5. Das Glück ist endgültig aufgebraucht

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Ich liess mich auf mein Bett fallen. Tony Stark wusste es. Er wusste, dass ich es gewesen war, die sein System gehackt hatte. Oder wenigstens, dass ich etwas damit zu tun hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh darüber, dass mich jemand unterschätzte. Ich fühlte mich zwar trotzdem, auch wenn ich wusste, wie dumm das war, etwas beleidigt, weil er mir nicht zutraute, es selbst zu schaffen, in sein System einzudringen, aber grösstenteils war ich unglaublich froh darüber, dass er es nicht herausgefunden hatte. Wahrscheinlich war ich momentan die Person auf dieser Welt, die das meiste Glück hatte. Allerdings kam noch einiges auf mich zu: Ich zweifelte nicht daran, dass Stark tatsächlich morgen hier auftauchte, genauso wenig, dass Peter morgen sicher wissen wollte, was Stark von mir gewollt hatte. Ich vergrub meinen Kopf in den Kissen. Ich beschloss, dass ich es hasste, erwischt zu werden, dass es nichts schlimmeres gab, als erwischt zu werden, auch wenn es mir beim Hacken erst einmal passiert war. Naja, einmal reichte auch völlig. Ich beschloss, den restlichen Tag nichts anderes zu tun, als an die Decke zu starren, aber irgendwie ging das nicht auf. Etwa um Drei Uhr nachmittags klopfte eine Betreuerin an die Türe, ganz aus dem Häuschen, und meinte, jemand wollte mit mir sprechen. Da das noch nie passiert war, konnte ich ihre Aufregung verstehen, aber ich war nicht sonderlich erfreut. Da sie nicht extra gesagt hatte, dass es Tony Stark war, der mich sehen wollte, hatte ich zwar noch ein wenig Hoffnung, aber ich machte mir keine Illusionen. Es ging ganz sicher um die Hackerangelegenheit. Grummelnd kämpfte ich mich aus meinem Bett, auch wenn die Betreuerin es offensichtlich seltsam fand, dass ich mich nicht über so ein Gespräch freute. Sie dachte schliesslich immer noch, es könnte sich eine Adoption daraus ergeben und nicht eine Gefängnisstrafe.

Der kleine Raum, in dem die Besucherin auf mich wartete, war wirklich hübsch eingerichtet. Ich hatte ihn noch nie gesehen und war tatsächlich überrascht darüber, wie er aussah. Es standen frische Blumen auf dem Tisch, an dem die Frau sass, vor ihr dampfte eine Tasse Tee und wenn man aus dem Fenster sah, konnte man die Strasse beobachten.

Das Problem war allerdings die Besucherin selbst. Ich kannte sie nicht, aber sie war wahrscheinlich eine Geschäftsfrau. Oder jedenfalls kleidete sie sich so. Sie sah beinahe gezwungen leger aus, als habe sie versucht, möglichst unauffällige Sachen auszusuchen, sei sich aber nicht gewohnt, so herumzulaufen. Sie lächelte der Betreuerin freundlich zu, dann wandte sie sich unmissverständlich an mich und meine Begleiterin machte sich diskret vom Acker. Ich wäre ihr am liebsten hinterhergerannt, vor allem, als sie die Türe hinter sich schloss. Die Frau vor mir schien mein Unwohlsein zu bemerken, sagte aber nichts dazu. "Mein Name ist Maria Hill", meinte sie nur, während sie ihre Haare zu einem dunklen Pferdeschwanz band. "Ich denke, du weisst, warum ich hier bin."

Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, einfach zu nicken, aber ich hatte noch nicht aufgegeben und ich beschloss, denen, für die sie arbeitete, so viel Ärger wie möglich zu machen, wenn sie schon hinter mir her waren. Und vielleicht täuschte ich mich ja und sie war doch nur eine nette Dame, die gerne ein Kind adoptieren wollte... Ich setzte mich ihr gegenüber hin. "Keinen Schimmer, Ms. Maria Hill. Ich dachte, ich bin hier, damit Sie es mir erklären!"

Für einen kurzen Moment starrte sie mich an. Ich versucht, ihrem Blick standzuhalten, aber es klappte nicht und ich sackte auf meinem Stuhl ein wenig zusammen. Sie war irritiert, ganz sicher. Vielleicht hatte sie meinen ironischen Ton nicht erwartet, vielleicht war sie überrascht von dem, was ich ihr gesagt hatte. Allerdings hätte sie das eigentlich erwarten müssen. "Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden, Mädchen", meinte sie schlussendlich, ihr freundlicher Tonfall machte das Ganze nur umso bedrohlicher. "Ich bin hier, weil du es mir erklären sollst."

"Was denn, wie eine Adoption funktioniert?", ich lehnte mich zurück. "Ich habe die zweitausend Mal nicht aufgepasst, an dem man uns das gesagt hat. Googeln Sie es doch, wenn Sie es wissen wollen."

Stark Chronicles: First TryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt