44. Brotkrumenjagd à la Hänsel und Gretel

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Als Tony Stark auch nur einen Laut von sich gab, stürzte Bruce Banner sofort zu ihm hin. Universalgenie hin oder her, mit Menschen hatte er noch nie gut gekonnt. Er hatte weder die Physiologie noch den Geist des Menschen je verstehen können. Er war also mehr als erleichtert, dass Tony überhaupt wieder aufwachte. Es hatte schliesslich schlimm genug ausgesehen, wie er zusammengebrochen war. Banner hatte den Milliardär mit der Hilfe seines Iron Man Anzuges, den er nur manuell hatte steuern können, da JARVIS aus irgendeinem Grund ausgefallen war, an einen etwas ruhigeren Ort gebracht. Zum Tower wagte sich Bruce nicht, da ihre Verbindung zu Hawkeye genauso abgebrochen war, wie die zu Kayla und das sicherlich kein gutes Zeichen sein konnte. Banners grundlegenden Programmierkenntnisse hatten ihm nicht wirklich geholfen, jedoch hatte sich Tonys Autokorrekturprogramm zur Vervollständigung des Codes als grosse Hilfe erwiesen. In diesem Moment dankte Banner von Herzen der Faulheit des Milliardärs. Es war typisch für ihn, so ein Programm zu schreiben: Er konnte sich eine extrem aufwendige Metallrüstung bauen, wollte das Geschirr allerdings nicht von Hand abwaschen. Oder auch nur in den Geschirrstpühler stellen. Genauer gesagt befanden sich der Milliardär und der Wissenschaftler gerade in einer privaten Klinik etwas ausserhalb von New York, die Banner kannte, weil er einmal einen seltsamen Virus aus dem Blut der Patienten dort identifiziert hatte. Seine ehemaligen Kollegen waren nicht besonders erfreut gewesen, ihn wiederzusehen, aber durch seine Beteuerung, dass Tony sie ganz sicher bezahlen werde, hatten sie ihnen ein Zimmer zur freien Verfügung gestellt. Allerdings weigerten sie sich, Stark auch nur zu untersuchen, sollte Banner sich im gleichen Zimmer aufhalten. Also hatte sich der Teilzeithulk zurückgezogen und niedergeschlagen ins Wartezimmer gesetzt, jedoch wurde er trotz allem informiert, dass niemand genau wusste, was dem Milliardär fehlte. Irgendwie beschlich Bruce auch das Gefühl, dass die Klinik es teils auch nicht wissen wollte, denn jede Minute, die Stark in ihrem Zimmer verbrachte und jede Dienstleistung, die sie erbrachten, kosteten seinen Kollegen eine Stange Geld. Also beschloss Banner, dass er genauso gut im Patientenzimmer warten konnte.

So kam es, dass er auch da war, als Stark mühsam die Augen aufschlug und mehrmals desorientiert blinzelte. «Was genau mache ich hier?», krächzte er schlussendlich.

Banner knetete seine Hände, unsicher, was er sagen durfte und was nicht, schliesslich war der Milliardär erst gerade wieder aufgewacht und er wollte nicht, dass er schon wieder zusammenklappte. «Du hast dich ausgeruht, Tony», antwortete er deshalb.

Stark runzelte die Stirn. «Mir war nicht klar, dass ich so lange nicht geschlafen habe, dass ich in ein Spital muss. Habe ich etwas verpasst?»

«Es... Du bist zusammengeklappt. Wegen... dem Mandarin. Und Kayla.» Banner wusste selbst, dass das nicht besonders einfühlsam war. Er sollte wirklich den Doktor in Psychologie machen.

Zuerst sah er nur Unverständnis auf Starks Gesicht, er befürchtete schon, dass der alles vergessen hatte, dann sass der Milliardär auf einmal kerzengerade im Krankenbett. «Natürlich! Wie konnte ich das nur vergessen? Wir müssen los, Bruce, sofort!»

Bruce schluckte. «Das ist keine gute Idee, Tony. Wir wissen immer noch nicht, wieso du zusammengeklappt bist. Das könnte jederzeit wieder passieren.»

Stark liess sich nicht sagen und stand schwankend auf. «Mir egal. Ich gehe. Lass das Zimmer auf meine Rechnung setzten. Das ist ein privates Spital oder? Wieso sind wir nicht in den Tower gegangen?»

«Der Kontakt zu Clint ist auch...»

«Abgebrochen?» Stark stiess einige undefinierbare Schimpfworte aus, während er zur Türe wankte. Bruce beeilte sich, ihm zu helfen und ihn zu stützen, allerdings liess der Milliardär sich das nicht gefallen und rückte den schmutzigen Anzug, den er unter dem Iron Man Anzug getragen hatte, pingelig zurecht. «Nichts gegen dich, Bruce, aber ich werde hier nicht heraushumpeln, gestützt von dir, als wäre es etwas Ernstes. Wo ist mein Anzug?»

Stark Chronicles: First TryWhere stories live. Discover now