50. Der erste Versuch

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«Dann hat dein lieber Onkel Rhodey eine Menge geflucht. Nicht besonders jugendfrei, deswegen werde ich es hier nicht wiederholen», versuchte Natasha einen Witz zu machen, brachte selbst allerdings nur ein kleines Schmunzeln zu stande. Niemand lachte wirklich. Dafür war es, erst eine Woche nach den Mandarinereignissen, noch viel zu früh. Nichtsdestotrotz sassen wir alle zusammen, Tony, Pepper, Steve, Natasha, Clint, Bruce, Rhodey und ich, rekapitulierten unsere Erlebnisse, denn keiner kannte die ganze Geschichte und obwohl wir alle nicht besonders scharf darauf waren, die unschönen Erinnerungen wieder aufwärmen zu müssen, hatte Tony sogar Director Fury eingeladen. Der war schlussendlich doch besorgt um seine mächtigen Helden gewesen, aber das änderte trotzdem nichts daran, dass ich endgültig beschlossen hatte, ihn nicht zu mögen. Es war das erste Mal seit unserer Konfrontation mit dem Mandarin, dass wir uns zusammengefunden hatten. Jeder einzelne der Avengers hatte, kaum waren sie wieder im Tower angekommen, auf die Krankenstation gemusst und der letzte, Tony, war erst vor wenigen Stunden wieder entlassen worden. Als sie von ihrem Höllentrip in die Falle des Mandarins zurückkamen, waren Clint, Steve und Bruce bewusstlos gewesen, Tony und Natasha verletzt. In Tonys Fall schwer, denn der hatte es geschafft, sich eine schwere Gehirnerschütterung zuzuziehen, seinen ARK-Reaktor beinahe explodieren zu lassen und sich eine Platzwunde auf der Stirn und dem Hinterkopf zuzulegen, sich ein paar Rippen zu brechen und natürlich den rechten Knöchel zu verstauchen. Das Beste: Von der Hälfte wusste er gar nicht mehr, wie das passiert war. Ausserdem war er trotz allem ein wenig sauer auf Rhodey, weil er seine Vorzeigeprototyprüstung ruiniert hatte. Oder besser gesagt, weil die Rüstung nur noch die Grundfunktionen ausführen konnte. Und das waren ganz schön wenige.

«Kayla», unterbrach Fury Natashas Erzählung, und wandte sich mit einem bedrohlichen Unterton an mich, "Nur um das klarzustellen, diese ganzen Unternehmungen sowohl in SHIELDs Intranet als auch das Knacken von Starks Satelliten waren illegal und vor allem gegen unseren Deal. Du hast gehackt. Sei froh, dass ich dich nicht gleich wieder ins Triskelion mitnehme." Er ignorierte die überraschten Blicke von allen Seiten, denn natürlich hatte keiner ausser Steve eine Ahnung, von was er da sprach. Und Steve war gerade nicht in der besten Verfassung.

Mir platzte der Kragen. Wir alle hatten in den letzten Tagen eine ziemlich dünne Haut. Es war zwar vielleicht nicht wirklich schlau, mit dem Direktor von SHIELD zu streiten, aber ich konnte nicht anders, denn Fury hatte es verdient. «Genau Sie, Director, sollten aufhören, die Klappe so weit aufzureissen», knurrte ich. «Wären Sie nur ein bisschen kooperationsbereiter gewesen, dann hätte die Situation gar nicht so zu eskalieren brauchen! Ihre kostbaren Avengers wären beinahe umgekommen!" Ich knallte das Glas mit dem Orangensaft, das ich, als Kompensation für das Bier, dass die meisten anderen in der Hand hielten, um sich ein wenig ablenken zu können, auf den gläsernen Couchtisch vor mir.

Tony, der neben mir sass, legte mir müde einen Arm auf die Schulter. "Lass es, Kayla. Wir sind alle gereizt und aufgebracht und..." Wissen nicht, wie wir weiter machen sollen, wollte er sagen, aber er tat es nicht. Alle wussten es sowieso. Konnte man noch ein Team, konnte man noch Freunde sein, wenn man sich verraten hatte? Konnten sich die Avengers überhaupt noch vertrauen?

Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen, aber es klappte nur mittelmässig. Wäre ich clever gewesen hätte ich nichts gesagt, aber ich konnte vor Wut immer noch nicht klar denken. "Sagen Sie, Director, haben Sie wenigstens Loki wieder eingefangen?», fragte ich gehässig und lehnte mich, befriedigt über Furys entsetzten Gesichtsausdruck zurück.

Er sah ein wenig aus, als hätte ich gerade seinen Welpen getreten, aber ich bezweifelte, dass er überhaupt so empathisch sein konnte. Dann, ganz plötzlich, drehte er sich wutschnaubend zu Rhodey um. «Sie haben ihr davon erzählt? Ich habe Ihnen gesagt, das behalten wir für uns.»

Stark Chronicles: First TryWhere stories live. Discover now