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Es war Weihnachten.
Ich hatte den Tag gefürchtet. Das würde mein erstes Weihnachten werden, das ich alleine feiern würde. Soweit ich wusste, waren Felicity und Alphard, sowie Abraxas alle nach Hause über die Feiertage gefahren.

Und ich war alleine mit Riddle. Kein Abraxas, der mir den Rücken freihielt.

Alleine mit Lord Voldemort. Bei dem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken herunter.

...

Ivh wollte etwas lernen und war in die Bibliothek gegangen, als sich mir ein Anblick bot, den ich so noch nicht gesehen hatte.

Riddle saß in einem der Ohrensessel, die in der Bibliothek standen und las. Was es war, wusste ich nicht, dazu waren meine Augen zu schlecht.

Er hatte sich hingelümmelt, trug einen grauen Pullover, der ihn, obwohl er abgetragen war, wie ein Model aussehen ließ. Seine eine Hand war in seinen ebenholzfarbenen Haaren vergraben, die andere war auf der Lehne des Sessels aufgestützt und hielt das Buch. Riddles Mundwinkel zuckten immer wieder, als läse er etwas, das ihn amüsierte. Es war klar, dass sich der zukünftige dunkle Lord unbeobachtet fühlte. Ich hatte ihn noch nie in so einer Position und so entspannt gesehen. Seine Haltung hatte etwas so schmerzhaft menschliches, dass ich den Kopf schütteln musste, um ihn wieder frei zu bekommen.

Ich versuchte mir den älteren Tom Riddle, alias Voldemort, in derselben Position vorzustellen und musste ein Glucksen unterdrücken.

Ich war wohl etwas zu laut, denn sein Blick wanderte von seinem Buch zu mir. Er setzte sich abrupt auf.

Ich wollte schon den Mund schmollend verziehen. Irgendetwas an dem Bild gerade eben wollte mein Gehirn nicht mehr verlassen.

"Graygrove", er sah mich erstaunt an und seine Wangen färbten sich ein wenig rot. Wohl, weil ich ihn in so einer, für Tom Riddle untypischen Haltung"erwischt" hatte.

Ich wollte schon aufquietschen, doch dann wäre ich kein Stück besser, als Riddles Fanclub.

Ich legte meine Bücher am Tisch ab, zog den Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte mich hin. Riddle stand auf und ließ sich neben mir nieder. Das Buch, das er gerade gelesen hatte, legte er auf den Tisch. Es war eine Märchensammlung. Riddles Haare statten noch immer dort in die Höhe, wo sich seine Hände hineingegraben hatten. Oh wie gerne ich doch meine Hände in seinem Haar vergraben würde...

"Was lernst du?", erklang seine dunkle Stimme. Er klang ernsthaft interessiert. Ich versuchte mich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass er sich ein Stückchen zu mir gebeugt hatte.

"Alte Runen", meinte ich knapp. Ich konnte nicht damit umgehen, dass seine Stimmung so unberechenbar war. Wer wusste, wie lange er so nett blieb...

"Kann ich dir irgendwie helfen? Ich kann dich abfragen, wenn du möchtest" Ich zögerte. Wollte ich wirklich noch mehr Zeit mit dem Erben Slytherins, mit dem indirekten Mörder meines Bruders verbringen?

Einerseits war Riddle wirklich in jedem Fach -bis auf Transfiguration- Jahrgangsbester, andererseits war es Riddle. Ich sollte seine Hilfe lieber annehmen, vor allem, weil wenn ich wirklich für immer hier feststeckte, ich das Beste aus meiner Situation machen sollte. Und das bedeutete gute Noten zu schreiben, um später einen guten Job zu erlangen.
Das hieß, wenn ich so lange überhaupt noch lebte...

"Okay", stimmte ich schließlich zu und gab Riddle das Buch.

"Wie wurde das Runen-Orakel durchgeführt?", wollte er amüsiert wissen. Mein Mund ging auf und zu.
"Das steht nicht im Buch", maulte ich. Riddle seufzte.

"Das kann aber trotzdem dran kommen. Also, sag' schon"

Ich zermatterte mir das Gehirn.
"Welches Land?", hakte ich nach.

ᴀᴍᴀɴᴛᴇꜱ ᴀᴍᴇɴᴛᴇꜱ [ᴛᴏᴍ ʀɪᴅᴅʟᴇ]Where stories live. Discover now