Kapitel 3

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Was war da gerade passiert?
Fassungslos stand ich im Vorraum des Theaters und ließ die ganze Situation noch einmal Revue passieren.
Ich konnte es kaum glauben. Das musste alles ein Traum gewesen sein. Einer, der so unrealistisch war, dass man es einfach nicht wahrhaben konnte.
Ich hatte Thomas Brodie-Sangster getroffen. Und mit ihm geredet. Und er hat mich angelächelt. Das kann nicht wirklich passiert sein. Es musste ein Traum gewesen sein. Wie in einem sehr schlechten Film. Konnte mich mal jemand kneifen, damit ich aus diesem Traum erwachte?
Er sah so gut aus. Und war so nett gewesen. Nein, halt... das stimmte nicht. Er hatte ziemlich fiese Dinge gesagt. Obwohl... eigentlich nur am Anfang. Danach war er schon irgendwie ganz nett.
Wahrscheinlich war er wirklich nur extrem gestresst. Bei solch einem Leben wäre ich es auch.
Was hatte er gesagt? Er wünschte sich manchmal, nicht berühmt zu sein? Klar, an seiner Stelle konnte es ab und zu schon passieren, dass einem alles zu Kopf steigt. Die ganzen Fans und Paparazzi... Schrecklich! Keine Privatsphäre. Kaum Freizeit. Definitiv nichts für mich. Aber trotzdem liebte er doch seinen Job, oder?
Ich war so mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich überhaupt nicht mitbekam, dass der Eingangsbereich mittlerweile menschenleer war. Ich sah mich leicht verzweifelt im Vorraum um.
Verdammt, wo musste ich denn jetzt hin? Ich wollte auf gar keinen Fall den Film verpassen.
Zum Glück kam in diesem Moment ein Kinomitarbeiter durch die Tür eines Kinosaals. Als er mich sah, kam er leicht irritiert direkt auf mich zu. „Verzeihung, suchen Sie etwas?"
„Ja, ich habe hier eine Karte für den Film 'Maze Runner Scorch Trials'. Allerdings war ich vorher noch einmal auf der Toilette, habe den Einlass verpasst und weiß jetzt nicht, wo ich hin muss." Ich setzte ein unschuldiges Lächeln auf und blickte den Mitarbeiter hilflos an. Dass das nur zum Teil der Wahrheit entsprach, musste er ja nicht wissen. Er sah mich weiterhin irritiert an, streckte mir seine Hand entgegen und ich reichte ihm meine Eintrittskarte.
„Dass Frauen immer so lange auf der Toilette brauchen... Sie müssen hier rein. Beeilen Sie sich. Der Film beginnt gleich." Er händigte mir die Karte wieder aus, wies dabei auf die Tür, aus der er vorher herausgekommen war und ich bedankte mich. Seine Worte über Frauen und ihre Zeit, die sie auf der Toilette verbrachten, überhörte ich einfach mal. Ich wollte ja nicht mit ihm darüber diskutieren, sondern den Film genießen.
Schnell schlüpfte ich durch die mir aufgehaltene Tür in den großen Kinosaal. Und da war es wieder: das laute Gemurmel der TMR-Fans. Wie hatte ich es vermisst (*hust* nicht!). Ich blicke noch rechtzeitig auf meine Platznummer und erblickte den letzten leeren Kinosessel, da ging auch schon das Licht langsam aus und der Vorhang vor der Leinwand wurde aufgezogen. Schnell lief ich zu meinem Platz und ließ mich erleichtert nieder; ich hatte nichts vom Film verpasst.
Glücklicherweise hatte ich einen Sitzplatz am Rand der Sitzreihe erwischt, sodass niemand extra für mich aufstehen musste und ich sogar noch meine Beine zur Seite ausstrecken konnte. Beinfreiheit im Kinosaal und zusätzlich kein Riese als Vordermann. Das nenne ich mal Glück. Hätte ich jetzt noch Popcorn gehabt, wäre es perfekt gewesen. Aber das Zusammentreffen mit Thomas hatte dafür keine Zeit gelassen. Wahrscheinlich hätte ich mich auch gar nicht aufs Essen konzentrieren können. Also eigentlich reine Geldverschwendung, denn Popcorn schmeckt meiner Meinung nach nur im Kino wirklich gut.
Mittlerweile war es im Saal ziemlich still geworden und alle starrten gebannt auf die Leinwand, auf der sich nun langsam der Titel des Films hervorhob.
Ich rutschte noch einmal in meinem Sitz hin und her, um eine bequeme Position zu finden und richtete dann meine volle Aufmerksamkeit auf das, was sich auf der Leinwand abspielte.
Der Film begann und fesselte mich sosehr, dass ich kaum mitbekam, wie zwei Mädchen auf den Plätzen neben mir bei jedem Erscheinen von Newt anfingen, wie kleine Schweinchen zu quieken und sich aufgeregt in ihren Sitzen hin und her wanden.
Die Zeit verging wie im Flug. Und ich schien nicht die Einzige zu sein, der es so vorkam. Als nach ca. 2 Stunden die Leinwand allmählich wieder schwarz wurde und die Lichter im Saal angingen, schauten sich viele Leute verwirrt um. Der Film war schon vorbei? Kaum zu glauben. Es war einfach phänomenal. Die Handlung, die Kulisse, die Musik, die Schauspieler natürlich... einfach alles. Und ich war eine der Ersten, die dieses Meisterwerk sehen durften.
Ich war so geflashed, dass mich das plötzliche Klatschen der Zuschauer für einen Moment total erschreckte. Allerdings fing ich mich schnell wieder und stieg mit in den tosenden Applaus ein, der immer weiter anschwoll.
Auf einmal begannen ein paar Reihen hinter mir einige Mädchen laut aufzuschreien. Ich drehte mich um und erkannte, dass die Hauptdarsteller zusammen mit dem Direktor Wes Ball aus dem hinteren Teil des Kinosaals sich ihren Weg vorbei an den Sitzreihen nach vorne zu einer kleinen Bühne vor der Leinwand bahnten. Schnell zog ich meine Beine aus dem Gang und setzte mich aufrecht hin, um sie besser sehen zu können. Alle lächelten im Vorbeigehen und winkten den Zuschauern zu. Ihre Namen wurden immer und immer wieder gerufen und Liebesbekundungen flogen durch den Saal. Zwischendurch kam der Trupp ins Stocken, da einige Fans aufgesprungen waren und sie belagerten. Die Bodyguards hatten große Mühe, ihre Schützlinge sicher zur Bühne zu geleiten. Und dann kam er. Thomas. Er sah noch genauso aus wie bei unserem Zusammentreffen vorhin. Nur dieses Mal strahlte er übers ganze Gesicht und hob seine Hand zum Gruß, als er an einigen Fans vorbeilief. Allerdings fiel mir auf, dass etwas nicht so recht stimmte. Sein Lächeln wirkte irgendwie nicht aufrichtig, irgendwie fake.
Ich hatte keine Chance, ihn eindringlicher zu betrachten, denn plötzlich lief er an mir vorbei und unsere Blicke kreuzten sich. Sein Lächeln verschwand für einen Augenblick. Er fixierte mich mit seinen wunderschönen Augen, aber ich konnte seinen Blick nicht deuten. Irgendetwas ging in ihm vor, aber ich wusste nicht was. Sein Blick... ich hätte schwören können, dass er so etwas wie Wärme ausstrahlte. Im selben Moment aber auch so ein Gefühl von Reue. Ich wusste es nicht. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl; eine Situation, die wahrscheinlich jeden verwirren würde.
So plötzlich wie sein Lachen verschwunden war, so plötzlich war es wieder da und er widmete sich den restlichen Kinobesucher.
Ich wollte ihm hinterher schauen, jedoch wurde mein Blickkontakt zu ihm jäh unterbrochen, als ich unsanft von der Seite angerempelt wurde. Die beiden Mädchen neben mir versuchten, irgendwie an mir vorbei zu kommen und schreckten scheinbar auch nicht vor Gewalt zurück. Eine der beiden lag mittlerweile halb auf meinem Schoß und versuchte mit einer Hand so gut es ging, mich aus dem Weg zu schieben. „Thomas, wir lieben dich! Komm bitte wieder her. Wir sind deine größten Fans!", schrie mir die Andere ins Ohr. Thomas hatte es scheinbar gehört, denn er drehte sich kurz um und blickte in unsere Richtung. Als er die Situation wahrnahm, drehte er sich schnell wieder um und ging weiter Richtung Bühne. Obwohl er sich nur kurz umgesehen hatte, hatte ich seinen leicht entsetzten Blick bemerkt. Wie das Ganze wohl ausgesehen haben musste. Zwei Mädels, die alles tun, um sich zu ihren Idolen vor zu drängeln, ohne Rücksicht auf Verluste und ich mittendrin, eingequetscht zwischen den Beiden und meinem Sitz mit einem dezent entsetzten Blick.
