde. Als ich sehe, dass sie die Kette trägt, die ich ihr geschenkt habe, macht mein Herz einen Hüpfer nur um gleich darauf in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit weiter zu schlagen. Ich kann mich jetzt nicht auf Unterricht konzentrieren, zu voll ist mein Kopf von ihr, zum Glück muss ich nicht allzu viel machen, da heute die Referate vorgetragen werden. Brooke und noch zwei Mädchen kommen nach vorne, wobei erstere ein sehr gutes Referat abliefert, aber sie jetzt überschwänglich zu loben, wäre zu auffällig, ich kann mich aber trotzdem nicht davon abhalten, mit der Klasse nach Ende zu klatschen und ihr ein "gar nicht mal so übel Thompson" zuzuwerfen. Auch wenn ich scheinbar desinteressiert an ihr vorbei sehe, entgeht mir ihr Schmunzeln nicht. Ich würde mir am liebsten selbst eine klatschen, aber ich kann nicht anders, als ihr im weiteren Verlauf der Stunde immer wieder Blicke zuzuwerfen. Als es klingelt und ich den Unterricht beendet habe, will ich am liebsten panisch raus stürmen als mir einfällt, dass ich von Brooke noch keine Erwiderung auf die Nachricht, die ich ihr geschickt habe, erhalten habe. Ich fordere sie auf zu bleiben und als alle den Raum verlassen haben schließt sie die Tür während ich mich auf mein Pult setze.
 
Sie setzt sich mir gegenüber und fragt mich, warum sie bleiben sollte. 'Weil ich dich nicht gehen lassen will' wäre hier wohl die korrekte Antwort, aber ich gebe vor, mit ihr über die Nachricht sprechen zu wollen. Ich erwarte….was erwarte ich eigentlich? Auf jeden Fall nicht das, was sie mir antwortet. Sie versteht meinen Standpunkt? Ich verstehe ihn ja noch nicht mal selbst. Warum ich das Thema aufbringe, weiß ich selbst nicht, aber ich frage sie ob sie versteht, dass ich es mit Marnie versuchen will. Marnie, ich habe seit Samstag nicht einmal an sie gedacht, habe mich nicht bei ihr gemeldet. Fassungslos höre ich, was sie mir antwortet.  "Da ist das Problem. Du magst sie, aber mich liebst du. Du weißt genauso gut wie ich, dass es nur bedingt mit ihr funktioniert. Du suchst was sicheres, auch wenn es nicht echt ist. Ich versteh das." Shit….überfordert zische ich sie an, dass sie es lassen soll. "Okay ich halt meinen Mund. Du sollst nur wissen, dass ich auf dich warten werde. 4 Monate sind nicht lang. Du hast meinen Segen ...mit Marnie. Und wenn was ist, ich bin für dich da," antwortet sie. Was soll das, sie soll nicht auf mich warten, sie soll nicht für mich da sein, ich will dass sie sich von mir fernhält, ich ertrage ihre Nähe nicht, nicht unter diesen Voraussetzungen. Als sie dann noch einen Zettel in die Hand drückt und mir auf meine Frage hin zwinkernd mitteilt, dass es ihre neue Adresse ist, kann ich nicht mehr und ich will nur noch weg. Zum Glück verlässt sie gleich darauf den Raum, berührt währenddessen ihre Kette und schließt die Tür hinter sich, während sich in meinem Inneren ein dicker Knoten bildet, der sich in einem verzweifelten Schluchzer, der aus meinem Mund dringt, äußert. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen, wie soll ich es nur überstehen, sie jeden Tag zu sehen aber sie nicht berühren zu dürfen, mit ihr reden aber ihre Lippen nicht küssen zu dürfen. Ich bin so am Arsch…… Nach ein paar Minuten habe ich mich einigermaßen wieder beruhigt und ich verlasse den Raum, wobei ich den Zettel, den sie mir gegeben hat in den Papierkorb werfe. Mit gesenktem Kopf eile ich in den Lehrerwaschraum, wo ich schnell die Tränenspuren beseitige und mich wieder herrichte. Irgendwie bekomme ich den Rest des Tages auch rum und bin froh, als ich zu Hause endlich die Wohnungstür hinter mir schließen kann.
 
Da ich weiß, dass ich sie schnellstmöglich aus meinem Kopf bekommen muss, beschließe ich, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und rufe Marnie an. Sie geht entgegen meiner Vermutung sofort ran und ich verabrede mich mit ihr zum Abendessen in einem angesagten Restaurant. Als ich eintreffe, ist sie bereits da und ich begrüße sie mit einem sanften Kuss. Die Zeit, bis das Essen kommt verbringen wir mit einer angehmen Unterhaltung. Sie teilt mir mit, dass bei ihr am folgenden Wochenende eine Familienfeier ansteht und fragt mich, ob ich sie begleiten will. Ich stimme zu, alles was mich im Moment ablenkt, ist mir recht. Die leise Stimme in meinem Kopf, die mir sagt dass es alles andere als fair ist, was ich hier gerade mache, unterdrücke ich erfolgreich. Nach dem Essen verabschiede ich mich an ihrem Auto von ihr, was mir einen fragenden Blick einbringt, worauf ich aber nicht eingehe, sondern mich abwende und zu meinem Auto gehe. In dieser Nacht kann ich mal wieder nicht schlafen, ich habe das Gefühl, dass mich die Gedanken in meinem Kopf förmlich anschreien. Als der Wecker klingelt, habe ich kein Auge zugemacht und entsprechend mehr Zeit benötige ich vor dem Spiegel um alle Spuren zu beseitigen. Heute verzichte ich nicht auf meinen Kaffee, schließlich habe ich im ersten Block 'nur' eine 7. Klasse, die freuen sich eh wenn ich zu spät komme.
 
Auch diesen Schultag bringe ich irgendwie hinter mich, ich ertappe mich aber ständig dabei, in den Pausen mit den Augen nach ihr zu suchen. So langsam werde ich wahnsinnig, ich werde das auf keinen Fall aushalten, nicht vier Monate, eigentlich noch nicht mal einen weiteren Tag. Ich frage mich, ob es nicht besser wäre, die Schule zu wechseln, aber dann müsste ich wieder von vorne anfangen und würde faktisch die letzten Jahre harter Arbeit in die Tonne kloppen. Was soll ich nur tun? Ich sollte vielleicht meine Beziehung zu Marnie schnell vertiefen, vielleicht bekomme ich sie so aus meinem Kopf …..
 
 

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