Kapitel 13

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Und ob das wahr war. Vor mir stiegen zwei Mädels aus dem viel zu teurem Auto und setzten sich dabei mächtig in Szene. Eine davon kannte ich von der Filmpremiere. Das musste diese Ashley sein. Das andere Mädchen sah ihr sehr ähnlich und war etwa einen halben Kopf kleiner als sie. Vermutlich war das ihre Schwester. Vom Haupteingang der Schule sprang eine große Blondine auf die beiden Mädchen zu und begrüßte die ältere mit Küsschen rechts, Küsschen links, bevor sie anfing, wie ein Wasserfall von ihrem Wochenende zu berichten. Irgendwie erinnerte sie mich an dieses andere Mädchen von der Premiere. Sarah oder wie auch immer sie hieß. Das musste ich mir jetzt wirklich nicht geben. Mit einem letzten kurzen Blick auf die beiden wand ich mich wieder Richtung Haupteingang und schritt zaghaft auf das große Schultor zu. Warum mussten die ersten Personen, die ich an der neuen Schule zu Gesicht bekam, gleich die zwei Schreckschrauben von der Filmpremiere sein? Hoffentlich war ich nicht in derselben Klasse wie die beiden. Das fing ja super an...
Missmutig machte ich mich auf den Weg zum Sekretariat, wo ich mich zuerst melden und die letzten Unterlagen abgeben sollte. Während ich vorbei an ein paar Schülern einige Flure entlang lief, dachte ich an meine alte Schule. Wie ich sie vermisste. Das moderne Gebäude hatte vielleicht nicht ganz so viel Charme wie dieses alte Backsteinhaus, das durch viele Holzapplikationen irgendwie Gemütlichkeit ausstrahlte, obwohl es sich immer noch um eine Schule handelte. Aber trotzdem wollte ich sofort umkehren und zu meiner alten Schule zurück. Da waren meine ganzen Freunde und viele nette Lehrer, die es hier sehr wahrscheinlich nicht geben würde. Bestimmt waren die hier alle ziemlich streng und man hatte aller Wahrscheinlichkeit nach haufenweise Regeln zu beachten, die zum Teil einfach nur mega sinnlos waren. Bei der ganzen Umgebung konnte ich mir das richtig gut vorstellen. Die Lehrer trugen bestimmt alle einen Anzug mit Krawatte und die Lehrerinnen hatten alle ein Kostüm an und trugen ihre Haare in einem strengen Zopf zurückgekämmt. Ein Wunder, dass wir keine Uniform anziehen mussten. Die wurden bestimmt abgeschafft, damit man nicht sofort sah, wie es den Schülern hier erging. Immer schön Zucht und Ordnung vertreten, aber bloß nicht durch zu viel offensichtliche Strenge auffallen. Oh man, wo war ich hier nur hingeraten? Ich wollte nur noch weg. Komm schon Mila, beruhige dich. Sich jetzt aufzuregen würde auch nichts bringen.
In meinen trüben Gedanken gefangen, verpasste ich fast die Abbiegung zum Sekretariat. Im letzten Moment erblickte ich noch das hinweisende Schild und stand schließlich vor der Tür. Ich atmete noch einmal tief durch, dann klopfte ich zögerlich an. Zu meiner Überraschung wurde ich nicht von einer unheimlich dreinblickenden Gouvernante empfangen, sondern von einer jungen Frau, die mich freundlich anlächelte, als sie mich hereinbat. Sie trug ein buntes Sommerkleid, das nur durch ihre Strumpfhose und eine kurze weiße Strickjacke durchschauen ließ, dass es noch immer recht frisch in London war. Irgendwie hätte ich ihr nie angesehen, dass sie in solch einer Umgebung arbeiten würde, wenn ich ihr so auf der Straße begegnet wäre. Ihre schulterlangen schokoladenbraunen Haare waren zu seichten Wellen frisiert und umrahmten ihr junges Gesicht. Ziemlich sympathisch, musste ich gestehen. Aber wer wusste schon, was hier hinter verschlossenen Türen so alles abgehen konnte. Also lieber nicht zu früh zu unvorsichtig werden. Mein Gott, Mila, reiß dich zusammen. Bis jetzt war doch noch gar nichts passiert. Außer, dass mich diese Ashley beinahe über den Haufen gefahren hatte.
„Du musst unsere neue Schülerin sein. Mila Asher, richtig? Guten Morgen, ich bin Miss Binster, zuständig für das gesamte Sekretariat. Da hinter den zwei großen Schreibtischen sitzen sonst noch Mrs. Hunter und Mrs. Jefferson, allerdings ist Mrs. Jefferson noch bis Ende Mai im Mutterschaftsurlaub. Sie wirst du also erst später kennenlernen. Apropos später kennenlernen. Unser Schulleiter Mr. Feldsted lässt sich entschuldigen. Er hat noch einen dringenden Termin. Er hätte dich gerne persönlich willkommen geheißen, aber er wird dich dann einfach im Laufe der Woche noch einmal zu sich bitten. Hast du die restlichen Unterlagen dabei? Dann können wir die gleich abheften und deinem Start an der Schule steht nichts mehr im Weg." Etwas perplex von dem plötzlichen Redeschwall von Miss Binster stand ich kurz regungslos mitten in dem großen Büro und wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Die Sekretärin stand weiterhin freundlich lächelnd vor mir und streckte auffordernd ihre Hand aus. Ach ja, die Papiere. Schnell versuchte ich, meine Sprache wiederzufinden und antwortete ihr so höflich es ging: „Äh... ja genau, ich bin Mila. Guten Morgen. Ja, die Unterlagen habe ich dabei. Hier, bitteschön." Ich reichte ihr eine Mappe mit einigen Zetteln und schaute zu, wie sie sie mit einem kurzen Blick auf die Papiere auf dem Absatz kehrt machte und hinter ihrem eigenen Schreibtisch platz nahm. Dort tippte sie etwas in ihren Computer ein, zog dann einen Ordner aus einem Aktenschrank und sortierte alles an seinen rechtmäßigen Platz. Danach richtete sich ihr Blick wieder auf mich. Ich versuchte, ihr nettes Lächeln zu erwidern, allerdings wollte es mir nicht recht gelingen, was ihr auch sofort auffiel. „Keine Sorge, du brauchst nicht nervös zu sein. Der erste Tag ist immer etwas aufregend, aber dich wird schon keiner beißen. Du wirst sehen, in ein paar Tagen hast du dich an alles gewöhnt, kennst dann alle Abläufe und wirst dich hier auch bestimmt sehr wohl fühlen. Die Lehrer sind auch alle super nett und die Schüler natürlich auch. Na, ja die meisten auf alle Fälle. Wie in jeder Schule gibt es schon so ein, zwei Chaoten, aber im Grunde sind alle sehr lieb. Also dann, hast du noch irgendwelche Fragen, bevor es richtig losgeht?" Wie schon zuvor fehlte mir, von den vielen Worten ein wenig überrascht, die Sprache. Dieses Mal fand ich sie allerdings schneller wieder und brachte sogar eine halbwegs vernünftige Antwort heraus: „ Ja, mal schauen. Ähm... an sich hätte ich fürs Erste keine weiteren Fragen... Nur wüsste ich gerne, wo genau ich jetzt hin muss. Ich...." Sofort unterbrach sie mich mitten im Satz: „Ah ja natürlich. Du weißt ja noch überhaupt nicht, wo dein neues Klassenzimmer ist. Wie gut, dass Rachel gerade hier ist. Rachel kommst du mal bitte her, wenn du fertig bist? Das ist Mila. Sie ist neu und wird ab heute in eure Klasse gehen. Sei doch bitte so nett und zeig ihr, wo sie hin muss, ja? Das wäre super nett von dir." Man merkte sofort, dass Miss Binster noch ziemlich jung sein musste. Wie sie mit den Schülern sprach... das hätte meine alte Sekretärin nie gemacht. Sie hatte immer eine sehr autoritäre Ausdrucksweise, wobei sie dabei aber nie respektlos mit einem sprach. Tja, jeder ist verschieden und hat seine ganz eigene Art, mit anderen Menschen umzugehen und seinen Job auszuüben.
Durch die ganze Situation und die Aufregung hatte ich gar nicht mitbekommen, wie ein weiteres Mädchen das Sekretariat betreten hatte und mit der anderen Sekretärin über ein Formular diskutierte. Sie hatte ähnlich braune Haare wie Miss Binster, trug diese aber in einem lockeren Dutt nach oben gesteckt. Ihr schwarzes T-Shirt steckte in einer schwarzen Highwaisted Jeans, die sie an ihren Knöcheln hochgekrempelt hatte, sodass ihr weißen Sneaker gut zur Geltung kamen.