Auf einmal kam mir einer der Bodyguards zu Hilfe. Mit den Worten „Mr. Sangster hat jetzt leider keine Zeit für Kuscheleinheiten" drückte er die beiden Mädchen unsanft zurück in ihre Sitze und befreite mich. „Danke" war das Einzige was ich zu ihm sagen konnte. Ich musste erst einmal tief Luft holen. Die beiden hatten mir irgendwie die Luftzufuhr abgeschnitten. Zumindest fühlte es sich so an.
„Bist du okay?", fragte mich der Bodyguard. Ich streckte ihm meinen linken Daumen entgegen und holte noch einmal tief Luft. Man, ohne ihn wäre ich wahrscheinlich von den Mädchen zerquetscht worden. Ob es wohl Thomas' Bodyguard war? Ich hatte keine Ahnung. Auf jeden Fall war ich froh, dass er eingegriffen und mich von den Beiden befreit hat.
Die TMR-Stars waren nun so gut wie alle an der Bühne angekommen und nahmen auf den bereits in einer Reihe platzierten Stühle platz. Jedem wurde ein Mikrophone in die Hand gedrückt und auf der rechten Bühnenseite erschien wie aus dem Nichts ein ca. 40 Jahre alter Mann. Auch er hielt ein Mikrophone in der Hand. Das war dann wohl scheinbar der Moderator. Er schüttelte jedem seiner Gäste die Hand und nahm auf der von den Zuschauern aus linken Seite neben Wes Ball platz.
Während er leicht auf sein Mikro klopfte, um zu testen, ob es funktionierte, sah ich mich noch einmal in dem jetzt beleuchteten Kinosaal um. Überall wurden nun Schilder mit irgendwelchen Liebesbekundungen und Sprüchen von den Fans hochgehalten. Handys wurden gezückt und ein Meer aus Blitzlichtern erhob sich aus dem Publikum.
Es wurde geschrien und zwischendrin erblickte ich einige Mädchen, die vor Freude den Tränen sehr nah waren.
Ich drehte meinen Kopf noch einmal in die Richtung meiner Sitznachbarinnen. Scheinbar gehörten auch sie zu der Gruppe der sogenannten 'Hardcore-Fans' , denn auch sie hielten plötzlich riesige Plakate mit Bildern von Thomas und Liebesschwüren in die Luft. Mein Gott... Wie kann man nur so verrückt sein? Klar, ich bin auch ein Fan von ihm, aber man muss es doch nicht übertreiben, oder? Mehr als ein Autogramm und ein Foto ist doch eh nicht drin, wenn man mal das große Glück hat und ein Meet & Greet gewinnt. Ich habe zumindest noch nie etwas davon gehört, dass ein Star etwas mit einem Fan angefangen hat, geschweige denn dass daraus eine Beziehung entstanden wäre. Aber was wusste ich schon. Ich war halt auch nur ein unschuldiger Fan.
Endlich hatte der Moderator es geschafft, die Technik in Gang zu bekommen. Er bat um etwas mehr Ruhe und begrüßte seine Gäste und die Zuschauer. Die Fragerunde konnte also beginnen.
Die ersten Hände gingen nach oben, als der Moderator nach einer Frage des Publikums suchte. Jeder wollte seine Frage stellen und eine direkte Antwort seines Lieblings. Ich versuchte, nicht die ganze Zeit Thomas anzustarren, deshalb richtete ich meine gesamte Aufmerksamkeit so gut es ging auf die Leute, die die Fragen stellten. Die ersten Fragen gingen natürlich an die Hauptfigur Thomas, bzw. an seinen Darsteller Dylan O'Brien. Natürlich... wie konnte es ja auch anders sein. Aber auch Wes Ball und einige andere Schauspieler wurden ausgefragt. Zum Teil auch recht persönliche Fragen... Dass Fans immer so übertreiben müssen... Manche Sachen sollte man meiner Meinung nach einfach nicht fragen.
Die Fragerunde ging weiter und ich hörte gebannt zu, doch plötzlich hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich sah mich um. Alle um mich herum blickten auf die Bühne, trotzdem fühlte ich mich, als durchbohrten mich die Blicke von jemandem. Neben mir nahm ich ein aufgeregtes Keuchen wahr. Ich sah zu den beiden Mädchen, die sich die Hände vor ihre Münder hielten, um nicht laut loszuschreien. „Oh mein Gott, Ashley, sieh nur. Er schaut zu uns. Er starrt die ganze Zeit in unsere Richtung. Oh mein Gott, ich glaube, ich sterbe gleich. Ashley, oh mein Gott..." Das war das Einzige, was ich verstehen konnte. Verwundert, wen sie wohl meinten, drehte ich meinen Kopf nach vorne, blickte in dieselbe Richtung wie die beiden und schaute direkt in seine Augen...

Do you trust me? (Thomas Brodie-Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt