10. Arrival (Nicht der Film)

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Peter Parker sass im Unterricht und spielte ungeduldig mit dem Stift herum. Er langweilte sich mittlerweile tagtäglich und das immer stärker, trotz der Tatsache, dass seine Tante und sein Onkel immer wieder versuchten, ihn zu motivieren. Ausserdem vermisste er Kayla, denn ohne sie konnte er sich noch nicht einmal auf die Mittagspause freuen. Immer und immer wieder fragte er bei Kaylas Lehrerin nach, ob sie etwas neues wüsste, aber es war nie der Fall, ihr kritischer Zustand blieb unverändert und besuchen durte er Kayla erst recht nicht. Peter gähnte, als die Lehrerin schon wieder das Bruchrechnen erklärte. Wie öde. Er dachte daran, wie seltsam sich Kayla auf dem Ausflug zum Stark Tower benommen hatte und wie er sie eigentlich danach fragend wollte, was Tony Stark, Iron Man persönlich, von ihr gewollt hatte, aber sie war auf einmal nicht mehr zur Schule gekommen. Nach drei Tagen hatte er sich solche Sorgen gemacht, dass er, trotz der Tatsache, dass er ziemlich schüchtern sein konnte, Kaylas Lehrerin angesprochen. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihre Gesichtszüge entgleist waren, als er sie auf ihre fehlende Schülerin angesprochen hatte.

Sie hatte gezögert, irgendwie nicht herausrücken wollen, was passiert war, aber nachdem ihr Peter mindesten fünf Mal versichert hatte, dass er ein guter Freund von Kayla war und sich Sorgen um sie machte, gab sie es schliesslich auf. Kayla war in einen Autounfall verwickelt gewesen und lag auf der Intensivstation, in kritischer Verfassung. Peter hatte es am Anfang gar nicht glauben können, war wie ein Zombie durch die Schulgänge zurück zu seinem Klassenzimmer getaumelt und den ganzen restlichen Tag beinahe kein Wort mehr gesagt. Was ihn vor allem beschäftigte, war, dass es jeden hätte erwischen können, jeder in seiner Klasse hätte in diesen Unfall hineingezogen werden können, genauso wie seine Tante May oder sein Onkel Ben und genau das machte ihm Angst. Er wollte dem Schicksal nicht so hilflos ausgeliefert sein, ja, er wünschte sich, selbst etwas dagegen tun zu können, dass Andere so hilflos zu akzeptieren hatten, wenn sie, ohne eigenes Verschulden, von einem Wagen angefahren wurden.

Aber er war eben nur ein kleiner Junge mit grossen Zielen, wie so viele vor ihm. Als die Schulglocke klingelte, war der erste, der aus dem Klassenzimmer sprintete. Irgendwie drifteten seine Gedanken zurück zu dem Tag, an dem er Kayla das letzte Mal gesehen hatte. Irgendetwas hatte sie an diesem Ausflug gestört und, da war er sich sicher, Tony Stark hatte etwas damit zu tun gehabt. Vielleicht wusste er ja mehr? Schon allein bei dem Gedanken wurde Peter schlecht vor Aufregung. Sollte er versuchen, Tony Stark zu fragen? Er würde das noch ausführlich überdenken, beschloss er, aber zuerst  nahm er der den Bus nach Hause zu May und Ben. Sie hatten versprochen, dass es Pizza gab.


Ich war voll darauf konzentriert, Flüssigseife auf dem Boden des Waschraumes auf dem Helicarrier zu verteilen. Hätte irgendjemand mir ein halbe Jahr zuvor davon erzählt hätte, was ich alles erleben würde und dass ich mich schlussendlich damit abgeben würde, auf einer offiziellen Gefängnistoilette Flüssigseife auf den Boden zu kippen, ich hätte ihn schlichtweg für verrückt erklärt. Trotzdem verfolgte ich mit meiner Aktion ein klares Ziel: Ich hatte mich endlich entschlossen, auszubrechen, so dumm es sich auch anhörte, schliesslich war der Helicarrier schon seit etwas mehr als zwei Wochen abgehoben. Da es voraussehbar, dass ich es nicht vom Helicarrier schaffen würden, wollte ich mit meinem Fluchtversuch etwas anderes erzielen: Einerseits war ich einfach zu Tode gelangweilt und bereit, alles für eine Abwechslung zu tun, andererseits konnte ich vielleicht irgendjemanden bei klarem Menschenverstand dazu bringen, auf mich aufmerksam zu werden und mir dabei zu helfen, von SHIELD wegzukommen. Vielleicht fand ich sogar einen Weg, mit der Aussenwelt in Verbindung zu treten.

Oder besser, mit jemandem von der Aussenwelt, der nicht zu SHIELD gehörte, denn mit Clint Barton schrieb ich schon mehrere Wochen lang. Seinen Ratschlag, mit dem Hacken aufzuhören, hatte ich noch an dem Abend, an dem er mich in den Helicarrier gebracht hatte, ignoriert und das Intranet nach seinem momentanen Standort durchsucht. Einen Streich hatte ich ihm auch gespielt, denn als ich ihn in einer von SHIELDs seltsamen Forschungsinstituten geortet hatte, kaperte ich seinen Computer. Da er gerade irgendetwas hatte schreiben wollen, war ich so frei gewesen, das erste Wort in sein Dokument einzufügen. Ich hatte mich für ein ganz klassisches: «Hallo», entschieden, aber es war eine ganze Weile gegangen, bis der SHIELD-Agent geantwortet hatte. Ich musste ihn ziemlich erschreckt haben. Da ich seine Privatsphäre einigermassen achtete, hatte ich mich entschieden, seine Computerkamera nicht zu übernehmen, weshalb ich das dumme Gesicht, das er ganz sicher machte, leider nicht sehen konnte. Die Versuchung, es doch noch zu tun und mich über seinen Gesichtsausdruck totzulachen, wurde, je länger die Pause wurde, in der er nicht zurückschrieb, immer länger, aber ich widerstand ihr. Das wäre irgendwie gemein gewesen.

Stark Chronicles: First TryWhere stories live. Discover now