43. Was machst du? Was machst du?

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Als die Türe zum Treppenhaus aufgerissen wurde, zerrte mich Mr. Maguire hoch und presste den Lauf der Pistole gegen meine Schläfe. Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als das kalte Metall auf meine Haut traf. Clint stand in der Türe, ausserordentlich wütend, allerdings auch machtlos. Auch er hielt eine Waffe in der Hand, sein charakteristischer Bogen hing auf seinem Rücken.

«Lassen Sie sie gehen, Maguire!», forderte er. «Was auch immer in Sie gefahren ist, Kayla hat damit nichts zu tun.» Maguire antwortete nicht, bewegte sich nicht und beinahe war ich mir nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch atmete. «Kommen Sie, Mann. Was auch immer es ist, wir können darüber reden. Wollen Sie mehr Bezahlung?»

Dieses Mal reagierte mein Lehrer. «Ihr seid so kleinlich!», fauchte er, seine Stimme seltsam verzerrt, als wäre es nicht er selbst, der sprach. «Geld. Als wäre es Geld! Weisst du das nicht, Barton? Müsstest du nicht wissen, was ich will?»

Clint runzelte verwirrt die Stirn. «Ich hätte nicht gefragt, wüsste ich es.»

Maguire schnaubte. «Ich will die Ringe, Barton! Die Ringe.»

«Wenn Sie heiraten wollen, dann hätten Sie auch bei einem Juwelier nachfragen können», grummelte Clint.

«Was war das?», fragte Mr. Maguire äusserst gereizt.

«Nichts!», beteuerte Clint. «Gar nichts. Erzählen Sie mir mehr von diesen Ringen. Vielleicht kann ich sie Ihnen dann beschaffen. Sind sie silbern? Golden?»

«Ich will seine Ringe!»

«Wessen?»

«Die des Mandarins! Stellst du dich nur so dumm, Hawkeye, oder bist du es wirklich?»

Clint schluckte schwer. «Die zehn Ringe? Die zehn Ringe, die SHIELD im Versteck des Mandarins gefunden hat?» Keine Antwort, aber sowohl Clint als auch mir war klar, dass es genau um die ging. Die seltsamen Gegenstände, die laut den Wissenschaftlern von SHIELD ziemlich sicher grosse magische Kräfte in ihrem Innern versteckten. Tony und ich hatten uns darüber kaputtgelacht, als wir es in den Protokollen gelesen hatten, denn Tony hatte SHIELD schon seit dem moment mit JARVIS Hilfe gehackt, in dem er den Helicarrier betreten hatte. Manchmal stöberten wir deshalb zusammen in den Akten herum und kicherten über das Eine oder andere. Und machnmal ergänzten wir sogar etwas, so kam es, dass Steve in dem Bild, das als erstes in seiner Akte erschien, jetzt einen ziemlich offensichtlichen Photoshopschnurrbart hatte. Aber egal, wie sehr ich versuchte, zu verdrängen, in welcher Situation ich mich gerade befand, mein Kopf konnte einfach nicht aufhören, jedes winzige Detail, das ich sehen konnte, zu analysieren, die ganze Situation wieder und wieder zu überdenken, als könnte ich selbstständig wieder herauskommen. Es würde nicht mehr lange gehen, dann bekäme ich wieder Kopfschmerzen. Jedes Mal, wenn ich in einer Gefahrensituation war, dann passierte das Gleiche: Mein Kopf schaltete auf Turboantrieb und bald darauf bekam ich schlimme Kopfschmerzen, nur dass ich diese Kopfschmerzen jetzt überhaupt nicht brauchen konnte. Ich musste Clint doch irgendwie helfen können! «Ich kann die RInge nicht beschaffen!», meinte Clint zögerlich. «Sie sind auf der ganzen Welt verteilt. SHIELD hat sie so gut weggeschlossen, wie nur weniges anderes und sie werden sie sicher auch nicht wieder herausrücken.»

«Wozu hat man sonst die mächtigsten Helden der Welt auf seiner Seite, wenn nicht dafür, die grösste Geheimorganisation der Welt dazu zu zwingen, ihre Schätze herauszurücken?», antwortete Maguire gehässig. Und in diesem Moment begann ich zu verstehen, dass wir ein wirklich grosses Problem hatten.


Natasha Romanoff überfordert zu nennen, war eine Untertreibung. Sie arbeitete normalerweise allein, nicht mit einer Horde aufgeschreckter Superhelden, von denen der eine gross, grün und wütend und der andere bewusstlos durch eine Panikattacke war. Thor war gar nicht erst aufgetaucht. Der hatte wohl besseres zu tun, als auf eine falsche Bombendrohung im Central Parc zu antworten, denn falsch war sie ganz sicher gewesen. Eine Falle. Obwohl sie lieber Clint an ihrer Seite gehabt hätte, war Natasha auch mit Steve zufrieden. Sie hatte auch mit dem Supersoldaten schon einige Aufträge gemeistert, aber vollkommen vertrauen tat sie ihm trotzdem nicht. Was nicht hiess, dass sie ihn nicht nett fand. Sehr nett sogar.

Stark Chronicles: First TryWhere stories live. Discover now