Jetzt drehte sie sich in unsere Richtung und musterte mich einmal von Kopf bis Fuß. Dann verzog sie den Mund zu einem freudigen Lächeln und kam auf mich zu. Als sie so vor mir stand, fiel mir auf, dass sie genauso groß war wie ich. Endlich mal jemand, der nicht drei Köpfe größer war. „Klar, kann ich gerne machen Miss Binster. Hi, ich bin Rachel." Sie streckte mir freundlich ihre Hand entgegen. Dann zog sie mich auch schon hinter ihr her aus dem Sekretariat. Ich bekam gerade noch mit, wie mir Miss Binster einen „schönen ersten Schultag" wünschte, bevor die Bürotür ins Schloss fiel.
Auf dem Weg ins Klassenzimmer versuchte Rachel, mich in ein Gespräch zu verwickeln und etwas über mich in Erfahrung zu bringen.
„ Du bist also unsere neue Mitschülerin. Kommst du aus London oder bist du von woanders hergezogen?"
„ Ursprünglich bin ich aus London, aber meine Eltern sind kurz nach der Geburt mit mir nach Deutschland gezogen und ich habe eigentlich mein ganzes Leben in Berlin verbracht. Seit knapp einem Monat bin ich wieder hier."
„ Darf ich fragen, wieso?"
„ Meine Eltern haben sich scheiden lassen und meine Mutter ist dann, zum Teil auch aus beruflichen Gründen, mit mir wieder zurückgekommen."
„ Ah ok, verstehe. Ich bin auch ein Scheidungskind. Irgendwann gewöhnt man sich an die neue Situation und es ist dann auch gar nicht mehr so schlimm. Mittlerweile verstehen sich meine Eltern auch wieder halbwegs gut, sodass es bei Familienfeiern keine Konflikte mehr gibt."
„ Du Glückspilz. Bis das bei mir vielleicht einmal so weit ist, werden wahrscheinlich Jahrzehnte vergehen..."
Das Mädchen blickte mich von der Seite an, als wir für einen kurzen Moment schweigend nebeneinander herliefen. Dann ergriff sie wieder das Wort: „ So, da wären wir. Da vorne ist unser Klassenzimmer. Ich denke, es wird dir bei uns gefallen. Klar gibt es auch einige Idioten, aber wo gibt es die nicht. Der Großteil ist wirklich voll in Ordnung. Wenn du magst, kannst du diese Woche neben mir sitzen. Collins ist leider noch krank und kommt erst nächste Woche wieder. Du wirst sie mögen. Sie ist eine meiner besten Freundinnen und ziemlich abgedreht, aber lieb und eine wahre Freundin. Und Mrs. Jenkins ist auch super entspannt. Sie unterrichtet Englisch und Musik und wird uns heute auf dem Ausflug begleiten. Komm mit, ich stell dich ihr kurz vor." Moment, Ausflug? Heute? Warum wusste ich davon nichts? Hatte mir das jemand gesagt und ich hatte es einfach vergessen? Nein, so eine wichtige Information wäre mir nicht einfach so entfallen. Bevor ich Rachel darauf ansprechen konnte, hatte sie mich schon in den Raum voller quatschender Schüler geschoben und unterhielt sich kurz mit einer rothaarigen Frau, die vor der Tafel stand und Blätter sortierte. Sie war vielleicht nicht mehr ganz so jung wie Miss Binster aus dem Sekretariat, aber trotzdem wirkte sie sehr energiegeladen und motiviert, was sie trotz ihrer vielleicht etwas altbackenen Klamotten um einiges jünger und fitter aussehen ließ. Sie blickte mich kurz an, lächelte mir aufmunternd zu und bat dann die Klasse um Ruhe, da sie mit dem Unterricht beginnen wollte. Die meisten Schüler, die sowieso schon ihre Gespräche unterbrochen hatten, als sie sahen, dass jemand Fremdes den Raum betrat, begaben sich nun nacheinander zu ihren Plätzen und blickten erwartungsvoll nach vorne. Auch Rachel setzte sich in die vorletzte Reihe auf ihren Platz, während ich einfach nur unschlüssig vor der Tafel stand und mich nicht rühren konnte. Zum Glück half mir Mrs. Jenkins. Sie kam auf mich zu, reichte mir die Hand und begrüßte mich: „ Guten Morgen, mein Name ist Mrs. Jenkins, Englisch- und Musiklehrerin. Wie ich höre, wirst du ab jetzt in diese Klasse gehen. Das freut mich. Vielleicht möchtest du dich einmal kurz vorstellen und dann kannst du dich fürs Erste neben Rachel setzten, die du, wenn ich richtig sehe, ja schon kennengelernt hast."
Zögerlich drehte ich mich zu meinen neuen Mitschülern. „ Ähm, ja... Hallo. Ich bin Mila, 18 Jahre alt und komme aus Deutschland, genauer gesagt aus Berlin. Vor ca. einem Monat bin ich mit meiner Mutter nach London zu meiner Grandma gezogen und ja... bin jetzt hier." Unsicher blickte ich mich um. Dabei sah ich auch in die Gesichter mir zwei wohlbekannter Mädchen. Na super, waren sie beide also doch in meiner Klasse. Was hatte ich doch für ein Glück. Gottseidank schienen sie mich nicht wiederzuerkennen.
Nachdem ein allgemeines „Hallo", „Guten Morgen" und „Willkommen Mila" erklang, ergriff Mrs Jenkins wieder das Wort während sie auf den Platz neben Rachel wies: „ Schön, dass du hier bist Mila. Ich denke, ihr alle werdet später noch genug Zeit haben, euch näher kennenzulernen. Jetzt müssen wir aber erst einmal den Ablauf unseres Ausfluges klären. Wurdest du darüber informiert?" Fragend sah sie mich an. Ich schüttelte verneinend den Kopf, als ich mich neben Rachel niederließ.
„ Na ja, macht nichts. Einige von deinen Mitschülern hatten es scheinbar auch nicht mehr auf dem Schirm," sagte sie, während sie die ausgepackten Hefte und Federtaschen einiger Schüler begutachtete, die sich nun leicht verwirrt und etwas peinlich berührt daran machten, diese schnell wieder in ihren Taschen zu verstauen.
„ Also, wie gesagt, machen wir uns in 10 Minuten auf den Weg ins Londoner Medienhaus, eine Art Museum über die verschiedensten Medien, ihre Geschichten und auch über einige berühmte Persönlichkeiten aus diesem Bereich. Ihr werdet zuerst in Einzelarbeit zu euren jeweiligen Themengebieten Recherchen anstellen, die ihr danach in der folgenden Gruppenarbeit mit euren Gruppenmitgliedern besprechen und auswerten werdet. Das alles ist als Einstieg in unser neues Unterrichtsthema 'Medien und Kommunikation in der Gesellschaft - damals und heute' gedacht, das wir bis zum Ende des Schuljahres behandeln werden. Ich verteile gleich an jeden von euch ein Aufgabenblatt, auf dem auch eure Gruppennummer draufstehen wird. Es wird nicht untereinander getauscht, ihr bleibt in der euch zugeteilten Gruppe und erarbeitet alle selbstständig die ersten Aufgaben." Als sie mit den Aufgabenblättern durch die Reihe ging, in der ich saß, blieb sie kurz vor mir und Rachel stehen. „Mila, da ich nicht wusste, dass du ab jetzt in dieser Klasse bist, habe ich noch kein Aufgabenblatt für dich vorbereiten können. Ich hoffe, das ist nicht so schlimm. Du kannst dir einfach eine der Gruppen aussuchen und dann an einer von den Aufgaben mitarbeiten." Ich nickte ihr zu und als sie weiterlief, stieß mich Rachel von der Seite an. „ Du kannst gerne mit mir zusammenarbeiten. Ich habe irgendetwas über berühmte Persönlichkeiten und wenn ich mir die Fülle der Aufgaben ansehe, wird mir ganz anders. Das können wir uns bestimmt gut aufteilen, wenn du möchtest." Bevor ich ihr antworten konnte, wurde ich allerdings von Mrs. Jenkins unterbrochen: „Das könnt ihr auch noch auf dem Weg klären. Wir müssen nun los. Also packt alle eure Taschen, vergesst eure Aufgaben nicht und dann geht es los."
Wir räumten also schnell unsere Sachen ein und liefen dann alle Richtung Haupteingang des Schulgebäudes. Von dort aus machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Museum. Vorneweg lief Mrs. Jenkins, die sich immer wieder umschaute, ob auch noch alle beisammen waren. Während des Fußmarsches fragten mich einige von den Mitschülern ein wenig aus. Woher ich genau kam, was ich hier machte, was meine Hobbys waren und so weiter. Wirklich beantworten konnte ich ihre Fragen gar nicht, da viele durcheinander redeten und wir nach 10 Minuten schon an unserem Ziel ankamen.
Mrs. Jenkins erinnerte uns noch einmal an unsere Aufgaben und nachdem wir eine Zeit vereinbart hatten, zu der sich wieder alle am Eingang des Museums einfinden sollten, entließ sie uns in die verschiedenen Ausstellungsräume.
Rachel stand plötzlich wieder neben mir und fragte: „Und, weißt du schon welches Thema du bearbeiten möchtest? Mein Angebot von vorhin steht noch." Eigentlich klang das ganz interessant, doch bevor ich ihr antwortet konnte, drehten sich zwei Jungs vor uns um und der eine meinte: „ Falls dich so was Langweiliges nicht interessiert, kannst du dich auch gerne uns anschließen. Hi, ich bin Adam und das ist mein Kumpel Logan." Dabei wies er auf den Lockenkopf neben sich. „ Wir haben als Thema 'Evolution des Mobiltelefons', alles von Beginn bis zum heutigen neusten Iphone. Im Übrigen thematisch eine super Gelegenheit für den Austausch von Nummern, findest du nicht? Klingt doch besser als solche verstaubten Geschichten über irgendwelche Leute, die sowieso alle schon tot sind." Dabei zwinkerte er mir augenscheinlich zu. Wobei... das war wahrscheinlich nur bloße Einbildung. Hör auf zu spinnen, Mila.
„Ach halt doch die Klappe, Adam. Deine dummen Sprüche ziehen nicht. Und dass du das Thema gut findest, war mir schon klar. Dann kannst du ja ausgiebig über dein neues Handy sprechen. Du bekommst ja sowieso fast jeden Monat ein neues. Lass Mila doch selbst entscheiden, was sie machen möchte." Rachel mochte ihn scheinbar nicht, so abfällig wie sie ihn ansah und dann die Augen verdrehte. Dann wandte sie sich wieder an mich: „ Also, woran möchtest du gerne mitarbeiten? Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn du in meiner Gruppe wärst." Da ich sowieso vor hatte, mit ihr zu arbeiten, stimmte ich - dankbar für das Angebot - schließlich zu, mir mit ihr die Aufgaben zu teilen. Sie reichte mir einen Zettel mit den Aufgaben, während Adam mit den Schultern zuckte und im Weggehen noch meinte: „ Na gut, dann ein anderes Mal. Deine Nummer hätte ich später trotzdem gerne." Er zwinkerte mir dieses Mal wirklich offensichtlich zu und war dann mit seinem Kumpel Logan um die nächste Ecke verschwunden.
„Vergiss den Typen. Der macht nur Ärger. Am besten du ignorierst den Idioten so gut es geht. Das gibt sonst nur Probleme. Also dann, viel Erfolg mit den Aufgaben. Bis nachher." Und mit diesen Worten war auch sie verschwunden und ich stand noch einen Moment alleine im Vorraum des Gebäudes.
Ich beschloss, mir erst einmal keine weiteren Gedanken über das eben Geschehene zu machen und lieber mich um die Aufgaben zu kümmern. Ich lief in die entgegengesetzte Richtung, in der alle anderen gerade verschwunden waren und versuchte, in den weniger besuchten Ausstellungsräumen Antworten auf meine Fragen zu finden.
Vorbei an vielen Bildern und Ausstellungsstücken, die zum Teil schon sehr alt aussahen, lief ich in Richtung des Raumes über berühmte Filmschauspieler und Theaterdarsteller, den ich auf einem Lageplan des Museums ausfindig gemacht hatte. Als ich den Raum erreichte, dachte ich schon, dass er überfüllt mit Besuchern und einigen von meinen neuen Mitschülern sein würde, aber zu meiner Überraschung waren nur vier oder fünf Menschen zu sehen. Ich betrachtete meine Aufgaben und sah mich dann in dem großen Raum um. An jeder Wand hingen viele Bilder, die die verschiedensten Schauspieler der letzten hundert Jahre oder so abbildeten. In der Mitte vom Raum waren einige kleinere Kulissen und Requisiten aufgebaut, sodass einem der Blick auf das andere Ende des Raumes versperrt wurde. Wollte man wissen, was dort auf einen wartete, musste man also einmal komplett durch die Ausstellung, vorbei an verschiedenen Informationstafeln und -bildschirmen. Da ich mich von hintern nach vorne arbeiten wollte, blieb mir also nichts anderes übrig, als mich durch den ziemlich vollgestellten Raum zu kämpfen.
Ich wusste nicht, woran ich genau dachte, aber irgendetwas lenkte mich so sehr ab, dass ich plötzlich mit jemandem zusammenstieß und verdutzt ein paar Schritte zurück taumelte. Dabei griffen auf einmal zwei starke Arme nach meinen Schultern, als befürchtete die andere Person, dass ich hinfallen würde. Irritiert blickte ich die Person vor mir an und hielt fassungslos den Atem an, als ich in die leicht erschrockenen und auch irgendwie besorgten, mir sofort bekannten, braunen Augen blickte....

Do you trust me? (Thomas Brodie-Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt