Kapitel 15

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Scheinbar nicht... Beim Näherkommen wurden ihre Stimmen immer lauter und Mrs. Jenkins hatte große Mühe, ihre Klasse einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Jeden, den sie sah, hakte sie auf einer Liste ab. Anscheinend war ich nicht die Letzte, denn sie blickte sich weiterhin suchend in dem Vorraum um.
Ich sah Rachel auf mich zukommen. Als sie vor mir stand, fragte sie gespannt: „Und wie war es? Hast du Einiges geschafft? Ich war leider nicht super erfolgreich. Ich glaube, in diesem Museum gibt es nicht eine einzige vernünftige Antwort für die ganzen Aufgaben..."
„Na ja, geht so. Ich konnte ein paar Infos finden, aber ich bin nicht fertig geworden, da ich zuerst im falschen Teil des Museums gesucht und dadurch ein wenig Zeit verplempert habe...", antwortete ich. Dass das nur eine billige Ausrede war, die ich mir auf dem Weg ausgedacht hatte, musste sie nicht unbedingt wissen und auch mein Zusammentreffen mit Thomas behielt ich fürs Erste für mich. Sie zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Na macht nichts. Immerhin haben wir überhaupt was. Ich bin mal gespannt, was unsere anderen Gruppenmitglieder gefunden haben. Dabei fällt mir ein: Weißt du eigentlich, wer noch alles in unserer Gruppe ist?"
Ich schüttelte verneinend den Kopf. Bevor Rachel darauf etwas erwidern konnte, meldete sich Mrs. Jenkins zu Wort: „So ihr Lieben, wir wären dann jetzt auch vollzählig. Ich hoffe, ihr konntet alle eure Aufgaben, so gut es ging, bearbeiten. Wir werden uns jetzt auf den Weg zurück zur Schule machen und dann da noch ein bisschen in den Gruppen arbeiten. Packt alles ein und dann Abmarsch..." Damit schritt sie zum Ausgang und unsere Gruppe machte sich langsam auf den Rückweg. Dieses Mal ließen mich meine Mitschüler in Ruhe, da Rachel ihnen klargemacht hatte, dass sie in den nächsten Tagen noch genug Zeit hätten, mich näher kennenzulernen. Dafür war ich ihr sehr dankbar, da ich so ein paar Minuten einfach nur meinen Gedanken nachhängen konnte.
In der Schule angekommen, begann dann das große Tischerücken und Durcheinander-Gerede, weil Mrs. Jenkins unterwegs schon angekündigt hatte, dass wir uns nun in unseren Gruppen zusammenfinden und unsere Ergebnisse untereinander austauschen sollten. Zum Glück war das größte Chaos schnell beseitigt und die Tische waren nach wenigen Minuten in Grüppchen zusammengestellt. Nach und nach fanden sich alle in ihren Gruppen zusammen und auch Rachel und ich waren jetzt nicht mehr nur ein Zweierteam. Neben einem weiteren Mädchen mit kurzen blonden Haaren, die sich als Emily vorstellte, waren noch Max und Austin in unserer Gruppe. Die zwei Jungs machten einen netten Eindruck, auch wenn Max, der ein wenig pummelig war und sich für seine Zahnspange ziemlich schämte, sodass er den Kopf immer so nach unten hielt, dass wir ihm kaum ins Gesicht gucken konnten, am Anfang kaum ein Wort herausbrachte. So wie es aussah, war er sehr schüchtern und konnte wohl mit der Anwesenheit von so vielen Mädchen in der Runde nicht all zu viel anfangen. Austin hingegen war sehr offen und gesprächig. Mit seiner braungebrannten Haut und den schwarzen Locken erinnerte mich irgendwie ein wenig an Tim „Tarzan" von TKKG, die ich als kleines Kind immer gehört hatte. Auf den Covers der CD's und Kassetten war die Figur immer so dargestellt und hatte daher große Ähnlichkeit mit meinem neuen Mitschüler. Allerdings erwähnte ich diese Ähnlichkeit ihm gegenüber lieber nicht.
Nach dem ersten kurzen Kennenlernen machten wir uns schließlich an die Aufgaben. Zwar waren auch die Anderen nicht komplett fertig geworden, aber den Gesprächen der anderen Gruppen nach zu urteilen, war unsere Gruppe wohl am weitesten gekommen. Wir beschlossen, alle Ergebnisse auf einem extra Blatt zusammenzutragen und dann erst einmal mit Farben zu sortieren, da wir alles am Ende der Woche vor der gesamten Klasse präsentieren sollten und uns so einen groben Überblick verschaffen wollten. Emily hatte die schönste Schrift von uns allen, sodass schnell klar war, wer für die schriftliche Darstellung auf dem Plakat, das wir für unsere Präsentation nutzen wollten, zuständig war. Mrs. Jenkins bot uns allen an, dass wir verschiedene Medien für die Darstellung nutzen konnten. Neben uns, entschied sich noch eine weitere Gruppe für ein Plakat, die anderen wollten lieber digitale Medien nutzen und eine Gruppe gab an, etwas vorzuspielen. Wie das dann wohl aussehen würde? Ich war definitiv gespannt.
Scheinbar waren wir so vertieft in unsere Aufgaben, dass wir kaum mitbekamen, wie es zum Ende der Stunde klingelte. Nach und nach wurden die Tische wieder an ihre ursprünglichen Plätze geräumt und wir setzten uns, um noch die letzten Anweisungen von unserer Lehrerin zu erhalten.
„Okay, das wäre es dann fürs Erste für heute. Was ich bisher gesehen habe, sieht schon sehr gut aus. Die Gruppen, die noch nicht so weit sind, müssen sich allerdings ran halten, damit ihr auch bis zum Ende der Woche fertig werdet. Es wäre also durchaus sinnvoll, zuhause an den Aufgaben weiterzuarbeiten. Dafür könnt ihr natürlich dann auch das Internet für eure Recherchen verwenden. So und bevor ich es vergesse: Ich habe vorhin noch eine Nachricht von eurem Mathelehrer Mr. Monroe bekommen. Er hofft, dass ihr alle schöne Ferien hattet und zuhause fleißig geübt habt. Er wäre heute zu gerne gekommen, um weiter im Stoff voranzukommen, doch er hängt immer noch in Norwegen am Flughafen fest und schafft es daher nicht, in der nächsten Stunde hier zu sein..." Mrs. Jenkins Ansage wurde plötzlich von lautem Jubel unterbrochen und einige Schüler sprangen sogar von ihren Stühlen auf und klatschten in die Hände. Unsere Englischlehrerin hatte alle Mühe, die Meute wieder zu beruhigen, bevor sie weitersprechen konnte: „Ja, ich weiß, dass ihr euch sehr darüber freut, da Mathe nicht von jedem das Lieblingsfach ist, aber bitte hört auf, so zu übertreiben. Wie ihr schon richtig erkannt habt, fallen dadurch die nächsten zwei Stunden aus und ihr habt früher Schluss, aber freut euch jetzt nicht zu früh. Mr. Monroe hat nämlich noch ein paar Aufgaben für euch, damit er morgen nicht zu viel nachholen muss. Also, ihr sollt in euren Bücher auf den Seiten 215-217 die Aufgaben 1-4, 6-8, 10a und b und Aufgabe 11 bearbeiten. Ich..." Sofort wurde sie von Austin unterbrochen: „Was? Das kann er doch nicht machen. Das ist doch viel zu viel!! Wie sollen wir das denn schaffen?" Allgemeine Zustimmung machte sich im Raum breit und Mrs. Jenkins benötigte wieder ein Minute, um für Ruhe zu sorgen. Dann fuhr sie fort: „Ich weiß, das klingt jetzt viel, aber laut Mr. Monroe sind das genau die Aufgaben, die ihr sonst normal im Unterricht bearbeitet und als Hausaufgaben bekommen hättet, wenn er heute hier gewesen wäre. Außerdem habt ihr auch jetzt schon Schluss, wodurch ihr die Zeit zuhause gut nutzen könnt. Und damit basta. Jetzt packt eure Sachen und hört auf, euch zu beschweren. Ihr schafft das schon. Wir sehen uns dann am Mittwoch wieder. Denkt auch an eure Englischaufgaben. Und jetzt raus mit euch. Tschüss." Damit beendete sie jetzt wirklich den Unterricht. Zwar waren vereinzelt immer noch widersprechende Worte zu hören, aber sie ging nicht weiter darauf ein und verabschiedete sich mit einem kurzen Winken aus dem Raum.
