no tears left to cry ʸᵒᵒⁿᵐᶦⁿ

»11«

[Jimin]

„Wo gehst du hin?", fragt meine Mutter mich, welche mir gerade dabei zuschaut, wie ich mir meine Schuhe anziehe.

„Nur ein bisschen raus", sage ich und stehe von der Treppe auf, die ich immer nutze um meine Schuhe anzuziehen.

„Nur ein bisschen raus? Du kannst jeden anlügen, aber deine Mutter nicht. Du hast dich rausgeputzt, als würdest du auf ein wichtiges Treffen gehen, benutzt das Parfüm, welches du nur verwendest, zu besonderen Anlässen und trägst die Schuhe und die Hose, in denen du am besten aussiehst. Also, was machst du wirklich?", fragt die Frau vor mir und schaut mich skeptisch an.

„Ich treffe mich mit Jungkook, er ist eben nach Hause gegangen, um sich ebenfalls gut anzuziehen", lüge ich, „Wir wollen gemeinsam Fotos draußen machen!", sage ich noch lächelnd und verlasse dann schnell das Haus, bevor weitere Fragen kommen.

Sofort verlasse ich unser Grundstück und gehe eine Straße hinunter und befinde mich bald schon im Park, welcher am See liegt. Langsam setzt die Sonne zur Dämmerung an, weshalb es ein wenig dunkel wird. Durch die vielen Bäume hier sieht man den Himmel in verschieden Rot- und Lilatönen erscheinen. Leicht lächelnd mache ich davon schnell ein Bild und stecke dann mein Handy weg.

Ich lebe in einem kleinen Ort, weshalb zu dieser Uhrzeit keiner mehr hier ist. So schaue ich den langen Weg gerade aus und summe leise, nur um meine Aufregung zu ignorieren.
Mich um diese Uhrzeit an so einem Ort mit jemandem zu treffen, der sich als mein Lehrer, den ich liebe, ausgeben könnte, ist gefährlich. Aber es ist mir egal, denn in mir befindet sich genug Hoffnung, die mich glauben lässt, die Nachricht käme wirklich von Herrn Min.

Wenig später befinde ich mich am vereinbarten Treffpunkt, setze mich auf den Steg der Badestelle. Ich habe viele Erinnerungen an diesen Ort, leider keine gute. Der eine Wandertag, an dem Videos entstanden, die ich nur durch die Klassengruppe bekam. Ich hatte diesen Wandertag geschwänzt, weil ich damals noch keine Freunde hatte und ich wirklich mit der Angst lebt, die Jungs aus meiner Klasse würden hier versuchen, mich zu ertränken.

Ich hole mein Handy hervor und schaue auf die Uhrzeit. 19:05 Uhr.

Leise seufze ich, „Vielleicht kommt er nur zu spät", sage ich und schaue auf in den Himmel, welcher mit der Zeit immer dunkler wird. Ich wackle ein wenig mit den Beinen und schaue auf das Wasser, welches nur ganz leicht mein Gesicht spiegelt.

Es ist so ruhig, dass sich darin die Sterne ebenfalls Spiegeln, die nun vereinzelt am Himmel erscheinen.

Außerdem spiegelt sich ein anderes Gesicht ab und es ist- „Herr Kim?"