Schnell drehte ich mich zu Rachel um: „Kann ich mir eventuell die Aufgaben abfotografieren? Ich bekomme meine Bücher erst im Laufe der Woche und kann sonst die Hausaufgaben nicht machen."
„Klar, hier", sie reichte mir ihr Buch, dass sie unter dem Tisch aus ihrem Fach herauszog. Während ich die Seiten abfotografierte, ergänzte sie jedoch: „Du musst dir jetzt aber keinen Kopf wegen den Aufgaben machen. Mr. Monroe gibt uns andauernd Hausaufgaben auf und über die Hälfte der Klasse macht sie so gut wie nie. Er ist mega nett, aber seine Aufgaben sind manchmal echt zum Heulen. Wenn du also keine Lust darauf hast, wird es wahrscheinlich gar nicht so schlimm sein, wenn du sie nicht machst, zumal du die Ausrede hast, dass dir noch die ganzen Bücher fehlen."
„Ja, trotzdem werde ich es einfach mal versuchen. Wenn die Aufgaben doch zu schwer sein sollten, habe ich es wenigstens probiert." Ich gab ihr das Buch wieder und sie steckte es in ihre Tasche. Was hatten die denn alle gegen Mathe? In Berlin war das eines meiner Lieblingsfächer und ich war auch immer unter den besten, ohne jetzt angeben zu wollen. Außerdem wollte ich wissen, wie weit sie schon waren und was das Thema war. Logan hatte scheinbar mitbekommen, dass ich wirklich vorhatte, die Aufgaben zu machen, denn auf dem Weg zum Ausgang lief er auf einmal neben mir und räusperte sich: „Also wenn du Hilfe bei den Aufgaben brauchst... Ich bin ziemlich gut in Kurvendiskussion." Dabei zwinkerte er mir wieder so komisch zu. Irgendwie war mir die Situation ziemlich unangenehm, was Rachel, die ebenfalls neben mir lief, auch bemerkte. Schnell hakte sie sich bei mir unter und zog mich in die andere Richtung, während sie ihm noch etwas im Weggehen zurief: „Spar es dir Logan. Sie wird nicht auf dich hereinfallen. Lass sie also mit deinen dummen Sprüchen einfach in Ruhe." Ich wette, er sah sehr beleidigt aus und zeigte ihr womöglich sogar den Mittelfinger, aber ich war froh, dass er mich jetzt fürs Erste nicht weiter anmachte und in die andere Richtung davonlief. Erleichtert flüsterte ich ihr ein „Danke" zu und wir liefen zur nächsten Straßenkreuzung, wo sich unsere Wege dann trennten. Bevor Rachel sich verabschiedete, tauschten wir noch schnell unsere Nummern aus, da wir vorher ausgemacht hatten, eine Chatgruppe für unsere Präsentation zu erstellen. Dann lief sie auch schon über die Ampel, während ich mich auf den Weg zum Bus machte. Im Weggehen ließ ich den Blick noch einmal über das Schulgelände schweifen, da ich mich komischerweise irgendwie beobachtete fühlte. Auf dem Parkplatz sah ich gerade noch, wie mir diese Ashley einen undefinierbaren Blick zuwarf, bevor sie in ihren Wagen stieg und losfuhr. Vielleicht hatte ich mich auch getäuscht und der Blick galt gar nicht mir. Aber irgendwie war ich mir da nicht ganz so sicher. Möglicherweise hatte sie mich doch von der Filmpremiere wiedererkannt... Ich wusste es nicht. Im Grunde wäre auch gar nichts dabei, wenn es wirklich so wäre, denn von dem Zusammentreffen und der Unterhaltung mit Thomas konnte sie ja sowieso nichts wissen. Oder doch? Ach, Quatsch Mila, wie sollte sie das denn mitbekommen haben? Sie war ja nie in der Nähe und konnte uns auch gar nicht gesehen haben. Zumindest hoffte ich das, denn ich hatte nicht vergessen, wie crazy sie sich bei der Premiere seinetwegen aufgeführt hatte.
Mit diesem Gedanken machte ich mich schlussendlich auch auf den Heimweg. Während der Busfahrt hing ich den verschiedensten Gedanken nach. Nicht zuletzt kamen sie immer wieder bei Thomas und unserem erneuten zufälligen Zusammentreffen an. Er hatte wieder hinreißend ausgesehen und abgesehen von einigen Sätzen war das Gespräch im Nachhinein auch ziemlich angenehm gewesen. Klar, immer noch ein wenig verkrampft, aber trotzdem nicht so schlimm wie bei den anderen Malen. Die anderen Male... Kaum zu glauben, dass wir uns jetzt schon dreimal begegnet waren. Dabei war London jetzt kein Dorf mit nur 500 Einwohnern, die man jeden Tag mehrmals antraf. Oh man, wo sollte das bloß hinführen, wenn es überhaupt irgendwo hinführte? Wahrscheinlich würde er mir wieder nicht schreiben und einfach hoffen, dass wir uns nicht mehr begegnen würden. Warum fing ich immer an, mir irgendwelche Hoffnungen auf irgendetwas zu machen, das eh nie passieren würde? Im Grunde verletzte ich mich doch nur selbst damit und war dann selber daran Schuld, wenn ich wegen irgendwelchen Fantasien, die niemals Realität werden würden, wieder traurig abends im Bett lag. Mensch Mila, du solltest wirklich damit aufhören, dir immer irgendetwas zusammenzuspinnen und dann den Kopf darüber zu zerbrechen. Es wäre sehr viel vernünftiger im Hier und Jetzt zu leben. Und im Hier und Jetzt musste ich auch aussteigen, da ich sonst zu weit gefahren wäre. Die letzten Meter nach Hause versuchte ich, an nichts mehr zu denken.
Zu Hause angekommen, wollte ich meine Grandma begrüßen, fand jedoch nur einen Zettel mit der Notiz, dass sie wieder bei Mrs. Silverstone zum Kaffeetrinken war.
Also beschloss ich, mich gleich an die Hausaufgaben zu setzen, damit ich schnell damit fertig war. Es war erst 14 Uhr, demnach hatte ich noch 6 Stunden, bevor ich mich mit Jona zum Skypen verabredet hatte. Seit meinem Umzug hatten wir kaum noch Zeit für einander, da auch er in dieser Zeit umgezogen war. Zwar nur in eine andere Straße in Berlin, aber trotzdem waren wir beide nicht dazu gekommen, uns einmal wirklich bei dem Anderen zu melden und zu quatschen.
Aus der Küche holte ich mir noch die restlichen Nudeln mit Pesto, die vom gestrigen Abendessen übrig geblieben waren und zog mir in meinem Zimmer meine Klamotten aus, um in eine bequemere Jogginghose und ein XXL Shirt zu schlüpfen. Während ich aß, las ich mir den Chat durch, in dem neben Jona und mir auch einige alte Klassenkameraden und Freunde aus meiner alten Schule waren. Sie alle waren immer sehr aktiv, wodurch ich nicht wirklich etwas verpasste, was in Berlin so abging. Ich vermisste sie und ein wenig trübte es auch meine Laune, zu lesen, was sie heute wieder alles im Unterricht erlebt hatten. Zu gerne wäre ich dabei gewesen, als Lea mit Hr. Schuster zusammengestoßen war, wodurch alle seine korrigierten Hausaufgabenblätter durcheinander flogen und sie ihm beim Sortieren helfen musste. Oder als Jakob, der sonst nie etwas wusste und sich immer wie der Klassenclown benahm, plötzlich in Geschichte die richtige Antwort wusste, was Hr. Mewis so sehr aus der Fassung brachte, dass er 5 Minuten überlegen musste, was er eigentlich danach fragen wollte.
Beim Lesen der ganzen Nachrichten musste ich durchgehend schmunzeln. Sie machte es mir alle nicht gerade einfach, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen und in der neuen Schule neue Freunde zu finden. Apropos neue Schule: Zwischendurch bekam ich auch eine Nachricht von Rachel, die mich mittlerweile in die Chatgruppe für das Englischprojekt hinzugefügt hatte. Sie schrieb, dass sie mich ziemlich nett fand und froh war, dass jemand Normales in ihre Klasse gekommen war und nicht wieder so ein Spinner wie Logan, den ich im Übrigen wirklich besser ignorieren sollte. Er würde schon von alleine merken, wenn man nichts von ihm wolle. Könnte allerdings einige Zeit dauern und scheinbar war er dabei auch ziemlich hartnäckig. Ich bedankte mich für ihre Tipps und auch dafür, dass sie heute so nett und hilfsbereit zu mir war.
Wir schrieben noch ein paar Minuten, dann schalte ich mein Handy auf lautlos und schmiss es aufs Bett. Nachdem ich aufgegessen hatte, räumte ich schnell das Geschirr in der Küche in die Spülmaschine, genehmigte mir noch ein Glas Orangensaft und setzte mich dann an die Hausaufgaben.
Die Zeit verging schneller als gedacht und auch die Aufgaben waren viel leichter als erwartet. In Mathe war ich nach gut einer Stunde komplett mit allen Aufgaben fertig, da wir das Thema in meiner alten Schule bereits hatten und es mir da schon ziemlich leicht gefallen war. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich mit ausgiebigen Recherchen zu unserem Englischprojekt über Medien und Kommunikation in der Gesellschaft, beziehungsweise welche berühmten Persönlichkeiten dabei eine große Rolle spielten und warum.
Gegen 17 Uhr war ich soweit mit allem fertig, sodass ich meiner Grandma, die in der Zwischenzeit von ihrem Kaffeeklatsch zurückgekehrt war, in der Küche bei den Vorbereitungen fürs Abendessen helfen konnte. Es sollte Ofengemüse mit Hähnchen und einem kleinen Salat geben. Zudem hatte sich meine Mutter für heute wieder angekündigt, da ein Geschäftsessen bei ihr kurzfristig abgesagt wurde und da ich nicht alles doppelt erzählen wollte, wartete ich mit meinem Bericht über meinen ersten Schultag bis zum Essen.
Stattdessen drehten wir in der Küche das Radio laut und meine Grandma und ich sangen so gut es ging, die verschiedensten Lieder mit. Das hieß, ich sang die Songtexte, sofern ich sie einigermaßen beherrschte, und sie summte die Melodien. Wir hatten mega viel Spaß und als meine Mutter später dazukam, sang sogar sie, wenn auch etwas verhalten, zwei Lieder mit.
Beim Essen berichtete ich dann von meinem Tag, wobei ich Thomas mit keiner Silbe erwähnte und es auch so gut überspielte, dass selbst Grandma nichts mitbekam. Meine Mutter schilderte dann ihre Erlebnisse des Tages und ärgerte sich über eine neue Kollegin, die ihrer Meinung nach nicht kompetent genug für den Job war. Zwar hingen mir ihre ewigen Nörgeleien an anderen Mitarbeitern mittlerweile schon ein wenig zum Hals heraus, aber heute war ich froh darüber, da die Aufmerksamkeit damit bei ihr und nicht bei mir lag.
Gegen 19 Uhr verabschiedete sie sich dann auch schon wieder mit der Begründung, sie müsse morgen wieder früh raus, gab mir und Grandma noch einen Kuss auf die Wange und war dann auch schon wieder verschwunden. Schwer beschäftigte Frau konnte ich dazu nur sagen. Ich half meiner Grandma noch beim Aufräumen und verzog mich dann auch wieder in mein Zimmer. Dort angekommen, ließ ich die anderen aus der Projektgruppe noch wissen, was ich noch alles an Informationen zu unserem Thema herausgefunden hatte und beriet mich noch kurz mit ihnen darüber, wie wir die Woche über weiter vorgehen wollten.
Und dann war es auch schon an der Zeit, mit Jona zu skypen. Ich hatte ihn richtig vermisst. Wir hatten uns so viel zu erzählen. In den letzten Wochen hatte er scheinbar ein neues Mädchen aus seiner neuen Nachbarschaft kennengelernt, mit der er sich nun häufiger traf. Ich konnte es ihm deutlich ansehen: Mein kleiner Jona war seit langem einmal wieder richtig verliebt und seinen Angaben nach schien sie auch ziemlich nett zu sein. Richtig schön. Ich freute mich ehrlich für ihn und als er fragte, was es bei mir so Neues gab, berichtete ich ihm von der ganzen Sache mit Thomas und den Leuten in meiner neuen Klasse. Er hörte geduldig zu und musste zwischendurch auch ziemlich lachen. „Da hast du ja mit diesem Logan schon deinen ersten Verehrer. Man Milou, nicht mal der erste Tag richtig vorbei und dann schon sowas. Pass bloß auf, dass dir in der nächsten Woche nicht deine halbe Klasse verfallen ist", scherzte er. Milou war der Spitzname, den er mir vor Jahren gegeben hatte, da mich die Katze seiner Tante immer ansprang und kuscheln wollte, wenn ich bei ihr zu Besuch war. Und diese Katze hieß ebenfalls Milou, was auch irgendwie zu Mila passte, wie wir beiden fanden.
Bei der Geschichte mit Thomas runzelte er allerdings heftig die Stirn. „Dir ist schon bewusst, dass das nicht gut gehen wird, oder? Was du so erzählst... Er wird dir bestimmt das Herz brechen."
„Ich weiß, dass ich mir keine Hoffnungen machen sollte. Tue ich auch eigentlich gar nicht, aber..."
„Aber du magst ihn trotzdem, stimmt's?" Er kannte mich einfach zu gut. Verlegen sah ich auf meine Fingernägel.
„Ach, Milou... Versprich mir, dass du auf dich aufpasst und dich meldest, wenn irgendwas ist, ja? Und wenn du dich doch irgendwie auf den Typen einlässt und er dich verletzt, komme ich persönlich nach London und mache ihn fertig, egal wie muskulös sein Bodyguard ist!"
Ich musste lachen. „Na das würde ich zu gerne sehen, wie du dich mit Ivan anlegst. Aber ja, versprochen, ich passe auf mich auf."
„Gut, ich muss dann jetzt auch leider Schluss machen. Ich soll meinem Vater noch bei irgendeinem Problem mit seinem PC helfen und das kann natürlich nicht bis morgen warten. Und Lukas und Marlon haben natürlich auch keine Ahnung davon. Tolle Brüder. Ich soll dich übrigens schön von meinen Eltern und allen anderen grüßen. Du fehlst ihnen... fast genauso sehr wie mir." Er schob seine Unterlippe vor und wischte sich eine imaginäre Träne aus den Augen. Wieder musste ich lachen.
„Danke, du Heulsuse. Schöne Grüße zurück, auch von meiner Grandma und wahrscheinlich auch von meiner Mutter. Dann hilf mal deinem Vater und sei ein Vorbild für deine Brüder."
„Ich gebe mein Bestes. Danke, richte ich aus. Dann mach's gut und wir hören uns die Tage wieder."
„Ja, bis die Tage. Ciao, Jona."
„Ciao, Milou." Dann war das Gespräch beendet. Ich klappte meinen Laptop zu und warf mich aufs Bett. Es hatte echt gut getan, einmal wieder mit Jona zu quatschen. Er war halt mein bester Freund und kannte mich am besten. Ich vermisste ihn schrecklich.
Bevor ich mir seine Worte bezüglich Thomas noch einmal durch den Kopf gehen lassen konnte, bemerkte ich, dass ich auf meinem Handy lag. Ich zog es unter meinem Rücken hervor und registrierte, dass ich in der Zwischenzeit einige Nachrichten bekommen hatte. Unter anderem welche aus meinem alten Klassenchat und auch aus der neuen Projektgruppe. Doch was war das? Da hatte mir jemand geschrieben, dessen Nummer ich nicht kannte und auch nicht eingespeichert hatte. Wenn das jetzt Logan war... Hoffentlich hatte er nicht irgendwie meine Nummer herausbekommen. Da hatte ich jetzt wirklich keine Lust drauf. Ich öffnete den Chat und lass die Nachricht, doch derjenige, der mir da geschrieben hatte, war nicht Logan...

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Hallo ihr Lieben, 

ich hoffe es geht euch gut. Das ist jetzt das letzte Kapitel, das ich schon vorgeschrieben hatte. Das heißt, dass ich ab jetzt nicht mehr planen kann, wann es ein neues Kapitel geben wird und es daher zu unregelmäßigen Uploads kommen wird. Aber es sei euch versichert, dass auf jeden Fall noch weitere Teile folgen werden. 

Bleibt gesund, genießt so gut es geht das Wochenende und bis bald.

LG sangstergangster98

Do you trust me? (Thomas Brodie-Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt